
HOLZERS HORIZONTE
Glücklichsein trotz Krise
Lächelnde Gesichter im Home-Office - so sieht die Corona-Zeit auf Social Media aus. Doch die Wahrheit sitzt meist hinter der Fassade. In vertrauten Coaching-Gesprächen offenbaren selbst hartgesottene Männer auf einmal: Das Leben in der Krise ist nicht nur schön. Doch was können Sie tun, um trotz ungewissen Zeiten glücklich zu sein?
Während der Corona-Zeit hat sich meine Arbeit verändert. Aktuell weniger Vorträge. Dafür mehr Coaching. Meist geht es in den Gesprächen ums Business: Führung, Umgang mit Ungewissheit, Generationswechsel. Doch häufig kommen auch private Themen auf die Agenda. Dann zeigt sich in den Gesprächen, dass hinter der öffentlichen Fassade die Gemütslage der Menschen völlig anders aussieht.
Nach außen zeigt sich das smarte Lächeln. Photos vom Home-Office werden gepostet. Unter Kollegen lautet die Antwort auf die Frage „Wie geht’s?“: Super! Die Marschrichtung lautet: Wir schaffen das.
Die Warheit sitzt hinter der Fassade
Zuhause sieht die Realität jedoch anders aus. Die Familie hockt auf einander. Die Kinder drehen am Rad. Zwischen den Meetings soll Home-Schooling stattfinden, gekocht werden. Die Grenzen zwischen Privat und Job verschwimmen; die Arbeitszeit nimmt zu.
Bisschen Zeit für sich selbst finden? Sport, Spazieren oder einfach mal nur alleine sein? In meiner kleinen Stichprobe fand ich: Letzteres scheint besonders für berufstätige Mütter und Ehefrauen ein Tabu zu sein.
In vielen Familien sind die Würfel gefallen, wer im Home-Office in Ruhe arbeiten darf. Oder gar wer ins Büro fährt. Manchmal wird dazu einfach nur geprüft, wer jeden Monat mehr Geld in die Haushaltskasse bringt. Der eine hat so (vorrübergehend) familiäre Ruhe, kann den Geist mit mehr oder weniger sinnvollen Themen beschäftigen und hat sozialen Kontakt zur Außenwelt. Der andere hat sich primär um die Kinder zu kümmern — und scheint dabei seelisch zu verkümmern. Die Nerven liegen blank!
Aber auch kinderlosen Menschen setzt die Corona-Zeit zu. Selbst harte Brocken sprechen auf einmal über eine seelische Anspannung. Ein diffuses Gefühl von Sorgen und Ängsten breitet sich plötzlich aus, das nicht näher greifbar ist. Gerade für Männer eine schwere Situation, da sie den Gefühlen bis jetzt erfolgreich aus dem Weg gehen konnten. Doch wie heißt es so schön: Gefühle sind keine Krankheit.
Fragile scheinsicherheit
“Jeder muss seinen Frieden in sich selbst finden, und soll der Friede echt sein, darf er nicht von äußeren Umständen beeinflusst werden.” Die Worte Gandhis klingen so klugscheißerisch, wenn man sich gerade wegen der äußeren Umstände mies fühlt.
Und doch hat er recht. Denn wir erleben, wie flüchtig unser vermeintlich sicheres Leben ist. Ein Virus reicht aus, um in nur drei Monaten die Weltwirtschaft und das persönliche Glücksgefühl in den Keller zu reißen.
Hängt das Glück also doch eher an den äußeren Umständen? An Büro, Job, Geld, Haus, Auto, Restaurantbesuche, Shopping, Urlaub, Luxus?
Oder können wir — gerade in der Krise — unseren inneren Frieden finden? Einfach so glücklich sein?
Glück darf kein ziel sein
Vielleicht sollten Sie das Streben nach Glück einfach aufhören. Auch wenn Ihnen die Glücksindustrie etwas anderes versucht einzureden: Glück darf kein Ziel sein!
Denn Glück ist flüchtig. Es besteht aus Momenten. Und die kommen und gehen. Glück ist kein Zustand, den Sie einmal erreichen und dann für immer besitzen.
Für mich ist wichtig, dass mein Leben alles in allem erfüllt ist. Diese große Erfüllung kann ich selbst dann erleben, wenn der ein oder andere Augenblick auch mal frei von Glück ist. Mich entspannt diese Haltung, denn so kann ich mein Leben leichter genießen.
umgang mit krisen
Der Weg zu dieser Haltung ist einfach und seit langem bekannt: Amor Fati. Das klingt wie ein Name. Ist jedoch eine lateinische Redewendung und bedeutet: Liebe Dein Schicksal.
Vor rund 2.000 Jahren gab es diese Geisteshaltung bereits. Der römische Kaiser Marc Aurel schrieb darüber. Und doch gehört Amor Fati nicht zur Grundausstattung des menschlichen Gemütszustands.
Es braucht viel Training, um die Situation nicht nur einfach so anzunehmen. Sondern sie sogar zu lieben.
Vor vielen Jahren hat mich die Diagnose Krebs aus der Bahn geworfen. Das hat mich traurig gemacht, denn irgendwie hat diese Diagnose mir emotional klar gemacht, dass mein Leben endlich ist. Die jährlichen Routineuntersuchungen rissen immer wieder die Wunden der Erinnerung auf. Auch heute noch. Doch der Schmerz ist viel erträglicher geworden.
Ich habe angefangen, die Situation, so wie sie ist, zu lieben. Es würde zu weit gehen, wenn ich sage: Ich liebe den Krebs. Aber ich nehme die Situation und alles, was passiert ist, an und liebe sie jeden Tag ein bisschen mehr.
Wenn Sie Ihr Schicksal nicht ertragen. Nicht nur akzeptieren. Sondern lieben. Dann werden Sie eine ganz andere Energie gewinnen. Sie sind dann kein Opfer des Schicksals. Sondern Sie gestalten Ihre Zukunft mit dem, was das Leben Ihnen bietet. (Schauen Sie in meinen Online-Vortrag Mentale Stärke, wenn Sie noch mehr dazu wissen wollen.)
Die Kraft der Gegenwart
Ich nenne das „Gegenwart machen“.
Wenn Sie von einer rosaroten Zukunft träumen, wird eine aktuelle Krise sich nicht von alleine in Luft auflösen. Ihnen wird es auch nicht besser gehen, wenn Sie sich irgendwelche Horrorszenarien ausmalen, was in Zukunft möglicherweise noch alles passieren könnte.
Alle Bilder von der Zukunft — ob angenehm oder schrecklich — sind nichts anderes als Phantasie. Kopfkino. Halluzination.
Wenn Sie zeitlich in die andere Richtung schauen und sich an der Vergangenheit festkrallen, sich einreden „Früher war alles besser“, wird Ihre aktuelle Situation ebenfalls nicht angenehmer. Im Gegenteil: Denn Sie wissen, so wie früher, wird es nie mehr werden.
Und das ist auch gut so. Denn es kann besser werden, als es jemals war. Wenn Sie sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und Gegenwart machen. Dazu brauchen Sie nur zwei Fähigkeiten beherrschen.
Wahrnehmen, was ist. Schauen Sie genau hin. Hören Sie gut zu. Fühlen Sie. Nicht nur um Sie herum. Sondern auch in Ihnen. Wahrheit zeigt sich meist in vielen Facetten. Seien Sie achtsam.
Wahrmachen, was jetzt sein soll. Wenn Sie wahrgenommen haben, was ist, dann legen Sie los. Machen Sie das, was jetzt zu tun ist, um die Situation ein bisschen besser zu machen.
Gegenwart machen funktioniert dann richtig gut, wenn Sie wissen, wo Sie im Leben hinwollen. Der Mensch ist rund 300.000 Jahre auf diesem Planeten unterwegs. Den Großteil der Zeit als Nomade. Und Nomaden brauchen für ihre Reise eine gute Orientierung: den Horizont.
Heute sind wir als moderne Nomaden unterwegs. Auch Sie sind ein moderner Nomade. Und brauchen ebenfalls Orientierung.
Wie sieht Ihr Horizont aus? Wo wollen Sie hin? (Weitere Impulse finden Sie auch in meinem Online-Vortrag Umsetzungs-Power statt blinder Aktionismus.)
Die Krise als Chance
Corona ist eine gute Gelegenheit, um über sich hinaus zu wachsen. Nicht nur im Business neue Wege zu suchen oder privat das Haus aufzuräumen. Sondern auch in Ihrem Leben. In Ihrer Seele. In Ihrer Einstellung gegenüber sich selbst und der Welt.
Das ist leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn Ihnen — welches Wasser auch immer — bis zum Halse steht.
Doch eines ist Gewiss: Die nächste Herausforderung, die nächsten widrigen Umstände kommen mit Sicherheit. Nutzen wir die Zeit also und arbeiten an uns. Trainieren Sie Geist und Seele. Werden Sie eine stärkere Persönlichkeit.
Denn der wahre Charakter zeigt sich in der Krise.
Warten Sie nicht darauf. Zeigen Sie ihn jetzt schon. Denn das Leben ist kurz.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
Weitere Videos sowie meine Serie #CappuccinoFriday finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Vielfalt macht wertvoll - ist aber nicht gratis
Machen wir uns nichts vor: Geld regiert die Welt. Das war vor Corona so. Und wird auch danach so bleiben. Doch das Diktat von Wachstum und Effizienz bedroht die Vielfalt unserer Gesellschaft. Spätestens seit der Monotonie der Corona-Zwangspause hat jeder erlebt: Es ist gerade die Vielfalt, die unser Leben lebenswert macht.
Eine Gesellschaft ist wertvoll, wenn sie vielfältig ist. Deswegen freue ich mich, dass die Aufrufe während der Corona-Zwangspause zunehmen: Wir müssen etwas ändern!
Pfleger und Ärzte sollen respektvoller behandelt werden. Wir müssen Künstler und Restaurants unterstützen. Die Produktionsketten sollen de-globalisiert werden. Das Hochfahren der Wirtschaft soll klimafreundlich stattfinden.
Sehr gut. Wenn wir die Krise nutzen, um über unsere Gewohnheiten nachzudenken, dann hat sich die Krise schon gelohnt.
Eine Frage der Haltung
Doch so einfach ist es nicht. Denn die Ursache für viele Missstände liegt tief in uns.
Da ist zum Beispiel die Gier nach unbegrenztem Wachstum. Wann ist Geld genug? Wann ist Konsum genug? Für die meisten gilt: Nie! Eine Haltung, die viele haben, jedoch öffentlich nicht zugeben, scheint zu sein: „Natürlich müssen wir die Umweltverschmutzung in den Griff bekommen. Aber ich kann das Klima nicht retten. Dann kann ich auch in einem 450 PS Boliden durch die Gegend fahren.“ Ersetzen Sie das Auto durch beliebige andere Eigenschaften unseres modernen Konsumverhaltens.
Dann ist da unsere Bequemlichkeit. Wir geben es zwar nicht zu, aber wir sind faul. Und das ist auch gut so. Denn Bequemlichkeit ist der wesentliche Treiber für technologischen Fortschritt. Natürlich können Sie die Kaffeebohnen von Hand mahlen. Aber eine elektronische Mühle ist bequemer. Natürlich ist es möglich, zu Fuß von München nach Berlin zu laufen. Aber mit dem Flugzeug ist es bequemer. Natürlich ist es möglich, auf die Datenkraken Google, WhatsApp & Co. zu verzichten und Alternativen zu nutzen. Aber es ist bequemer, sich den Mainstream-Plattformen anzuschließen.
Diese Haltungen sind harmlos und wären an sich völlig OK. Doch es kommt noch eine gefährliche Zutat hinzu: Die natürliche Verblendung, wenn ein Lebewesen vermeintlich am oberen Ende der Nahrungskette steht. Schon in der Bibel steht: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.“ Das mit dem untertan machen haben wir wörtlich genommen und meisterhaft umgesetzt. Doch unsere Position am Ende der Nahrungskette müssen wir seit SARS-CoV-2 wohl nochmal überdenken...
Auf dem Humus des Alten kann Neues entstehen
Die Welt in der wir heute leben, ist alles andere als selbstverständlich. Es gab früher bereits andere Hochkulturen. Ob Dinosaurier oder das römische Reich. Doch sie alle sind im Laufe der Zeit verschwunden. Ausgestorben.
Das ist nicht dramatisch. Denn wenn eine Gesellschaft stirbt, fallen wir nicht in ein schwarzes Loch. Es entsteht kein Vakuum. Sondern Humus. Und auf dem Humus der toten Gesellschaft entsteht etwas Neues.
Wenn die Corona-Krise dazu beiträgt, dass Teile unserer gesellschaftlichen Werte sterben, dann wünsche ich mir vor allem eines: dass die Gratis-Mentalität ausstirbt.
Ramschpreise sind tödlich
Der Anspruch, dass alles gratis oder zu Ramschpreisen verfügbar sein muss, verseucht vieles. In Köln heißt es: Kost nix, is nix! Wer nicht bezahlt, weiß den Wert nicht zu schätzen. Und was gratis ist, wird schnell missbraucht.
Das gilt für öffentliche Toiletten, die zu Kloaken verkommen. Ich vergesse nie: Meine Frau und ich sind in einer schicken Lounge am Flughafen. Ich gehe aufs WC. Mir kommt ein Typ im schicken Anzug entgegen. Und finde eine - entschuldigen Sie die harte Ausdrucksweise - vollgeschissene Toilette vor. Ich frage mich: Hinterlässt der Typ Zuhause sein WC auch in diesem Zustand? In der Lounge ist es ihm anscheinend völlig egal. Vor der Tür wartet ja eine Dame, die die Toilette für ihn reinigt. Was für eine arrogante und menschenverachtende Haltung.
Was für gratis Toiletten gilt, gilt natürlich auch für viele andere Bereiche. Und erst recht auch für Dinge, die wir bezahlen. Schauen Sie sich mal einen Flieger nach einem Langstreckenflug an. Die Sitzreihen gleichen Müllhalden. Und ich habe den Eindruck, dass die teureren Plätze schlimmer aussehen als die in der Economy.
Falle oder Goldgrube
Während meines Studiums habe ich mich während der Volkswirtschaftslehre-Vorlesung immer gefragt: Warum hat alles einen Preis - nur die Natur nicht? Wozu das in den letzten Jahrzehnten geführt hat, können Sie in der Realität selber beobachten. Wir haben die Ressourcen der Natur schamlos ausgenutzt. Wohlstand und Fortschritt sind das Ergebnis. Eine wahre Goldgrube nicht nur für einzelne Superreiche, sondern für die Menschheit insgesamt. Doch diese vermeintliche Goldgrube ist eine Falle. Denken Sie nur an das Artensterben: Ob Tiere oder Plfanzen, die Vielfalt nimmt ab.
Leider leugnen manche Quellen nach wie vor, dass es so etwas wie einen durch den Menschen verursachten Klimawandel gibt. Prüfen Sie bitte, woher Sie - nicht nur während Corona - Ihre Informationen und Nachrichten bekommen. Die Produktion von Inhalten kostet Ressourcen: Zeit, Energie, Geld. Jedoch bezahlen wir für den Großteil nichts.
Sie werden einwenden: Wozu soll ich bezahlen, wenn die meisten Inhalte gratis angeboten werden? Wie zum Beispiel der Blog, den Sie gerade lesen.
Doch die Gratis-Angebote haben einen Haken: Sie sind nicht kostenlos. Die Produzenten müssen irgendwie anders an Ihr Geld kommen, um die investierten Kosten zu decken. Manche machen das, um durch Fake-News zu Ruhm und Ehre zu kommen. Andere missbrauchen Ihre Daten hinter vorgehaltener Hand (schauen Sie mal in die Doku “Cambridge Analyticas großer Hack”). Bei mir ist es zum Glück einfacher: Ich bekomme durch meine gratis Angebote Aufmerksamkeit und werde als Berater, Coach oder Vortragsredner gebucht.
Gratis funktioniert also.
Bereicherung für unsere Gesellschaft
Dennoch halte ich die Gratis-Mentalität für falsch.
Wenn die Natur und deren Verschmutzung nichts kostet, werden wir unseren Lebensraum irgendwann zerstört haben.
Wenn Ärzte, Lehrer, Pfleger oder Taxifahrer auf die Stunde runtergerechnet zu schlecht bezahlt werden, wird irgendwann keiner mehr Lust haben, in solchen Berufen tätig zu sein.
Unsere kulturelle Vielfalt wird abnehmen, wenn wir nicht bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Ob Nachrichten, Zeitungen, Musik, Podcast, Blog oder Buch — die kostenlosen Angebote werden auf lange Sicht nur noch von denen produziert, die es sich leisten können.
Künstler, Autoren, Schauspieler, Musiker, die alle dafür sorgen müssen, dass Zuhause das Brot auf den Tisch kommt, können da nicht immer mithalten. Sie zahlen durch hohes Stresslevel, Sorgen und Ängste einen hohen Preis für die Hoffnung: Tausche Gratis gegen Buchung.
Manche können sich dieses Spiel irgendwann nicht mehr leisten und geben auf. Andere, die tolle Talente haben, mit denen sie unsere Gesellschaft bereichern könnten, fangen vielleicht gar nicht erst an.
Doch dadurch stirbt Vielfalt.
Aber für eine Gesellschaft gilt das gleiche wie für die Natur: Sie ist wertvoll, wenn sie vielfältig ist.
Vielfalt bedeutet, wenn wir nicht den Großteil unserer Lebenszeit in Büros verbringen, die wie Legebatterien für Funktionsmenschen aussehen. Wenn wir nicht nur dem Diktat von Wachstum und Effizienz unterliegen: höher, schneller, weiter.
Sondern wenn auch andere Werte unsere Gesellschaft auszeichnen: Kreativität, Verschwendung, persönliches Wachstum, Bildung, Chaos, Reflexion, Respekt, Ruhe und Besonnenheit zum Beispiel.
Vielfalt ist ein Wert, den wir uns als Gesellschaft leisten können. Das funktioniert nur, wenn wir Vielfalt wertschätzen. Doch dafür müssen wir bereit sein, für Vielfalt zu bezahlen.
Wollen Sie das?
Weitere Videos sowie meine Serie #CappuccinoFriday finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Lebe einfach, damit alle einfach leben können
Die Dinosaurier sind verschwunden. Das römische Reich brach zusammen. Und von Netscape und Nokia redet heute kein Mensch mehr. Giganten können fallen. Denn es bleibt nichts, wie es war. Der Wandel ist schnell, scharf und macht vor nichts halt. Eine große Chance, auch unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt neu zu denken.
Die Dinosaurier sind verschwunden. Das römische Reich brach zusammen. Und von Netscape und Nokia redet heute kein Mensch mehr. Giganten können fallen. Denn es bleibt nichts, wie es war. Der Wandel ist schnell, scharf und macht vor nichts halt. Eine große Chance, auch unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt neu zu denken.
Lebe einfach, damit alle einfach leben können. Diese Worte von Mahatma Gandhi sind brandaktuell. Denn während der Corona-Zwangspause erleben wir auf einmal, dass die Welt auch still stehen kann — und das Leben trotzdem weitergeht.
Die RUhe vor dem Sturm
Kein Shopping. Keine Events. Keine Urlaube. Menschen, die Anfang des Jahres noch über zu viel Freizeitstress klagten, beschweren sich nun über Langeweile.
Fehlende Geschäftsreisen lassen den Meilenstatus und die Spesen-Rechnungen in den Keller fallen. In den Unternehmen lässt sich auf einmal alles digital und per Telefon oder Videokonferenz erledigen.
War das Arbeiten von Zuhause bis dato ein Tabu, so ist es auf einmal in ganz Deutschland möglich.
Wir nehmen unserer Gesellschaft und Wirtschaft das Atmen, damit wir den Virus in den Griff bekommen. Doch welchen Preis fordern unsere Maßnahmen?
Unternehmen gehen in Insolvenz. Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Nerven liegen blank, wenn die Familie Zuhause eingesperrt ist. Kinder dürfen nicht miteinander spielen und sehen, wie soziale Distanz gepredigt wird. Der Staat verschuldet sich dermaßen, dass dafür noch viele Generationen malochen müssen.
Der Preis für unsere Antwort auf die Krise ist mit Sicherheit eines: hoch!
Doch wir können die Corona-Krise auch einfach nur als einen Trainingsraum sehen. Die Lektion lautet „flatten the curve“. Bei Corona bekommen wir das mit Zuhause bleiben und Mundschutz hin. Aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn die wahre Herausforderung wird uns noch hart treffen: der Klimawandel.
Lautet die einfache Lösung: weniger ist mehr?
Die Kurve der Klima-Krise werden wir nicht so einfach flach bekommen wie bei Corona. Um die Folgen unseres Umweltmissbrauchs zu mildern, werden wir uns deutlich mehr anstrengen müssen.
Dabei kann jeder Einzelne von uns bereits heute einen einfachen Weg einschlagen, um die Umwelt nicht weiter zu missbrauchen: weniger konsumieren!
Eine Gesellschaft ist wertvoll, wenn sie bunt ist
Wer weniger braucht, muss weniger arbeiten. Wer weniger arbeitet, hat mehr Zeit für die schönen Dinge. Kreativität. Kultur. Musik. Schauspiel. Bildung. Soziales Engagement. Sport. Zeit für die Familie und Freunde.
Dies sind verlockende Alternativen zu den Symptomen der aktuellen „höher, schneller, weiter“-Welt. Dabei beklagen sich Angestellte wie Führungskräfte über fehlende Work-Life-Balance. Kopf- und Rückenschmerzen. Burn-Out. Alkohol- und Drogenprobleme. Ein Mangel an Sinn und Erfüllung. All das nehmen wir in Kauf, damit der Gehaltsscheck unser modernes Leben sichert.
Dabei könnte ein allgemeines Grundeinkommen den Menschen die notwendige Sicherheit bieten, um sich für die Gesellschaft einzubringen und sie durch Vielfalt zu bereichern. Sich auszuprobieren.
Und bei einem bin ich mir sicher: Wer arbeiten und mehr verdienen will, wird auch trotz Grundeinkommen freiwillig arbeiten gehen. Und wer nicht arbeiten will, drückt sich heute wie morgen vor Anstrengung und Arbeit.
In welcher Welt wollen Sie leben?
Vielleicht befinden wir uns kurz vor dem Durchbruch in eine neue Welt. Eine Gesellschaft, in der es nicht mehr ausschließlich um „höher, schneller, weiter“ geht. Sondern in der auch Gemeinwohl und persönliche Erfüllung der Menschen erstrebenswerte Ziele sind.
