
HOLZERS HORIZONTE
Die 7 Gebote für ein selbstbestimmtes Leben
Es kommt niemand, um Ihnen Erfolg und Glück zu schenken. Die gute Nachricht ist: Im ersten Schritt brauchen Sie auch erstmal niemanden dazu — außer sich selbst. Denn am Anfang Ihres selbstbestimmten Lebens müssen Sie erstmal eine Entscheidung mit sich allein treffen: Wollen Sie Mut zeigen? Mut, die volle Verantwortung für Ihre Lebens-Führung zu übernehmen? Die folgenden Gebote können Ihnen dabei helfen.
Die 7 Gebote für ein selbstbestimmtes Leben
Unsere Fähigkeit zu denken ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil das Denken uns zu unglaublichen Dingen befähigt. Und Fluch, weil unser Geist ständig in Bewegung ist. Unser Fokus ist flüchtig und allzu leicht schweifen unsere Gedanken davon: Mal hängen wir in der Vergangenheit, mal phantasieren wir über die Zukunft. Tiere scheinen uns da einiges voraus zu haben: Sie beherrschen das wahre Leben in der Gegenwart.
Trotzdem spielen wir uns auf, als wären wir die Krönung der Schöpfung. In der Realität erleben wir jedoch, dass wir mickrige Wesen sind: Hilf- und wehrlos geboren, wachsen wir zu konfliktbereiten Erwachsenen heran, die allzu oft die Verantwortung für Glück und Unglück in den äußeren Umständen suchen, um am Lebensende wieder hilf- und wehrlos auf unsere schmerzfreie Erlösung zu hoffen.
Am besten hören Sie auf mit dieser hochmütigen Opferrolle. Machen Sie sich klar: Es kommt niemand, um Ihnen Erfolg und Glück zu schenken. Und die gute Nachricht ist: Im ersten Schritt brauchen Sie auch erstmal niemanden dazu — außer sich selbst. Denn am Anfang Ihrer Reise müssen Sie erstmal eine Entscheidung mit sich treffen: Wollen Sie Mut zeigen? Mut, die volle Verantwortung für Ihre Lebens-Führung zu übernehmen?
Die folgenden Gebote werden Ihnen dabei helfen.
1. Gebot:
Verlasse die Herde — und verfolge deinen persönlichen Horizont!
Die Praxis zeigt: Menschen bereuen am Lebensende, dass sie nicht den Mut hatten, ihr eigenes Lebens zu leben. Stattdessen liefen sie wie Schafe in der Herde mit. Doch wer bestimmt eigentlich, wo die Herde hinläuft? Wer formuliert die Erwartungen, die an Sie und Ihr Leben gestellt werden? Was als «normal» gilt?
Egal. Wer nicht weiß, wo er hinwill, schließt sich lieber einer fremdgesteuerten Masse an, als allein und orientierungslos auf der Stelle zu stehen. Selber nachdenken ist außerdem zu anstrengend. Und überhaupt: Was könnten die anderen über Sie denken, wenn Sie nicht «normal» sind? Wenn Sie nicht das machen, was andere an Ihrer Stelle tun würden?
Diese Haltung ist — mit Verlaub — eine dumme Einstellung! Denn nur weil eine Mehrheit etwas macht, ist das noch lange kein Beweis dafür, dass es auch richtig ist. Oder fangen Sie an zu saufen, nur weil ein paar Millionen Menschen täglich zum «entspannenden Abend-Gläschen» greifen?
Behalten Sie Ihren kritischen Geist — oder wecken Sie ihn auf, falls nötig. Er ist die Grundlage für gute Wissenschaft und Fortschritt. Denken Sie: «Ich verfolge nicht blind fremde Horizonte, nur weil ich im Moment nicht ganz genau weiß, was ich wirklich aus meinem Leben machen will.»
Was also tun? Die Antwort ist einfach und schwer zugleich: Hören Sie auf Ihre innere Stimme. Sie ist der einzige Wegweiser, der Ihnen sagen kann, wo Sie hinwollen. Was Ihnen wichtig ist. Aber was soll daran schwer sein? Die innere Stimme redet die ganze Zeit mit Ihnen. Sie ist nur leise. Im Lärm unserer Gesellschaft und Ihres hektischen Alltags geht sie deswegen schnell unter.
Doch die Mühe lohnt sich, Ihre innere Stimme wieder zu entdecken. Denn Ihr Leben ist kurz. Es wird höchste Zeit, aufzubrechen. Denn Sie wissen nicht, wie viele Tage Ihnen noch bleiben. Gestalten Sie Ihren eigenen Horizont: Wo wollen Sie hin?
2. Gebot:
Schiebe die Verantwortung nicht auf andere – übernimm sie selbst!
Es ist immer das gleiche: Wenn etwas erfolgreich war, inszenieren wir uns gerne als König. Doch wenn etwas schief ging — oder nicht in unserem Sinne läuft, schieben wir die Verantwortung lieber auf andere.
Plötzlich sollen Eltern, Nachbarn, Chefs, Kollegen oder die Zahnfee verantwortlich für unsere Lebensqualität sein. Es ist angenehm — und bequem — so zu denken. Doch damit machen wir uns klein. Wir spielen die Opfernummer. Hören Sie auf damit!
Übernehmen Sie lieber die volle Verantwortung für Ihr Leben! Heißt konkret: Treffen Sie Entscheidungen, die Sie näher an Ihren Horizont bringen — und bezahlen Sie den Preis dafür. Was soll auch die Alternative sein? Alle Entscheidungen, die Sie weg von Ihrem Horizont führen, kosten auch ihren Preis.
Beispiel: In meinem Horizont steht unter anderem «Vitalität hochhalten». Ich kann mich also heute sportlich quälen und den Preis der Anstrengung bezahlen. Alternativ kann ich auch auf dem Sofa gammeln und Schokolade in mich reinschieben. Der Preis, der dann fällig wird, ist kurzfristig ein schlechtes Gewissen und — sofern ich die Sofa-Nummer ein paar Mal wiederhole — eine Plautze.
Zahlen müssen Sie also auf jeden Fall. Dann zahle ich lieber das Ticket für mein selbstbestimmtes Leben in Richtung Horizont. Und Sie?
3. Gebot:
Streng dich an und scheue nicht den Schmerz!
Tiere gehen erst zur Jagd, um dann zu fressen. Bauern bestellen erst den Acker, um dann zu ernten. Warum soll es bei Ihnen anders sein?
Persönliche Erfüllung, finanzieller Wohlstand und Freiheit sind keine selbstverständlichen Geburtsrechte. Sie fallen auch nicht vim Himmeln. Sondern erfordern harte Arbeit — und die Bereitschaft, sinnvolle Risiken einzugehen!
Sie sind sowieso bereits „all-in“ investiert, denn Ihr Leben ist lebensgefährlich und endet garantiert tödlich. Machen Sie also das beste aus Ihrer begrenzten Zeit und seien Sie anspruchsvoll. Streben Sie nach Excellenz — und geben Sie sich nicht Mittelmaß zufrieden. Setzen Sie sich mit vollem Herzblut für Ihre Herzensthemen ein. Und sagen Sie zu allem anderen «Nein».
Das Schöne an der ganzen Plackerei ist: Wenn Sie sich angestrengt haben, werden Sie den Erfolg umso mehr genießen — und mit Stolz auf Ihre (Lebens-) Leistung schauen.
4. Gebot:
Probleme gehören zum Leben wie das Atmen – finde Lösungen!
Was müssen Sie tun, damit Ihre Ehe zerfällt?
Ihr Körper verkümmert?
Ihr Garten verwildert?
Oder Sie Ihren Job verlieren?
Die Antwort ist in allen Fällen: Nichts!
Alles zerfällt von allein. Die Natur strebt nach Chaos. Physiker nennen das Entropie. Dafür müssen Sie rein gar nichts tun. Die notwendigen Veränderungen passieren auf kurz oder lang von alleine.
Verkürzt ausgedrückt: Veränderungen führen zu Problemen. Und fangen Sie jetzt nicht mit dem Weichspüler des modernen Zeitgeists an und formulieren Sie: «Veränderungen führen zu Chancen und Möglichkeiten.» Das ist schlichtweg falsch.
Veränderungen führen zu Problemen. Und die können Sie lösen, wenn Sie wollen. Erst in der Umsetzung einer Lösung liegt die Chance. Die Möglichkeit. Ob es wirklich eine Chance ist, wissen Sie jedoch erst, wenn Sie handeln und die Lösung Realität werden lassen. Ein Problem an sich ist erstmal nur ein Problem.
Die gute Nachricht: Ich wette mit Ihnen, dass Sie 99,9 Prozent aller Probleme einfach so lösen, ohne dass Sie überhaupt bemerkt haben, dass Sie ein Problem hatten.
Ein paar Beispiele: Wenn Sie Durst haben, trinken Sie. Wenn Sie Druck auf der Blase spüren, gehen Sie auf die Toilette. Wenn die Hose noch im Weg ist, ziehen Sie sie runter. Machen Sie sich klar: Sie sind ein Weltmeister im Problemlösen!
Probleme sind also gar nichts Schlimmes. Und 99,9 Prozent dieser Probleme würden Sie wahrscheinlich gar nicht als Problem bezeichnen.
Es sind die wenigen Situationen, die 0,1% der Probleme, die so unangenehm und negativ sind, dass wir gleich das ganze Wort «Problem» verteufeln. Kündigung Ihres Jobs. Verlust des Lebenspartners. Tod eines Freundes. Diagnose einer schweren Krankheit. Das sind schwere, jedoch seltene Vorfälle. Wenn Sie deswegen dennoch der allgemeinen Überzeugung sind, dass das Wort «Problem» ein Problem ist — dann haben Sie wirklich ein Problem. Sie sind zu empfindlich!
Unsere Vorfahren haben in rund 300.000 Jahren Menschheitsgeschichte zum Glück nicht die Zeit gehabt, wegen jeder Kleinigkeit rumzuquietschen. Sie fanden einfach immer wieder Lösungen auf die Probleme, die das Leben ihnen in den Weg gestellt hat. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren und seien Sie ein gutes Vorbild, indem auch Sie vor Problemen nicht davonrennen, sondern für gute Lösungen sorgen.
Und falls Sie noch auf der Suche nach dem Sinn Ihres Lebens sind: Vielleicht ist das der Sinn der Lebens — Finden Sie Lösungen für Probleme. Punkt.
Die weiteren drei Gebote finden Sie in meinem Buch "Mut zur Lebensführung". Sie können es gleich hier bestellen — oder überall, wo es Bücher gibt.
lassen Sie uns gemeinsam Ihren Horizont finden:
Verbindlich kommunizieren — eine aussterbende Tugend?
Auf das Wort eines Menschen wollen wir uns am liebsten verlassen. Doch in Unternehmen bekomme ich immer häufiger mit, dass sich Unzuverlässigkeit breit macht. Es wird versprochen und nicht gehalten. Aussagen sind unverbindlich und wenig klar. Doch wenn wir die großen Herausforderungen unserer Zeit meistern wollen, sollten wir dringend anfangen, in den zwischenmenschlichen Basics besser zu werden.
Verbindlich kommunizieren — eine aussterbende Tugend?
