Spielregeln in Unternehmen, die wohl keiner mag

SPIELREGELN IN UNTERNEHMEN, DIE WOHL KEINER MAG

Unternehmen sind ein ganz spezieller "Zirkus". Und dieser Zirkus läuft nach bestimmten Spielregeln. Diese Regeln muss man nicht mögen. Ich selber finde Sie abscheulich. Doch wenn Sie bei diesem Spiel nicht untergehen wollen, sollten Sie diese Regeln besser kennen — auch wenn Sie Ihnen ebenfalls nicht gefallen.

Schuldige suchen

Wenn es mal nicht so läuft wie geplant, beginnt die Suche nach einem Schuldigen meist sehr zügig. Nehmen Sie sich folgenden Grundsatz zu Herzen: Lassen Sie niemals einen Schatten der Schuld auf Ihren Namen ziehen! Denn ist Ihr Name einmal eingefärbt, so wird Ihnen dieser zweifelhafte Ruf immer vorauseilen. Ob zu Recht oder Unrecht spielt dabei keine Rolle.

Wenn es also anfängt schief zu laufen, sehen Sie zu, dass Sie schadlos aus der Affäre raus kommen. Denn das werden alle anderen um Sie herum ebenso versuchen. Dazu drei Möglichkeiten:

  1. Wenn der Schuldige noch nicht klar ist, suchen Sie nach einer Ursache, die außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereiches liegt. Schieben Sie die Verantwortung möglichst weit von sich weg. Doch seien Sie achtsam: wenn Sie lediglich leere Worte senden, über die Situation jammern und die Schuld auf andere schieben wird Ihnen das schnell zum Verhängnis. Sorgen Sie stattdessen dafür, dass Sie mit der heiklen Situation gar nicht erst in Verbindung gebracht werden.
     

  2. Falls die Situation eindeutig in Ihren Verantwortungsbereich fällt, brauchen Sie eine andere Strategie. Sichern Sie sich ab, indem Sie nun möglichst viele andere Personen an den weiteren Schritten beteiligen. Am besten treffen Sie die Schlüssel-Entscheidungen in einem Komitee. Dann können Sie sich im Namens-Wald der anderen hervorragend verstecken.
     

  3. Die schlauestes Strategie: Sie sehen das mögliche Übel bereits am Horizont, bevor es passiert. Dann haben Sie im Vorfeld ausreichend Zeit, andere Personen in Stellung zu bringen. Kommt es dann zum Unglück, betonen Sie die Mitwirkung dieser Personen – so fällt denen dann die Schuld in die Schuhe. Sollte sich das Blatt zum Guten wenden, können Sie sich selbst in Szene setzen und die Lorbeeren einstreichen.

Pyramiden bauen

Moses schreibt in der Bibelvom Bau der Pyramiden. Der Pharao fordert eine bestimmte Produktionsmenge an Ziegeln pro Tag. Doch es gibt zu wenig Stroh, um den Lehm für die Ziegel zu binden. Moses beklagt sich beim Pharao. Doch der erwidert: „Die Produktionsmenge bleibt. Dann müssen sich die Arbeiter eben überlegen, wo sie mehr Stroh herbekommen.“ Gesagt – getan. Die Arbeiter nehmen alles, was irgendwie tauglich ist, um etwas zu produzieren, was zumindest optisch einem Ziegel entspricht. Qualitativ waren die Ziegel jedoch Schrott.

Im Berufsleben geraten wir immer wieder in vergleichbare Situationen: es werden Ziele eingefordert, die mit den bestehenden Ressourcen nicht zu erreichen sind. In Diskussionen hören wir dann als Antwort: „Hören Sie auf zu jammern. Sorgen Sie lieber dafür, dass das Produkt rechtzeitig auf den Markt kommt.“

Jeder erfolgsorientierte Mensch spielt, um das Spiel zu gewinnen – egal wie groß die Aussichten auf Erfolg sind. Das ist auf der einen Seite gut. Auf der anderen Seite macht es uns auch blind, vernünftige Lösungen zu finden.

Im Beruf sind Ressourcen meist begrenzt. Nicht immer verfügen wir über alle Spezialisten, Erfahrungen oder ausreichend Zeit oder Geld, um das Projekt wie geplant umzusetzen. Machen Sie einfach aus dem, was Ihnen zur Verfügung gestellt wird, das Beste. Und wenn das Ergebnis daneben geht, ärgern Sie sich nicht zu sehr. Denn wenn jemand will, dass Sie ihm Pyramiden bauen, muss er Ihnen auch die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen.

Hören, was um Sie herum passiert

Doch der Feind ist nicht immer nur um uns herum. Der größte Feind wohnt wohl ins uns selber: unsere Selbstgefälligkeit. Wenn wir ein Projekt zum erfolgreichen Ende geführt haben, ist es nur menschlich, dass wir die Füße hochlegen und uns in der Erfolgs-Sonne ausruhen. Doch dazu haben Sie keine Zeit. Seien Sie auf der Hut – besonders dann, wenn alles glatt zu laufen scheint.

Denn der größte Feind für unsere Souveränität sind Überraschungen. Und die lauern bereits um die nächste Ecke. Und wenn das Unerwartete eintritt, fallen wir schnell vom Himmel in die Hölle. Denken Sie daran: die Bastarde sind Ihnen immer auf den Fersen, um Sie zu kriegen!

Sorgen Sie also dafür, dass Sie sich ein Netzwerk aufbauen. Schlüsselpersonen, die Sie auf dem Laufenden halten, was im Unternehmen passiert. Ihre Spione. Ihr Frühwarnsystem. Das hat mehrere Vorteile:

  • Sie hören rechtzeitig von sich aufbauenden Gefahren, bevor sie zur Bedrohung für Sie werden.

  • Sie sind informiert, wer Freund und wer Feind für Sie ist.

  • Sie können Ihre Kontakte gezielt nutzen, um Informationen zu verbreiten.

Denken Sie daran: je mehr Sie vorhersehen, desto seltener sind Sie überrascht. Es braucht also kein Universitäts-Diplom, um zu wissen, dass sich einige beim ersten Misserfolg von Jogi Löw förmlich das Maul zerreißen.

Denken Sie an sich

Diese Spielregeln mögen Ihnen vielleicht nicht gefallen. Aber so läuft nun mal das Spiel. Entweder nehmen Sie sich diese Regeln zu Herzen. Oder Sie versuchen sie zu verändern (viel Erfolg!).

Teil des Spiels ist auch: Sie schulden nur sich selbst und Ihrer Familie Loyalität! Beherzigen Sie dies – und so manche Entscheidung wird Ihnen im täglichen Überlebenskampf leichter fallen. Bedenken Sie jedoch, dass Sie diese Einstellung am besten für sich behalten – und nach außen das Gegenteil leben.