Ich rechne damit, dass Menschen sich durch die Corona-Krise bewusst werden, dass sie nur dieses eine Leben haben. Und dessen Lebenszeit ist begrenzt. Als Unternehmer oder Führungskraft sollten Sie die Corona-Zwangspause nutzen, um ihr Unternehmen auf die Zeit nach der Krise vorzubereiten. Welche neuen Bedürfnisse haben die Menschen? Wie können Sie sich und Ihr Unternehmen neu erfinden? Wenn Sie Lust haben, mit mir darüber nachzudenken, schreiben Sie mir.
Wirtschaft muss für und mit den Menschen gestaltet werden. Und im Einklang mit der Natur. Ich bin sicherlich kein Öko- oder Sozial-Freak. Aber ich habe ein Interesse daran, langfristig ein gutes Leben zu genießen. Sie auch?
Lebe einfach, damit alle einfach leben können.
Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema „Führung“. Melden Sie sich in meinem Newsletter an, um rechtzeitig informiert zu werden.
Wenn Sie Ihre Wirkung verstärken wollen, schauen Sie doch mal in meine Seminare Power of Influence oder Leadership Excellence.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
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Führung muss menschlicher, aber nicht weicher werden
In der Öffentlichkeit präsentieren wir uns gerne als gut gelaunt, positiv und voller Tatendrang. Doch in vertrauten Gesprächen begegnet mir häufig ein anderes Bild. Führungskräfte klagen über Schlafstörungen, Erschöpfung, Nacken- und Kopfschmerzen. Klar, Wirtschaft ist im übertragenen Sinne ein Spiel um Leben und Tod. Aber das heißt noch lange nicht, dass erfolgreiches Wirtschaften menschen-unfreundlich sein muss.
In der Öffentlichkeit präsentieren wir uns gerne als gut gelaunt, positiv und voller Tatendrang. Doch in vertrauten Gesprächen begegnet mir häufig ein anderes Bild. Führungskräfte klagen über Schlafstörungen, Erschöpfung, Nacken- und Kopfschmerzen. Klar, Wirtschaft ist im übertragenen Sinne ein Spiel um Leben und Tod. Aber das heißt noch lange nicht, dass erfolgreiches Wirtschaften menschen-unfreundlich sein muss.
Im Corona-Zeitalter wird fleißig darüber spekuliert, wie gut die Welt nach der Krise wird. Es ist beeindruckend, dass ein Virus, dessen Bedrohlichkeit wir nach wie vor noch gar nicht wirklich kennen, ausreicht, um einem ganzen Volk die rosarote Brille aufzusetzen. Es wird von Solidarität geschwärmt. Einem neuen Zeitalter des Miteinanders. Fehlt nur noch ein Wiederaufleben des Spruches „Wir schaffen das!“. Dabei gibt es in deutschen Firmen bereits seit Jahren dringenden Handlungsbedarf.
Der Spiegel titelte: Deutschland ist Frustweltmeister. Denn eine globale Studie hat 80 Millionen Antworten aus Mitarbeiterumfragen ausgewertet. Ergebnis: Jeder Vierte geht demnach in Deutschland unmotiviert ins Büro.
Woran liegt das? Es gibt viele Gründe. Einer ist, dass nach wie vor viele Führungskräfte Macht und Hierarchie missverstehen. Wer eine Führungsposition bekommt, soll sich damit nicht ein schönes Leben machen. Sondern hat Verantwortung für die Menschen, die er führt. Doch Egozentrierung, tote Streitkultur und der Drang, gewinnen zu wollen, lenken den Fokus mancher Führungskraft leider in die falsche Richtung. Führung wird so vom Erfolgs-Wegweiser zur Abkürzung in Richtung Untergang.
Zum Glück verdienen die Mitarbeiter in Deutschland mehr als in vielen anderen Ländern der Erde. Da lässt sich das Büro schon irgendwie aushalten. Ja, das private pro Kopf Geldvermögen ist zwar deutlich gestiegen. Aber wenn wir den Analysen glauben, dümpelt die subjektive Lebenszufriedenheit auf einer Seitwärtsbewegung vor sich hin.
Wer jetzt denkt, Unternehmer oder Führungskraft müsste man sein – dann ist die Welt in Ordnung. Von wegen. Schlafstörungen, Überlastung bis hin zum Dilemma, zwar viel Geld zu verdienen, aber mit dem Job nicht zufrieden zu sein. Außerdem zeigt sich in meinen Coachings: überraschend häufig rauben private Probleme den Anführern wertvolle Energie. Auseinandergelebte Ehen, Affären, Familienstreits, Alkohol- oder Drogensucht bis hin zu Erpressungen aus dem Rotlichtmilieu. Und glauben Sie mir: Man sieht es den Menschen vorher meist nie an. Wir sind eben alle gut im Schauspielern.
Die simple Wahrheit
Das Gute an den geschilderten Problemen ist: sie sind menschenverursacht. Wir haben sie uns selber eingebrockt. Also können wir sie auch selber lösen. Wir sind der Situation nicht hilflos ausgeliefert, wenn sie uns nicht gefällt. Wir müssen die Situation sogar anpacken und verbessern. Denn wir sprechen über das wertvollste, was ein Mensch aufs Spiel setzen kann: unsere Lebenszeit.
Der Haken ist, dass wir in unserer Kultur den Tod meisterhaft verdrängt haben. Wir leben in einer Illusion von Unendlichkeit. Doch der Tod verschwindet nicht, nur weil Sie nicht mehr hinsehen. Im Gegenteil: Er kommt Ihnen jeden Tag, jede Minute, jeden Augenblick ein Stückchen näher.
Wer sich jetzt versucht, in eine gesunde Work-Life-Balance zu retten, hat schon verloren. Denn was bedeutet dieser Begriff? Sie unterscheiden mit ihm zwischen Ihrem Leben und der Arbeit. Heißt: Wenn Sie arbeiten, leben Sie nicht mehr.
Im besten Fall ist Work-Life-Balance also ein netter Versuch, die Lebenszeit während der Arbeit auf Pause zu stellen. Funktioniert nur leider nicht. Denn ob Leben oder Arbeit: Ihre Uhr tickt unaufhörlich.
Der Blick nach innen
Wahrheit tut weh. Deswegen klappt es meist besser, Probleme bei anderen zu diagnostizieren als selber in den Spiegel zu schauen.
Andere erkennen ist weise. Sich selbst erkennen ist Erleuchtung.
— Laotse
Manche Führungskraft traut sich ins Kloster, um in der Zeit des Schweigens, mehr über sich zu erfahren. Die Corona-Zwangspause zeigt: Es geht auch einfacher. Sie können sich diese Momente der Reflektion jeden Tag nehmen. Wenn Sie das wollen. Es bringt viel mehr, jeden Tag ein bisschen achtsam zu sein, als nur einmal im Jahr, während des Klosteraufenthalts. Ich nenne das: Alltags-Achtsamkeit.
Was halten Sie davon, wenn wir die Corona-Situation nutzen, um uns Zeit für den Blick nach innen zu nehmen. Statt darauf zu hoffen, dass die rosarote Zukunft nach Corona von alleine besser wird, übernehmen wir heute bereits Verantwortung und handeln.
Zur Erkenntnis brauchen Sie nur zwei Dinge:
Erstens, eine ehrliche Beschreibung Ihres aktuellen Standorts. Welchen Lebensweg haben Sie hinter sich? Wo stehen Sie?
Zweitens, eine verlockende Beschreibung Ihres Ziels. Wo wollen Sie hin? Ich nenne das: Horizont.
Schreiben Sie mir, dann sende ich Ihnen eine kurze Anleitung zu, wie Sie Ihren persönlichen Horizont entwickeln können. Wer es ausführlicher will, dem empfehle ich mein Buch.
Wenn Sie also wollen, dass die Wirtschaft sich verändert. Dass die investierte Zeit im Job, keine Verschwendung, sondern Erfüllung ist, dann fangen Sie am besten damit an, sich selbst zu verändern.
Geld regiert die Welt
Was ist das Ziel eines Unternehmens? Machen wir uns nichts vor: natürlich Gewinn maximieren. Das sagt heute nur niemand gerne öffentlich, da es nicht mehr dem Zeitgeist entspricht. Stattdessen hören wir etwas von „Purpose“, Sinn und erfahren, wie sich die Unternehmen einen ökologisch grünen Anstrich verpassen.
Die Trendwende ist gut und richtig. Denn die Corona-Krise ist winzig im Vergleich zu dem, was an Taifun auf uns zurollt: die tödlichen Bedrohungen durch den Klimawandel. Der Klima-Krise können wir nicht begegnen, indem wir einfach alle Zuhause bleiben oder mit Mundschutz hoffen, dass wir verschont bleiben. Die Probleme der Klima-Krise werden schmerzhafter zuschlagen.
Dann reichen nicht nur schöne Worte. Entschlossene Taten jenseits des puren Gewinnstrebens sind gefragt. Am besten jetzt.
Aber haben wir das Diktat der Gewinnmaximierung schon abgelegt? Stellen wir uns einen Vorstandsvorsitzenden einer börsennotierten Gesellschaft vor. Auf der Jahreshauptversammlung erzählt er: „Wir haben unsere Umweltziele voll erreicht und arbeiten klimaneutral. Außerdem glänzen wir durch die höchste Kundenzufriedenheit der Branche mit einem NPS von 9,7. Und auch die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter konnten wir deutlich steigern. Nur leider haben wir unser Gewinnziel nicht erreicht und liegen 7,6% hinter Vorjahresniveau.“
Würden dann alle sagen: Super – Die Firma hat in Umweltschutz, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit investiert? Oder ist der Vorstand angezählt und seine internen Wettbewerber sägen bereits gierig an seinem Stuhl?
Wie sieht es bei den Mitarbeitern aus? Wird der Druck jetzt erhöht, da viel (= die Karriere des Vorstandsvorsitzenden) auf dem Spiel steht? Sorgt die Hierarchie für ein Klima von Angst und Schrecken, damit die Mitarbeiter alles tun, um die finanzielle Notlage so schnell wie möglich zu lösen? Oder vertraut man, dass die Mannschaft alles gegeben hat – die finanziellen Ziele trotzdem nicht geschafft wurden – und es im neuen Jahr mit neuer, gemeinsamer Energie nach vorne geht – neues Spiel, neues Glück?
Wirtschaft nicht mit, sondern für den Menschen
Was gut und richtig ist in einer Gesellschaft, hängt von ihren Werten ab. Und welche Werte einer Gesellschaft wichtig sind, hängt davon ab, welche Werte jedem Einzelnen von uns wichtig sind.
Deswegen beginnt die Veränderung bei Ihnen. Wie wollen Sie zukünftig arbeiten?
Schaffen wir es, uns als Knecht der gewinnmaximierenden Legebatterien zu befreien? Gewinn, Sinn und Nachhaltigkeit müssen kein Widerspruch sein. Sie können Gewinn machen und etwas Sinnvolles zur Gesellschaft beitragen und nachhaltig mit der Natur umgehen.
Doch das schaffen Sie nicht alleine. Dazu brauchen Sie Mitstreiter. Menschen, die ebenfalls in dieser Zukunft leben wollen. Eine Zukunft, in der wir gerne leben wollen. Und in der wir auch (über-)leben können.
Dazu darf Wirtschaft weder die Natur schamlos vergewaltigen noch den Menschen als Leistungsroboter missbrauchen. Wirtschaft muss für und mit den Menschen gestaltet werden. Dazu muss im ersten Schritt die Führung menschlicher werden. Sie darf jedoch in der Sache nicht weich werden. Denn die Probleme der Menschheit sind dringend, und wir brauchen in Unternehmen keinen Spielplatz für Erwachsene, sondern Lösungen und Ergebnisse.
Das neue Credo lautet:
Planet – People – Profit.
Und wer weiß: Vielleicht haben wir so auch wieder mehr Freude daran, ins Büro zu gehen, wenn Geld, Sinn und Nachhaltigkeit auf einmal kein Widerspruch mehr sind.
Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema „Führung“. Melden Sie sich in meinem Newsletter an, um rechtzeitig informiert zu werden.
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Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
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Corona – und die rosarote Hoffnung auf eine bessere Welt
Wir mögen es, wenn wir die Kontrolle haben. Wenn wir aktiv sind. Wenn wir den Lauf der Dinge bestimmen können. Spätestens seit Corona hat jeder verstanden: in Krisen ist auf einmal alles anders. Wir wissen plötzlich wenig. Und wenn wir ehrlich sind: fast nichts. Wie können wir mit dieser Ungewissheit umgehen? Und werden wir aus der Krise lernen?
Wir mögen es, wenn wir die Kontrolle haben. Wenn wir aktiv sind. Wenn wir den Lauf der Dinge bestimmen können. Spätestens seit Corona hat jeder verstanden: in Krisen ist auf einmal alles anders. Wir wissen plötzlich wenig. Und wenn wir ehrlich sind: fast nichts. Wie können wir mit dieser Ungewissheit umgehen? Und werden wir aus der Krise lernen?
Wer hätte in der Silvesternacht gedacht, dass ein Virus in Kürze die ganze Welt lahmlegen wird. Es sind die düsteren Berechnungen von Experten, die uns Sorge bereiten. Das Horror-Szenario des Massensterbens. Tritt dies wirklich ein? Werden wir überall in der Welt Verhältnisse wie in Italien bekommen? Ist die aktuell noch herrschende Ruhe in Deutschland in Wahrheit die Ruhe vor dem Sturm? Der Moment, in dem sich das Meer zurückzieht, bevor kurz danach der Tsunami mit brachialer Gewalt zuschlägt?
Corona sorgt für Ungewissheit. Wir kennen diesen neuen Feind noch nicht. Bei neuen Risiken hilft weder Verharmlosen noch Panikmache. Ein kühler Kopf ist gefragt. Gesunden Menschenverstand einschalten. Mitdenken. Aber auch mitfühlen. An andere denken. Heißt: Das Risiko klein halten. Im Falle von Corona also, den Virus daran hindern, dass er sich unkontrolliert ausbreitet.
Schockrisiken brauchen Vergleiche
Das Leben gibt es nicht ohne Risiken. Die meisten davon nehmen wir tagtäglich in Kauf, ohne darüber nachzudenken. Eine realistische Möglichkeit, in Deutschland zu sterben, ist, am Straßenverkehr teilzunehmen. Trotzdem verlassen wir immer wieder das Haus, um per Auto, Roller, Fahrrad oder zu Fuß das Risiko einzugehen.
Doch dann gibt es noch die Schockrisiken. Unbekanntes, was plötzlich auftaucht. Sei es eine neue Technologie. Ein neuer Wettbewerber. Eine Gesetzesänderung. Oder eben Corona. So ein Schockrisiko macht uns plötzlich panisch — oder lässt uns vor Schreck erstarren. Um jetzt handlungsfähig zu bleiben, ist es hilfreich, Schockrisiken mit bekannten Risiken ins Verhältnis zu setzen.
Die Grippe kostet jedes Jahr 290.000 bis 650.000 Menschen ihr Leben – obwohl es einen Impfstoff gibt. Trotzdem nehmen wir am öffentlichen Leben teil und verfallen wegen der Grippe nicht in Panik. Oder: jedes Jahr sterben in der EU 30.000 Menschen in einer Klinik, weil sie sich mit einem resistenten Keim infiziert haben. Trotzdem lassen wir uns operieren und verfallen wegen der Keime nicht in Panik.
Better safe than sorry
Um eine ungewisse Situation besser greifen zu können, brauchen wir also Fakten. Und dazu müssen wir Informationen hinterfragen. Das gilt in Unternehmen. Und auch bei Corona.
Sind die Corona-Todeszahlen überhaupt richtig? Der Virologe Hendrik Streeck war mit seinem Team in Heinsberg, der Stadt in NRW, wo Corona besonders stark verbreitet ist. Streeck berichtet von einem 78-jährigen Mann mit Vorerkrankungen (Quelle). Er wurde Corona-positiv getestet. Er starb jedoch an Herzversagen – ohne Lungenbeteiligung. Trotzdem wurde sein Tod in der Corona-Todesfallstatistik mitgezählt. Zurecht?
Wie sieht es mit der Mortalität des Virus aus? Forscher vermuten eine große Dunkelziffer an Infizierten, weil es viele Infizierte gebe, die symptomfrei sind und noch nicht getestet wurden. Wenn wir nun die Toten ins Verhältnis zur Summe aus Infizierten und Dunkelziffer setzen, sinkt die Mortalität des Virus. Wie aussagekräftig sind also die aktuellen Zahlen zum Virus?
Doch manche Informationen brauchen wir nicht hinterfragen. Denn sie sind einfach schrecklich. Wie die grausamen Berichte aus Italien. Menschen sterben qualvoll. Die Beatmungsgeräte reichen nicht aus. Ärzte sind gezwungen, über Leben und leider auch Tod zu entscheiden.
Was sollen wir in solch einer ungewissen Situation machen? Die Berichterstattung der letzten Wochen ging hin und her. Experten widersprechen sich. Die Medien formulieren nur noch Katastrophen-Schlagzeilen. Ich ziehe für mich das Resümee: Wir wissen einfach noch zu wenig über dieses Virus.
Insofern ist es für uns als menschliche Zivilisation nur richtig, wenn wir uns am schwächsten Glied in unseren Reihen orientieren: den Alten und Vorerkrankten. Und dann gilt: Better safe than sorry.
Menschen sind fehlbar
Was für uns als Gesellschaft heute Corona ist, war für mich damals die Diagnose Krebs. Es gibt viele Parallelen. Zunächst Schock. Ein unbekannter Feind. Hinterlistig und plötzlich in meinem Leben aufgetaucht. Extremer Handlungsbedarf. Raus aus dem normalen Leben: Job, Familie, Hobbies. Und rein in den Kampf: Klinik, OP, nuklearmedizinische Therapie.
Zweimal war ich in Quarantäne. Im Sicherheitstrakt. Hinter verschlossenen Türen. Hatte ein Einzelzimmer. Besuch musste hinter einer Mauer bleiben. Das Personal ebenfalls.
Und dann kam sie: auf einem Rollwagen schob der Arzt einen Metallkoffer mit einem Nuklear-Symbol drauf in mein Zimmer. Öffnet ihn. Holt eine kleine Tablette mit radioaktiv angereichertem Jod heraus. Reicht sie mir mit einer Art Pinzette. Ich halte sie in der Hand. Betrachte sie. Und der Arzt mahnt: „Nicht anschauen. Runterschlucken!“
Das Gefühl, vorrübergehend radioaktive Substanzen in meinem Körper zu haben, war alles andere als amüsant. Quarantäne und Ungewissheit strapazieren die Nerven und Ängste enorm.
Und dann kommt der Tag der Wahrheit. Blutuntersuchung. Ergebnisbesprechung mit dem Arzt. „Der Tumormarker ist leider noch nicht bei null. Ich empfehle Ihnen eine dritte Therapie. Diesmal mit der doppelten Strahlungsdosis.“
Ich war an einer sehr renommierten Klinik. Vor mir saß eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Aber seine Empfehlung hätte einen hohen Preis gefordert: nämlich extreme Kollateralschäden. Meine innere Stimme sagte mir: Zweitmeinung einholen.
Das tat ich dann auch in Köln. Die Ärzte untersuchten unaufgeregt und besonnen. Am Ende kam das überraschende Ergebnis: „Eine weitere Strahlentherapie bringt jetzt gar nichts. Denn das verdächtige Gewebe reagiert nicht mehr auf radioaktives Jod. Der einzige Weg zur Heilung ist eine zweite Operation“.
Als medizinischer Laie war ich sprachlos. Wie kann es sein, dass sich solche Top-Experten so eklatant in ihren Empfehlungen widersprechen? Der eine sagt Bestrahlung. Der andere: Die Bestrahlung bringt gar nichts; Sie müssen operiert werden.
Die Antwort ist einfach: Menschen sind fehlbar. Und ich bin dankbar, dass der Arzt aus Köln mit seiner OP-Empfehlung recht hatte. Und ich bin froh, dass ich auf ihn gehört habe.
Wenn Grenzen einmal überschritten sind
Wir wollen die Kontrolle über unser Leben. Klarheit. Sicherheit. Sehnen uns nach konkreten Handlungsempfehlungen. In unserem technokratischen Weltbild erwarten wir einfache und schnelle Lösungen. Wollen eine „Tablette“, mit der sich die Beschwerden sofort beseitigen lassen. Und so soll es bitte auch bei Corona sein.
Da der Feind Corona lebensbedrohlich ist, akzeptieren wir auch harte „Tabletten“. Aktuell sind wir im: Lockdown. Deutschland, Europa, die Welt steht still.
Ist es nicht erschreckend, mit welcher Geschwindigkeit unsere politischen Anführer die Welt lahmlegen? Wir akzeptieren wohlwollend Einschnitte in unseren Freiheits- und Persönlichkeitsrechten.
Dürfen uns nicht mehr frei bewegen. Nicht mehr versammeln. Auch nicht für Demonstrationen, sollten sie notwendig werden.
Handydaten werden an regierungsnahe Organisationen weitergeleitet, um die Bewegungsprofile der Bevölkerung zu überprüfen. In asiatischen Ländern werden sogar einzelne Personen digital verfolgt, um zu sehen: Halten sie sich an die Quarantäne? Mit wem waren sie in Kontakt?
Alle Maßnahmen haben ihr Gutes im Kampf gegen den Virus. Keine Frage. Aber alle Maßnahmen treten auch unsere demokratischen Grundregeln für ein freies Land mit Füßen.
Und aus der Erfahrung wissen Sie bestimmt: Ist eine Grenze einmal überschritten, dann gewöhnen wir uns daran.
Beim ersten Sex sind wir noch nervös, danach fällt es uns leichter.
Wer einmal fremdgeht, verliert die Hemmung, es auch noch einmal zu tun.
Wer einmal klaut, merkt, so schwer ist es gar nicht.
Wer 250.000 Euro für die Kaffeeversorgung seiner Mitarbeiter ausgibt, für den sind 10.000 Euro plötzlich Peanuts.
Wer einmal die Bevölkerung mit Angst dazu bringt, auf Freiheitsrechte zu verzichten, wird es in der nächsten Krise wieder tun.
Wer einmal persönliche Daten der Menschen sammelt und sie damit kontrollieren will, wird Gründe finden, es an anderer Stelle zu wiederholen.