Ein Kunde von mir bekommt eine Preiserhöhung von seinem Lieferanten angekündigt — trotz bestehender Liefervereinbarungen. Der Unternehmer will das nicht einfach so hinnehmen und ruft den Verantwortlichen an. Beide verhandeln am Telefon. Am Ende verspricht der Vertreter des Lieferanten: „Ich kläre das intern nochmal und melde mich spätestens am Freitag bei Ihnen.“
Freitag Abend. Kein Zeichen des Lieferanten.
Montag Abend. Kein Zeichen des Lieferanten.
Dienstag Vormittag telefoniere ich mit dem Unternehmer: „Der Laden ist wahrscheinlich schon zu sehr Konzern geworden. Keiner traut sich, Entscheidungen zu treffen. Alles wird in zig Gremien abgestimmt. Und nichts geht voran.“
„Das stimmt. Aber eine Sache finde ich noch viel gravierender“, antworte ich. „Nämlich die Tatsache, dass Dein Ansprechpartner Dir verspricht, sich spätestens Freitag zu melden — und es einfach nicht tut. Ob Du das unzuverlässig nennst oder ihm einfach nur der Mut fehlt, Dir eine heikle Botschaft zu überbringen, ist egal. Es ist auf jeden Fall keine Art, miteinander umzugehen!“.
Verlässlichkeit zeigt sich im Schlechten — und vor allem im Guten
Es gibt viele angenehme Anlässe, um mit einem Menschen zu sprechen. Den meisten Menschen fällt es leicht, solche Unterhaltungen zu führen: Lohnerhöhung, Beförderung, Lob wegen guter Arbeit, zum Geburtstag oder der Geburt eines Kindes gratulieren. Das ist alles easy-peasy.
Doch wenn der Inhalt heikel wird, drücken sich die Menschen gerne davor, das notwendige Gespräch zu führen. Denn jetzt wird es unangenehm: Preiserhöhung trotz bestehender Liefervereinbarung, Kritik am Verhalten des Gegenübers, Ermahnung wegen qualitativ schlechter Arbeit, Abmahnung bis hin zur Kündigung.
Auch im privaten gibt es zahlreiche Anlässe: Beschwerde bei Lebenspartner, Nachbar oder Behörde. Viele Menschen scheuen den drohenden Konflikt und schieben die unangenehmen Gespräche vor sich her.
Wenn Sie jetzt denken, dass dies nur für die unangenehmen Gespräche gilt — weit gefehlt. Selbst bei den angenehmen Anlässen beobachte ich, wie sich die Unzuverlässigkeit ausbreitet:
Sie gratulieren jemandem per handgeschriebenem Brief zum Geburtstag — keine Antwort.
Sie senden jemandem zur Geburt eines Kindes ein kleines Präsent — keine Antwort.
Ein Kunde von mir versendete zu Weihnachten Lebkuchen. Doch von der Masse kam — keine Antwort. Er erzählte mir: „Wir lassen das mit den Weihnachtspräsenten jetzt ganz sein. Und Karten verschicken wir auch nicht. Da spende ich das Geld lieber hier vor Ort an ein Behindertenwohnheim. Da bekomme ich auf jeden Fall funkelnde Augen des Dankes und herzliche Begegnungen zurück — und weiß, dass ich damit etwas Gutes tue.“
Zu beschäftigt, um Danke zu sagen
In den letzten Monaten erlebe ich überall, dass die Menschen immer gehetzter sind.
Häufige Begründung: Die Arbeit ist einfach zu viel. Die Menschen ertrinken in Aufgaben. Und ständig passiert irgendetwas Unvorhergesehenes, so dass der sowieso schon riesige Aufgabenberg weiter anwächst.
Wir haben uns eine Arbeitswelt geschaffen, in der wir in einer Geschwindigkeit malochen — da ist das Duracell-Häschen langsam gegen. Weder Roboter noch Digitalisierung haben dazu beigetragen, dass wir uns von der Arbeit befreien konnten. Im Gegenteil: Ich habe den Eindruck, wir arbeiten mit zunehmender Technisierung immer mehr.
Die Virtualisierung unserer Arbeitswelt ist da nur auf den ersten Blick ein Segen. Denn durch die Videobegegnung fehlt die echte Präsenz. Der Kontakt wird flüchtiger. Beziehungen oberflächlicher. Und gleichzeitig steigt die Meeting-Frequenz. Zahlreiche Kunden beklagen sich darüber, dass sie während Corona mehr Online-Meetings haben als sonst in Präsenz. Außerdem reiht sich eine Videokonferenz nahtlos an die nächste, so dass die Menschen abends mit brennenden Augen, verspanntem Nacken wie ausgelaugte Tagelöhner völlig erschöpft aufs Sofa kippen und regungslos vor sich hin dämmern.
Die Basics machen den Unterschied
Wie kommen wir raus aus diesem immer schneller drehenden, goldenen Hamsterrad — und werden im Umgang miteinander wieder verlässlicher? Auf Knopfdruck mit Sicherheit nicht. Aber ein paar grundlegende Prinzipien helfen, wieder Orientierung zu finden — und die Richtung, in die wir rennen, zu ändern. Diese Prinzipien sind keine neumodischen Methoden. Sondern eher Basics und gesunder Menschenverstand.
Erstens, Selbsthilfe. Betonung auf SELBST-hilfe. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Leben, Ihre Verhaltensweisen und Ihre Wirkung. Quietschen Sie nicht rum, dass die Umstände sich ändern müssen. Und fordern Sie nicht, dass die Politik, die Kunden, die Nachbarn oder die Zahnfee Ihr Leben besser machen sollen. Es kommt sowieso niemand. Seien Sie selbst Mann / Frau auf der Kommandobrücke Ihres Lebens und machen Sie sich klar: Was Sie aus Ihrem Leben machen, liegt in Ihren Händen!
Zweitens, Horizont. Wo wollen Sie hin? Wie möchten Sie mit anderen Menschen umgehen? In was für einer Welt wollen Sie leben? Sie definieren den Anspruch. Und nur weil die Menschen da draußen zunehmend unzuverlässig handeln, heißt das noch lange nicht, dass es richtig ist. Machen Sie doch einfach das Gegenteil: Seien Sie verlässlich! In Worten und Taten. Seien Sie eine positive, Hoffnung-stiftende Ausnahme.
Wenn Sie möchten, formulieren Sie doch mal eine Definition von „zuverlässig sein“. Am besten schriftlich und in einem Satz. Fragen Sie ruhig auch Ihr Umfeld danach. Sie werden sehen: Gar nicht so einfach. Hier mein Vorschlag: Zuverlässig sein heißt, halte, was Du versprichst. Sollte dies mal nicht möglich sein, gehe sofort auf Deinen Gesprächspartner zu und verhandle das Ergebnis neu.
Drittens, Verbündete. Sie müssen nicht die ganze Welt retten oder für sich und Ihr Vorhaben gewinnen. Es reicht Ihre „relevante“ Welt. Heißt: die Menschen, die Bock auf Sie haben. Und natürlich auch anders herum: die Menschen, auf die SIE Bock haben. Wozu Energie in Menschen investieren, die sich gar nicht ändern wollen? Oder die Ihnen unnötig Kraft rauben? Fokussieren Sie sich und Ihre knappe Lebenszeit auf die Menschen, die Lust haben, mit Ihnen daran zu arbeiten, dass Ihr Horizont Realität wird — und die Welt so ein kleines bisschen besser.
Im Alltag ist das immer wieder eine große Herausforderung. Gestern habe ich meinem Sohn versprochen, dass wir um 18.00h zusammen Sport machen. Um 17.30h endete mein letzter Termin und ich hatte noch viel Tornado-Arbeit auf meinem Zettel: eMails beantworten, Beratungstermine vorbereiten, Angebote schreiben, …
Schweren Herzens habe ich alles einfach liegen gelassen. Laptop aus. Licht aus. Ab nach Hause. Mit meinem Sohn habe ich dann ordentlich geschwitzt und eine super Zeit gehabt. Das war unbezahlbar. Die Arbeit konnte warten. Der Moment mit meinem Sohn nicht.
Ihnen hat der Text gefallen?
Mehr Inspiration und inhaltliche Reibungsfläche bekommen Sie in meinem neuen Buch “Mut zur Lebensführung”. Hier geht’s zur Leseprobe.
Servant Leadership — Wo sind nur die Führungspersönlichkeiten geblieben?
Je größer das Unternehmen, desto anfälliger ist es für Modewellen der Management-Methoden. Aktuell verbreitet sich zunehmend das „Servant Leadership“ – also so etwas wie dienende Führung. Es ist nachvollziehbar, dass niemand einem egozentrierten Macht-Menschen folgen will. Aber unterwürfige Diener als Führungskraft sind die völlig falsche Antwort auf die schwelende Führungskrise.
Servant Leadership — Wo sind nur die Führungspersönlichkeiten geblieben?
Je größer das Unternehmen, desto anfälliger ist es für Modewellen der Management-Methoden. Aktuell verbreitet sich zunehmend das „Servant Leadership“ – also so etwas wie dienende Führung. Es ist nachvollziehbar, dass niemand einem egozentrierten Macht-Menschen folgen will. Aber unterwürfige Diener als Führungskraft sind die völlig falsche Antwort auf die schwelende Führungskrise.
Wer bei Amazon nach „Führung“ sucht, bekommt mehr als 50.000 Bücher angeboten. Google liefert über 11 Mio. Suchergebnisse für „Leadership training“. Man könnte also meinen, zum Thema Führung ist alles gesagt und es müsste reibungslos laufen. Doch warum zeigt die Praxis, dass es ständig Probleme mit der Führung gibt?
Führungskrise
Nur weil sich jemand auf eine Führungsposition bewirbt, heißt das noch lange nicht, dass die Person auch führen kann. Doch genau diesen Trugschluss scheinen viele Personalentscheider täglich zu fällen. Und so gelangen immer wieder Menschen in Führungspositionen, obwohl sie eigentlich gar nicht führen können.
In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs ist das vielleicht noch erträglich. Denn es wird jeder Heiopei (rheinländisch: Depp) mit der Konjunktur auf den Olymp gespült.
Doch wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, ändert sich der Wind. Es wird rauer. Probleme tauchen auf. Gute Führung ist gefragt. Nun rächt es sich, wenn wir statt starken Anführern schwache Anführer haben. Dabei zeigt sich die Schwäche in zwei Ausprägungen.
Erstens, die entscheidungsschwachen “Fahnen im Wind”. Hier ist die Schwäche offensichtlich. Denn es kann nur der Mensch Entscheidungen treffen, der auch bereit ist, die volle Verantwortung zu tragen. Wer hier zu zaghaft ist und in Sorge um mögliche Fehlentscheidungen die Konsequenzen auf die eigene Karriere ständig im Hinterkopf herum trägt, hat offensichtlich nicht das Zeug zum Führen. Drücken wir die Daumen, dass dieses Team oder diese Firma einen inoffiziellen Anführer hat, der – auch wenn nicht in der obersten Position – informell die Geschicke führt.
Die zweite Art von Führungsschwäche finden wir bei egozentrischen Machtmenschen. Sie erscheinen zwar auf den ersten Blick stark, da sie das Spiel der Dominanz meisterhaft beherrschen. Häufig sind sie kommunikativ gut geschult, so dass sie durch verbale Blendgranaten sich ihren Weg durch die Unternehmenshierarchie bahnen. Doch faktisch sind diese Typen der Hannibal Lecter im Konferenzraum. Manchmal braucht es ausreichend Geduld oder einfach nur ein trainiertes Auge, um den Teufel im Schafspelz zu entdecken.