Sie haben recht. All das muss nicht wieder passieren. Aber die Hemmschwelle, es wieder zu tun, die liegt nun niedriger, nachdem wir einmal eine Grenze überschritten haben.
Eine Krise darf uns nicht blind machen. Ja, wir müssen konsequent handeln. Aber trotzdem darf... nein: muss(!) ein kritischer Diskurs weiterhin stattfinden.
Wenn andere Meinungen, neue Ideen und das Hinterfragen des Mainstreams nicht mehr erlaubt sind, rennt die Gesellschaft wie Lemminge einer fanatischen Leitidee hinterher. Wie wir alle wissen, ein gefährlicher Weg.
Deswegen ist es mutig und richtig, dass Experten wie Hendrik Streeck sich trauen, auch mal einen besonnenen Kontrapunkt zu setzen: „Es könnte durchaus sein, dass wir im Jahr 2020 zusammengerechnet nicht mehr Todesfälle haben werden als in jedem anderen Jahr.“ (Quelle)
Nicht um zu verharmlosen. Sondern damit wir einen kühlen Kopf bewahren und mehr darüber lernen, welcher Bedrohung wir überhaupt gegenüberstehen.
Nach der Krise wird alles besser
Während meines Kampfes gegen den Krebs hatte ich zwischendurch immer wieder kurze Auszeiten. Verbrachte viel Zeit in der Natur. Ein paar Wochen auf einem ehemaligen Bauernhof eines Freundes. Wenn Sie so wollen: eine Art von freiwilligem Lockdown.
Ich erfreute mich am Sonnenschein. Beobachtete Fasan und Hase auf dem Feld. Und war geschockt, als ich nach ein paar Wochen mal wieder in die Großstadt zur Kontrolluntersuchung musste. Auf einmal war alles zu schnell. Zu bunt. Zu laut.
All das, was ich früher in und an der Stadt genossen habe, war nun zu viel und alles andere als erstrebenswert für mich. Ich sehnte mich nach der Ruhe auf dem Land.
Ähnliche Schnulzen lese ich bereits im Internet über die Zeit nach der Krise. Corona wird uns beibringen, dass wir nach dieser Krise gemeinschaftlicher, fairer und menschlicher miteinander umgehen.
Ehrlich? Daran glauben Sie?
Denken Sie zurück. Finanzkrise. Was haben wir daraus gelernt?
Schauen wir auf eine frühere Virus-Attacke zurück. MERS zum Beispiel. Im Januar 2014 schrieb der FOCUS dazu: „Die Bundesregierung warnt in einem offiziellen Bericht für den Bundestag vor der Gefahr einer Epidemie mit einem neuen gefährlichen Virus. Wie die ‚Bild‘-Zeitung vom Freitag berichtet, handelt es sich bei dem Erreger um ein sogenanntes Coronavirus mit der Bezeichnung ‚Mers-CoV‘.“ Was haben wir daraus gelernt?
Selbst jetzt, während der Coronakrise, sind die Lerneffekte überschaubar. Wir erleben die Janusköpfigkeit der Menschen. Auf Social Media predigen sie Solidarität, posten rosarot eingefärbte Texte über die Zukunft nach Corona und klatschen abends auf dem Balkon gemeinsam. Die gleichen Menschen am nächsten Tag im Supermarkt: sie hamstern 10 Packungen Mehl und prügeln sich ums Klopapier.
Gleiches auch auf dem internationalen Parkett: Trump denkt bei einem möglichen Impfstoff nicht an die Rettung der Menschheit, sondern an ‚America First‘ und will die Medizin exklusiv für die USA kaufen. Deutschland bestellt 6 Mio. dringend benötigte Atemschutzmasken – die dann irgendwo auf dem Transportweg von anderen Menschen geklaut werden (Quelle).
Noch vor ein paar Wochen war die tägliche Presse voll von Klimameldungen. Monatelang hörten wir von: Katastrophenszenarien. Aussterbenden Tierarten. Abschmelzenden Polkappen. Greta Thunberg und den Fridays for Future-Anhängern. Zurecht: die Bedrohungen für die gesamte Menschheit erscheinen mir bei der Vergewaltigung von Umwelt und Klima viel gefährlicher als beim Corona-Virus. Dennoch haben wir es nicht geschafft, mit internationaler Entschlossenheit die Natur zu schonen. Und prüfen Sie doch mal: Wie häufig berichten die Medien aktuell über den drohenden Klimakollaps? Oder haben wir das Thema etwa vor Corona bereits nachhaltig gelöst?
Als Menschheit handeln wir global weder einig noch konsequent. Stattdessen finden wir tausende Gründe, warum etwas nicht geht. Oder mehr Zeit braucht. Die Maßnahmen dürfen die Wirtschaft nicht gefährden. Kostet alles zu viel.
Und erleben plötzlich bei Corona: all das, was bisher unmöglich war, ist auf einmal möglich. Und zwar von jetzt auf gleich.
Wir fürchten eben den persönlichen Tod mehr als den Untergang der ganzen Menschheit. Das Gute daran: wir sind handlungsfähig — wenn wir wollen.
Vergessen statt lernen
Krisen sind kein Freifahrtschein zum Glück. Krisen machen weder die Welt noch den Mensch von alleine besser. Denn der Mensch neigt zum Vergessen.
Wir haben vergessen, was für eine schlimme Krankheit die Masern sind. Deswegen gibt es bereits einige Eltern, die ihre Kinder nicht mehr gegen Masern impfen lassen wollen.
Wir haben vergessen, was es heißt, während und nach einem Krieg Hunger zu leiden. Deswegen schaffen wir es als Weltgemeinschaft auch nicht, den 850 Mio. Menschen, die jedes Jahr an Hunger leiden, diese Qual zu ersparen.
Und wir werden vergessen, was es heißt, wegen Corona eingesperrt zu sein. Deswegen werden die meisten in den gierigen, egozentrischen Rausch zurück verfallen, sobald sich die Hamsterräder wieder drehen und die Tore der Konsumtempel öffnen.
Ich habe durch die Diagnose Krebs gelernt, dass mein Leben endlich ist. Und lebe seitdem natürlich nicht wie ein heiliger Engel. Weil die Erinnerung an den bedrohlichen Schmerz von damals verblasst. Zum Glück! Uns so esse ich auch Pizza, Chips und Cola. Schlafe nicht jeden Tag 8 Stunden. Und verschwende manchmal zu viel Energie auf unnötigen Nebenkriegsschauplätzen.
Eine Krise ist keine Heilung. Sondern eine Kreuzung. Du kannst Dich jetzt für einen neuen Weg entscheiden, wenn Du das willst.
Besserung heißt: Wir müssen uns anstrengen
Wenn wir nach der Krise einen neuen Weg einschlagen und uns ändern wollen, müssen wir uns anstrengen. Und dazu braucht es Anstrengungsbereitschaft.
Die Ernährung umstellen zu wollen, ist einfach. Es auch tatsächlich zu tun, ist anstrengend.
Regelmäßig Sport machen zu wollen, ist einfach. Es auch tatsächlich zu tun, ist anstrengend.
Nach Corona ein besserer Ehepartner, Vater, Mutter, Mensch sein zu wollen, ist einfach. Es auch tatsächlich zu tun, ist anstrengend.
Der Weg zum Besseren ist eine Entscheidung. Die Krise kann uns dabei helfen, diese Entscheidung zu treffen.
Und wenn Du Dich entschieden hast, dann brich auf. Und dreh dich nicht um. Es ist ein langer, anstrengender Weg zum Horizont.
Wie geht es weiter?
Was heißt das jetzt für unsere Corona-Situation? Es stellen sich viele drängende Fragen.
Wann können wir das öffentliche Leben und die Wirtschaft wieder hochfahren?
Halten die Menschen so lange durch?
Was machen wir, wenn wir zeitnah keinen Impfstoff finden und der Virus sich weiter ausbreitet?
Was passiert mit den Menschen, bei denen sich die finanzielle Schlinge bereits bedrohlich um den Hals gezogen hat?
Wie gehen wir mit den seelischen Folgen um, unter denen einige bereits jetzt leiden (Einsamkeit, Depression, häusliche Gewalt)?
Auf all diese Fragen haben wir heute noch keine Antwort.
Im Nebel der Ungewissheit bleibt uns nur, die stärkste Frage zu beantworten, die wir uns als Menschheit stellen können:
Wo wollen wir hin?
Auf welchen Horizont wollen wir als moderne Nomaden zustreben? Wie beim Puzzle brauchen wir ein Zielbild, eine Vorlage. Welche verlockende Zukunft gibt uns die Kraft, die aktuelle Ungewissheit durchzustehen?
Und wenn dieses Bild klar ist, dann jeden Tag Gegenwart machen.
Wahrnehmen, was heute ist.
Wahrmachen, was jetzt sein soll.
Und so stolpern wir Schritt für Schritt nach vorne. Auf das Schicksal zu warten, bringt nichts. Zukunft will von uns gestaltet werden. Tag für Tag. Moment für Moment.
Und vielleicht lernen wir dann ja doch etwas aus der Krise.
Als Staatengemeinschaft? Sehr wahrscheinlich. Die Regierungen werden vielleicht Institutionen einrichten. Geld zur Verfügung stellen. Für Forschungslabore. Forscher. Notfallpläne. Damit wir bei der nächsten Pandemie besser vorbereitet sind.
Als Menschheit? Ein kollektiv nachhaltiger Bewusstseinssprung nach dem Motto „Wir haben uns alle lieb“? Eher nicht.
Als einzelner Mensch? Das liegt in Ihren Händen. Was lernen Sie für sich aus der Krise? Wie wollen Sie sich verändern? Was sagt Ihnen Ihre innere Stimme? Sind das nur seichte Wünsche in der Not – oder ziehen Sie das auch durch, wenn die Krise vorbei ist? Das wird nicht so einfach. Denken Sie nur an all die frommen Neujahrsvorsätze. Aber es ist machbar. Wenn Sie das wollen!
In den Jahrtausenden unserer Evolution haben wir viele Krisen überstanden, weil der Mensch zwei Fähigkeiten besitzt: Intelligenz und Kooperation.
Und wer weiß: Wenn sich genug Menschen die richtigen Fragen stellen. Wenn jeder von uns etwas beiträgt, für ein gemeinsames, respektvolles Miteinander. Vielleicht lernen wir dann auch als Menschheit aus der Krise. Und die rosarote Brille der hoffnungsfrohen Träume wird auf einmal Realität.
Und nach der Krise leben wir tatsächlich in einer besseren Welt.
Darauf hoffe ich.
Und das wünsche ich Ihnen.
Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema „Starke Anführer“. Melden Sie sich in meinem Newsletter an, um rechtzeitig informiert zu werden.
Wenn Sie Ihre Wirkung verstärken wollen, schauen Sie doch mal in meine Seminare Power of Influence oder Leadership Excellence.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
Weitere Videos sowie meine Serie #CappuccinoFriday finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Mut zur Haltung — Und unser Umgang mit Problemen
Wenn ich das Wort „Problem“ verwende, schrecken viele Menschen auf. Sie entgegen mir: „Das ist kein Problem. Sondern eine Herausforderung.“ Ich halte dieses Heile-Welt-Getue für gefährlich. Denn wenn das Wort Problem schon zu einem Problem geworden ist — wie wollen Sie dann die echten Probleme im Alltag lösen?
Wenn ich das Wort „Problem“ verwende, schrecken viele Menschen auf. Sie entgegen mir: „Das ist kein Problem. Sondern eine Herausforderung.“ Ich halte dieses Heile-Welt-Getue für gefährlich. Denn wenn das Wort Problem schon zu einem Problem geworden ist — wie wollen Sie dann die echten Probleme im Alltag lösen?
Was ist nur los in Deutschland? Ob Corona-Virus, Gender-Diskussion oder Impfgegner. Anscheinend ist ein Teil der Bevölkerung zu einem hypersensiblen Neurotiker geworden, dessen Nerven sowas von blank liegen, dass der kleinste Windstoß genügt, um einen emotionalen Orkan auszulösen.
Demokratie in Gefahr
In diesem absurden Schauspiel gehen wir sogar soweit, dass wir die Grundsätze unserer Demokratie aushebeln. Und keiner beschwert sich! Im Gegenteil: Das Bespucken demokratischer Prinzipien wird auch noch gefeiert.
Ich meine damit den Fall Thüringen. Es wurde ein FDP-Mann zum Ministerpräsidenten gewählt. Alles verlief genauso, wie es die demokratischen Spielregeln vorschreiben.
Und dann der Aufschrei: Das Ergebnis sei nicht hinnehmbar! Begründung: Die Wahl konnte nur mit den Stimmen der AfD gewonnen werden. Und solch ein Ergebnis dürfe man nicht akzeptieren. Forderung: Neuwahlen.
In meiner Wahrnehmung feierten das nicht nur die Medien, sondern auch die Öffentlichkeit. „Keinen Millimeter nach rechts!“ Eine wie ich finde richtige und sinnvolle Haltung. Doch dafür die Spielregeln unserer Demokratie aushebeln, nur weil wir mit einem Wahlergebnis nicht einverstanden sind?
Ich bin kein AfD-Wähler und stehe einigen Aussagen von Parteimitgliedern sehr kritisch, manchmal sogar fassungslos gegenüber. Aber: Die AfD ist - während ich das hier schreibe - immer noch eine demokratisch gewählte und nicht verbotene Partei in Deutschland. Und andere Meinungen muss unsere Demokratie, müssen wir, aushalten!
Was kann denn der FDP-Mann dafür, wer ihn wählt? Es wäre ein toller Moment gewesen, um als Politiker Führungsstärke zu zeigen. Stattdessen brach der Gewählte unmittelbar ein.
Stark wäre gewesen, wenn er die Wahl angenommen hätte. Und zwar trotz aller Aufschreie und Kritiken. Und dann ein Statement abgibt: „Ich werde meinen politischen Kurs genauso verfolgen, wie ich ihn vor der Wahl dargestellt habe! In welche politische Richtung die Wähler schauen, die mich gewählt haben, beeinflusst meinen Kurs nicht einen Millimeter. Null. Nada! Und damit wir uns richtig verstehen: Ich stehe auch nicht in der Schuld von irgendjemanden, nur weil er mir seine Stimme gegeben hat!“
Fehlender Mut zur Haltung
Aber starke Anführer haben wir in der Politik anscheinend nicht. Auf mich wirken die politischen Figuren eher wie Fahnen im Wind. Das Ziel: Gemocht zu werden. Der Weg: Bloß keine klaren Botschaften. Bloß keine Wählerstimmen riskieren.
Extrem treibt es die CDU für mich aktuell auf die Spitze. Denn eine Führungsspitze wollen dort viele schon nicht mehr. Doppelspitzen sind nun der Zeitgeist. Keiner will alleine Verantwortung tragen. Bis hin zu: Es muss eine Mann-Frau-Doppelspitze sein, sonst wäre man als Partei nicht mehr zeitgemäß.
Die Politik ist für mich ein Spiegelbild dessen, was ich in vielen Unternehmen erlebe - und auch im Alltag unserer Gesellschaft. Es fehlt der Mut zur Haltung.
Haltung bedeutet, eine Meinung zu haben. Haltung bedeutet, den Mund aufzumachen und zu seiner Meinung zu stehen. Haltung bedeutet, sich eindeutig mit seiner Meinung zu positionieren. Klartext statt Weichspüler!
Doch Klarheit hat einen Preis:
Je klarer Sie in Ihren Aussagen werden, desto mehr Menschen lehnen Sie ab.
Klarheit führt zu Ablehnung
Wenn es in der Öffentlichkeit geschieht, hat ablehnen im Neudeutschen einen neuen Namen bekommen: „Shitstorm“. Im kleineren Alltag nennen wir es Konflikt. Und da haben wir Schiss vor.
Und so erleben wir in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft immer mehr Menschen, die ihre Meinung in verbalem Weichspüler verstecken. So weiß niemand, wofür die Person inhaltlich steht. Ist für die Person aber auch nicht schlimm, denn durch die weichgespülten, politisch korrekten Aussagen eckt sie wenigstens nirgendwo an.
Eltern sprechen am Elternabend die kritischen Themen nicht an, aus Sorge, der Lehrer rächt sich mit schlechten Noten am Kind. Gleichzeitig spricht kein Lehrer mehr Klartext mit den Schülern. Auch wenn „Sie haben in Mathe eine 5, weil Sie faul waren!“ der Wahrheit entspricht, schweigt der Lehrer lieber, aus Sorge, dass die Helikoptereltern ihm das Leben schwer machen.
In Unternehmen kritisiert keiner den Chef, weil alle Sorge davor haben, dass ihr inhaltlich guter Einwand zu einem Ende der Karriereleiter führt. Verständlich: Zuhause will das Haus bezahlt und die Familie gefüttert werden. Gleichzeitig bietet niemand dem nervigen Kunden die Stirn, der völlig überzogene Forderungen stellt. „Der Kunde ist König“ heißt heute „Customer Centricity“, also verbiegen und verbeugen sich viele anstatt ihren Kunden souverän auf Augenhöhe zu begegnen.
Das Problem mit dem Problem
Vielleicht denken Sie sich jetzt: „Die bisher genannten Beispiele sind ja auch heikle Themen. Da geht der Betroffene ein persönliches Risiko ein, indem er sich offen mit seiner Meinung positioniert.“ Richtig. Deswegen rate ich Ihnen auch: Choose Your Battles. Wählen Sie die Schlachten, in die Sie ziehen.
Und trotzdem: Die Sorge vor „blauen Flecken“, die Angst vor Konflikt und sozialer Missbilligung darf uns nicht davon abhalten, das Richtige zu tun. Und das Richtige ist zumindest, dass wir wahrhaftig miteinander umgehen.
Der Preis des verbalen Weichspülens ist groß. Denn die Angst vor den großen „Schmerzen“ hat sich bereits so in die Seele einiger Menschen gefressen, dass selbst bei kleinsten Kleinigkeiten der „Mut“ zur Haltung fehlt.
In einem Führungsworkshop erläuterte ich meine These: Veränderungen führen zu Problemen. Wenn nicht sofort, dann auf jeden Fall im Laufe der Zeit. In der Pause kam eine Mitarbeiterin auf mich zu. Sie sagte: „Herr Holzer, wir dürfen das P-Wort hier nicht verwenden“. Irritiert schaue ich Sie an: „Welches P-Wort meinen Sie?“ Sie schaut auf das Flipchart und zeigt auf das Wort „Problem“.
Reden Sie Klartext
Ich weiß, dass Worte Kraft und Wirkung haben. Deswegen sollten Sie auch nicht von einem dominanten Gesprächspartner reden. Denn „dominant“ impliziert automatisch, dass Sie sich Ihrem Gesprächspartner unterordnen. Sprechen Sie also lieber von einem anspruchsvollen, oder von einem schwierigen Gesprächspartner.
Aber fangen Sie bitte nicht an, das Wort Problem weichzuspülen. Herausforderung. Möglichkeiten. Chance. Lassen Sie den Quatsch!
Ich hatte in der Schule Mathe Leistungskurs. In jeder Stunde schrieb ich: Problem Doppelpunkt. Und dann? Lösung Doppelpunkt. Genauso wie Tausende andere Mathematiker. Naturwissenschaftler. Forscher. Weltweit. Täglich.
Probleme sind nichts Schlimmes. Probleme sind gut. Denn Probleme sind zum Lösen da. Punkt!
Ruhig bleiben
Es ist unglaublich hilfreich, wenn Sie sich daran gewöhnen, den Begriff Problem ohne Scheu zu verwenden. Denn Ihr Leben ist voller Probleme.
Während der Besprechung haben Sie Durst, aber das Wasser ist leer. Was machen Sie? Lösen, indem Sie neue Flaschen organisieren.
Sie haben viel getrunken und müssen während des Meetings auf Toilette. Was machen Sie? Lösen, indem Sie aufstehen und das WC besuchen.
Am Waschbecken gibt es keine Handtücher mehr. Was machen Sie? Lösen, indem Sie Toilettenpapier verwenden.
Ihr Leben ist voller Probleme. Und nun halten Sie bitte einen Augenblick inne — und denken Sie über folgende Frage nach: Wie viele Probleme haben Sie, die Sie einfach lösen — ohne dass Ihnen überhaupt bewusst geworden ist, dass Sie ein Problem haben?
Richtig: 99,9%!
99,9% Ihrer Probleme lösen Sie einfach so. Ohne mit der Wimper zu zucken. Es sind diese wenigen 0,1% der Probleme, die plötzlich wie ein tödliches Monster Ihre Emotionen hochkochen lassen.
Vor vielen Jahren bekam ich die Diagnose Krebs. Das ist ein tödliches Problem. Im Vergleich dazu erscheinen mir die 99,9% der anderen Probleme meines Lebens geradezu lächerlich.
Das Blöde ist: Für viele Menschen lösen diese 99,9%-Harmlos-Probleme ähnliche Gefühle aus wie die 0,1%-Gefahr-Probleme. Das geht mir - trotz der blöden Krebs-Erfahrung - auch manchmal so. Aber das sollte uns nicht in die Falle führen, dass wir wegen unangenehmer Gefühle gleich alle Probleme verteufeln.
Nochmal: Sie lösen 99,9% aller Probleme, ohne dass Sie merken, überhaupt ein Problem gehabt zu haben.
Also hören wir mit dem dünnhäutigen Geheule auf. Lassen Sie uns an unserer Haltung arbeiten. Stark werden. Nennen wir das Kind beim Namen: Wir haben ein Problem!
Und dann machen wir das, was Geld bringt. Was unser Überleben sichert. Probleme lösen! Und zwar hart in der Sache. Und immer fair zum Menschen.
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Die Illusion von Stärke und Schwäche
Anspruchsvolle Leistungsträger wollen sich verbessern. Wirkungsvoller werden. Ob Unternehmer oder Top-Manager — wenn ich solche Menschen als Coach begleite, zeigt sich immer wieder: Persönliches Wachstum findet nicht nur beruflich statt. Sondern vor allem auch in den anderen Lebensbereichen des Menschen. Und die sind meist eines: Unangenehm.
Anspruchsvolle Leistungsträger wollen sich verbessern. Wirkungsvoller werden. Ob Unternehmer oder Top-Manager — wenn ich solche Menschen als Coach begleite, zeigt sich immer wieder: Persönliches Wachstum findet nicht nur beruflich statt. Sondern vor allem auch in den anderen Lebensbereichen des Menschen. Und die sind meist eines: Unangenehm.
Gefühl der Scham
Im ursprünglichen Briefing für die Zusammenarbeit ist davon natürlich erstmal nicht die Rede. Hier stehen Business-Themen im Vordergrund.
Wenn wir dann in der ersten Sitzung zusammen sitzen, biete ich eine Brücke an. Erzähle dem Menschen, dass meinen Kunden in den meisten Projekten rückblickend eines auffiel: Ihr wahres, persönliches Wachstum fand außerhalb der ursprünglich formulierten Ziele statt.
Jeder Mensch hat seine Herausforderungen. Das gilt für Hausmeister, Kindergärtnerin oder Azubi. Und erst recht für Anführer in Unternehmen. Wir können die beruflichen Themen nicht optimal in den Griff bekommen, wenn es in anderen Lebensbereichen große Baustellen gibt. Denn Baustellen kosten Kraft und Energie. Lenken ab.
Viele meiner Kunden trauen sich dann mit der Sprache raus. Meist nur Stück für Stück. Salami-Taktik.
Einige bemerken: Wow, diese Themen brauchen viel dringender eine Lösung als die Themen aus der Geschäftswelt. Und doch fühlen Sie sich unwohl. Denn die “privaten Banalitäten” haben ja gar nichts mit Business, Wachstum und Gewinn zu tun.
Häufig höre ich am Ende eines solchen Gesprächs: “Entschuldigen Sie, Herr Holzer. Jetzt haben wir nur über meine privaten Sachen gesprochen und gar nicht übers Geschäft...”
Ich schaue sie dann an. Frage stirnrunzelnd zurück: “Nur?”
Problem: Work-Life-Balance
Warum trennen viele Menschen ihr Arbeits- und ihr Privatleben? Sehnen sich nach einer Work-Life-Balance? Wenn Sie in der “Work” arbeiten, macht Ihr “Life” dann eine Pause — und Sie leben erst wieder, wenn Sie abends Zuhause in Ihrem “Life” sind?
Die Voraussetzung für einen Konflikt ist eine Grenze.
Kriege entstehen, weil ein Land die Grenze des anderen überschreitet.
Konflikte entstehen, weil Du eine andere Meinung hast als ich.
Kinder streiten im Sandkasten, wenn sich ein Kind nicht an die definierten Grenzen hält, wem welches Spielzeug gehört.
Und so ist es auch mit Work und Life. Sobald Sie eine Grenze zwischen Ihrer Arbeit und Ihrem Leben ziehen, haben Sie die Voraussetzung für einen Krieg gelegt. Wollen Sie wirklich faule Kompromisse im Job aushalten, indem Sie sich einreden, mit ausreichend Zeit im “normalen” Leben könnten Sie das wieder gut machen?
Sie können die Uhr des Lebens nie zurückdrehen. Ob Sie Zeit mit Job, Freunden und Familie oder Ihren Hobbies verbringen — alles ist wertvolle Lebenszeit, die Sie investieren. Die Gefahr, Lebenszeit zu verschwenden, lauert überall: Schlechte Arbeitskultur, bösartige Chefs, unangenehme Kollegen oder Kunden, falsche Freunde, hinterlistige Familienmitglieder, Drogen aller Art, Hobbies statt Zeit mit den Kindern, Affären, ...
Also hören Sie auf, zwischen Arbeit und Leben zu unterscheiden. Denken Sie lieber daran: Egal, was Sie machen — es ist alles Ihre Lebenszeit. Und die ist endlich!
Wirtschaft ohne den Menschen
In unserer Wirtschaft ist das einer der entscheidenden Trugschlüsse: Es wird so getan, als wäre der Mensch kein Mensch, sondern eine effiziente Maschine. In der Betriebswirtschaftslehre wurde der Mensch deswegen als “Homo Oeconomicus” bezeichnet. Ein Wesen, das dank seiner Intelligenz stets rationale Entscheidungen trifft. Was für ein Schwachsinn.
Der Mensch ist emotional. Dem werden die rationalen Fakten-und-Ergebnisse-Menschen sofort widersprechen. Aber selbst diese zahlenverliebten Kopfmenschen treffen auf einmal Bauchentscheidungen:
Verfallen einer Affäre, die die Ehe zu zerstören droht.
Schwimmen bereits in Millionen und verfolgen doch nicht Ihren Lebenstraum (beruflich aussteigen und anderen Themen widmen), weil ihre Angst sie plötzlich dazu zwingt, jahrelang noch mehr Geld anzuhäufen — bis Sie dann auf einmal ihren eigentlichen Traum nicht mehr erfüllen können.
Ziehen unsympathische Kunden vor Gericht, nur um sich zu rächen, obwohl die Gerichtskosten bereits am Anfang den möglichen Gewinn bereits übersteigen.
Jeder Mensch ist nicht nur rational. Sondern vor allem emotional. Hat nicht nur seine beruflichen Themen. Sondern auch die privaten und persönlichen.
Ich trenne das nicht. Für mich ist der Mensch Mensch. Mit allen Facetten. Was nutzt es, nur in einem Bereich erfolgreich zu sein — während in anderen Lebensthemen rauchende Ruinen ein Trauerbild erzeugen?
Aufbruch in eine neue richtung
Als ich mit Mitte 20 dem Tod in die Augen schauen musste, ist mir klar geworden: Ich kann nur eines im Leben tun — Gegenwart machen. Im Hier und Jetzt sein. Und dazu müssen Sie lediglich zwei Fähigkeiten wirklich gut trainieren.
Erstens: Wahrnehmen, was ist. Ehrlich sein. Vor allem zu sich selbst. Den Dreck aus dem Filter der Wahrnehmung bekommen. Nicht auf all die Meinungen hören, die von außen auf Sie einbrechen. Licht in die blinden Flecken bekommen. Gut zuhören, vor allem auf die innere Stimme. Hinschauen. Die Wahrheit so klar wie möglich sehen und annehmen.
Zweitens: Wahrmachen, was sein soll. Was ist der nächste Schritt? Was muss jetzt getan werden, um den Zustand zu verbessern? Der Mensch war immer Jäger. Ein Jäger muss Beute machen. Sonst verhungert er. Was ist Ihre Beute? Ihr Tagesziel? Welchen einen Schritt müssen Sie heute machen, um das wahr zu machen, was jetzt sein soll?
Dazu ist es hilfreich, wenn Sie wissen, wo Sie hinwollen. Ein Anführer ohne Richtung, ist kein Anführer. Sie brauchen einen Horizont. Ein Sammelsurium von Themen, Menschen, Fähigkeiten. Ein Bild der Zukunft, das Sie anlockt. Ihnen Kraft und Zuversicht spendet. Wenn Sie diesen Horizont haben, können Sie auch gut Gegenwart machen. Und zwar am besten für und mit den Menschen!
Doch was ist, wenn der Horizont fehlt? Das können Sie im Alltag gut beobachten. Denn viele Menschen verwechseln die Rotationsgeschwindigkeit eines Kreisels mit echtem Vortrieb. Beides fühlt sich zwar schnell an. Aber nur der Vortrieb hat auch eine Richtung.
Kraft durch Verletzlichkeit
Trauen Sie sich also, Ihre schwachen Seiten zu offenbaren. Schauen Sie genau hin, wo Ihre verletzlichen Flanken sind. Das ist Selbstehrlichkeit. Und die braucht Mut.
Vielleicht veröffentlichen Sie diese Schwächen sogar. Meist wissen die Menschen in Ihrem Umfeld sowieso schon, was diese Schwächen sind. Und wenn nicht, sagen Sie es Ihnen doch. Mein Gott, Sie sind Mensch. Kein Perfektionist. Denn Menschen machen Fehler. Sind fehlbar. Auch Sie! Also haben Sie den Mut und stehen Sie dazu.
Sie werden merken: Das ist unglaublich befreiend. Denn wenn Sie zu Ihren Schwächen stehen, werden Sie auch nicht mehr so viel Angst vor ihnen haben. Und wenn Sie Ihre Schwächen offenbaren, brauchen Sie nicht mehr befürchten, dass Sie eines Tages von anderen entlarvt werden.
Viele denken jedoch immer noch, Schwächen zuzugeben, sei Schwäche. Fehler eingestehen, Unwissen zugeben, einknicken und der Meinung des anderen folgen — alles Schwäche! Sie denken: Stark muss ich sein. Für den Erfolg (des Egos) kämpfen.
Vorsicht: Verwechseln Sie vermeintliche Stärke nicht mit Borniertheit!
Von Hummern wissen wir: Ihr harter Panzer schützt sie vor Feinden. Und ist gleichzeitig ihr äußeres Skelett, das das Fleisch des Tieres in Form hält. Doch wenn der Hummer weiter wächst, wird der Panzer irgendwann zu klein. Das Tier muss den Schutzmantel nun ablegen. Jetzt ist der Haufen Fleisch seinen Feinden ausgeliefert. Völlig schutz- und wehrlos. Bis der neue, größere Panzer sich aufgebaut hat. Jeder Hummer weiß also: Um zu wachsen, muss ich durch meine eigene Verletzlichkeit hindurch.
Starke Anführer
Ein starker Anführer liebt natürlich seine Stärken. Gut so! Die sollten Sie pflegen und weiter ausbauen. Denn dafür bekommen Sie Respekt und Anerkennung.
Ein starker Anführer weiß aber auch um seine Schwächen. Er steht zu ihnen. Offenbart sie sogar. Doch achten Sie darauf: Dosis und Anzahl sind natürlich eine Frage des richtigen Timings und Kontext. Wenn Sie es beherrschen, werden Sie die Herzen der anderen gewinnen und als Mensch geliebt.
Wichtig ist, dass Sie beide Seiten beherrschen: Ihre Stärken und Ihre Schwächen. Wer nur stark ist, ist eine gefühlskalte Hülle. Niemand, dem andere gerne folgen. Wer nur schwach ist, ist ein Häufchen Elend. Niemand, dem andere gerne folgen.
Doch wenn Sie stark sind und gleichsam zu Ihrer Schwäche stehen, werden Sie etwas Wunderbares erleben. Denn dann wird Ihr Mut zur Schwäche auf einmal Ihre wahre Stärke.
Hinweis: Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema „Starke Anführer“. Melden Sie sich in meinem Newsletter an, um rechtzeitig informiert zu werden.
Eines noch...
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Einfach mal die Klappe halten
Im Meeting redet der Kollege 10 Minuten wirres Zeug, um beim Reden endlich klar zu werden. Während der Mittagspause textet die Kollegin nonstop ihr Umfeld zu. Im Zug telefoniert der Mitarbeiter lautstark, um seinem Chef das vergeigte Meeting schön zu lügen. Überall reden die Menschen. Doch vieles davon ist vor allem eines: nicht relevant!
Im Meeting redet der Kollege 10 Minuten wirres Zeug, um beim Reden endlich klar zu werden. Während der Mittagspause textet die Kollegin nonstop ihr Umfeld zu. Im Zug telefoniert der Mitarbeiter lautstark, um seinem Chef das vergeigte Meeting schön zu lügen. Überall reden die Menschen. Doch vieles davon ist vor allem eines: nicht relevant!
Menschen sind unterschiedlich. Zum Glück. Eine Art der Unterscheidung ist, wie viel ein Mensch redet. Es gibt die Dauerredner. Und es gibt die effizienten Redner. Sie ahnen bereits, welche davon nicht nur ihre eigene Lebenszeit verschwenden — sondern vor allem auch die Lebenszeit ihrer Mitmenschen.
Hannover. Hotel Luisenhof. Konferenzraum. Seminar zum Thema „Leadership Excellence“. Der Titel ist anspruchsvoll. Doch wir behandeln auch die profanen Themen. Eine Chefin klagt: „Beim Mittagessen setzt sich ständig eine Kollegin zu mir in die Küche und redet wie ein Wasserfall vor sich hin. Sie erwartet noch nicht mal Antworten von mir, redet einfach immer weiter. Anscheinend kann sie einfach nicht still sein. Was soll ich machen?“
Ich schaue ihr in die Augen und halte einen Moment inne, bevor ich entgegne: „Sagen Sie Ihr doch einfach, dass Sie still sein soll. Wenn sie das Bedürfnis zu reden hat, soll sie die Mittagspause woanders verbringen, denn Sie möchten ein bisschen zur Ruhe kommen.“ „Darf ich das denn so direkt ansprechen?“, will sie wissen. „Warum denn nicht?“, halte ich dagegen.
Verbaler Mülleimer
Viele Menschen haben das Bedürfnis zu reden. Ob der Inhalt sinnfrei oder sinnvoll ist, wird vorher leider viel zu wenig geprüft. Ich habe den Eindruck, dass es vielen Menschen auch ziemlich egal ist, wie ihre verbalen Ergüsse auf die Zuhörer wirken. Hauptsache, sie können quatschen.
Dank der modernen Technik bekommen sie dazu auch immer mehr Möglichkeiten. Der größte Unsinn sind die Sprachnachrichten via WhatsApp und Co. Ich trauere selten den alten Zeiten nach. Doch wenn ich an die gute, alte SMS denke, fällt es mir schwer, nicht in Sehnsucht zu verfallen. Was war das schön, wenn man Fragen und Antworten in 160 Zeichen quetschen musste. Und alles, was da nicht reinpasste, im kurzen Telefonat oder persönlichen Gespräch geklärt wurde.
Stattdessen verfassen die Leute heute minutenlange Ergüsse via Sprachnachricht. Dabei fangen sie bereits nach wenigen Augenblicken an, sich zu wiederholen, und vergessen vor lauter verbaler Unpräzision, auf den inhaltlichen Punkt zu kommen.
In der Regel lösche ich solche minutenlangen Nachrichten einfach. Und Sie sollten das auch tun. Denn die Absender missbrauchen ihr Umfeld. Sie stehlen wertvolle Lebenszeit, weil man sich für eine 10-sekündige Frage, zwei Minuten Gelaber anhören muss. Das gleiche gilt übrigens auch für Diskussionen per eMail. In vielen Unternehmen leider immer noch eine weit verbreite Unart.
Fehlende Klarheit
Doch es gibt auch akzeptable Gründe für lange Wortergüsse. Denn manche Menschen haben das Problem, gedanklich nicht klar zu sein. Sie sprudeln wie eine wild-gewordene Quelle vor sich hin. Denn sie müssen erstmal reden, um überhaupt klar zu werden. Nach einigen Minuten haben sie dann so viel verbalen Ballast abgeworfen, dass der Kern ihres Gedanken endlich sichtbar wird.
Der ist dann meistens auch ganz gut. Es wäre nur schön, wenn der Sender erstmal im Stillen denkt, um dann nur noch den klaren Gedanken mit der Außenwelt zu teilen.
In Meetings sorgt das immer wieder für amüsante Situationen. Der Mitarbeiter überschlägt sich förmlich in seinen Darstellungen. Redet ohne Punkt und Komma. Und der Boss hört geduldig zu. Am Ende fasst er zusammen: “Also Sie denken, dass drei Punkte wichtig sind. Erstens, XXX. Zweiten, YYY. Und Drittens, ZZZ. Korrekt?” Es entsteht dann meist eine kurze Schockpause, bevor der Mitarbeiter nur noch zustimmen kann: “Genau das wollte ich sagen.” Damit wäre dann der gruppendynamische Status der Anwesenden geklärt.
Gesellschaftsproblem
Wenn Sie sich aufmerksam umsehen, werden Sie die Unmengen an irrelevantem Pseudo-Inhalt überall entdecken. In Zügen. Beim Elternabend. Selbst in der Sauna.
Die Welt bietet uns nun wirklich unzählige Orte an, in denen Gelaber geduldet wird. Die Sauna gehört nicht dazu. Denn sie ist eine Oase der Ruhe und der Entspannung.
Kürzlich war ich mit meiner Frau in einer Wellness-Therme. Ein Pärchen kommt in die Sauna, fängt an, sich lautstark zu unterhalten. Ein „Pssst“ von mir wurde einfach überhört und führt zu keiner Verhaltensänderung. Also muss ich härtere Geschosse auffahren: „Entschuldigen Sie, darf ich Sie bitten, Ihr Gespräch nach dem Saunagang fortzusetzen?“. Die Frau schaut mich irritiert an. Schüttelt den Kopf. Und hält nach einem unzufriedenen Gemurmel in Richtung ihres Partners endlich die Klappe.
Was ist nur los mit den Menschen, wenn sie nicht mal an einem Ort der Stille die Klappe halten können? Ein Saunagang dauert maximal 15 Minuten. Ist es wirklich so schwer, weniger zu reden?
Trainingsraum: Social Media
Die zahlreichen Social Media Plattformen animieren uns dazu, pausenlos zu kommunizieren. Jeder kann zur eigenen Fernseh- oder Radiostation werden. Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat, WhatsApp, und was es sonst noch alles gibt und geben wird. Mir wurde von diversen Beratern und Gästen bei meinen Vorträgen empfohlen, auch bei diesem Social Media Theater mitzumachen.
Gerade die Stories auf Instagram bringen mich jedoch an meine Grenzen. Kurze Posts, die nur für 24h online sind. Eine Dokumentation des Alltags. Doch was sind relevante Posts? Wie vermeide ich sinnfreie Pseudo-Inhalte? Was sind Botschaften, die einen Nutzen stiften?
Und da sind wir wieder bei der Kernfrage: Nutzen für wen? Die Forschung zeigt: Wenn Menschen etwas aus ihren Leben teilen können, löst das die gleichen Glücksgefühle im Kopf aus wie das Verdrücken eines saftigen Schokoladentörtchens. Ob die geteilten Informationen für die Empfänger relevant sind, spielt dabei keine Rolle.
Eine Frage der Haltung
Vielleicht steckt hinter dem Dauer-Gesabbel auch eine ganz banale Erklärung: Die Menschen halten es kaum mit sich alleine aus. Einfach mal die Fresse halten. Mit sich selbst sein. Konzentriert arbeiten. Oder auch einfach mal nichts tun. Das verursacht beim ein oder anderen unerträgliche Schmerzen.
Diese Schmerzen will keiner. Also betäuben wir uns. Die private Zeit wird so vollgestopft, dass Freizeitstress entsteht. Trennt sich eine Beziehung wird schnell ein neuer Partner als emotionaler Rettungsanker gesucht. Und im Büro gilt: Hauptsache beschäftigt. Ob der blinde Aktionismus wirklich sinnvoll ist? Dafür ist keine Zeit zum Nachdenken.
Ich erinnere mich gerne an eine Situation in Hamburg. Vor rund 200 Unternehmern hielt ich einen Vortrag. Ins Plenum fragte ich: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Moin und Moin, Moin?“ Eine ergraute Eminenz rief:
„Moin Moin ist Gesabbel!“
Was für eine super Antwort!
Also Hand auf‘s Herz: Wie viel reden Sie? Und wie viel davon ist Gesabbel? Und noch viel wichtiger: Können Sie auch schweigen und es mal ablenkungsfrei nur mit sich selbst aushalten?
Eines noch...
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Warum Menschen keine Verantwortung übernehmen
„Ich suche einen Freiwilligen...“ und schon senken sich alle Blicke. Dabei brauchen wir so dringend Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen. Vor allem dann, wenn etwas schief geht. Stattdessen erleben wir überall Meister im Vermeiden. Sei es durch geniale Ausreden. Oder, indem der Schuldige an den Pranger gestellt wird. Verständlich, da beides einfacher ist, als sich den wahren Ursachen zu stellen. Woran das liegt und wie es besser geht, lesen Sie in diesem Beitrag…
„Ich suche einen Freiwilligen...“ und schon senken sich alle Blicke. Dabei brauchen wir so dringend Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen. Vor allem dann, wenn etwas schief geht. Stattdessen erleben wir überall Meister im Vermeiden. Sei es durch geniale Ausreden. Oder, indem der Schuldige an den Pranger gestellt wird. Verständlich, da beides einfacher ist, als sich den wahren Ursachen zu stellen. Doch diese Unverantwortung hat einen hohen Preis: Wir lernen daraus nichts. Und die Situation verbessern wir dadurch erst recht nicht.
Das tägliche Lügen-Theater
In den Unternehmen führt dies zu bizarren Situationen. Wenn ein Projekt schief läuft, ist der Druck für die Beteiligten hoch. Und dann muss auch noch der aktuelle Projektstatus ans obere Management gemeldet werden. Statt blutroter Ampel wird einfach ein grünes Signal kommuniziert: Alles OK. Denn jeder erfahrene Projektmanager weiß, dass eine rote Ampel nur zu hektischem und blindem Aktionismus führt, da die verantwortlichen Top-Manager panisch nach einem Maßnahmenpaket zur Kurskorrektur schreien. Sie haben nämlich genauso viel Schiss wie jeder normale Mensch auch. Also lieber lügen, eine grüne Ampel melden und zusehen, dass man es irgendwie schon hinbekommt.
Wenn es dann doch schief geht, bringen erfahrene Spieler des politischen Unternehmens-Parketts rechtzeitig ihre Geschosse in Stellung, denn es gilt: Die Schuld auf jemand anderen schieben. Die Kacke ist zwar am dampfen und es gibt dringenden Handlungsbedarf. Doch statt an Diagnose und Lösungen zu arbeiten, wird vor allem der eigene Hintern erstmal gerettet.
Verantwortung ist gefährlich
Es ist also höchste Zeit, dass Arbeit zu einem lebensfreundlichen Ort wird. Gott sei Dank treibt aktuell die New Work-Welle durch die Unternehmen. Arbeit soll so angenehmer werden. Menschenfreundlicher.
Home Office, damit es sich ohne Stau und stattdessen selbstbestimmt arbeiten lässt.
Shared Leadership, damit auch überforderte Führungskräfte in Teilzeit sich die Verantwortung einer Führungsposition teilen und das Leben endlich genießen können.
Gamifaction, damit Arbeit endlich Spaß macht und der Job zum Hobby wird.
Bis hin zur purpose-driven-Company, denn Geld motiviert nicht; wir brauchen einen tieferen Sinn. Bei Starbucks geht es also nicht um Kaffee, sondern darum, den menschlichen Geist zu inspirieren und zu fördern („Our mission to inspire and nurture the human spirit – one person, one cup, and one neighborhood at a time.“). Volvo baut keine Autos, sondern will, dass niemand mehr in einem Volvo verletzt wird oder stirbt („No one should be seriously injured or killed in a new Volvo car.”). Und Facebook will kein Werbe-Universum bauen, sondern einfach nur die Welt näher zusammen bringen („Give people the power to build community and bring the world closer together.“).