Beide Arten von Führungsschwäche sind für das Überleben eines Unternehmens gefährlich. Denn sie sorgen im besten Fall für unnötige Probleme. Und im Schlimmsten Fall für ernsthafte Bedrohungen oder gar den Untergang (siehe z.B. Wirecard).
Herr und Diener
Die beiden Führungsschwächen werden nun jedoch noch durch eine dritte Ausprägung ergänzt: Servant Leadership.
Es scheint den ein oder anderen Manager zu geben, der das Gewicht der Verantwortung im Job nur schwer ertragen kann. Manche flüchten dann gerne zu einer Domina, bei der sie sich unterwerfen können. Endlich frei: Keine Verantwortung, keine Entscheidungen mehr. Im Spiel von Herr(in) und Diener sind die Fronten klar geregelt.
Beim Servant Leadership scheinen einige Manager ihre Sehnsucht nach Unterwerfung nun auch im Büroalltag ausleben zu wollen. Gab es früher die hierarchie-dominanten Führungskräfte, bei denen Befehl und Gehorsam das Mittel der Wahl war. Heißt es nun: Du musst Deinen Mitarbeitern dienen.
Doch wer dient, muckt nicht auf. Beginnt keinen Konflikt. Sondern macht das, was der Master will.
Dabei ist die „dunkle“ Seite der Führung die absolute Pflicht eines jeden Anführers: Der Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Sich gegen die Meinungen von Kollegen durchsetzen, wenn es – trotz Diskussion – der richtige Weg fürs Unternehmen ist. Verstehen, dass Hierarchie nicht per se schlecht ist, sondern die Voraussetzung für Ordnung und Harmonie.
Wenn Ihr Selbstverständnis als Anführer ist, Sie müssten sich wie ein Diener verhalten, wollen Sie dann vielleicht diese unangenehmen Seiten der Führung vermeiden?
Persönliche Interessen vor Verantwortung für das Gemeinwohl
Vielleicht geschieht dieses Verweichlichen von Führung auch aus Eigennutz der Führungskräfte. Denn viele sind bereits jetzt überfordert. Die Arbeit – präziser: die toxische Arbeitskultur, in der sie sich befinden – macht sie krank. Sie klagen über Rücken- und Nackenschmerzen. Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Panikattacken. Sie können das Gewicht der Verantwortung nicht mehr tragen. Den Druck nicht aushalten. Hinter der souveränen Fassade lauert ein Gefühl der Überforderung.
Und so leben wir aktuell in einer Zeit, in der wir die Verantwortung von Führungskräften anfangen, aufzuweichen. Beim Shared Leadership gibt es zum Beispiel nicht mehr nur eine Führungskraft, sondern zwei Menschen teilen sich die Position. Die Mitarbeiter haben also nicht einen Chef, sondern zwei. Solche Führungskräfte wollen mehr „Work-Life-Balance“ nach dem Motto: Teilzeit sorgt für Freizeit. Doch dafür steigt der Abstimmungsaufwand. Und warten wir mal ab, bis es zu ersten richtigen Problemen oder Fehlentscheidungen kommt. Wer übernimmt dann die Verantwortung?
Selbst Vorstände fangen an, in diesen Ruf nach dem Schlaraffenland in der Führungsetage einzustimmen. Die Initiative Stay on Board fordert eine Pause für Vorstände, wenn sie sich um Baby, Eltern oder sonstige private Themen kümmern wollen. Bis zu 6 Monate soll ein Vorstand sein Mandat – und damit auch jegliche Verantwortung und Haftung – auf Pause stellen können. Wenn die privaten Themen erledigt sind, darf die Person selbstverständlich wieder in Amt und Würden treten. Selbstredend, dass hier Papa Staat und Mama Gesetz angerufen werden, um durch Ver- und Gebote für die entsprechende Lösung zu sorgen.
Wer als Anführer Gesetze fordert, die helfen, seine privaten Belange über die der Gruppe zu stellen, die er anführt, ist kein wirkungsvoller Anführer. Im Gegenteil: er offenbahrt Führungsschwäche und gesteht „Ich kann meinen Leuten nicht vertrauen“. Ein starker Anführer braucht dagegen kein Gesetz, sondern sorgt durch sein Verhalten dafür, dass seine Leute ihm auch in privaten Krisenzeiten den Rücken freihalten. Nicht mehr Gesetze sind nötig. Sondern bessere Führung.
Führung ist eine Frage der inneren Haltung
Was zeichnet also einen Anführer aus? Die Theorie bietet dazu unzählige Führungsstile an. Transaktional. Patriarchalisch. Kooperativ. Hierarchisch. Laissez-faire. Aber ist es wirklich notwendig, immer wieder neue Führungsmodelle und -stile zu entwickeln?
Wie haben unsere Vorfahren das überhaupt geschafft? In den rund 300.000 Jahren Menschheitsgeschichte ging es deutlich intensiver um Leben und Tod als heute. So haben sich unsere Lebensumstände zum Glück gebessert. Jedoch scheint sich unsere Führungsfähigkeit dafür verschlechtert zu haben.
Führung ist im Wesentlichen eine Frage Ihrer Haltung – und keine Frage von Methoden und Techniken. Als Anführer führen Sie Menschen – und keine Zahlen und Messgrößen. Und wenn es darum geht, Menschen zu führen, dann sollten Sie sich auch wie ein Anführer verhalten. Und das beginnt mit souveräner Selbstführung.
Kein Mensch will einem Weichei folgen. Natürlich auch keinem Egomanen. Und erst recht keinem Diener.
Wenn es also kein Servant Leadership braucht – was denn dann?
Ich formuliere ich mal drastisch: Seien Sie einfach kein Arschloch. Führen Sie auf Augenhöhe. Hart in der Sache. Fair zum Menschen. Vergessen Sie Position und Titel. Streben Sie nach natürlicher Autorität. Die können Sie nicht bestimmen. Die müssen Sie sich verdienen.
Und wenn Sie wissen wollen, wie das geht, empfehle ich Ihnen mein neues Buch Führung stirbt nicht!. Darin finden Sie unter anderem Kapitel zum „Feind im inneren Lager“ und die fünf Fragen zu „Haben Sie das Zeug zum Führen?“.
Führung stirbt nicht. Warum Mut und Entschlossenheit das Überleben der Unternehmen sichern.
5 Menschen. 3 Tage. 1 Mission.
Was zeichnet einen modernen, starken Anführer aus?
Die Illusion von Stärke und Schwäche
Anspruchsvolle Leistungsträger wollen sich verbessern. Wirkungsvoller werden. Ob Unternehmer oder Top-Manager — wenn ich solche Menschen als Coach begleite, zeigt sich immer wieder: Persönliches Wachstum findet nicht nur beruflich statt. Sondern vor allem auch in den anderen Lebensbereichen des Menschen. Und die sind meist eines: Unangenehm.
Anspruchsvolle Leistungsträger wollen sich verbessern. Wirkungsvoller werden. Ob Unternehmer oder Top-Manager — wenn ich solche Menschen als Coach begleite, zeigt sich immer wieder: Persönliches Wachstum findet nicht nur beruflich statt. Sondern vor allem auch in den anderen Lebensbereichen des Menschen. Und die sind meist eines: Unangenehm.
Gefühl der Scham
Im ursprünglichen Briefing für die Zusammenarbeit ist davon natürlich erstmal nicht die Rede. Hier stehen Business-Themen im Vordergrund.
Wenn wir dann in der ersten Sitzung zusammen sitzen, biete ich eine Brücke an. Erzähle dem Menschen, dass meinen Kunden in den meisten Projekten rückblickend eines auffiel: Ihr wahres, persönliches Wachstum fand außerhalb der ursprünglich formulierten Ziele statt.
Jeder Mensch hat seine Herausforderungen. Das gilt für Hausmeister, Kindergärtnerin oder Azubi. Und erst recht für Anführer in Unternehmen. Wir können die beruflichen Themen nicht optimal in den Griff bekommen, wenn es in anderen Lebensbereichen große Baustellen gibt. Denn Baustellen kosten Kraft und Energie. Lenken ab.
Viele meiner Kunden trauen sich dann mit der Sprache raus. Meist nur Stück für Stück. Salami-Taktik.
Einige bemerken: Wow, diese Themen brauchen viel dringender eine Lösung als die Themen aus der Geschäftswelt. Und doch fühlen Sie sich unwohl. Denn die “privaten Banalitäten” haben ja gar nichts mit Business, Wachstum und Gewinn zu tun.
Häufig höre ich am Ende eines solchen Gesprächs: “Entschuldigen Sie, Herr Holzer. Jetzt haben wir nur über meine privaten Sachen gesprochen und gar nicht übers Geschäft...”
Ich schaue sie dann an. Frage stirnrunzelnd zurück: “Nur?”
Problem: Work-Life-Balance
Warum trennen viele Menschen ihr Arbeits- und ihr Privatleben? Sehnen sich nach einer Work-Life-Balance? Wenn Sie in der “Work” arbeiten, macht Ihr “Life” dann eine Pause — und Sie leben erst wieder, wenn Sie abends Zuhause in Ihrem “Life” sind?
Die Voraussetzung für einen Konflikt ist eine Grenze.
Kriege entstehen, weil ein Land die Grenze des anderen überschreitet.
Konflikte entstehen, weil Du eine andere Meinung hast als ich.
Kinder streiten im Sandkasten, wenn sich ein Kind nicht an die definierten Grenzen hält, wem welches Spielzeug gehört.
Und so ist es auch mit Work und Life. Sobald Sie eine Grenze zwischen Ihrer Arbeit und Ihrem Leben ziehen, haben Sie die Voraussetzung für einen Krieg gelegt. Wollen Sie wirklich faule Kompromisse im Job aushalten, indem Sie sich einreden, mit ausreichend Zeit im “normalen” Leben könnten Sie das wieder gut machen?
Sie können die Uhr des Lebens nie zurückdrehen. Ob Sie Zeit mit Job, Freunden und Familie oder Ihren Hobbies verbringen — alles ist wertvolle Lebenszeit, die Sie investieren. Die Gefahr, Lebenszeit zu verschwenden, lauert überall: Schlechte Arbeitskultur, bösartige Chefs, unangenehme Kollegen oder Kunden, falsche Freunde, hinterlistige Familienmitglieder, Drogen aller Art, Hobbies statt Zeit mit den Kindern, Affären, ...
Also hören Sie auf, zwischen Arbeit und Leben zu unterscheiden. Denken Sie lieber daran: Egal, was Sie machen — es ist alles Ihre Lebenszeit. Und die ist endlich!
Wirtschaft ohne den Menschen
In unserer Wirtschaft ist das einer der entscheidenden Trugschlüsse: Es wird so getan, als wäre der Mensch kein Mensch, sondern eine effiziente Maschine. In der Betriebswirtschaftslehre wurde der Mensch deswegen als “Homo Oeconomicus” bezeichnet. Ein Wesen, das dank seiner Intelligenz stets rationale Entscheidungen trifft. Was für ein Schwachsinn.
Der Mensch ist emotional. Dem werden die rationalen Fakten-und-Ergebnisse-Menschen sofort widersprechen. Aber selbst diese zahlenverliebten Kopfmenschen treffen auf einmal Bauchentscheidungen:
Verfallen einer Affäre, die die Ehe zu zerstören droht.
Schwimmen bereits in Millionen und verfolgen doch nicht Ihren Lebenstraum (beruflich aussteigen und anderen Themen widmen), weil ihre Angst sie plötzlich dazu zwingt, jahrelang noch mehr Geld anzuhäufen — bis Sie dann auf einmal ihren eigentlichen Traum nicht mehr erfüllen können.
Ziehen unsympathische Kunden vor Gericht, nur um sich zu rächen, obwohl die Gerichtskosten bereits am Anfang den möglichen Gewinn bereits übersteigen.
Jeder Mensch ist nicht nur rational. Sondern vor allem emotional. Hat nicht nur seine beruflichen Themen. Sondern auch die privaten und persönlichen.
Ich trenne das nicht. Für mich ist der Mensch Mensch. Mit allen Facetten. Was nutzt es, nur in einem Bereich erfolgreich zu sein — während in anderen Lebensthemen rauchende Ruinen ein Trauerbild erzeugen?
Aufbruch in eine neue richtung
Als ich mit Mitte 20 dem Tod in die Augen schauen musste, ist mir klar geworden: Ich kann nur eines im Leben tun — Gegenwart machen. Im Hier und Jetzt sein. Und dazu müssen Sie lediglich zwei Fähigkeiten wirklich gut trainieren.
Erstens: Wahrnehmen, was ist. Ehrlich sein. Vor allem zu sich selbst. Den Dreck aus dem Filter der Wahrnehmung bekommen. Nicht auf all die Meinungen hören, die von außen auf Sie einbrechen. Licht in die blinden Flecken bekommen. Gut zuhören, vor allem auf die innere Stimme. Hinschauen. Die Wahrheit so klar wie möglich sehen und annehmen.
Zweitens: Wahrmachen, was sein soll. Was ist der nächste Schritt? Was muss jetzt getan werden, um den Zustand zu verbessern? Der Mensch war immer Jäger. Ein Jäger muss Beute machen. Sonst verhungert er. Was ist Ihre Beute? Ihr Tagesziel? Welchen einen Schritt müssen Sie heute machen, um das wahr zu machen, was jetzt sein soll?
Dazu ist es hilfreich, wenn Sie wissen, wo Sie hinwollen. Ein Anführer ohne Richtung, ist kein Anführer. Sie brauchen einen Horizont. Ein Sammelsurium von Themen, Menschen, Fähigkeiten. Ein Bild der Zukunft, das Sie anlockt. Ihnen Kraft und Zuversicht spendet. Wenn Sie diesen Horizont haben, können Sie auch gut Gegenwart machen. Und zwar am besten für und mit den Menschen!
Doch was ist, wenn der Horizont fehlt? Das können Sie im Alltag gut beobachten. Denn viele Menschen verwechseln die Rotationsgeschwindigkeit eines Kreisels mit echtem Vortrieb. Beides fühlt sich zwar schnell an. Aber nur der Vortrieb hat auch eine Richtung.
Kraft durch Verletzlichkeit
Trauen Sie sich also, Ihre schwachen Seiten zu offenbaren. Schauen Sie genau hin, wo Ihre verletzlichen Flanken sind. Das ist Selbstehrlichkeit. Und die braucht Mut.
Vielleicht veröffentlichen Sie diese Schwächen sogar. Meist wissen die Menschen in Ihrem Umfeld sowieso schon, was diese Schwächen sind. Und wenn nicht, sagen Sie es Ihnen doch. Mein Gott, Sie sind Mensch. Kein Perfektionist. Denn Menschen machen Fehler. Sind fehlbar. Auch Sie! Also haben Sie den Mut und stehen Sie dazu.
Sie werden merken: Das ist unglaublich befreiend. Denn wenn Sie zu Ihren Schwächen stehen, werden Sie auch nicht mehr so viel Angst vor ihnen haben. Und wenn Sie Ihre Schwächen offenbaren, brauchen Sie nicht mehr befürchten, dass Sie eines Tages von anderen entlarvt werden.
Viele denken jedoch immer noch, Schwächen zuzugeben, sei Schwäche. Fehler eingestehen, Unwissen zugeben, einknicken und der Meinung des anderen folgen — alles Schwäche! Sie denken: Stark muss ich sein. Für den Erfolg (des Egos) kämpfen.
Vorsicht: Verwechseln Sie vermeintliche Stärke nicht mit Borniertheit!
Von Hummern wissen wir: Ihr harter Panzer schützt sie vor Feinden. Und ist gleichzeitig ihr äußeres Skelett, das das Fleisch des Tieres in Form hält. Doch wenn der Hummer weiter wächst, wird der Panzer irgendwann zu klein. Das Tier muss den Schutzmantel nun ablegen. Jetzt ist der Haufen Fleisch seinen Feinden ausgeliefert. Völlig schutz- und wehrlos. Bis der neue, größere Panzer sich aufgebaut hat. Jeder Hummer weiß also: Um zu wachsen, muss ich durch meine eigene Verletzlichkeit hindurch.
Starke Anführer
Ein starker Anführer liebt natürlich seine Stärken. Gut so! Die sollten Sie pflegen und weiter ausbauen. Denn dafür bekommen Sie Respekt und Anerkennung.
Ein starker Anführer weiß aber auch um seine Schwächen. Er steht zu ihnen. Offenbart sie sogar. Doch achten Sie darauf: Dosis und Anzahl sind natürlich eine Frage des richtigen Timings und Kontext. Wenn Sie es beherrschen, werden Sie die Herzen der anderen gewinnen und als Mensch geliebt.
Wichtig ist, dass Sie beide Seiten beherrschen: Ihre Stärken und Ihre Schwächen. Wer nur stark ist, ist eine gefühlskalte Hülle. Niemand, dem andere gerne folgen. Wer nur schwach ist, ist ein Häufchen Elend. Niemand, dem andere gerne folgen.
Doch wenn Sie stark sind und gleichsam zu Ihrer Schwäche stehen, werden Sie etwas Wunderbares erleben. Denn dann wird Ihr Mut zur Schwäche auf einmal Ihre wahre Stärke.
Hinweis: Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema „Starke Anführer“. Melden Sie sich in meinem Newsletter an, um rechtzeitig informiert zu werden.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
AUF IHRE KOMMENTARE UND MEINUNGEN ZUM ARTIKEL FREUE ICH MICH.
Weitere Videos sowie meine Serie #CappuccinoFriday finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Charakter braucht Kanten
Der Kellner stellt ein kleines Tablett auf den Tisch. Meine Frau und ich sitzen in einer Mischung aus Restaurant, Café und Bar im neuseeländischen Picton. Ich habe Pfefferminztee bestellt. Auf dem Tablett stehen nun eine Tasse und zwei Kännchen. In dem einen zieht der Tee; im anderen befindet sich nur heißes Wasser. Als der Kellner das nächste Mal an unserem Tisch vorbeikommt, frage ich ihn: …
„Weil wir das hier so machen“ — Café am Hafen von Picton
Der Kellner stellt ein kleines Tablett auf den Tisch. Meine Frau und ich sitzen in einer Mischung aus Restaurant, Café und Bar im neuseeländischen Picton. Ich habe Pfefferminztee bestellt. Auf dem Tablett stehen nun eine Tasse und zwei Kännchen. In dem einen zieht der Tee; im anderen befindet sich nur heißes Wasser.
Fragend schaue ich meine Frau an: “Gibt es einen Trick, wie man den Tee hier trinkt?” “Keine Ahnung”, entgegnet sie. Als der Kellner das nächste Mal an unserem Tisch vorbeikommt, frage ich ihn: “Warum stellt ihr zwei Kannen auf das Tablett, wenn nur in einer Tee ist?”
Er: “Weil wir das hier so machen!”
Was für eine super Antwort. Denn sie strahlt etwas heutzutage immer Selteneres aus: Den Mut zur Haltung. Etwas so zu machen, wie man es für richtig hält, auch wenn es anderen vielleicht nicht gefällt — und dann trotzdem dazu zu stehen.
Der Gemocht-Werden-Wollen-Virus
Doch viel zu oft sind wir vom Gemocht-Werden-Wollen-Virus befallen. Er manipuliert die Stimme in unserem Kopf: Was denken die anderen über mich, wenn ich das jetzt sage? Oder wenn ich das jetzt mache? Und so biegen wir unser Verhalten zurecht, um bloß nicht anzuecken.
Der Mensch ist in den 300.000 Jahren seiner Zeit auf diesem Planeten immer ein Herdentier gewesen. Das hat die Evolution schlau eingerichtet. Stellen Sie sich das Leben früher vor: Ihre Lebenserwartung war deutlich höher, wenn Sie Teil eines Clans waren. Anders formuliert: Wenn Sie alleine unterwegs waren, verreckten Sie.
Heute pulsiert in unseren Adern immer noch die überlebensnotwendige Sehnsucht, Teil eines Clans zu sein. So gewinnt der Gemocht-Werden-Wollen-Virus zusätzliche Stärke. In allen Lebensbereichen verbiegen sich Menschen und machen Sachen, die sie nicht machen würden, wenn sie Mut zur Haltung hätten.
Aus Angst, den Job zu verlieren, pinkeln wir die Hierarchie-Leiter nicht nach oben — auch wenn es inhaltlich notwendig wäre.
Aus Sorge, dass sich der Lehrer am Kind mit schlechten Noten rächt oder die anderen Eltern sich gegen uns wenden, halten wir unsere kritischen Kommentare am Elternabend lieber zurück — und nörgeln nur Zuhause hinter vorgehaltener Hand.
Und im Sinne des Mantras “Der Kunde ist König” verbiegen sich die Mitarbeiter von Unternehmen devot, um es jedem recht zu machen — auch wenn die Forderungen des arroganten Kunden völlig überzogen und inakzeptabel sind.
Die Folge: Weichspüler. Wir verlieren an Profil. Es fehlt die Kante. Und damit verlieren Sie auch Ihren Charakter.
Charakter braucht Kanten
Wer sagt eigentlich, dass Sie es jedem recht machen müssen? Für mich gibt es ein Gebot der grundsätzlichen Höflichkeit. Heißt: Andere Menschen respektieren und die Grundregeln des gesitteten Miteinanders achten: Guten Tag, Auf Wiedersehen, Danke, Bitte, Tür aufhalten oder an das Reißverschlussverfahren halten. Das ist die unterste Grenze. Und an die kann sich jeder halten.
Aber ob, wann und für wen Sie die Extrameile gehen, kann nur eine Person entscheiden: Sie selbst. Denn Respekt braucht Grenzen.
Sie müssen nicht jeden gewinnen. Für mich habe ich deswegen als Motto formuliert: Einer reicht!
Ich muss zum Beispiel nicht der beste Ehemann der Welt sein. Mir reicht es, wenn ich der beste Ehemann für meine relevante Welt bin; nämlich für meine Frau. Mein Herz und meine Liebe schreien lauthals: Eine reicht!