Auch bei meinen Kunden erhalten solche New Work Aspekte Einzug ins tägliche Arbeiten. Und trotzdem: die Menschen haben immer noch Angst. In den Köpfen spukt die Sorge, wer einen Fehler macht, ist arm dran. Bedrohlicher kann es nur noch werden, wenn viele Fehler zum Scheitern führen und der Karren vor lauter Sumpf nicht mehr zu retten ist.
Doch wovor haben die Menschen Angst? Vor Bestrafung. Der Chef merkt sich Ihren Fehler und Sie sammeln so Minuspunkte auf Ihrem Beziehungskonto. Nächste Stufe: Ihre Karriereleiter bekommt wegen der Fehler auf einmal ein gläsernes Dach. Oder es droht sogar die Kündigung, weil Sie in einem Projekt gescheitert sind und richtig Geld verbrannt haben.
Ist die Angst berechtigt? Ja! Jeder vernünftige abhängig Beschäftigte verhält sich vorsichtig, denn Zuhause muss das Brot auf den Tisch. Das Haus will abgezahlt werden. Und, sofern vorhanden, müssen die Kinder durchgefüttert werden. Den sicheren Job und das gute Gehalt will da niemand leichtfertig aufs Spiel setzen. Am besten also erst gar keine Verantwortung übernehmen, dann können Sie am Ende auch nicht bestraft werden, wenn es mal schief geht.
Schwaches Selbstbewusstsein
Es gibt auch noch eine ganz andere Quelle für die weit verbreitete Unverantwortung. Und die hat gar nichts mit anderen Menschen, den äußeren Umständen oder dem vermeintlich sicheren Gehalt zu tun, sondern mit dem, was in Ihrem Kopf passiert. Denn wenn Sie keine Verantwortung übernehmen, also passiv verharren, dann können Sie sich selbst immer eine super Ausrede vorlügen: „Wenn ich Verantwortung übernehmen und mich anstrengen würde, dann würde ich auf jeden Fall XYZ schaffen“. Sie lassen sich also ein Hintertürchen offen, denn Sie müssten ja erstmal aktiv werden, damit Sie Erfolg haben. Da Sie nicht aktiv sind, ist es natürlich auch klar, dass Sie (noch) keinen Erfolg bei “XYZ” haben.
XYZ kann alles Mögliche sein. Eine dringend notwendige Digitalisierungs-Initiative im Unternehmen aufsetzen. Dem Chef mal die ehrliche Meinung sagen. Einen Englisch-Kurs besuchen, um endlich auch in den internationalen Diskussionen mitzuhalten. Den Traummensch, in den Sie sich verschossen haben, ansprechen, um dem Single-Dasein ein Ende zu bereiten. Die Liste ist lang und betrifft Ihr ganzes Leben. Doch wer im „Hätte-Könnte-Müsste“-Modus verharrt, übernimmt keine Verantwortung. Wagt nichts. Und erreicht auch nichts im Leben. Die unangenehme Wahrheit ist: Sie haben Angst davor, einen Fehler zu machen oder zu scheitern. Denn Sie fürchten auch jetzt dafür bestraft zu werden. Und zwar bestraft durch Sie selbst.
Die faule Trägheit
Vielleicht ist es bei Ihnen ja gar nicht so dramatisch, wie zuvor beschrieben. Vielleicht ist alles völlig normal und sind Sie einfach nur faul. Keine Sorge, Faul sein ist nicht schlecht. Vor allem dann nicht, wenn Faulheit auf Intelligenz trifft. Denn aus dieser Kombination können geniale Ideen entstehen. Faule Intelligenz sucht nämlich immer nach einer Abkürzung zum Ziel.
Doch in den Unternehmen hat sich eine gefährliche Art der Faulheit ausgebreitet: Bequemlichkeit. Wenn wir alles so lassen, wie es ist; keine Verantwortung übernehmen, dann ist das bequem. Verantwortung übernehmen, bedeutet dagegen, ein Gewicht zu tragen. Und das ist unbequem.
Zeit zum Aufwachen
Die Zeiten, in denen wir uns den Luxus der Unverantwortung erlauben konnten, neigen sich dem Ende entgegen. Unsere Bequemlichkeit hat den Kapitalismus mit Unmengen an Wachstums- und Fortschrittshormonen geimpft. In den letzten rund 100 Jahren haben wir uns so ein wahnsinnig bequemes Paradies auf Erden gebaut. Alles und jedes ist per Wisch oder Klick verfügbar. Doch jedes Wachstum stößt in einem geschlossenen System an seine Grenzen und führt zu Problemen.
Unsere Welt ist kompliziert und komplex. Und die Herausforderungen werden größer: Von Klimawandel über Armut bis zur Vermüllung unseres Planeten. Wir haben darauf noch nicht die finalen Antworten und Lösungen. Damit wir sie finden müssen mehr Menschen Verantwortung übernehmen. Sich für eine Sache einsetzen. Bei Problemen Ursachenforschung betreiben. Und dann: handeln. Allein schon deswegen, um sein eigenes Leben auf dieser Erde zu retten. Wenn dieser Egoismus dazu führt, dass Sie Verantwortung übernehmen, tun Sie automatisch viel Gutes für uns alle.
Dazu passt eine chinesische Weisheit:
He who blames others, has a long way to go on his journey.
He who blames himself is halfway there.
He who blames no one has arrived.
Wir brauchen mehr Anführer, die nicht den Schuldigen suchen, sondern die die richtigen Fragen stellen. Was ging schief? Warum? Wie können wir es lösen? Probleme identifizieren, Ursachen finden und den Fokus aller auf Lösungen richten. Wer sich als Anführer so verhält, der wird wahrscheinlich auch bemerken, dass sich auf einmal mehr Menschen trauen, in seinem Umfeld Verantwortung zu übernehmen. Und dann werden wir auch die großen Probleme unserer Zeit gemeinsam lösen.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
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Mut zum Glücklichsein
Glück wird oft als ultimatives Lebensziel gepredigt. Wer will dagegen auch rebellieren? Mir ist zumindest noch niemand begegnet, der nach dem Motto lebt: „Ich will unglücklich sein!“ Und doch halte ich Glück nicht für das ultimative Lebensziel. Glück ist mir zu mystisch und abstrakt. Es gibt einen pragmatischeren Weg. 12 Gedanken dazu…
Glück wird oft als ultimatives Lebensziel gepredigt. Wer will dagegen auch rebellieren? Mir ist zumindest noch niemand begegnet, der nach dem Motto lebt: „Ich will unglücklich sein!“ Und doch halte ich Glück nicht für das ultimative Lebensziel.
Denn wenn Sie etwas in Ihrem Leben erreichen wollen, brauchen Sie eine gewisse Prise Unzufriedenheit. Unzufriedenheit sorgt für Handlungsdruck. Und Handlungsdruck brauchen Sie, damit Sie am Status Quo in Ihrem Leben etwas verändern.
Glück ist außerdem ein schwer greifbares Wort. Was ist Glück überhaupt? An dieser Frage doktern die Menschen schon seit Jahrhunderten rum — und haben immer noch keine allgemein gültige Antwort gefunden. Stattdessen wabert ein scheinbar magischer Mythos um diesen Begriff.
Und so habe ich mich für eine pragmatischere Lebensweisheit entschieden: Statt eines glücklichen Lebens, will ich mein eigenes, selbstbestimmtes Leben leben.
Der Mensch neigt zum Vergessen
Vor rund 15 Jahren hätte ich diese Lektion eigentlich schon gelernt und für immer verinnerlicht haben müssen. Damals hatte mich die Diagnose Krebs mental wachgerüttelt. Und die Erkenntnis wurde real: Auch mein Leben ist endlich.
Doch Menschen neigen dazu, zu vergessen. Und so musste ich mich dieses Jahr daran erinnern, dass mein Leben nicht nur beruflich Vollgas braucht, sondern vor allem einen Rhythmus. Ansonsten ist es plötzlich vorbei und man beendet das eigene Leben wie ein Schluck Wasser in der Kurve.
Und so habe ich es gewagt, mein berufliches Jahr 2019 bereits Mitte November zu beenden. Gar nicht so einfach. Das schlechte Gewissen meldet sich lautstark zu Wort. Aber in meinem Horizont steht ein Traum: Wieder nach Neuseeland reisen. Dort hatte ich damals studiert und wollte das Land unbedingt nochmal bereisen. Heute erfülle ich mir diesen Traum.
Mit meiner Frau reise ich per Rucksack durch Neuseeland. Wir sind nun bereits seit rund vier Wochen unterwegs und völlig rausgerissen aus unserem normalen Alltag. Heute habe ich mich hingesetzt und mich selber nochmal daran erinnert: Was macht eigentlich mein Leben zu meinem eigenen Leben?
Der PRAGMATISCHE WEG ZUM GLÜCK
Selbstbestimmung hat auf jeden Fall etwas Wertvolles. Menschen, die selbstbestimmt sind, zeigen Haltung. Verbiegen sich nicht, um anderen zu gefallen. Selbstbestimmung sorgt also für Ansehen und natürliche Autorität bei Freund und Feind.
Doch was die anderen denken, kann einem egal sein. Für viel wichtiger halte ich die Wirkung auf das eigene Wohlgefühl: Zu wissen, dass man selber immer mit Rückgrat in den Spiegel schauen kann, tut gut. Selbstbestimmt das eigene Leben zu leben sorgt also immer wieder für Glücksmomente.
Und plötzlich ist Glück für mich erstaunlich einfach greifbar. Es braucht kein Kloster, Guru oder lange Jahre zur Erleuchtung. Sie brauchen vielmehr den Mut, das zu machen, was Ihnen wichtig ist. Und wenn Sie das dann gemacht haben, haben Sie bereits Ihren nächsten persönlichen Glücksmoment gewonnen.
Diese einfache Erkenntnis geht im Alltag verdammt schnell unter. So ist es mir dieses Jahr beinahe auch ergangen. Denn mein Leben ist - genau wie Ihres - voller Action. Die Beratungsprojekte mit Familienunternehmen waren dieses Jahr fordernd, denn der Veränderungsdruck in der Wirtschaft ist hoch. Zusätzlich haben mich über 40 Vorträge viel durch die Gegend reisen lassen. Und zwischendurch habe ich mein zweites Buch zu Ende geschrieben. Im Herbst verdichten sich die Termine. Mein Oktober und November bestand aus einigen 7-Tage-Wochen. Und in diesem Tempo hätte ich bis Weihnachten weiter machen können.
Selbstbestimmt leben
Doch so weit ließ ich es diesmal nicht kommen. Und ich bin froh, dass ich den Mut hatte, meinem beruflichen Jahr ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Ich kann meine Akkus laden, meinen Kopf frei machen, schöne Momente mit meiner Frau genießen und Kraft und Stärke für das neue Jahr sammeln. Heute regnet es an der neuseeländischen Küste und ich habe mich hingesetzt und meine Haltung zusammengefasst: Was macht für mich ein selbstbestimmtes Leben aus?
1) Wissen, wo ich hin will.
Sie können sich viele Fragen stellen. Doch eine ist die stärkste. Und sie ist die einzige Frage, die Sie für ein selbstbestimmtes Leben auch wirklich beantworten müssen: Wo wollen Sie hin? Sie brauchen einen Horizont, auf den Sie zustreben. Denn ein Mensch ohne Horizont taumelt richtungslos durchs Leben. Wenn Sie nicht nur Staub aufwirbeln, sondern am Ende Ihres Lebens sinnvolle Spuren hinterlassen haben wollen, dann seien Sie sich klar darüber: Wo wollen Sie hin?
2) Gegenwart machen!
Verschwenden Sie nicht zu viel Zeit mit Nachdenken, Planen oder Sorgen machen. Wenn Sie ehrlich zu sich sind, erkennen Sie: Viel zu oft sind das nur faule Ausreden, um nicht ins Tun zu kommen. Statt zu handeln, hängen Sie mit Ihren Gedanken mal in der Vergangenheit, mal in der Zukunft. Doch für alle Lebensbereiche gilt: Wenn Sie etwas im Leben erreichen wollen, müssen Sie dafür etwas tun. Und zwar im Hier und Jetzt. Ich nenne das: Gegenwart machen!
3) Auf die Unterstützer fokussieren.
Schmeißen Sie die negativen Menschen am besten aus Ihrem Leben. Nörgler, Neider und Zerstörer gibt es eine Menge. Wie Vampire saugen sie Ihnen und Ihren Vorhaben jegliche Lebenskraft aus den Adern. Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht damit, diese Menschen zu Fans machen zu wollen. Die Gefahr ist groß, dass Sie sich verbiegen, faule Kompromisse machen oder Dinge tun, die Sie gar nicht machen wollen. Fokussieren Sie sich lieber auf Ihre Unterstützer. Hier gewinnen Sie positive Kraft und Umsetzungs-Power! Übrigens: Ein starker Unterstützer ist kein Honig-Ums-Maul-Schmierer, sondern ein Mensch, der sie fördert und vor allem auch fordert.
4) Konstruktiv unbequem sein.
Denken Sie an die Menschen, die Sie weiter gebracht haben. Wer waren sie? Diese Menschen hatten keine positive Wirkung auf Sie, indem diese Menschen Ihnen permanent den Kopf gestreichelt haben. Im Gegenteil: Es waren ihre konträren Meinungen. Ihr Mut, den Finger in Ihre Wunde zu legen und solange zu drücken, bis es weh tut — damit Sie wussten, wohin Sie schauen müssen. Wenn Sie anderen Menschen helfen wollen, seien Sie also konstruktiv unbequem. Nicht, um andere Menschen zu ärgern oder zu verletzen. Sondern um ihnen dabei zu helfen, besser zu werden.
5) vorweg gehen.
Wenn Sie etwas im Leben bewegen wollen, müssen Sie vorweg gehen. Als Anführer sind Sie nichts anderes als ein Künstler oder ein Original: Sie müssen Ihren eigenen Weg erschaffen. Und der wird meist erst klar, wenn Sie ihn gehen. Die Alternative: Sie folgen dem Mainstream und machen das, was populär ist. Doch dann sind Sie kein Anführer. Wollen Sie gar kein Anführer sein? Sollten Sie aber. Denn nur als Anführer gehen Sie den Weg zum selbstbestimmten Leben. Sie sind also mindestens Anführer für sich selbst. Wenn Sie das nicht wollen, landen Sie garantiert in einer Sackgasse, an deren Ende Ihr Glück wie ein Haufen Elend verkümmert.
6) Dem Schmerz stellen.
Wer glücklich und erfüllt leben will, muss bereit sein, sich auch dem Schmerz zu stellen. Nicht ständig. Sie brauchen kein Sadist, Masochist oder ähnliches werden. Doch erinnern Sie sich daran: Das Leben ist kein Ponyhof. Im Gegenteil: Wenn es darauf ankommt, kann das Leben hart sein. Manchmal auch ein richtiges Arschloch, das Ihnen ganz schön weh tut. Sie brauchen jetzt die Entschlusskraft, sich diesem Schmerz zu stellen. Den Mut, nicht auszuweichen. Sondern das zu tun, was jetzt zu tun ist.
7) Ballast abwerfen.
Etwas ist dann perfekt, wenn zwar noch viel hinzugefügt werden kann — jedoch nichts mehr weggenommen werden darf. Werfen Sie also Ballast ab. In allen Lebensbereichen: Finanziell, Materiell, Sozial, ... Wie viele Dinge müssen Sie besitzen? Brauchen Sie all die Statussymbole, Bücher, Krimskrams, ...? Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihrem Bekanntenkreis? Wer sind Ihre wahren Freunde? Bekommen diese ausreichend Zeit? Ist das eine Familienmitglied, das Sie immer wieder nervt, es wirklich „wert“, dass Sie immer noch Zeit mit ihm verbringen? Können Sie wirklich sieben Projekte parallel im Job abarbeiten — oder wäre es nicht wirkungsvoller, sich nur auf zwei zu beschränken? Hängt Ihr Wohlbefinden davon ab, was Sie haben oder erleben — oder können Sie den Genuss auch im Verzicht erleben? Und am Ende sogar einfach bedingungslos glücklich sein?
8) DEn Körper fit halten.
Ihr Körper ist das einzige Zuhause, aus dem Sie nicht umziehen können. Ich habe für mich definiert: Ich mache Sport, um von meinem Körper Energie zu bekommen. Wettkämpfe muss ich nicht mehr gewinnen. Auch brauche ich keinen gefährlichen Risikosport, um mich lebendig zu fühlen. Ich will meinen Körper einfach nur fit und in Bewegung halten. Ernährung ist für mich eine vorbeugende Medizin. Ich nenne das alles: Sportliche Wellness. Und sie gelingt mir immer öfters ;-)
9) viel Schlafen.
Als Student war ich von den vermeintlichen High Performance Menschen beeindruckt, die nach dem Motto lebten: „Ich brauche nur 4 Stunden Schlaf“. Ich halte das für Schwachsinn. Mein Körper und mein Kopf brauchen Schlaf, um gut zu funktionieren. Und zwar am liebsten acht Stunden. Ich gehe zu ähnlichen Zeiten ins Bett. Und stehe zur gleichen Zeit auf. Esse abends leicht. Trinke wenig bis keinen Alkohol. Jeden Tag. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel ;-)
10) Rhythmus finden.
Kein Mensch kann dauerhaft Spitzenleistung bringen. Tiere jagen und liegen danach stundenlang auf der faulen Haut. Ebbe und Flut wechseln sich ab. Genauso Tag und Nacht. Die Natur ist voller Rhythmen. Finden auch Sie Ihren Rhythmus. Geben Sie nicht nur Gas. Sondern finden Sie auch ausreichend Zeit für Pausen und Erholung. Für mich gibt es drei Arten der Pausen. Täglich: Zwischendurch immer mal wieder kurz inne halten, statt non-stop durchzuballern. Zwischendurch: Hier und da mal einen halben oder ganzen Tag, mal auch nur ein paar Stunden frei machen. Urlaub: Mindestens zwei Wochen am Stück, um auf völlig andere Gedanken zu kommen. Und vor allem, um zu reisen und dabei etwas zu erleben.
11) Den engsten Clan pflegen
Es macht nur Sinn, zu reden, wenn es auch jemanden gibt, der zuhört. Wir brauchen unseren Clan. Und vor allem: Unseren engsten Clan. Die Menschen, die wirklich wichtig sind. Konflikte sind nicht meine Leidenschaft, auch wenn sie beruflich notwendig und oft Teil meines Alltags sind. Doch grundsätzlich ist mir Harmonie im Miteinander sehr wichtig. Und in meinem engsten Clan ist sie mir besonders wichtig. So haben meine Frau und ich zum Beispiel vereinbart, dass wir mit ungelösten Konflikten nicht ins Bett gehen. In meiner Arbeit erlebe ich, wie viel Zeit und Mühe die Menschen in ihre beruflichen Beziehungen investieren. Und dann leider völlig vernachlässigen, sich um die Menschen zu kümmern, die am Ende um ihr eigenes Sterbebett stehen… wenn sie nicht vorher vor lauter Vernachlässigung abgehauen sind.
12) Will ich die gemachten Änderungen speichern?
In Computerspielen, Word oder Excel werden wir beim Beenden gefragt: Wollen Sie die Änderungen speichern? Wie sieht es mit Ihrem Leben aus? Angenommen heute endet Ihr Leben abrupt. Auf dem Weg ins Jenseits werden Sie mit Ihrem bisherigen Weg konfrontiert und gefragt: Wollen Sie die gemachten Änderungen wirklich speichern? Was würden Sie heute antworten? Und Sie haben Glück, denn Sie leben noch. Also: Was müssen Sie heute unbedingt noch erledigen oder ändern, damit Sie die Frage mit „Ja, ich will unbedingt speichern“ beantworten?
All diese Fragen sind simpel — und Sie werden sie sich in dieser oder ähnlicher Form bereits stellen. Doch es geht nicht um die Fragen, sondern um Ihre Antworten. Diese zu finden, ist schon schwieriger. Und es ist erst recht eine Herausforderung, die gefundenen Antworten auch konsequent im Alltag zu leben. Mir helfen diese Fragen, um mich auf Spur zu halten und mich an die Essenz zu erinnern, damit ich am Ende sagen kann: Ich hatte den Mut, mein eigenes Leben zu leben.
Welche Fragen stellen Sie sich?
Welche Antworten geben Sie darauf?
Wie gut leben Sie das, was Sie sich selbst predigen?
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Charakter braucht Kanten
Der Kellner stellt ein kleines Tablett auf den Tisch. Meine Frau und ich sitzen in einer Mischung aus Restaurant, Café und Bar im neuseeländischen Picton. Ich habe Pfefferminztee bestellt. Auf dem Tablett stehen nun eine Tasse und zwei Kännchen. In dem einen zieht der Tee; im anderen befindet sich nur heißes Wasser. Als der Kellner das nächste Mal an unserem Tisch vorbeikommt, frage ich ihn: …
„Weil wir das hier so machen“ — Café am Hafen von Picton
Der Kellner stellt ein kleines Tablett auf den Tisch. Meine Frau und ich sitzen in einer Mischung aus Restaurant, Café und Bar im neuseeländischen Picton. Ich habe Pfefferminztee bestellt. Auf dem Tablett stehen nun eine Tasse und zwei Kännchen. In dem einen zieht der Tee; im anderen befindet sich nur heißes Wasser.
Fragend schaue ich meine Frau an: “Gibt es einen Trick, wie man den Tee hier trinkt?” “Keine Ahnung”, entgegnet sie. Als der Kellner das nächste Mal an unserem Tisch vorbeikommt, frage ich ihn: “Warum stellt ihr zwei Kannen auf das Tablett, wenn nur in einer Tee ist?”
Er: “Weil wir das hier so machen!”
Was für eine super Antwort. Denn sie strahlt etwas heutzutage immer Selteneres aus: Den Mut zur Haltung. Etwas so zu machen, wie man es für richtig hält, auch wenn es anderen vielleicht nicht gefällt — und dann trotzdem dazu zu stehen.
Der Gemocht-Werden-Wollen-Virus
Doch viel zu oft sind wir vom Gemocht-Werden-Wollen-Virus befallen. Er manipuliert die Stimme in unserem Kopf: Was denken die anderen über mich, wenn ich das jetzt sage? Oder wenn ich das jetzt mache? Und so biegen wir unser Verhalten zurecht, um bloß nicht anzuecken.