Ich muss auch nicht der beste Berater der Welt sein. Mir reicht es, wenn ich der beste Sparringspartner für meine relevante Welt bin; nämlich für die Kunden, die Lust darauf haben, mit mir zusammen zu arbeiten. Wenn ich einen Vortrag vor 300 Geschäftsführern halte und nur einer danach ein Projekt mit mir machen will: Einer reicht!
Ich muss auch nicht der beste Autor der Welt sein. Mir reicht es, wenn ich die besten Texte für meine relevante Welt verfasse; ich schreibe nämlich primär, um selber klar zu werden — und freue mich über jeden, der Lust hat, diese Texte ebenfalls zu lesen. Wenn Sie bereits bis hier hin gelesen haben, sind wir schon zu zweit, obwohl eigentlich reichen würde: Einer reicht!
In allen drei Fällen bin, arbeite und schreibe ich, so wie ich bin. Mit allen Stärken, Schwächen und Kanten. Ich habe keine Lust, mich zu verbiegen. Oder etwas vorzutäuschen.
Weil wir das hier so machen
Doch wer den Mut hat, Haltung zu zeigen, gewinnt nicht immer. Im Gegenteil: Das Mund-Aufmachen hat mich sicherlich auch schon um den ein oder anderen Auftrag gebracht. Aber will ich überhaupt mit Menschen arbeiten, denen Klartext, Wahrhaftigkeit und Offenheit unwichtig sind? Die sich nicht konstruktiv, hart in der Sache und fair zum Menschen streiten wollen? Nein!
Und deswegen gefällt mir die souverän-schroffe Antwort des Kiwi im Café in Picton:
Weil wir das hier so machen!
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
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Respekt braucht Grenzen
„Tierisch wütend. Warum so viele Menschen im Alltag die Nerven verlieren und ausrasten“ - so titelte kürzlich der SPIEGEL. Anscheinend haben wir die Bedeutung von Respekt vergessen. Denn wer die Augen offenhält, sieht im Alltag viele Beispiele für respektloses Verhalten. Und gerade deswegen braucht Respekt Grenzen. Vor allem in unserer zunehmen neurotischen Gesellschaft.
Im März prangte auf der Titelseite des SPIEGEL die Überschrift: „Tierisch wütend. Warum so viele Menschen im Alltag die Nerven verlieren und ausrasten“. Anscheinend haben wir die Bedeutung von Respekt vergessen. Denn wer die Augen offenhält, sieht im Alltag viele Beispiele für respektloses Verhalten. Und wenn ich dann in meinen Veränderungsprojekten die Führungskräfte frage: „Was versteht Ihr unter Respekt?“ – bekomme ich überraschende Antworten.
Wer das Wort Respekt benutzt, wird nicht mit fragenden Augen angeschaut. Denn Respekt ist kein Fremdwort, sondern eher ganz normale Alltagssprache. Doch je banaler ein Begriff scheint, desto dringender haben wir es nötig, ihn zu definieren.
Was verstehst Du unter Respekt? Diese Frage stelle ich in Unternehmen regelmäßig. Die Antworten drehen sich dann meist um Ansehen. Achtung. Anerkennung. Und dann wird in den Diskussionen schnell klar, dass Respekt eine Hierarchie braucht. Eine Rangordnung. Denn man hat Achtung vor dem Ranghöheren. Vor dem Besseren. Schnelleren. Stärkeren.
Wer nach Respekt strebt, weil er eigentlich Ansehen gewinnen möchte, muss in einen Wettbewerb einsteigen. Ein gesundes Maß an Ellbogen, Dominanz und Einfluss sind die wesentlichen Zutaten, um das Respekt-Elixier anzurühren. Kein Wunder also, dass der Konkurrenz- und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zunimmt — trotz des ganzen „wir haben uns alle lieb“-Weichspülers. Denn wer will in der Nahrungskette schon unten stehen?
Keine Kompromisse am Anfang
In meinen Seminaren gibt es dann plötzlich einen Wendepunkt. Nachdem die Diskussionen heiß gelaufen sind, frage ich die Teilnehmer: „Wenn Ihre Definition von Respekt etwas mit Ansehen, Achtung und Anerkennung zu tun hat – Was bedeutet denn dann für Sie respektvolles Verhalten?“
Die Menschen halten einen Moment inne. Und dann ... wendet sich das Blatt. Auf einmal bekommt das Wort Respekt eine neue Bedeutung. Dann hat Respekt auf einmal nichts mehr mit Dominanz, Hierarchie und Gewinnen-wollen zu tun. Stattdessen geht es jetzt um das zivilisierte, menschliche Miteinander.
Und so hatte ich vor einigen Jahren die erleuchtende Erkenntnis: wenn es um den Menschen geht, brauchen wir gesunden Menschenverstand und den Mut, uns auf die Basics zu konzentrieren. In der Wirtschaft sind es nicht die komplizierten Kommunikations- und Führungsmodelle, sondern die Basics, die den entscheidenden Unterschied machen. Also zum Beispiel die Frage: Was bedeutet für Dich Respekt? Und wie sieht dann vor allem respektvolles Miteinander aus? Dass der Schlüssel für ein gelungenes Miteinander in den einfachen Banalitäten liegt, gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern für unser Zusammenleben allgemein.
Respekt hat nichts mit Ansehen zu tun
Wer nach Respekt für alle ruft, macht einen entscheidenden Fehler. In unserer neurotischen Gesellschaft müssen wir Respekt begrenzen, anstatt ihn zu erweitern. Doch bevor wir dazu kommen, lassen Sie uns zunächst mal klären, was Respekt eigentlich bedeutet.
Ich habe lange darüber nachgedacht und viele Diskussionen mit Menschen aus allen möglichen Ländern geführt. Dies ist meine aktuelle Definition:
Respekt bedeutet, ich akzeptiere, dass mein Gegenüber anders ist als ich.
Das heißt, dass er anders denkt, anders fühlt und anders handelt als ich.
Und das ist gar nicht so einfach zu leben. Wie schnell verurteilen wir Menschen, gerade weil sie anders sind als wir. Ein paar Beispiele.
Frauen. Ich erlebe regelmäßig, dass sie nicht gleich behandelt werden. Der Klassiker sind Besprechungen mit lauter Herren in dunklen Anzügen und nur ein oder zwei Frauen. Immer wieder grätscht einer der Herren der Frau in ihre Ausführungen und unterbricht sie einfach. Das ist kein Respekt. Sondern Dominanz. Doch um das zu ändern, braucht es keine Frauenquote, sondern eine neue Haltung der Herren.
Dumme Mitarbeiter. Das „dumm“ entspricht hier der subjektiven Bewertung durch den Vorgesetzten. Wenn ein Mitarbeiter einmal diesen Stempel hat, kann er noch so gute Argumente vortragen. Sein Chef wird ihm einfach nicht richtig zugehören. Das Blöde daran: die Beurteilung der Intelligenz basiert häufig auf ersten Eindrücken. Also Aussehen, Stimmlage, Betonung, Akzent. Diese Faktoren mögen zwar die Sympathie beeinflussen, haben jedoch mit der Intelligenz des Menschen in der Regel nichts zu tun.
Flüchtlinge. Ich erlebe im Alltag bereits Alltags-Rassismus. Es werden Menschen auf Grund von Aussehen in Schubladen gesteckt und verurteilt. Dann kommen böse Sätze wie: „Die Moslems sind gefährlich“. Und gleichzeitig werden einzelne Personen als positive Ausnahmen erwähnt: „Aber der Ahmed ist nett.“ Ahmed ist ebenfalls Moslem. Wohnt im gleichen Haus. Ist seit Jahren guter Nachbar. Dieser Trend, Gruppen zu verunglimpfen und Einzelpersonen als positive Ausnahmen zu sehen, ist verdammt gefährlich! Wehret den Anfängen…
Ob Geschlecht, Körpergewicht, Bauchumfang, Religion, Herkunft, Hautfarbe, Hobbies, Intelligenz, Ausbildung, Kontostand, Fleischesser oder Veganer – Andersartigkeit darf nicht der Grund sein, Menschen respektlos zu behandeln. Im Gegenteil: gerade die Vielseitigkeit der Menschen ermöglicht es uns, andere Perspektiven zu gewinnen. Eine gute Diskussion lebt von unterschiedlichen Argumenten. Nur durch viele unterschiedliche Meinungen können wir von einander lernen und gute Lösungen finden.
Wenn die Andersartigkeit zum Fanatismus wird
Doch was ist, wenn der Einzelne mit seiner Meinung fanatisch wird? Wenn ein Mensch oder eine Menschengruppe ihre Andersartigkeit frei ausleben wollen?
Wenn der befreundete Veganer Sie jeden Tag über die negativen Folgen des Fleischkonsums belehrt?
Wenn der muslimische Kollege im Büro den Teppich ausrollt und einfach im Flur anfängt zu beten?
Die christliche Schwiegermutter Ihnen jeden Tag Moralpredigten hält, wie schlimm es ist, dass Sie nicht an Gott glauben und die Kinder nicht getauft haben?
Der Teenager bevorzugt nach 22 Uhr Schlagzeug in der Nachbarwohnung übt, während Sie sich genervt im Bett hin und her wälzen?
Die einzige Frau im Raum ihre Emanzipation auslebt und die Diskussion immer wieder von Vorne beginnt, obwohl alle anderen (männlichen) Anwesenden sie bereits in der Entscheidung überstimmt haben?
Respekt braucht Grenzen
Mein Gefühl ist, dass wir in einer neurotischen Gesellschaft leben. Jeder gehört auf einmal einer Minderheit an. Fühlt sich respektlos behandelt. Pocht auf Gleichberechtigung.
Wir müssen dringend innehalten und tief ausatmen. Uns wieder auf den gesunden Menschenverstand besinnen. Und dazu gehört auch, dass Respekt Grenzen braucht.
Gedanken und Gefühle sind frei und wirken erstmal nicht direkt auf andere. Aber unser Handeln hat Auswirkungen auf andere Menschen. Und hier brauchen wir klare Grenzen, was geht und was nicht gehen darf. Bei allem Respekt müssen wir also dem Handeln des Einzelnen Grenzen setzen!
Als offene Gesellschaft lassen wir den Bau von Moscheen zu. Das finde ich super. Denn so kann jeder seiner Religion in Deutschland nachgehen. Doch warum darf ich dann als Nicht-Muslim diese Gotteshäuser nicht uneingeschränkt betreten — während der Kölner Dom täglich von Hunderten Menschen aller möglichen Nationen und Glaubensrichtungen besucht werden darf? Sollten wir nicht unsere deutschen Wert-Maßstäbe für Offenheit und Gleichberechtigung anlegen? Heißt: Wer in Deutschland ein Gotteshaus baut, muss es für alle Menschen zugänglich machen? Darf Menschen nicht auf Grund von Geschlecht unterschiedlich behandeln?
Anderes Beispiel: Die FAZ schreibt, dass es rund 60 verschiedene Geschlechter gebe. Zu respektieren, dass Menschen unterschiedlich denken und fühlen, ist richtig und gehört zu einer offenen Gesellschaft dazu. Insofern werden wir schon für jeden die passende Geschlechts-Formulierung finden. Aber beim Handeln müssen wir Grenzen setzen. Was ist, wenn jedes Geschlecht eine eigene Toilette fordert? Hier ist nicht uneingeschränkter Respekt, sondern gesunder Menschenverstand gefragt.
Doch dazu gehört auch der Mut, unbequem zu sein, Haltung zu zeigen und seine Meinung zu sagen — auch wenn Sie nicht dem aktuellen Weichspüler-Mainstream entspricht.
Kant hat uns bereits vor rund 200 Jahren diese Grenze aufgezeigt:
„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“
Wir brauchen also dringend ein neues Verständnis von Respekt. Es geht nicht darum, dass Sie Ihr Ansehen stärken. Lassen Sie die Ellbogen drin. Wir brauchen dem tierisch wütenden Volk nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, sonst verlieren noch mehr Menschen im Alltag die Nerven und rasten aus.
Doch wie könnte bei all dem Streben nach Selbstverwirklichung und Bedeutung des Einzelnen, eine sinnvolle Richtung für unsere Gesellschaft aussehen? Auch hier gibt es bereits uralte Lösungen. Denken wir kurz an Jean-Jacques Rousseau:
„Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,
dass er tun kann, was er will,
sondern, dass er nicht tun muss,
was er nicht will.“
Das könnte eine hilfreiche Ausgangsbasis sein, um unser Verständnis von Respekt zu diskutieren. Es mag zwar banal klingen, sich mit den Basics zu beschäftigen. Doch diese Basics sind in dem Fall unsere Werte. Und wenn es um unsere Werte geht, gibt es keine Kleinigkeiten mehr. Denn diese Kleinigkeiten sind das Entscheidende, was unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben ausmachen.
Also: Was verstehen Sie unter Respekt? Und noch viel wichtiger: Wie sieht für Sie respektvolles Verhalten aus?
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Wofür es sich heute noch zu träumen lohnt
Wir zeigen jeden Tag, wie glücklich, erfolgreich und souverän wir sind. Doch hinter der Fassade lauert unsere Angst, über die niemand offen spricht. Wir drohen zum Spielball des unkontrollierten Fortschritts zu werden. Doch wofür lohnt es sich eigentlich heute noch, zu träumen?
Wir zeigen jeden Tag, wie glücklich, erfolgreich und souverän wir sind. Doch hinter dieser Fassade lauert unsere Angst, über die niemand offen spricht.
In meinen Coachings begegnen mir Menschen, die „es“ geschafft haben. Eigentlich. Es sind Unternehmer und Top-Führungskräfte. Sie verdienen sehr gut. Haben ein schickes Haus. Eine tolle Familie. Müssen beim Einkaufen nicht auf jeden Euro achten. Machen unvergessliche Urlaube. Sie leisten sich die neuesten technischen Gimmicks. Tragen teure Uhren. Fahre beeindruckende Autos. Und zu Ihrer Geburtstagsparty kommen 30-40, manchmal auch 100 Gäste. Sie stehen in der Mitte und Blüte ihres Lebens. Und sind dennoch unzufrieden.
Doch darüber sprechen sie normalerweise nicht. Denn diese Unzufriedenheit fühlt sich komisch an. Manche beschreiben sie als „gehetzt, getrieben, rastlos“. Andere als „besorgt und verunsichert“. Manche sogar als „verletzt, traurig, niedergeschlagen“. Aber solche dunklen Abgründe passen nicht in unsere moderne Gesellschaft. Hier zählt es, gut drauf zu sein. Zuversichtlich, optimistisch, dynamisch und motivierend. Stark und souverän. Bloß kein Weichei, Spielverderber oder Skeptiker sein.
Wenn wir den Statistikern glauben, ist die Welt im Laufe der Zeit viel besser geworden. Aber diese gute Botschaft ist in uns noch nicht angekommen. Tiefenpsychologische Couchgespräche von Meinungsforschern zeigen immer wieder – in den Deutschen brodelt Wut. Eine Wut, die durch Selbstkontrolle noch im Zaum gehalten wird – und bisher nur stellenweise ausbricht. Solche Eruptionen zeigen sich dann in Form von Krawall in Chemnitz oder den steigenden Wählerstimmen für die AfD.
Doch warum fühlen wir uns so? Ich sehe vor allem zwei Gründe, weswegen wir die glorreiche Moderne nur mit Angst und Wut genießen.
Legebatterien für Funktionsmenschen
Zum einen haben wir uns eine Kunstwelt geschaffen, für die wir nicht geeignet sind. Moderne Büro-Skylines sind zwar beeindruckend. Doch gleichzeitig erinnern sie mich an Legebatterien für Funktionsmenschen. Jeden Tag marschieren sie – schick verkleidet – in die Büros. Und dann geht der moderne Büro-Krieg los.
Die wesentliche Spielregel lautet: Wir gehen respektlos miteinander um. Aus Sorge, im rasenden Innovations-Wettrennen den Anschluss zu verlieren, wird mit Macht, Druck und Dominanz geführt. Alle sollen mutig sein und neue Dinge ausprobieren, aber keiner darf einen Fehler machen, denn sonst wird der Schuldige sanktioniert. In der Folge wird statt Klartext weichgespült und die Fahne in den Wind gehangen. Bloß nicht die Karriereleiter nach oben pinkeln. Und so herrscht in vielen Unternehmen ein Klima der Angst.
Intrigen und versteckte Spielchen machen den sowieso schon zermürbenden Arbeitsalltag auch noch kompliziert. Wir laufen nicht nur im Hamsterrad, sondern wir legen auch noch verletzende Hindernisse hinein und drehen gleichzeitig die Geschwindigkeit immer höher. Agile Methoden greifen um sich. Alles muss am besten gestern schon fertig sein. Wir leiden unter dem Instant-Virus.
Die Sehnsucht nach Ruhe
Doch bei all dem Lärm und der Geschwindigkeit sehnen wir uns nach Ruhe. Deswegen fahren wir als Ausgleich zum Bürowahnsinn am Wochenende „in“ die Natur. Da frage ich mich: wo waren wir denn während der Woche? Außerhalb der Natur? Wir haben uns von der Natur getrennt. Nicht nur im Sprachgebrauch. Sondern auch in unserem täglichen Verhalten.
Und wenn wir mal „in“ der Natur sind, bewegen wir uns auf Kunstschneisen, die wir in den Wald geschlagen haben. Diese nennen wir Wege. Denn zu viel Natur darf es dann doch nicht sein. Wenn es kreucht und fleucht, sticht und piekst oder einfach nur zu dreckig wird...
Doch wir merken bei all der sauberen Technik in unserer klinischen Kunstwelt: ohne Natur geht es nicht. Das spüren wir innerlich. Und holen uns dann wenigstens in bisschen davon nach Hause. Wir nennen das dann einen Garten. Doch der gefällt uns nur, wenn auch er klinisch sauber ist: die Hecke in Form, der Rasen akkurat – alles für ein optisch stimmiges Erscheinungsbild. Doch auch hier gibt es bereits tumorartige Auswüchse, wenn die Menschen ihren Garten statt mit Bäumen und Blumen nur mit Steinen “bepflanzen”.
Und so verlieren wir im technischen Fortschritt langsam immer mehr den Bezug zu uns selbst.
Fehlender Horizont
Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, dann war es schon super modern, wenn ich mich morgens per Modem in eine Mailbox einwählte, um die Ergebnisse der NBA Playoffs runterzuladen. Das Ganze dauerte rund fünf Minuten. Für eine Tabelle mit Zahlen. Heute schauen wir bei 160km/h auf der Autobahn Videos im Smartphone an – und regen uns auf, wenn die Übertragung ruckelt.
Uns ist gar nicht bewusst, wie viel Rechenpower wir mit diesem kleinen Gerät in den Händen halten. Nämlich mehr, als damals ein Großrechenzentrum in Form eines ganzes Bürokomplexes zu bieten hatte. Mein Smartphone hat 128 GB Speicherkapazität. In den Rechenzentren standen damals waschmaschinen-große Kisten mit einer Kapazität von 500 MB. Heißt: mit meinem Smartphone habe ich 256 Waschmaschinen in der Hosentasche. Und dieser technologische Fortschritt passierte gerade mal in knapp 20 Jahren.
Digitalisierung, Internet der Dinge, Robotik, künstliche Intelligenz, Blockchain, Gentechnik – es gibt so viele unglaublich beeindruckende Durchbrüche in der Forschung. Mit einem atemraubenden Tempo werden wir von Innovationen überrannt.
Doch wozu eigentlich?
Warum brauchen wir all diesen Fortschritt? Ich habe nicht den Eindruck, dass wir hier als Menschheit einen Plan verfolgen. Im Gegenteil: es wird gemacht, was machbar ist. Und wenn es nicht machbar ist, forschen wir solange, bis wir doch einen Weg gefunden haben.
Wir benutzen die Technik nicht, um unser Leben zu verbessern. Es ist genau anders herum: der Fortschritt benutzt uns, um stattzufinden. Wir sind Werkzeuge der Evolution. Und wir stellen selber das Tempo immer höher, ohne zu wissen, in welche Richtung wir eigentlich laufen.
Mittlerweile können wir menschliche Stimmen digital nachbilden. Wir können Videos in Echtzeit manipulieren. Die humanoiden Roboter sehen seit Sophia immer mehr wie wir Menschen aus. Es naht der Tag, da wissen wir nicht mehr, ob wir mit einem Mensch oder einer Maschine kommunizieren. Wir werden nicht mehr wissen, was echt oder eine Fälschung ist. Fake News sind da nur der lächerliche Anfang.
Der technische Fortschritt wird uns mit ungewohnten Fragen konfrontieren:
Werden wir uns in Maschinen verlieben?
Welche Auswirkungen hat das auf unsere Seele?
Haben intelligente Maschinen und Roboter die gleichen Rechte wie wir?
Wer wird bevorzugt in einer Firma befördert: künstliche Intelligenz oder der Mensch?
Wie gehen wir mit Menschen um, die auf Grund des rasenden (!) Fortschritts keine Zeit haben, sich an den modernen Arbeitsmarkt anzupassen?
Dürfen Algorithmen über Personalfragen entscheiden – wer eingestellt, befördert oder entlassen wird?
Darf eine Maschine über unser Schicksal bestimmen – wenn Roboter als Polizisten arbeiten und von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen? Oder wenn ein autonom fahrendes Auto in einen unvermeidlichen Crash gerät und sich nun aktiv dafür entscheidet, entweder das Leben der Insassen oder das der Fußgänger aufs Spiel zu setzen?
Uns fehlt als Gesellschaft der Horizont. Stattdessen diskutieren wir über den Diesel-Skandal, Brexit oder die Karriere des umstrittenen (Ex-) Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. Wir brauchen keine Kosmetik auf dem Status-Quo. Wir brauchen dringend ein Bild der Zukunft. Das uns zeigt, wo wir hin wollen. Das uns Orientierung gibt. Das Investitionen bündelt. Das uns als Gesellschaft vereint. Das uns klare Leitplanken gibt, was wir wollen – und vor allem auch was wir nicht (!) wollen.
Beispiel: Sie erwarten Nachwuchs. Der Arzt sagt Ihnen, dass das Baby im Bauch einen Gendefekt hat und krank zur Welt kommen wird. Sie können dies durch Genmanipulation verhindern und ein gesundes Kind auf die Welt bringen. Finden Sie Genmanipulation jetzt richtig?