Der Mensch ist in den 300.000 Jahren seiner Zeit auf diesem Planeten immer ein Herdentier gewesen. Das hat die Evolution schlau eingerichtet. Stellen Sie sich das Leben früher vor: Ihre Lebenserwartung war deutlich höher, wenn Sie Teil eines Clans waren. Anders formuliert: Wenn Sie alleine unterwegs waren, verreckten Sie.
Heute pulsiert in unseren Adern immer noch die überlebensnotwendige Sehnsucht, Teil eines Clans zu sein. So gewinnt der Gemocht-Werden-Wollen-Virus zusätzliche Stärke. In allen Lebensbereichen verbiegen sich Menschen und machen Sachen, die sie nicht machen würden, wenn sie Mut zur Haltung hätten.
Aus Angst, den Job zu verlieren, pinkeln wir die Hierarchie-Leiter nicht nach oben — auch wenn es inhaltlich notwendig wäre.
Aus Sorge, dass sich der Lehrer am Kind mit schlechten Noten rächt oder die anderen Eltern sich gegen uns wenden, halten wir unsere kritischen Kommentare am Elternabend lieber zurück — und nörgeln nur Zuhause hinter vorgehaltener Hand.
Und im Sinne des Mantras “Der Kunde ist König” verbiegen sich die Mitarbeiter von Unternehmen devot, um es jedem recht zu machen — auch wenn die Forderungen des arroganten Kunden völlig überzogen und inakzeptabel sind.
Die Folge: Weichspüler. Wir verlieren an Profil. Es fehlt die Kante. Und damit verlieren Sie auch Ihren Charakter.
Charakter braucht Kanten
Wer sagt eigentlich, dass Sie es jedem recht machen müssen? Für mich gibt es ein Gebot der grundsätzlichen Höflichkeit. Heißt: Andere Menschen respektieren und die Grundregeln des gesitteten Miteinanders achten: Guten Tag, Auf Wiedersehen, Danke, Bitte, Tür aufhalten oder an das Reißverschlussverfahren halten. Das ist die unterste Grenze. Und an die kann sich jeder halten.
Aber ob, wann und für wen Sie die Extrameile gehen, kann nur eine Person entscheiden: Sie selbst. Denn Respekt braucht Grenzen.
Sie müssen nicht jeden gewinnen. Für mich habe ich deswegen als Motto formuliert: Einer reicht!
Ich muss zum Beispiel nicht der beste Ehemann der Welt sein. Mir reicht es, wenn ich der beste Ehemann für meine relevante Welt bin; nämlich für meine Frau. Mein Herz und meine Liebe schreien lauthals: Eine reicht!
Ich muss auch nicht der beste Berater der Welt sein. Mir reicht es, wenn ich der beste Sparringspartner für meine relevante Welt bin; nämlich für die Kunden, die Lust darauf haben, mit mir zusammen zu arbeiten. Wenn ich einen Vortrag vor 300 Geschäftsführern halte und nur einer danach ein Projekt mit mir machen will: Einer reicht!
Ich muss auch nicht der beste Autor der Welt sein. Mir reicht es, wenn ich die besten Texte für meine relevante Welt verfasse; ich schreibe nämlich primär, um selber klar zu werden — und freue mich über jeden, der Lust hat, diese Texte ebenfalls zu lesen. Wenn Sie bereits bis hier hin gelesen haben, sind wir schon zu zweit, obwohl eigentlich reichen würde: Einer reicht!
In allen drei Fällen bin, arbeite und schreibe ich, so wie ich bin. Mit allen Stärken, Schwächen und Kanten. Ich habe keine Lust, mich zu verbiegen. Oder etwas vorzutäuschen.
Weil wir das hier so machen
Doch wer den Mut hat, Haltung zu zeigen, gewinnt nicht immer. Im Gegenteil: Das Mund-Aufmachen hat mich sicherlich auch schon um den ein oder anderen Auftrag gebracht. Aber will ich überhaupt mit Menschen arbeiten, denen Klartext, Wahrhaftigkeit und Offenheit unwichtig sind? Die sich nicht konstruktiv, hart in der Sache und fair zum Menschen streiten wollen? Nein!
Und deswegen gefällt mir die souverän-schroffe Antwort des Kiwi im Café in Picton:
Weil wir das hier so machen!
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Auf die innere Stimme hören
Als ich auf den Parkplatz des Kölner Klinikums fahre, habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. Dieser Vortrag wird anders. Das weiß ich. Es geht heute nicht um Business. Und ich werde auch nicht für meinen Auftritt bezahlt. Heute geht es um das Leben — und wie ich damals darum gekämpft habe, es behalten zu dürfen. Die wichtigsten Dinge im Leben sind eben nicht selbstverständlich. Das merken wir jedoch erst, wenn wir sie verloren haben. Die Liebe. Echte Freunde. Und erst recht: unsere Gesundheit.
Als ich auf den Parkplatz des Kölner Klinikums fahre, habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. Dieser Vortrag wird anders. Das weiß ich. Es geht heute nicht um Business. Und ich werde auch nicht für meinen Auftritt bezahlt. Heute geht es um das Leben — und wie ich damals darum gekämpft habe, es behalten zu dürfen.
Die wichtigsten Dinge im Leben sind eben nicht selbstverständlich. Das merken wir jedoch erst, wenn wir sie verloren haben. Die Liebe. Echte Freunde. Und erst recht: unsere Gesundheit.
Loyalität
In der Geschäftswelt begegnen mir häufig Menschen, die alles geben, damit der Laden läuft. Die absolut loyal ihrem Arbeitgeber gegenüber sind. Oft sogar loyaler als gegenüber ihrer Familie. Und vor allem loyaler als sich selbst gegenüber. Die zahlreichen Überstunden, Nächte in Hotels, stressigen Meetings — und die wenige Zeit für Familienabende, Sport oder einfach mal nichts zu tun.
Doch wenn ich als starker Anführer Verantwortung für ein Team, ein ganzes Unternehmen und das langfristige Überleben von Letzterem übernehmen will — dann kann und darf ich mich selber dabei nicht aus den Augen verlieren. Wie sieht es denn bei Ihnen aus? Was oder wem schenken Sie absolute Loyalität? Wer steht auf Platz 1? Wie sieht die Rangfolge danach aus?
Der einzige Wegweiser
Fragen wie diese zu beantworten, ist gar nicht so einfach. Sie können die Antwort nämlich nicht da draußen finden. Sie müssen die Reise nach innen antreten. Auf Ihre innere Stimme hören. Sie ist der einzige Wegweiser zu Ihrer wahren Erfüllung.
Die Diagnose Krebs liegt während ich das hier schreibe schon über 15 Jahre zurück. Ich habe den Krebs besiegt und bin seitdem gesund. Am Krebs bin ich nicht zerbrochen. Er hat mich stärker gemacht. Vor allem dadurch, dass ich gelernt habe, auf meine innere Stimme zu hören.
Meine Loyalität gilt nun mir selber — und meiner Familie. Meine Gesundheit steht sozusagen auf Platz 0. Und meine Familie ist meine unangefochtene Nummer 1. Gemeinsame, unvergessliche Momente zu erleben, sind für mich das Wichtigste. So wie die Begegnung, die meine Frau und ich mit Löwen hatten.
Gleichzeitig ist mein Beruf meine zweite große Liebe. Und auch diese Liebe ist stark und verlockend. Mein Beruf ist kein Job für mich, sondern Berufung. Und so rutsche ich dann doch immer mal wieder in intensive Phasen, in denen mich meine Berufung vereinnahmt. Die größte Herausforderung ist eine wahre Kunst: nämlich die wichtigen Loyalitäten und Prioritäten im Leben in einen gesunden Rhythmus zu bringen.
Zu diesem Thema habe ich einen Artikel geschrieben, der im Magazin LebensWert des gleichnamigen Vereins an der Kölner Uni-Klinik erschienen ist. Jener Abend im Klinikum wurde auch durch diesen Verein organisiert. Ich las aus meinem Buch und sprach mit den Gästen offen über meine damalige Krebserkrankung — wie ich sie besiegt habe — und was ich daraus für mein Leben gelernt habe.
Der Sinn des Lebens
Wenn man keinen Sinn im Leben hat, macht man sich einen fremden Sinn zu eigen. Bei mir war es die Jagd nach dem Geld. Doch der Erfolg hatte einen hohen Preis. Meine Frau fror vor Einsamkeit, denn ich verbrachte mehr Nächte in Hotels als zuhause. Die jungen Jahre meines Sohnes habe ich mehr oder weniger verpasst. Zwar sagte ich damals: Meine Familie ist mir das Wichtigste. Doch meine Handlungen zeigten etwas anderes. Und das alles nur, um Karriere zu machen.
Die Ironie dabei ist: Mit meinem Job war ich alles andere als glücklich, denn mein Umfeld in der Finanzbranche hatte – sagen wir mal: andere Wertvorstellungen als ich. Und ich fühlte mich wie eine funktionierende Hülle. Nach außen zwar stark, aber innerlich gefühlsleer und orientierungslos.
Was raten Sie einem Freund, wenn er in so einer blöden Situation steckt? Ändere was! Aber so einfach ist das nicht. Menschen können ganz schön viel „Leid“ aushalten, nur um die Ungewissheit zu vermeiden, die mit jeder Veränderung einhergeht.
Zufallsbefund
Eines Tages suchte ich dann einen Internisten auf. Meine Frau hatte mich gebeten, eine kleine Entzündung unter meiner Achsel prüfen zu lassen. Ich dachte noch: „Kommt von alleine, geht wieder von alleine“, als der Arzt sagte: „Sie haben sich wohl beim Rasieren geschnitten. Haarwurzelentzündung.“ Eigentlich hätte ich danach aufstehen und die Praxis verlassen können. Doch der Arzt machte etwas, was aus medizinischer Sicht völlig unnötig war – mir aber rückblickend an diesem Tag das Leben rettete.
Er untersuchte mit dem Ultraschallgerät meine Schilddrüse und entdeckte einen Tumor. Die weiteren Untersuchungen bestätigten den Verdacht: Schilddrüsenkrebs. Dann ging alles ganz schnell: OP, Radio-Iod-Therapie, Kontrolle des Tumormarkers. Immer noch erhöht! Die Ärzte wollten mich wieder bestrahlen.
Doch ich entschied mich dagegen und holte mir eine Zweitmeinung. Herauskam statt Radio-Iod die Empfehlung einer zweiten OP. Dann die nächste Horrormeldung: Ich könnte meine Stimme verlieren, da der Stimmbandnerv auf Grund des vernarbten Gewebes nur noch schwer zu finden sei.
Keine Zeit mehr verschwenden
Aber was sollte ich machen? Ausweichen oder weglaufen hätte nichts gebracht. Und so begab ich mich mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung in die Hände der Ärzte.
Es ging zum Glück alles gut. Als ich dann in meinem Zimmer lag, passierte etwas Merkwürdiges. Ich hörte eine innere Stimme. Sie fragte mich: „Willst Du überhaupt leben?“ Als ich das mit einem Ja beantwortete, fragte sie weiter: „Warum verschwendest Du dann Deine Lebenszeit?“ Darauf hatte ich zunächst keine Antwort.
Als ich die Klinik verließ, war jedoch klar: Meine Lebenszeit ist endlich. Und deswegen wollte ich sie nicht mehr verschwenden. Keine falschen Leute, Projekte und Themen mehr. Ich hatte mir geschworen, nun auf meine innere Stimme zu hören. Das ist nicht immer leicht, da man dann hier und da aneckt.
Wir müssen den Mund aufmachen und Haltung zeigen, wenn wir selbstbestimmt leben wollen. Deswegen braucht Mut eine Stimme. Insofern bin ich dem Krebs dankbar dafür, dass er mich gezwungen hat, Verantwortung für mein Leben zu übernehmen.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
Artikel als PDF (auf Seite 10)
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Pflicht zum Widerspruch
Man pinkelt die Hierarchie-Leiter nicht nach oben. Doch was ist, wenn die Meinung „da oben“ falsch ist? Wenn Sie sogar rechtswidrig ist? Schnell geraten Sie in innere Konflikte. Wollen Klartext reden. Scheuen gleichzeitig die möglichen Konsequenzen. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wenn Sie ein Problem erkannt haben, wie lange warten Sie, bis Sie es ansprechen?
Man pinkelt die Hierarchie-Leiter nicht nach oben. Doch was ist, wenn die Meinung „da oben“ falsch ist? Wenn Sie sogar rechtswidrig ist? Schnell geraten Sie in innere Konflikte. Wollen Klartext reden. Scheuen gleichzeitig die möglichen Konsequenzen. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wenn Sie ein Problem erkannt haben, wie lange warten Sie, bis Sie es ansprechen?
Mit Mitte 20 wurde bei mir ein Schilddrüsen-Krebs diagnostiziert. Doch vor der Bedrohung durch den Krebs hatte ich zunächst gar nicht so viel Angst. Mehr Sorgen machte mir das Risiko, dass ich durch die OP meine Stimme verlieren könnte. Denn der Stimmbandnerv verläuft in unmittelbarer Nähe der Schilddrüse.
Endlich ein Termin in der Klinik. Ich sitze im Sprechzimmer des Spezialisten und frage: „Werden Sie meinen Stimmbandnerv mit Neuromonitoring während der OP darstellen?“ Diese Technik ermöglicht es, während der Operation die Funktionsfähigkeit des Nerves zu überprüfen. Für mich ein wichtiges Argument, um mich zumindest sicherer zu fühlen. Der Arzt antwortet: „Nein, das tue ich nicht.“
Ich hinterfrage ihn und bestehe darauf, dass ich diese Technik gerne verwendet wissen möchte. Resolut fährt er mich an: „Wie kommen Sie überhaupt dazu, meine Kompetenz in Frage zu stellen und beurteilen zu können, wie die Operation abzulaufen hat?“ Damit war die Beziehung zu diesem Möchtegern-Arzt für mich vorbei. Mit den Worten „Von Ihnen werde ich mich nicht operieren lassen“ verabschiede ich mich von ihm. Wer keinen Widerspruch aushält, verliert meinen Respekt.
Wenn ich an diese Situation zurückdenke, dann war das nicht leicht. Die Diagnose Krebs hing wie eine dunkle Wolke über mir. Ein diffuses Gefühl von Ungewissheit, Unsicherheit und Angst vermischte sich mit Kampfeswille, Motivation und der Bereitschaft, alles zu geben, um gesund weiter zu leben. Und dann begegnet Dir auf einmal der lebensrettende Spezialist in einer herablassend-arroganten Art und Weise, die Deinen hoffnungsfrohen Optimismus mit Füßen tritt.
Ich fand zum Glück am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg einen Spezialisten, der mir sympathisch war und der jede OP mit Neuromonitoring durchführte. Und Gott sei Dank: ich bin seit vielen Jahren gesund - und konnte meine Stimme behalten.
War es schlau von mir, den Mund aufzumachen und in die Meinungsverschiedenheit einzusteigen? War es richtig, aufzustehen und sich nicht vom ersten Arzt operieren zu lassen? Wie hätten Sie sich in dieser Situation verhalten?
Obrigskeitshörigkeit
Die Frage ist sicherlich nicht einfach zu beantworten, wenn Sie nicht selber in der Situation sind. Und ich hoffe, dass Ihnen solche extremen mentalen Trainingsräume, in denen es um Leben und Tod geht, erspart bleiben. Doch die gleichen Herausforderungen begegnen Ihnen auch im Alltag.
Ihr Chef trifft eine Entscheidung. Sie haben viel mehr Informationen als er und erkennen, dass diese Entscheidung falsch ist. Sie ahnen: mit seiner Entscheidung wird das Projekt vor die Wand fahren. Machen Sie jetzt den Mund auf und weisen Sie ihn auf den Fehler hin? Oder halten Sie lieber die Klappe, da Sie nicht wollen, dass Ihre Karriere an einem gläsernen Dach stecken bleibt?
Grundschule - Elternabend mit der Klassenlehrerin. Ihr Sohn hatte sich mehrfach bei Ihnen beschwert sich, dass die junge Dame ständig die Mädchen aus der Klasse bevorzugt behandelt. Machen Sie jetzt den Mund auf und stellen Sie sie zur Rede? Oder beschwichtigen Sie Ihren Sohn und halten lieber die Klappe, weil Sie befürchten, dass die Lehrerin sich mit schlechten Noten rächen könnte? Und überhaupt: Sollte man in der heutigen Zeit der Emanzipation lieber gar nichts gegen Frauen sagen, da man sofort als „frauenfeindlich“ abgestempelt wird?
Statusunterschiede sind der wesentliche Verhinderer für Klartext. Wir sind obrigkeitshörig. Brav buckeln wir nach oben oder ordnen uns eine Mehrheit unter, auch wenn wir eine andere Meinung haben. Das ist verständlich. Und es ist falsch!
Probleme können Sie nicht aussitzen
Wenn es um heikle Botschaften geht, sind zwei Zeitpunkte kritisch.
Problem erkannt. Wenn Ihnen das Verhalten eines Kollegen, Nachbars oder Familienmitglieds nicht gefällt. Oder Sie erkennen, dass irgendetwas schief läuft und sich zu einem größeren Problem entwickeln könnte.
Problem angesprochen. Etwas erkennen oder wissen reicht nicht. Entscheidend ist, dass Sie auch den Mund aufmachen und es ansprechen.
Die Kunst ist, den Zeitabstand zwischen „Problem erkannt“ und „Problem angesprochen“ möglichst kurz zu halten. In manchen Situationen ist es ratsam, eine Nacht über Ihre Entscheidung zu schlafen, bevor Sie handeln. Erfahrungsgemäß ist das der längste Abstand — und die Ausnahme. In der Regel sollten Sie Probleme viel schneller ansprechen.
Stellen Sie sich vor, wie die Welt wäre, wenn Menschen Probleme zügig ansprechen. Bei der Beratung McKinsey gehört die Pflicht zum Widerspruch („obligation to dissent“) seit vielen Jahren zur Unternehmenskultur. Im Hedgefonds Bridgewater des Milliardärs Ray Dalio wird nicht nur die Pflicht zum Widerspruch gelebt, sondern absolute Transparenz. Ständig bewerten sich die Mitarbeiter gegenseitig. So werden Probleme, Qualitätsmängel, Zeitverschwendung und Co. sofort aus dem Weg geräumt. Doch viele Menschen reagieren bei diesen beiden Unternehmen zurückhaltend, weil Sie diese Art des Miteinanders als kühl und rational — in gewisser Weise als unmenschlich — empfinden. Wirklich?
Überlegen Sie einmal: Wie viel unnötiger Ärger könnte Ihnen erspart bleiben, wenn alle Klartext reden?
Doch in der Realität sind wir weit von Klartext entfernt. Viele Menschen erkennen zwar die Probleme. Doch sie halten den Mund. Als würde dadurch ihr Umfeld nicht mitbekommen, dass irgendetwas nicht stimmt. Absurd. Denn selbst wenn Sie nichts sagen, wird das Problem Auswirkungen auf Sie und Ihr Umfeld haben. Prüfen Sie dazu folgenden Satz:
Alles, was Sie nicht aus-sprechen, werden Sie aus-leben!
Wenn das Verhalten Ihres Kollegen Sie richtig nervt und Sie es nicht ansprechen, wird sich Ihr Verhalten ändern. Sie meiden die Nähe. Weichen Gesprächen aus. Unterstützen ihn nicht mehr so gerne, wenn er Ihre Hilfe braucht.
Wenn Ihr Lebenspartner etwas macht, das Ihnen nicht gefällt oder Sie gar verletzt — und Sie es nicht ansprechen — werden Sie Ihr Verhalten verändern. Vielleicht fangen Sie an, ebenfalls verletzend zu werden. Oder Sie beginnen Streitereien wegen anderen Nichtigkeiten. Oder Sie finden sich plötzlich in den verständnisvollen Armen einer Affäre wieder, die Ihnen all das gibt, was Sie in Ihrer Beziehung so sehr vermissen.
Pflicht zum Widerspruch
Wenn Sie also Probleme gar nicht verheimlichen können, da Sie sie sowieso ausleben, dann können Sie auch gleich den Mund aufmachen. So haben Sie zumindest die Chance, gemeinsam den Missstand zu beheben.
Die Herausforderung ist: das Ausleben geschieht meist unbewusst. Wenn Sie dagegen den Mund aufmachen und das Problem ansprechen, dann ist das eine aktive Entscheidung, die Sie treffen. Und Entscheidungen kosten Kraft. Überwindung. Und somit auch eine gewisse Form von Mut.
Weichen Sie dieser Entscheidung trotzdem nicht aus. Denn sie ist richtig, auch wenn Sie mal mehr, mal weniger schmerzhaft ist. Die meisten Menschen scheuen den Konflikt. Doch Sie haben die Pflicht, den Mund aufzumachen, wenn Sie anderen Menschen helfen wollen.
Ein Mensch nervt Sie mit seinem Verhalten. Wie soll er sich denn verbessern können, wenn Sie ihm nicht mal die Chance dazu geben? Und Sie geben ihm die Chance, indem Sie ihn auf sein Missverhalten hinweisen.
Bildhaft gesprochen: Sie stehen vor Ihrem Team und halten eine Rede. Die Leute schmunzeln. Tuscheln. Irgendetwas scheint im Busch zu sein. Doch Sie wissen nicht, was. Verunsichert machen Sie trotzdem weiter. Nach dem Vortrag gehen Sie auf Toilette. Und merken dort: Ihr Hosenstall war die ganze Zeit offen.
Wie doof ist das denn? Und wie super wäre es gewesen, wenn Sie jemand diskret darauf hingewiesen hätte. Problem erkannt - Problem schnell angesprochen. Dann hätten Sie ihn geschlossen und einen super Vortrag gehalten. Der Hinweis des Kollegen hätte sich für Sie wahrscheinlich unangenehm angefühlt. Aber dieser kurze Schmerz ist allemal besser, als zu wissen, dass Sie die ganze Zeit wie ein Heiopei mit offener Hose vor Ihren Leuten gestanden hatten.
Kultur des gepflegten Streitens
Es wird dringend Zeit, dass wir lernen, besser mit heiklen Botschaften, Meinungsverschiedenheiten und Konflikten umzugehen. Doch leider haben wir noch ein fast neurotisches Verhältnis zum Streiten.
Entweder reagieren wir übertrieben empfindlich. Dann sind alle auf einmal Randgruppen, die sich diskriminiert fühlen. Klartext wird ständig als persönliche Härte verstanden. Rechte Meinungen werden sofort als rechtsradikales Gedankengut verurteilt. Einzelne Worte werden aus dem Kontext gerissen und in der Diskussion empört zerrissen.
Oder wir fügen so viel verbalen Weichspüler in die Gespräche, dass am Ende niemand mehr weiß, was jetzt eigentlich gemeint ist. Anstatt klarer Ansagen, was geht und was nicht geht, gibt es sowohl-als-auch-Gelaber. Statt mutiger Entscheidungen wird rumgeeiert.
Mund aufmachen ist eine Frage von Respekt. Und zwar Respekt Ihnen selbst gegenüber, dass Sie sich nicht innerlich verbiegen, sondern Haltung zeigen. Und Respekt anderen gegenüber, dass Sie Ihnen durch Klartext dabei helfen, besser zu werden.
Wenn Sie also in der nächsten Diskussion auf eine andere Meinung treffen, dann hören Sie der Person doch erstmal zu. Schieben Sie Ihre eigene Meinung zur Seite. Seien Sie neugierig: wie kommt er auf diese Meinung? Versuchen Sie, zu verstehen, warum die andere Person so denkt, wie sie denkt. Vielleicht entdecken Sie ja neue Perspektiven. Seien Sie dann so flexibel, dass Sie Ihre eigene Meinung bei Bedarf korrigieren.
Wenn Sie trotz Zuhören und Verstehen wollen zum Schluss kommen, dass Ihre Meinung doch die richtige ist: dann stehen Sie auch dazu und verteidigen Sie sie. Auch wenn das am Ende vielleicht dazu führt, dass Sie und Ihr Gesprächspartner in dieser Sache keinen gemeinsamen Nenner finden.
Es ist Ihre Pflicht, den Mund aufzumachen, wenn etwas falsch ist. Klartext reden ist menschlich. Wehret den Anfängen!
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
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Change-Management: Endlich wirkungsvoll umsetzen
VIDEO - Viele sehnen sich danach, mal wieder Ruhe ins Unternehmen zu bekommen. Das können Sie vergessen. Denn Veränderungen sind das neue Tagesgeschäft. Doch viele Vorhaben scheitern: Laut Plan soll eine Rakete starten. Doch in der Realität können viele froh sein, wenn sie überhaupt einen Papierflieger zum Fliegen bringen. Wie es besser geht, erfahren Sie im Video.
Viele sehnen sich danach, mal wieder Ruhe ins Unternehmen zu bekommen. Das können Sie vergessen. Denn Veränderungen managen ist das neue Tagesgeschäft. Doch viele Vorhaben scheitern daran, dass die Beteiligten sich viel zu viel vornehmen. Laut Plan soll eine Rakete starten. Doch in der Realität können viele froh sein, wenn sie überhaupt einen Papierflieger zum Fliegen bringen.
Im neuen Video aus meiner YouTube-Serie #CappuccinoFriday spreche ich über eine Geschwindigkeit, die zwar nicht sexy klingt, aber deutlich erfolgsversprechender ist.
Weitere Episoden finden Sie auf meinem YouTube-Kanal — oder wenn Sie unter den Schlagwörtern rechts am Bildschirm „Video“ auswählen.
Und wenn Sie ein Veränderungsvorhaben in Ihrem Unternehmen haben, mit dem es nicht wie gewünscht läuft, lassen Sie uns gerne sprechen.
Gegenwart machen
Wir Menschen sind in zwei Dingen gut, die leider völlig irrelevant sind: wir beklagen oder beweihräuchern die Vergangenheit — und wir erträumen oder befürchten die Zukunft. Doch weder im Gestern noch im Morgen können wir etwas verändern. Der Schlüssel zum Erfolg ist viel einfacher Ich nenne das: Gegenwart machen!
Gegenwart machen
In zwei Dingen sind wir Menschen richtig gut:
beklagen oder beweihräuchern der Vergangenheit —
sowie das Träumen von der Zukunft.
Doch weder im Gestern noch im Morgen können wir etwas verändern. Der Schlüssel zum Erfolg liegt nur im Hier und Jetzt. Ich nenne das: Gegenwart machen!
Zum Glück bin ich auch nur ein Mensch. Denn ich tappe ebenfalls häufig in die Falle, gedanklich in der Vergangenheit oder Zukunft zu hängen.
Meine Frau ist für mich die beste Gegenwart-Macherin
Vor ein paar Wochen gingen meine Frau und ich mit unserem Hund spazieren.
Ich erzähle ihr von meinem Tag und was ich dieses Jahr noch alles vorhabe. Geduldig hört sie mir zu. Doch plötzlich reißt sie mich aus diesem Kopfkino:
„Riech mal hier: die Rosen!“
Zack! Sie hat Gegenwart gemacht. Mich aus den abstrakten Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft wieder ins Hier und Jetzt geholt. Richtig so!
Denn die Gegenwart ist der einzige Augenblick, in dem wir mit voller Kraft leben und wirken können.
Vergessen Sie Ihre schlauen Pläne
In den Unternehmen entwickeln die Top-Manager Strategien und Pläne für eine rosige Zukunft. Mal mehr, mal weniger ist den Damen und Herren „dort oben“ bewusst, dass die ersten bedrohlichen Gefahren darauf lauern, den gewohnten Erfolg der Vergangenheit zu gefährden. Es gibt also Handlungsbedarf!
Letztes Jahr moderierte ich ein Führungsteam aus einem großen Konzern. Eine Managerin klagte: „Derzeit wird unser Unternehmen umstrukturiert. In zwei Wochen sollen wir auf neuen Positionen arbeiten. Doch wir haben immer noch keine Ahnung, wo die Reise hingehen soll. Geschweige denn, was mit unseren Mitarbeitern passiert.“
„Das klingt nicht nach Klarheit,“ antworte ich ihr und will wissen: „Wer kann denn entscheiden, dass wir für mehr Klarheit bei Ihnen und in der Mannschaft sorgen?“
„Zuerst habe ich mit meinem Chef gesprochen. Der hat jedoch nur abgewinkt und gesagt: Keine Zeit! Mittlerweile war ich auch bei meinem Chef-Chef. Doch der ist ausgewichen, dass das alles kompliziert sei, die Pläne noch in den Lenkungsausschüssen abgestimmt werden und bla bla bla.“
Bei all dem Tüfteln an den schlauen Plänen vergessen wir schnell, dass wir es mit Menschen zu tun haben. Und Menschen sind emotionale Wesen, deren Stimmung biologischen Schwankungen unterliegt.
Wenn Menschen etwas mit Herzblut und Power auf den Weg bringen sollen, brauchen sie Klarheit. Und zwar im Hier und Jetzt. Ansonsten entstehen nur unnötige, emotionale Schwelbrände, die unglaublich viel Energie verschwenden. Und niemandem helfen — schon gar nicht Ihren Kunden.
So geht Gegenwart machen
Dabei ist es ganz einfach, wenn Sie Menschen führen wollen. Denn damit Sie erfolgreich Gegenwart machen, brauchen Sie nur drei Prinzipien beherzigen:
Am wichtigsten: Ihr Horizont.
Wo wollen Sie eigentlich hin?
Danach: Diagnose.
Wahrnehmen, was aktuell ist.
Und dann: Aufbruch!
Wahrmachen, was jetzt sein soll!
Um wahrzunehmen, was ist, hat es sich bewährt, wenn Sie so etwas wie Empathie drauf haben. Also sprechen Sie mit den Menschen Stellen Sie Fragen. Interessieren Sie sich. Hören Sie wirklich zu.
Ein echter Anführer zeigt Gesicht. Ist sichtbar. Steht Rede und Antwort. Besonders dann, wenn es turbulent zugeht. Und erst recht, wenn viel für die Beteiligten auf dem Spiel steht. Denken Sie daran: Sie führen keine Zahlen, sondern Menschen!
Mein Motto: Gegenwart machen! Für und mit den Menschen.
Und wenn Sie ein Bild der aktuellen Lage haben, wissen Sie auch, wo es klemmt und hakt. Jetzt heißt es: wahrmachen, was jetzt sein soll. Was ist ein konkreter Schritt, den Sie jetzt gehen können, um Ihrem Horizont ein Stück näher zu kommen? Was müssen Sie heute machen, um vorwärts zu kommen?
Das nenne ich: Gegenwart machen!
Horizont für alle Lebensbereiche
Diese Grundhaltung gilt übrigens für alle Lebensbereiche.
Englisch verbessern
Vor großen Gruppen sprechen lernen
Besserer Lebenspartner sein
Endlich die überschüssigen Kilos loswerden
Mehr Zeit mit den Kindern verbringen
Was ist Ihr Thema am Horizont, das Sie gerne anpacken wollen?
In meinem Horizont stehen viele Fixsterne und Wegmarken. Eines davon: Buch über Führung schreiben. Im Jahr 2019 habe ich mich entschieden, aus diesem Wunsch Wirklichkeit zu machen. Also ist meine Richtung für dieses Jahr klar. Neben meinem Tagesgeschäft ist dieses Thema das einzige, was ich an großer Veränderung auf den Weg bringe. Denn ich will mich nicht verzetteln, sondern erfolgreich sein.
Und so sehe ich nun zu, dass ich jeden Tag Gegenwart mache. Heißt: einen Schritt gehen, um das Buch ein bisschen mehr Realität werden zu lassen.
Manchmal ist der Schritt nur eine gute Geschichte, die ich in einem Projekt aufschnappe. Manchmal ist es eine Grobgliederung für ein Kapitel. Und dann gibt es zum Glück auch die Tage, an denen ich schreibe und gefühlt „richtig“ Strecke mache.
Und dann geschieht das Wunder. Wenn Sie Ihren Horizont kennen und täglich Gegenwart in diese Richtung machen, dann kommen Sie irgendwann auch an.
Aufbruch: laufen Sie los!
Vergessen Sie also Ihre ausgeklügelten Pläne und schön designten Präsentationen.
Und hören Sie vor allen Dingen auf, sich selbst und andere mit faulen Ausreden anzulügen: „Das mache ich morgen. Oder: wenn das Projekt fertig ist, wenn die Kinder größer sind, wenn ich in Rente gehe.“ Verschieben Sie Ihre wichtigen Themen nicht auf Morgen! Denn Sie wissen doch gar nicht, ob Sie dort überhaupt ankommen.
Seien Sie auch nicht zu anspruchsvoll. Sammeln Sie gerne alles, was alles in Ihren Horizont gehört. Machen Sie Ihren Horizont bunt, vielfältig. Produzieren Sie Wünsche, Träume, Vorhaben im Überfluss. Und dann entscheiden Sie sich für nur ein Reiseziel, das Sie jetzt konkret in den Fokus nehmen. Die anderen sind ja nicht weg. Sie warten in Ihrem Horizont darauf, dass Sie sie später in Angriff nehmen - oder auch nicht. Das müssen Sie heute zum Glück nicht entscheiden.
Entscheiden müssen Sie jetzt nur, wie es mit diesem einen Reiseziel weitergeht:
Nehmen Sie jetzt wahr, was aktuell ist.
Und machen Sie dann wahr, was heute sein soll!
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Gegenwart machen!
Dies ist ein Video aus meiner Serie #CappuccinoFriday. Weitere Videos finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Auf Ihre Meinungen bin ich gespannt. Schreiben Sie mir gerne. Und wenn Ihnen der Artikel gefallen hat: teilen erlaubt :-)
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Wer Sicherheit will, muss etwas wagen
Wie sehr haben Sie sich bereits an das moderne Leben gewöhnt? Mobiles Arbeiten statt fester Arbeitsplatz, Netflix statt Videothek, Google statt Bibliothek und Tinder statt Gespräch an der Bar. Die Welt scheint uns zu Füßen zu liegen. Doch die Gefahr des modernen Lebens ist, dass wir so sehr darauf spezialisiert sind, dass wir den Anschluss an den Fortschritt verpassen.
Wie sehr haben Sie sich bereits an das moderne Leben gewöhnt? Mobiles Arbeiten statt fester Arbeitsplatz, Netflix statt Videothek, Google statt Bibliothek und Tinder statt Gespräch an der Bar. Die Welt scheint uns zu Füßen zu liegen. Doch die Gefahr des modernen Lebens ist, dass wir so sehr darauf spezialisiert sind, dass wir den Anschluss an den Fortschritt verpassen.
Dieses Jahr mache ich keinen wirklichen Sommerurlaub, da ich meine Sommerpause nutze, um mein zweites Buch zu Ende zu schreiben. Wir sind nur ein paar Tage mit Freunden an die luxemburgische Grenze gefahren, um ein paar Tage auszuspannen. Das alte Haus, in dem wir übernachten, sollte ein guter Lehrmeister für mich werden.
Die Illusion von Geschwindigkeit
Abends kommen wir an. Das Gepäck ist auf die Zimmer gebracht. Auf dem Herd köcheln bereits die Nudeln. Und ich will noch schnell in die Dusche springen, bevor wir essen. Unsere Freundin kommentiert das mit einem Grinsen: „Schnell ist hier nicht“.
Ich laufe die Treppe hoch und als ich im Bad angekommen bin, verstand ich, was sie damit meint: es gibt kein fließend warmes Wasser im Haus. Wenn Sie warm duschen wollen, müssen Sie erstmal einen Ölofen anwerfen — und warten.
Warmwasser in der Küche? Gibt es. Doch auch hier bekomme ich eine Lektion im Entschleunigen. Denn erst muss ich kaltes Wasser in einen Boiler laufen lassen - und dann erhitzen. Das Prozedere dauert gut 10 Minuten. Also heißt es ebenfalls: warten.
Am nächsten Morgen bin ich der erste, der wach ist. Während ich darauf warte, dass das Wasser für den Kaffee kocht, setze ich mich auf die Terrasse und will schnell die Nachrichten auf Spiegel Online lesen. Doch ich bekomme nur ein drehendes Ladesymbol zu sehen. Der Grund: kein 3G, geschweige denn LTE. Also heißt es auch hier: warten. Und so blieb mir nur, das Handy zur Seite zu legen und dem Morgenkonzert der Vögel zu lauschen bis der Kaffee endlich fertig ist.
Nichts ist selbstverständlich
Mir wurde in diesen Tagen bewusst, wie sehr ich mich an die Normalität des modernen High-Tech-Lebens gewöhnt habe. Ich erwarte einfach, dass warmes Wasser aus dem Hahn kommt, wenn ich ihn aufdrehe. Ich erwarte, dass es überall schnelles Internet gibt. Oder allgemein formuliert: Ich erwarte, dass Ergebnisse sofort verfügbar sind.
In den Unternehmen haben sich die Menschen ebenfalls an das moderne Leben im Geschwindigkeitsrausch gewöhnt. Erfolg ist kein Ziel, sondern eine Selbstverständlichkeit. Der Umsatz muss steigen. Der Gewinn sowieso. Veränderungen werden einmal erklärt — und dann muss es laufen. Neue Geschäftsmodelle bekommen 10 Monate, um sich zu beweisen.
Doch auch die Angestellten laufen verblendet und verwöhnt durch den Alltag: Dreizehn Monatsgehälter. Firmenwagen. 30 Tage Urlaub. Ausreichend Feiertage obendrauf. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Privat geht das Konzert der Erwartungshaltungen weiter: Supermärkte, in denen wir kaufen, was wir wollen. Und wenn die Geschäfte mal geschlossen oder etwas nicht vorrätig haben, bestellen wir einfach per Smartphone. Dank Express-Lieferung halten wir das Ergebnis noch am selben Tag, spätestens aber am Folgetag in den Händen. Ob Lebensmittel, Blockbuster-Film oder Lebens(abschnitts)partner — alles ist nur einen Wisch entfernt.
Doch all das ist alles — nur nicht selbstverständlich. Die ersten erfolgsverwöhnten Unternehmen erleben bereits, was es heißt, wenn die Wachstumskurve ihrer Branche plötzlich nicht mehr nach oben zeigt, sondern nach unten stürzt. Pervers ist, dass es einige Manager gibt, die selbst dieses Taumeln noch als „negatives Wachstum“ bezeichnen.
Die warnenden Veränderungen der heutigen Zeit sind sicherlich nur Vorboten, die wir aus Bequemlichkeit mehr oder weniger ignorieren. In unserem Wachstumsrausch machen wir lieber ungehemmt weiter und vergewaltigen den Planeten. Der Preis dafür ist noch nicht fällig. Die Zeche werden wir später bezahlen müssen. Dann, wenn wir die Auswirkungen noch häufiger und vor allem noch unangenehmer zu spüren bekommen. Spätestens wenn die Klimakrise uns mit voller Gewalt am Hals packt und zudrückt, werden wir lernen, dass das moderne Leben alles ist — nur nicht selbstverständlich.
Es wird niemals ruhig
Doch warum sind die Zeiten so turbulent und ungewiss? Verlassen wir mal die Turbulenzen unseres Alltags und schauen wir von weiter oben auf das bunte Treiben. Warum gibt es eigentlich die ganzen Veränderungen? Wo kommen Sie her?
Dahinter steckt ein unsichtbarer Treiber: die Evolution. Sie wirkt wie eine unsichtbare Hand. Die dadurch verursachten Veränderungen sind also nichts anderes als sichtbar gewordene Evolution. Sie arbeitet mit voller Kraft — und wir Menschen sind nur kleine Spielfiguren auf dem Spielbrett namens Leben.
Die Evolution können wir nicht stoppen. Genauso wenig wie Veränderungen. Im Gegenteil: Veränderungen sind elementarer Bestandteil des Lebens. Selbst wenn Sie hoffen, dass alles so bleibt wie es ist, wird sich irgendwann irgendwo irgendetwas „von alleine“ verändern.
Im Unternehmen bekommen Sie auf einmal Lieferprobleme. Ihr Wettbewerb nutzt diese Chance, und bietet Ihren Kunden nicht einfach nur Ware an — sondern er senkt auch noch drastisch die Preise, um die Gunst der Stunde zu nutzen und Sie durch aggressives Abwerben von Kunden in den Ruin zu stoßen. Derweil verlieren Sie auf einmal wichtige Schlüsselpersonen Ihres Teams, weil die Personen in eine andere Stadt umziehen, abgeworben oder schwanger werden.
Wenigstens Zuhause lief es bis jetzt ganz gut. Bis auf einmal der blaube Brief des Sohnes auf dem Esstisch auf Sie wartet. Oder Ihr Lebenspartner neue Inspiration in einer Affäre sucht. Oder Sie bis jetzt gesund und munter waren, aber auf einmal doch einen Arzt aufsuchen müssen, weil plötzlich unangenehme Symptome aufgetreten sind.
Probleme sind der beste Lebensbeweis
Veränderungen führen also zu Problemen. Vielleicht ist nicht jedes Problem so dramatisch, dass Sie es als „Problem“ bezeichnen würden. Denn die meisten Menschen sehen ein Problem als etwas Gravierendes, und vor allem Negatives. Aber wenn wir uns darauf einigen, dass ein Problem nichts anderes als eine Aufgabe oder Herausforderung ist, können wir vereinfacht sagen: Veränderungen führen zu Problemen. Und was machen Sie mit einem Problem? Richtig: lösen!
Ihre Aufgabe — egal ob beruflich oder privat — ist es, für gute Lösungen zu sorgen.
Der Kreislauf des Lebens
Und wenn Sie eine Lösung umsetzen, was haben Sie dann? Eine neue Veränderung. Und damit schließt sich der Kreislauf des Lebens.
Der Motor des Lebens, die Evolution, treibt die Veränderungen weiter an. Wir Menschen unterstützen sie dabei, indem wir zusätzlich auch noch selber weitere Veränderungen anstoßen. Die Veränderungen werden also häufiger und schneller in unser Leben treten. In der Folge haben wir auch mehr Probleme.
Probleme sind also der Beweis dafür, dass Ihr Unternehmen noch nicht insolvent ist — und Sie als Mensch noch nicht gestorben sind. Die Fähigkeit, in diesen bewegten Zeiten für gute Lösungen zu sorgen, halte ich für eine Schlüsselfähigkeit. Wenn Sie also heute und in Zukunft einen sicheren Arbeitsplatz haben wollen, sollten Sie in der Lage sein, Menschen zu guten Lösungen zu führen.
Veränderung führt zu Sicherheit
Das blöde an dem Kreislauf Veränderungen > Probleme > Lösungen ist, dass die Zukunft eben nicht vorhersehbar ist, sondern ungewiss. Und Ungewissheit gefällt den meisten Menschen nicht. Denn sie löst ein Gefühl der Unsicherheit aus.
Doch es gibt einen Ausweg: Folgen Sie Ihrer Neugier. Wenn Sie unzufrieden sind mit dem Status Quo, wird Ihre Neugier Ihnen den Weg aufzeigen, wie Sie die Situation verbessern können. Sie haben eine gewisse Vorstellung, wie die Situation komfortabler oder sicherer für Sie sein könnte. Doch diese Sicherheit hat einen Preis: Sie müssen das Risiko eingehen und etwas Neues wagen.
Brechen Sie aus dem bekannten Status Quo aus und werden Sie selber zum Treiber der Veränderung. Als Unternehmen sorgen Sie dafür, dass neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden. Als Angestellter besuchen Sie Fortbildungen, um neue Fähigkeiten zu erlernen. Für alle Menschen gilt: Klammern Sie sich nicht am Bekannten fest, sondern bleiben Sie in Bewegung. Denn Ihre Bewegung bedeutet, dass Sie sich den veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Und wer sich am besten anpassen (verändern) kann, wird die besten Überlebenschancen haben.
Formen Sie die Welt
Wer jedoch verharrt. Zögert. Den Kopf in den Sand steckt. Oder die Augen verschließt. In der Hoffnung, es wird schon alles von alleine irgendwie gut gehen... Der wird zur Beute der Veränderung. Ob die Evolution dann nur mit Ihnen spielt und Sie überleben. Oder ob Sie vom Wandel gefressen werden, wird sich dann zeigen. Ich würde mich jedoch nicht darauf verlassen, dass andere oder die äußeren Umstände es schon für Sie richten werden.
Folgen Sie lieber Ihrer Neugier und akzeptieren Sie, dass die Situation morgen garantiert anders sein wird als heute. Der Wandel ist scharf, schnell und unerbittlich. Die Vergangenheit ist vorbei und wird so nie wieder kommen. Das macht auch nichts. Ihre Fähigkeit, sich selbst und Ihre Umwelt zu verändern, ist Ihre stärkste Waffe im Kampf gegen die Ungewissheit. Denn wenn Sie sich permanent verändern, können Sie eine Zukunft gestalten, in der Sie auch morgen gerne und gut leben wollen.