Es beginnt meist damit, dass wir etwas erfinden, um einen Missstand zu heilen. Oder eine Situation zu verbessern. Doch dann werden wir gierig. Wenn wir heilen können, können wir auch designen. Was wäre, wenn Sie durch gezielte Genmanipulation Ihrem Kind ein paar Verbesserungen „einpflanzen“: Mathe-Genie, Sprachtalent, attraktive Körpergröße, durchsetzungsstarkes Wesen, kräftige Muskulatur, ...
Um zu wissen, was geht – und was nicht gehen darf ! – brauchen wir ein Zukunftsbild:
In was für einer Welt wollen wir eigentlich leben?
Da es dieses Bild nicht gibt, rennen wir mit einem beeindruckenden Tempo orientierungslos durch die Gegend. Jeder macht das, was er machen will.
Ein unbegrenzter Liberalismus predigt uns: alles ist möglich. Just do it! Doch Liberalismus braucht Grenzen!
Fressen oder gefressen werden
Schauen wir nochmal in die Natur. Der Stärkere frisst den Schwächeren. Oder der Schlauere besiegt den Dümmeren. Gut ist, wenn Sie oben in der Nahrungskette stehen. Denn es gilt: fressen oder gefressen werden.
Aber wollen wir so leben? Wer beim technischen Fortschritt nicht mithält, fliegt einfach raus? Was machen Sie als Taxifahrer, wenn Sie morgen keinen Job mehr haben, weil das Taxi selbständig fährt? Sie arbeiten einfach als Big-Data-Spezialist – auch wenn Sie keine Ahnung von Computern haben?
Als ich in Karlsruhe mit dem Taxi zu einer Konferenz fuhr, brachte es der Fahrer auf den Punkt: „Ich suche mir einen anderen Job. Und wenn es nicht mehr legal funktioniert, muss ich mir eben andere Wege suchen, um meine Familie zu ernähren.“
Als moderne Zivilisation muss das doch besser funktionieren. Wir haben in Deutschland die soziale Marktwirtschaft. Marktwirtschaft allein bedeutet: fressen oder gefressen werden. Der Zusatz „sozial“ erweckt den Eindruck, dass wir uns dadurch vom Tier unterscheiden. Sozial bedeutet, dass wir eine Zivilisation gebaut haben, die durch Werte und Leitplanken dafür sorgt, dass Fortschritt stattfindet, ohne die Würde des Menschen zu verletzen. Dass Fortschritt nicht um jeden Preis stattfindet, sondern zum Wohle unserer Gemeinschaft. Wobei ich den Eindruck habe, dass die Tiere das Soziale schon von Natur aus einfach können – und vor allem auch besser machen als wir.
Die Angst in uns
Vor uns liegt irgendetwas, das wir nicht sehen können. Und das ist die Ursache für diese diffuse Angst in uns Menschen. Obwohl es gut läuft, spüren Sie dieses komische Gefühl in sich: irgendetwas stimmt nicht... Es ist die Ungewissheit. Dieser Nebel, der vor uns liegt. Wir wissen einfach nicht, was auf dem Weg in die Zukunft auf uns lauert. Und so kann Ungewissheit zu Unsicherheit führen. Doch auf jeden Fall schürt Ungewissheit die Angst.
Wenn ich an die Zukunft denke, dann sehe ich viele Chancen und unglaubliche Möglichkeiten, sich als Mensch zu entfalten. Die Technik wird uns ungeahnte Freiheiten und Potenziale schenken. Ein schönes Bild. Nur der Weg durch diesen Nebel der Ungewissheit, der weckt ins uns dieses komische Gefühl.
Und deswegen reden wir darüber nicht so gerne. Wir lenken uns lieber im Hier und Jetzt ab. Betäuben uns durch viel Arbeit, neue Projekte, hohe Geschwindigkeit, tolle Hobbies, Unternehmungen mit Freunden, Serien-Marathons auf Netflix oder die obligatorische Flasche Wein am Abend.
Doch Ablenken, Betäuben oder Kopf in den Sand stecken sind nicht die Lösung. Populisten oder Möchtegern-Gurus hinterherzurennen, die wie Brüllaffen ihre einfachen Lösungsparolen für komplexe Fragestellungen in die Welt posaunen, ebenfalls nicht.
Zukunft ist nicht vorhersehbar. Wir müssen sie gestalten.
Dieser Schwelbrand in uns hat auch sein Gutes: denn Unzufriedenheit ist der Motor für Veränderungen.
Und es ändert sich eine ganze Menge. Besonders zuversichtlich stimmt mich das, was ich aus den Gesprächen mit Jugendlichen mitnehme. Sie wollen oft keine „blinde“ Karriere um jeden Preis machen. In ihnen ist die Frage nach dem Sinn schon fest verankert. Sie wollen Karriere machen, indem sie etwas Sinnvolles für diese Erde, unsere Gesellschaft und andere Menschen tun.
Und dieser neue Mindset trifft auf eine Zeit, in der es endlich gesellschaftsfähig wird, sich selbständig zu machen. Unternehmen zu gründen und nicht stupide in die bestehenden Karrierepfade einzutreten. Diese neue Generation wird die Art, wie wir Wirtschaft und Zukunft gestalten, mit ihrer neuen Denkrichtung in eine sinnvolle Richtung lenken.
Doch dazu braucht es in unserer Gesellschaft wieder mehr Mut. Mut, den Mund aufzumachen. Eine Meinung zu haben, die auch unbequem sein darf. Wir brauchen wieder mehr besonnene Diskussionen, die hart in der Sache, und fair zum Menschen sind. In der wir den Menschen wieder richtig zuhören – nicht nur, was ihr Kopf sagt, sondern auch was aus ihrem Bauch kommt.
Denn nur wenn wir aufnehmen, was Menschen bewegt, können wir sie auch in eine sinnvolle Richtung führen. Das gilt in Unternehmen – wie auch in unserer Gesellschaft. Und dann haben wir auch eine Chance, dass wir den guten Inhalten wieder mehr Aufmerksamkeit schenken – und nicht den populistischen Brüllaffen.
Dazu brauchen wir keine Revolution von oben. Wir brauchen keine Merkel, keinen Papst oder andere Leitfiguren, die uns sagen, wo es lang geht. Zum Glück: denn es fehlen uns aktuell die starken Führungspersönlichkeiten, die Zukunft im Sinne von einer sozialen Marktwirtschaft gestalten wollen.
Das Gute ist: der notwendige Wandel kann auch “von unten” passieren. Indem jeder Einzelne sich an die eigene Nase packt, auf seine innere Stimme hört und dann als Vorbild vorangeht. Die Summe der Einzelmenschen und ihre Entscheidungen ergeben das Große unserer Gesellschaft. Wir entscheiden, durch das was wir jeden Tag tun – oder nicht tun, wie unsere Zukunft aussieht. Und die stärkste Kraft der Masse ist in einer Marktwirtschaft nunmal der Konsum.
In was für einer Welt willst Du leben? Und was tust Du heute konkret dafür?
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Der Wunsch nach Spaß steht Zielen im Weg
Ein leichter Weg zu anvisierten Unternehmenszielen? Selbstverständlich. Alles, was Sie dafür brauchen, steht in jedem guten Managerhandbuch über Work 4.0, Empowerment und Co. Und das Allerbeste daran: Dieser Weg wird garantiert kinderleicht – egal, um welches Ziel es sich handelt.
Keine Zeit zum Lesen? Dann einfach hören...
Ein leichter Weg zu anvisierten Unternehmenszielen? Selbstverständlich. Alles, was Sie dafür brauchen, steht in jedem guten Managerhandbuch über Work 4.0, Empowerment und Co. Und das Allerbeste daran: Dieser Weg wird garantiert kinderleicht – egal, um welches Ziel es sich handelt. So jedenfalls die Botschaft vieler Ratgeber. Nicht verwunderlich, schließlich wollen wir Menschen Anstrengungen, wenn möglich, vermeiden – das Leben ist doch sowieso schon anstrengend genug.
Doch die Sehnsucht nach dem leichten Weg zum Erfolg ist nicht nur naiv – sondern vor allem gefährlich. Denn sie lässt uns das vermeiden, was zum Erfolg gehört wie Schatten zum Licht: Anstrengung, Konsequenz und Härte.
Ein Tischkicker führt nicht zum Ziel
Klar ist es angenehmer und für unser Gehirn geeigneter, Spaß zu haben. Und manchmal finden Sie sogar Abkürzungen auf dem Weg zu Ihrem Ziel, die vielleicht weniger mühsam erscheinen. Zumindest anfangs. Doch oftmals entpuppt sich die scheinbare Abkürzung als ein böser Umweg.
Ab und an halte ich Gastvorträge an Universitäten. Dort werden mir immer wieder Umwege als Abkürzung verkauft. Studenten erzählen mir, dass sie später einmal ein eigenes Unternehmen gründen, jedoch zunächst Erfahrungen in einem großen Konzern sammeln möchten. Als Angestellter.
Ich frage mich dann jedes Mal: Wie bitteschön soll jemand in einem hierarchischen System, das geprägt ist von Regeltreue, Gehorsam und Political Correctness, lernen, wie man als Unternehmer Regeln bricht und Innovationen vorantreibt? Die vermeintliche Abkürzung „Angestellter im Konzern“ stellt sich spätestens mit der eigenen Unternehmensgründung nur als unnötigen Umweg heraus.
Denn wie heißt es doch so schön: Im Leben bekommen Sie nichts geschenkt. Entsprechend sind Sie gefordert, Härte gegen sich selbst an den Tag zu legen.
Sonderlich verführerisch hört sich das nicht an, keine Frage. Da halten wir uns doch lieber an die Maxime: Spaß muss das Leben machen und natürlich auch die Arbeit. Und zwar sowohl Führungskräften als auch Mitarbeitern. Also wird hier ein Tischkicker im Unternehmen aufgestellt und dort eine Rutsche installiert – in der Annahme, dass durch diesen Fun die gemeinschaftliche Leistung verbessert wird. So ein Schwachsinn! Denn nur mit Spaß und Freude erreichen Sie niemals Ihre großen Ziele.
Ziele? Nichts leichter als das
Stattdessen bin ich der Überzeugung, dass große Ziele nur dann Realität werden, wenn wir uns mit Disziplin und Härte auf den Weg machen. Was bei diesem Vorgehen hart ist: dass Sie den Weg zu Ihrem Ziel fokussiert und konsequent durchziehen.
Als ich beispielsweise anfing, neben meiner Beratertätigkeit Vorträge zu halten, fand ich schnell Geschmack daran. Obwohl ich eigentlich keine Angestellten mehr haben wollte, brauchte ich jemanden, der sich um diesen neuen Bereich in meinem Leben kümmert. Also traf ich mich mit einem Bekannten aus alten Zeiten. Ich hatte ihn als absolutes Vertriebsass kennengelernt. Bei einem Abendessen fragte ich ihn: „Ich will meine Arbeit als Vortragsredner zu einer tragenden Säule ausbauen. Was ist wohl die beste Strategie, um das zu schaffen?“ Er überlegte nicht eine Sekunde. „TAM.“
Ich schaute ich verdutzt an. Er erklärte: „Tägliche Arbeits-Methodik. Einfach kontinuierlich neue Kontakte im Markt machen. Ich rufe jeden Tag 16 potenzielle Interessenten an. Plus Wiedervorlagen. Fünf Tage in der Woche, komme, was wolle. So generiere ich dir im Jahr rund 1000 Kontakte zu Leuten, die dich bisher noch nicht kennen.“ Alles klar, dachte ich. Das ist mein Mann. Fokussiert und konsequent. So wird das klappen.