Wo wollen Sie hin? Brechen Sie auf!
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>> Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema Führung.
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Erfolgreich arbeiten - Vergessen Sie Vision, Purpose und Sinn
VIDEO - Vision, Purpose oder Sinn stehen bei Führungskräften hoch im Kurs. Doch das lenkt davon ab, worum es bei Arbeit im Kern eigentlich geht. Und einige nutzen den "Purpose" vielleicht sogar, um den unangenehmen Seiten der Arbeit auszuweichen. Gefährlich! Drei Ideen, worauf Sie achten sollten, im neuen CappuccinoFriday.
Im heutigen Blog veröffentliche ich eine neue Episode aus meinem Video-Format #CappuccinoFriday. Ich wünsche Ihnen gute Inspiration. Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung oder kommentieren Sie am Ende der Seite.
Aktuell stehen die Themen Vision, Purpose oder Sinn bei Führungskräften hoch im Kurs. Doch das lenkt davon ab, worum es bei Arbeit im Kern eigentlich geht. Und einige nutzen den "Purpose" vielleicht sogar, um den unangenehmen Seiten der Arbeit auszuweichen. Gefährlich!
In meinem neuen CappuccinoFriday erfahren Sie meine 3 Aspekte, worum es bei Arbeit wirklich geht. Diese drei sind Pflicht. Purpose & Co. können Sie dann gerne als Kür draufsetzen.
Respekt braucht Grenzen
„Tierisch wütend. Warum so viele Menschen im Alltag die Nerven verlieren und ausrasten“ - so titelte kürzlich der SPIEGEL. Anscheinend haben wir die Bedeutung von Respekt vergessen. Denn wer die Augen offenhält, sieht im Alltag viele Beispiele für respektloses Verhalten. Und gerade deswegen braucht Respekt Grenzen. Vor allem in unserer zunehmen neurotischen Gesellschaft.
Im März prangte auf der Titelseite des SPIEGEL die Überschrift: „Tierisch wütend. Warum so viele Menschen im Alltag die Nerven verlieren und ausrasten“. Anscheinend haben wir die Bedeutung von Respekt vergessen. Denn wer die Augen offenhält, sieht im Alltag viele Beispiele für respektloses Verhalten. Und wenn ich dann in meinen Veränderungsprojekten die Führungskräfte frage: „Was versteht Ihr unter Respekt?“ – bekomme ich überraschende Antworten.
Wer das Wort Respekt benutzt, wird nicht mit fragenden Augen angeschaut. Denn Respekt ist kein Fremdwort, sondern eher ganz normale Alltagssprache. Doch je banaler ein Begriff scheint, desto dringender haben wir es nötig, ihn zu definieren.
Was verstehst Du unter Respekt? Diese Frage stelle ich in Unternehmen regelmäßig. Die Antworten drehen sich dann meist um Ansehen. Achtung. Anerkennung. Und dann wird in den Diskussionen schnell klar, dass Respekt eine Hierarchie braucht. Eine Rangordnung. Denn man hat Achtung vor dem Ranghöheren. Vor dem Besseren. Schnelleren. Stärkeren.
Wer nach Respekt strebt, weil er eigentlich Ansehen gewinnen möchte, muss in einen Wettbewerb einsteigen. Ein gesundes Maß an Ellbogen, Dominanz und Einfluss sind die wesentlichen Zutaten, um das Respekt-Elixier anzurühren. Kein Wunder also, dass der Konkurrenz- und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zunimmt — trotz des ganzen „wir haben uns alle lieb“-Weichspülers. Denn wer will in der Nahrungskette schon unten stehen?
Keine Kompromisse am Anfang
In meinen Seminaren gibt es dann plötzlich einen Wendepunkt. Nachdem die Diskussionen heiß gelaufen sind, frage ich die Teilnehmer: „Wenn Ihre Definition von Respekt etwas mit Ansehen, Achtung und Anerkennung zu tun hat – Was bedeutet denn dann für Sie respektvolles Verhalten?“
Die Menschen halten einen Moment inne. Und dann ... wendet sich das Blatt. Auf einmal bekommt das Wort Respekt eine neue Bedeutung. Dann hat Respekt auf einmal nichts mehr mit Dominanz, Hierarchie und Gewinnen-wollen zu tun. Stattdessen geht es jetzt um das zivilisierte, menschliche Miteinander.
Und so hatte ich vor einigen Jahren die erleuchtende Erkenntnis: wenn es um den Menschen geht, brauchen wir gesunden Menschenverstand und den Mut, uns auf die Basics zu konzentrieren. In der Wirtschaft sind es nicht die komplizierten Kommunikations- und Führungsmodelle, sondern die Basics, die den entscheidenden Unterschied machen. Also zum Beispiel die Frage: Was bedeutet für Dich Respekt? Und wie sieht dann vor allem respektvolles Miteinander aus? Dass der Schlüssel für ein gelungenes Miteinander in den einfachen Banalitäten liegt, gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern für unser Zusammenleben allgemein.
Respekt hat nichts mit Ansehen zu tun
Wer nach Respekt für alle ruft, macht einen entscheidenden Fehler. In unserer neurotischen Gesellschaft müssen wir Respekt begrenzen, anstatt ihn zu erweitern. Doch bevor wir dazu kommen, lassen Sie uns zunächst mal klären, was Respekt eigentlich bedeutet.
Ich habe lange darüber nachgedacht und viele Diskussionen mit Menschen aus allen möglichen Ländern geführt. Dies ist meine aktuelle Definition:
Respekt bedeutet, ich akzeptiere, dass mein Gegenüber anders ist als ich.
Das heißt, dass er anders denkt, anders fühlt und anders handelt als ich.
Und das ist gar nicht so einfach zu leben. Wie schnell verurteilen wir Menschen, gerade weil sie anders sind als wir. Ein paar Beispiele.
Frauen. Ich erlebe regelmäßig, dass sie nicht gleich behandelt werden. Der Klassiker sind Besprechungen mit lauter Herren in dunklen Anzügen und nur ein oder zwei Frauen. Immer wieder grätscht einer der Herren der Frau in ihre Ausführungen und unterbricht sie einfach. Das ist kein Respekt. Sondern Dominanz. Doch um das zu ändern, braucht es keine Frauenquote, sondern eine neue Haltung der Herren.
Dumme Mitarbeiter. Das „dumm“ entspricht hier der subjektiven Bewertung durch den Vorgesetzten. Wenn ein Mitarbeiter einmal diesen Stempel hat, kann er noch so gute Argumente vortragen. Sein Chef wird ihm einfach nicht richtig zugehören. Das Blöde daran: die Beurteilung der Intelligenz basiert häufig auf ersten Eindrücken. Also Aussehen, Stimmlage, Betonung, Akzent. Diese Faktoren mögen zwar die Sympathie beeinflussen, haben jedoch mit der Intelligenz des Menschen in der Regel nichts zu tun.
Flüchtlinge. Ich erlebe im Alltag bereits Alltags-Rassismus. Es werden Menschen auf Grund von Aussehen in Schubladen gesteckt und verurteilt. Dann kommen böse Sätze wie: „Die Moslems sind gefährlich“. Und gleichzeitig werden einzelne Personen als positive Ausnahmen erwähnt: „Aber der Ahmed ist nett.“ Ahmed ist ebenfalls Moslem. Wohnt im gleichen Haus. Ist seit Jahren guter Nachbar. Dieser Trend, Gruppen zu verunglimpfen und Einzelpersonen als positive Ausnahmen zu sehen, ist verdammt gefährlich! Wehret den Anfängen…
Ob Geschlecht, Körpergewicht, Bauchumfang, Religion, Herkunft, Hautfarbe, Hobbies, Intelligenz, Ausbildung, Kontostand, Fleischesser oder Veganer – Andersartigkeit darf nicht der Grund sein, Menschen respektlos zu behandeln. Im Gegenteil: gerade die Vielseitigkeit der Menschen ermöglicht es uns, andere Perspektiven zu gewinnen. Eine gute Diskussion lebt von unterschiedlichen Argumenten. Nur durch viele unterschiedliche Meinungen können wir von einander lernen und gute Lösungen finden.
Wenn die Andersartigkeit zum Fanatismus wird
Doch was ist, wenn der Einzelne mit seiner Meinung fanatisch wird? Wenn ein Mensch oder eine Menschengruppe ihre Andersartigkeit frei ausleben wollen?
Wenn der befreundete Veganer Sie jeden Tag über die negativen Folgen des Fleischkonsums belehrt?
Wenn der muslimische Kollege im Büro den Teppich ausrollt und einfach im Flur anfängt zu beten?
Die christliche Schwiegermutter Ihnen jeden Tag Moralpredigten hält, wie schlimm es ist, dass Sie nicht an Gott glauben und die Kinder nicht getauft haben?
Der Teenager bevorzugt nach 22 Uhr Schlagzeug in der Nachbarwohnung übt, während Sie sich genervt im Bett hin und her wälzen?
Die einzige Frau im Raum ihre Emanzipation auslebt und die Diskussion immer wieder von Vorne beginnt, obwohl alle anderen (männlichen) Anwesenden sie bereits in der Entscheidung überstimmt haben?
Respekt braucht Grenzen
Mein Gefühl ist, dass wir in einer neurotischen Gesellschaft leben. Jeder gehört auf einmal einer Minderheit an. Fühlt sich respektlos behandelt. Pocht auf Gleichberechtigung.
Wir müssen dringend innehalten und tief ausatmen. Uns wieder auf den gesunden Menschenverstand besinnen. Und dazu gehört auch, dass Respekt Grenzen braucht.
Gedanken und Gefühle sind frei und wirken erstmal nicht direkt auf andere. Aber unser Handeln hat Auswirkungen auf andere Menschen. Und hier brauchen wir klare Grenzen, was geht und was nicht gehen darf. Bei allem Respekt müssen wir also dem Handeln des Einzelnen Grenzen setzen!
Als offene Gesellschaft lassen wir den Bau von Moscheen zu. Das finde ich super. Denn so kann jeder seiner Religion in Deutschland nachgehen. Doch warum darf ich dann als Nicht-Muslim diese Gotteshäuser nicht uneingeschränkt betreten — während der Kölner Dom täglich von Hunderten Menschen aller möglichen Nationen und Glaubensrichtungen besucht werden darf? Sollten wir nicht unsere deutschen Wert-Maßstäbe für Offenheit und Gleichberechtigung anlegen? Heißt: Wer in Deutschland ein Gotteshaus baut, muss es für alle Menschen zugänglich machen? Darf Menschen nicht auf Grund von Geschlecht unterschiedlich behandeln?
Anderes Beispiel: Die FAZ schreibt, dass es rund 60 verschiedene Geschlechter gebe. Zu respektieren, dass Menschen unterschiedlich denken und fühlen, ist richtig und gehört zu einer offenen Gesellschaft dazu. Insofern werden wir schon für jeden die passende Geschlechts-Formulierung finden. Aber beim Handeln müssen wir Grenzen setzen. Was ist, wenn jedes Geschlecht eine eigene Toilette fordert? Hier ist nicht uneingeschränkter Respekt, sondern gesunder Menschenverstand gefragt.
Doch dazu gehört auch der Mut, unbequem zu sein, Haltung zu zeigen und seine Meinung zu sagen — auch wenn Sie nicht dem aktuellen Weichspüler-Mainstream entspricht.
Kant hat uns bereits vor rund 200 Jahren diese Grenze aufgezeigt:
„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“
Wir brauchen also dringend ein neues Verständnis von Respekt. Es geht nicht darum, dass Sie Ihr Ansehen stärken. Lassen Sie die Ellbogen drin. Wir brauchen dem tierisch wütenden Volk nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, sonst verlieren noch mehr Menschen im Alltag die Nerven und rasten aus.
Doch wie könnte bei all dem Streben nach Selbstverwirklichung und Bedeutung des Einzelnen, eine sinnvolle Richtung für unsere Gesellschaft aussehen? Auch hier gibt es bereits uralte Lösungen. Denken wir kurz an Jean-Jacques Rousseau:
„Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,
dass er tun kann, was er will,
sondern, dass er nicht tun muss,
was er nicht will.“
Das könnte eine hilfreiche Ausgangsbasis sein, um unser Verständnis von Respekt zu diskutieren. Es mag zwar banal klingen, sich mit den Basics zu beschäftigen. Doch diese Basics sind in dem Fall unsere Werte. Und wenn es um unsere Werte geht, gibt es keine Kleinigkeiten mehr. Denn diese Kleinigkeiten sind das Entscheidende, was unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben ausmachen.
Also: Was verstehen Sie unter Respekt? Und noch viel wichtiger: Wie sieht für Sie respektvolles Verhalten aus?
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Skalieren ist langweilig
Was nicht wächst, stirbt. Geschäftsmodelle müssen weltweit innerhalb von 100 Tagen skalierbar sein, um Milliarden-Phantasien bei den Investoren zu wecken. Auf den Social Media-Plattformen werden wie wild Follower und Likes gesammelt – und wenn es nicht reicht, einfach gekauft. Und selbst unsere privaten Beziehungen scheinen im Zeitalter von Facebook, Tinder & Co. eher einem Wühltisch im Kaufhaus zu gleichen: was nicht mehr gefällt, wird einfach weggeworfen und durch Neues ersetzt. Doch diese Gier nach Masse macht unsere Welt grau und langweilig.
Was nicht wächst, stirbt. Wir leben in einer Zeit des Hyper-Wachstums. Geschäftsmodelle müssen weltweit innerhalb von 100 Tagen skalierbar sein, um Milliarden-Phantasien bei den Investoren zu wecken. Auf den Social Media-Plattformen werden wie wild Follower und Likes gesammelt – und wenn es nicht reicht, einfach gekauft. Und selbst unsere privaten Beziehungen scheinen im Zeitalter von Facebook, Tinder & Co. eher einem Wühltisch im Kaufhaus zu gleichen: was nicht mehr gefällt, wird einfach weggeworfen und durch Neues ersetzt. Doch diese Gier nach Masse macht unsere Welt grau und langweilig.
Der Turbokapitalismus mit seiner blinden Wachstumswut braucht schnelle Resultate. Dazu werden immer wieder neue Methoden entwickelt, um seine (unsere) Gier zu befriedigen. Moderne Marketing- und Positionierungs-Gurus empfehlen, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. So wird überlegt, was der Kunde will – und wie man das schnellstmöglich skalieren kann. Daraus werden dann die neuen Angebote entwickelt. Heraus kommt: Mainstream. Auf Deutsch: Einheitsbrei.
Als ich vor vielen Jahren das erste Mal in Breslau war, hatte die Stadt ihren eigenen Charakter. Dann strömte die Modernisierung durch die Straßen und machte Breslau „normal“. Per „Copy & Paste“ pflasterten westliche Ketten die Stadt mit ihren Filialen zu. IKEA, Rossmann, Carrefour & Co. prägen heute das Stadtbild. Die Galeria Dominikanska ist eines der ersten Shoppingcenter in Breslau gewesen. Betreiber ist die Firma ECE. Sie betreibt auch Shopping-Center in Deutschland. Und so erinnert mich die Galeria Dominikanska an das Rhein-Center in Köln. Nicht nur die Geschäfte sind die gleichen. Selbst die Schilder sehen gleich aus. Nur die Sprache ist noch originell ...
Der Einheitsbrei begegnet mir auch in der Automobilbranche: der BMW X4 sieht von hinten aus wie der Mercedes GLC. Wo bleibt der Mut, Andersartigkeit zu wagen?
Schauen wir noch in ein paar Social Media Profile, dann wütet auch hier der Mainstream: alle scheinen hübsch, erfolgreich und glücklich zu sein. Merkwürdig, dass die Statistik in der Realität so viele Fälle von Fettleibigkeit, Burn-Out und Scheidungen meldet.
Mainstream ist flüchtig
Doch warum wollen wir überhaupt skalieren und in der Folge Mainstream verbreiten? Mindestens zwei Treiber machen uns zu Getriebenen.
Zum einen: die Gier. Möglichst schnell, möglichst viel verdienen. Einst wurden die Private Equity Fonds als „Heuschrecken“ bezeichnet. Dabei passt diese Bezeichnung sicherlich auch noch auf zahlreiche weitere Branchen, Unternehmen und sicherlich auch einzelne Menschen.
Zum anderen: die Angst. In unserer westlichen Welt sind die Märkte gesättigt. Wer wachsen will, muss einem anderen etwas wegnehmen. Es geht um Leben und Tod. Um die Angst zu beschwichtigen, wachsen wir einfach wie verrückt. Am Ende gilt: „too big to fail“ (zu groß, um zu scheitern). Oder man kann endlich die Trumpfkarte ziehen: Systemrelevant.
Doch wenn Sie sich dem Mainstream anpassen und alles auf Wachstum setzen, gewinnen Sie bestenfalls Scheinsicherheit.
Denn haben Sie einmal einen Trend gefunden, kann er genauso schnell wieder verschwinden. Trends sind heutzutage flüchtig. Genau wie Kunden. Ich habe fast den Eindruck: Je digitaler die Welt und je größer das Angebot an Alternativen, desto schneller wechseln die Kunden. Wie die Bienen fliegen sie von einer Blüte zur nächsten.
Eines verlieren Sie jedoch garantiert, wenn Sie bei der Einheitspanscherei mitmachen: nämlich das, was Ihr Unternehmen ausmacht. Den Charakter. Das Wesen. Die Seele Ihres Unternehmens. Kurzum: das, weswegen ein Kunde zum echten Fan werden könnte.
Machen Sie sich selber zur Beute
Wenn Sie nicht zu den Jägern und Getriebenen gehören wollen, machen Sie sich zum Gejagten. Werden Sie zur Beute. Doch dafür müssen Sie sichtbar werden.
Hören Sie also mit dem Mainstream und Einheitsbrei auf. Hören Sie stattdessen auf das, was aus Ihnen herauskommt. Was macht Ihr Unternehmen aus? Wofür stehen Sie? Und wofür stehen Sie ein? An was für einer (Zukunfts-) Welt bauen Sie mit Ihrem Angebot? Auf welchen Horizont streben Sie zu?
Dadurch haben Sie eine Geschichte zu erzählen. Durch sie werden Sie einzigartig. Unique. Unverwechselbar.
Mut zur Unsicherheit
Dieser Weg sieht erstmal unsicher aus. Deswegen erfordert er eine gewisse Portion Mut. Mut, etwas Neues zu wagen. Mut, keinen Konventionen zu folgen. Mut, den eigenen Weg zu gehen.
Doch diese Unsicherheit ist eigentlich eine „unsicherere Sicherheit“.
Unsicher, weil Sie nicht wissen, wann und ob Kunden Sie finden. Und wenn Sie gefunden werden, für wie viele Kunden Sie dann eine attraktive Beute sind.
Sicher, weil Sie sich so treu bleiben. Ihren eigenen Stil entwickeln. Das ist eine Strategie, die kann niemand per „copy & paste“ nachmachen.
Skalieren Sie in Ihrer relevanten Welt
Wenn Sie den Mut haben, Ihr Unternehmen einzigartig zu machen, schaffen Sie eine neue Sicht auf den Markt. Sie schaffen sich eine relevante Welt.
Sie besteht dann aus den richtigen Kunden. Den richtigen Mitarbeitern. Den richtigen Presse-Kontakten. Den richtigen Investoren. Nämlich aus den Menschen, die zu Ihnen passen. Die Ihnen helfen wollen, dass Sie erfolgreich in Richtung Ihres Horizonts marschieren. Dass Sie die Gegenwart gestalten, die Sie in Ihrer Geschichte erzählen.
Machen wir es mal simpel: ich muss nicht der beste Ehemann der Welt werden. Aber in meiner relevanten Welt, also für meine Frau, will ich der beste Ehemann für sie sein, der ich werden kann.
Mit dieser Haltung und dem Mut, sich auf die relevante Welt zu konzentrieren, werden Sie mit Sicherheit nicht den Mainstream gewinnen. Im Gegenteil: Ihre Klarheit wird dafür sorgen, dass der Mainstream Sie ablehnt. Zum Glück! Denn so haben Sie die Chance, mit den Kunden, Mitarbeitern, Menschen, die zu Ihnen passen, etwas Großartiges zu gestalten.
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Das Gegenteil von Autorität ist nicht Ponyhof
Unternehmen brauchen klare Haltungen, um erfolgreich zu sein. Konflikte lösen, statt sie zu leugnen. Lösungen finden, statt nach Schuldigen zu suchen. Gesunden Menschenverstand einsetzen, statt in blinden Aktionismus zu flüchten. All das braucht Mut - und ein Arbeitsumfeld, in dem offen gesprochen wird. Als Führungskraft lohnt es sich, solch eine konstruktive Streitkultur ins Leben zu rufen und dabei vier Regeln zu beherzigen.
Unternehmen brauchen klare Haltungen, um erfolgreich zu sein. Konflikte lösen, statt sie zu leugnen. Lösungen finden, statt nach Schuldigen zu suchen. Gesunden Menschenverstand einsetzen, statt in blinden Aktionismus zu flüchten. All das braucht Mut - und ein Arbeitsumfeld, in dem offen gesprochen wird. Als Führungskraft lohnt es sich, solch eine konstruktive Streitkultur ins Leben zu rufen und dabei vier Regeln zu beherzigen.
Die klassische Führung durch Macht ist ein Auslaufmodell. Das hat viele Gründe. In der alten Zeit war die Führungskraft meist die Person mit dem meisten Fachwissen und der größten Erfahrung. Dagegen erlebe ich in meinen Projekten oft Teams, in denen viele junge Teammitglieder der Führungskraft fachlich weit voraus sind. Doch auch jenseits solcher Extreme ist eine heutige Führungskraft einfach nicht mehr in der Lage, allwissend zu sein. Es braucht den regen und offenen Gedankenaustausch aller Beteiligten, um Probleme zu lösen und wirkungsvolle Lösungen auf den Weg zu bringen. Mit Befehl und Gehorsam klappt das nicht.
Der Artikel ist als Gastbeitrag im Magazin “Führung & Management aktuell” erschienen.
WORUM ES GEHT
Lassen Sie uns das Stärkste unternehmen, was uns möglich ist: Gegenwart machen. Um beruflich wie privat wirkungsvoll zu sein und ein erfülltes Leben zu führen. Im Blog finden Sie dazu geistige Reibungsfläche. Viel Freude beim Lesen.
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