Vom Schein zum Sein
Ich glaubte an meinen Bekannten, an seine Haltung und seine Disziplin. Ich glaubte an das Gesetz der TAM. Und ich gab ihm den notwendigen Freiraum, den er mit Verantwortung füllte. Er zog es durch. Und nach nur zwei Jahren generierte ich einen erheblichen Anteil meines Umsatzes durch Vorträge.
Dieses Beispiel machte mir nochmals sehr deutlich, dass es keinen Kuschelkurs zum Erfolg gibt. Es ist klar, dass Ihnen Ihr Thema Spaß machen sollte, so dass Sie mit Leidenschaft zur Sache gehen. Aber Menschen können nur dann etwas in ihrem Leben bewirken, wenn sie neben ihrer Leidenschaft auch konsequent vorwärtsgehen. Wenn sie den Preis zahlen, indem sie Hindernisse überwinden und fähig zur Härte im Umgang mit sich selbst, Problemen und Herausforderungen sind. Nur so bewirken sie etwas im Leben.
Die Belohnung wartet am Gipfel: Sie erreichen auf einmal Ihre Ziele. Da der Weg zum Ziel anstrengend war, wissen wir die Erfolge auch viel besser zu würdigen. Und dann, wenn Sie Erfolg haben, passiert etwas Magisches: die ganze Anstrengung macht auf einmal auch noch Spaß ;-)
Wenn der Wegweiser keinen Weg mehr weist
Davonrennen, alles hinter sich lassen und nochmal ganz von vorne starten. Wie oft haben Sie sich das schon einmal vorgestellt? Wenn es im Job überhaupt nicht mehr läuft. Oder jegliche Leidenschaft in der Beziehung verloren ging und Sie einfach nur noch wegwollen. Dann beherrscht Sie ein Gefühl: Hauptsache weg hier!
Keine Zeit zum Lesen? Dann einfach den Podcast hören:
Davonrennen, alles hinter sich lassen und nochmal ganz von vorne starten. Wie oft haben Sie sich das schon einmal vorgestellt? Wenn es im Job überhaupt nicht mehr läuft. Oder jegliche Leidenschaft in der Beziehung verloren ging und Sie einfach nur noch wegwollen. Dann beherrscht Sie ein Gefühl: Hauptsache weg hier!
Emotional macht das vielleicht Sinn. Doch nehmen wir mal etwas Abstand: wäre das Leben wirklich auf einmal besser, wenn Sie einfach abhauen und einen Neustart wagen?
Eine neue Liebe, ist wie ein neues Leben
Mit diesem Song-Titel hat Jürgen Marcus sowas von recht. Und aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass es auch für den Beruf gilt. Dieses Gefühl, wenn Sie endlich diesen Schritt, diesen Cut, wagen: es ist pure Euphorie. Als ich damals noch in der Finanzbranche arbeitete, war ich irgendwann richtig unzufrieden. Rund zwei Jahre notierte ich mir, was mich stört, was sich ändern muss. Manchmal nehme ich dieses Heft zur Hand und bin immer wieder fassungslos, dass ich mich zwei Jahre lang mit meiner Unzufriedenheit gequält habe, bis ich endlich eine Entscheidung traf: „Ich muss da raus.“
Die Entscheidung, endlich die Situation zu verlassen, fühlte sich fast an wie „frisch verliebt“. Ich spürte Euphorie. Zunächst jedenfalls …
Die Stille, die Sie erdrückt
Denn als ich keine Beschäftigung mehr hatte, war da einfach ... nichts mehr. Ich verlor meinen sinnvollen Horizont, meine berufliche Richtung. Ich hatte plötzlich kein Büro mehr, in das ich fahren konnte, keinen Terminkalender, der von anderen gefüllt wurde. Da war auf einmal nur noch Stille.
Aus heutiger Sicht weiß ich: Wegrennen bringt Sie nicht weiter, wenn Sie keine Ahnung haben, wohin Sie eigentlich rennen wollen.
Die Hoffnung stirbt zuerst
Verstehen Sie mich bitte richtig: wenn im Leben etwas ganz gravierend schiefläuft und Sie so Ihre persönliche Integrität verletzen, ist es in meinen Augen jedermanns Pflicht, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und etwas zu ändern. Lebenszeit ist schließlich begrenzt – auch für mich, wie mir meine Tumorerkrankung am eigenen Leib deutlich gemacht hat.
Der Moment, in dem Sie also einen quälenden Job, eine nicht-erfüllende Beziehung oder ein sinnloses Projekt beenden, ist ohne Frage sinnvoll. Doch die Hoffnung, dass mit diesem Ende automatisch alles gut sein wird, verfliegt schnell. Denn eine falsche Richtung aufzugeben, bedeutet eben auch, genau wissen zu müssen, wo die neue Richtung hin verlaufen soll. Eine banale Erkenntnis, mit der ich damals nicht gerechnet habe.
Der kaputte Wegweiser
Ich stand damals plötzlich vor meinem inneren Wegweiser und hatte keinen blassen Schimmer mehr, wo ich nun hinlaufen sollte. Er zeigte mir keinen Weg an. Unweigerlich war es dann an der Zeit, mir endlich die entscheidenden Fragen zu stellen. Ich konnte mich nicht mehr vor mir selbst verstecken, wenn ich wieder eine Richtung haben wollte. Die Entscheidung „weg von etwas“ fällt eben leicht, ist aber leider nur die Hälfte der Miete. Viel entscheidender ist die Antwort auf die Frage: „hin zu was denn?“.
Was kann ich richtig gut? Womit kann ich anderen einen Nutzen stiften? Worin will ich der Beste werden, weil ich darauf einfach Lust habe? Bei mir kristallisierte sich nach und nach ein klares Bild heraus. Ich wollte mich nicht mehr verbiegen, merkwürdige Kompromisse machen oder mich mit den „falschen“ Themen und Menschen beschäftigen. Während meiner Zeit in der Finanzbranche hatte ich erlebt, wie kräftezehrend es ist, wenn man genau das alles falsch macht. Ich spielte jahrelang nach Regeln, die nicht meinen Werten entsprachen. Das wollte ich nicht mehr. Ich wollte etwas Sinnvolles tun. Etwas, mit dem ich für andere einen Nutzen stiften konnte.
Ich hatte so viele Menschen im Berufsleben kennengelernt, die in einem finanziellen Käfig gefangen waren: erfolgreich, aber unglücklich. Es geht nicht darum, glücklich oder finanziell erfolgreich zu sein. Die Kunst ist, beides zu erreichen. Und so bin ich heute dankbar, Menschen dabei zu helfen, einen sinnvollen Weg, eine neue Richtung für sich zu finden. Wirkungsvoll zu werden und Ergebnisse zu erzielen, für die es sich lohnt, sich anzustrengen. So wie ich es damals machen musste.
Und diese neue Richtung zu haben, war alle Mühe wert!
Weil Ihr Bett ein Gedächtnis hat
Wo haben Sie geheiratet? Wo waren Sie am 11. September? Wo feierten Sie einen großen Projekterfolg – oder bekamen eine Standpauke von Ihrem Chef? Ich bin mir sicher, Sie haben schlagartig die Bilder zu einer dieser Situationen vor Augen. Denn: Manche Dinge bleiben ewig im Gedächtnis. Und vor allem der Ort, an dem sie stattgefunden haben.
Weil Ihr Bett ein Gedächtnis hat
Wo haben Sie geheiratet? Wo waren Sie am 11. September? Wo feierten Sie einen großen Projekterfolg – oder bekamen eine Standpauke von Ihrem Chef? Wo fand Ihr erster Kuss statt?
Ich bin mir sicher, Sie haben schlagartig die Bilder zu einer dieser Situationen vor Augen. Denn: Manche Dinge bleiben ewig im Gedächtnis. Und vor allem der Ort, an dem sie stattgefunden haben.
(K)ein Ort für heikle Familienthemen
Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber bei uns zuhause ist er Esstisch einer der wenigen Orte, an dem wir uns als Familie regelmäßig und vollständig treffen. Und genau deswegen ist der Esstisch eine Art „heiliger“ Ort für mich. Heilig im doppelten Sinne: Hier haben Smartphones oder andere Dinge, die ablenken, beim Essen nichts zu suchen. Und: Hier diskutieren wir keine heiklen Themen.
Natürlich ist es irgendwie praktisch, wenn doch schon alle beim Abendessen zusammensitzen, gleich auch die Fünf in Mathe oder die vulgäre Ausdrucksweise des Teenagers zu thematisieren. Schlechte Noten und sonstige Vergehen haben am Esstisch jedoch nichts zu suchen. Sonst brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn die Teenager irgendwann ihre Teller nehmen und zum Essen lieber in ihr Zimmer verschwinden.
Ein befreundeter Geschäftsführer beherzigte den Gedanken und erzählte mir: „Für solche Gespräche zitiere ich meinen Sohn nun immer aufs Sofa. Vielleicht ist das der Grund, warum er seit Neustem vom Sessel aus Fernsehen schaut …“
Überraschungsangriff im Büro
Vielleicht scheint das private Esstisch-Thema für Sie übertrieben. Doch stellen Sie sich nun bitte eine Situation aus Ihrem Arbeitsalltag vor: Ihr Chef platzt unangekündigt in Ihr Büro und macht Sie rund. Oder er ruft Sie in sein Büro und kritisiert Sie dort aufs Schärfste oder bespricht mit Ihnen ein heikles Thema im Meetingraum. Was glauben Sie, wie Sie sich fühlen, wenn Ihr Chef das nächste Mal in Ihr Büro kommt, Sie zu sich ruft oder Sie in den Meetingraum bestellt?
Ob bewusst oder unbewusst, Sie rufen sich die alten Erlebnisse ins Gedächtnis und befürchten automatisch, dass es jetzt wieder Ärger geben könnte. Das verursacht Stress. Die Orte haben ein Gedächtnis und durch dieses Verhalten Ihres Chefs ist Ihr Büro auf einmal ein negativ behafteter Ort geworden. Dabei soll es doch ein kreativer Raum sein, in dem Sie gerne arbeiten und gute Leistung bringen.
Deshalb verkünde ich heikle Botschaften immer an einem Ort, an dem sich meine Mitarbeiter nicht regelmäßig aufhalten. Meist wähle ich den Besprechungsraum. Damit sie wissen, worum es geht, kündige ich das Thema vorher an. Denn wer seine Mitarbeiter im Dunkeln lässt, missbraucht unnötig seine Macht. Doch meine Mitarbeiter sollen keine Angst haben, sondern sich sicher fühlen, um ihr volles Potenzial zu entfalten.
Die Regeln des Ehebetts
Ich möchte nicht, dass meine heiligen Orte negativ belegt werden und ich möchte auch nicht die positiven Orte anderer Menschen mit einem schlechten Erlebnis belasten. Meine Frau und ich haben zuhause deswegen einen zweiten „heiligen“ Ort definiert: unser Ehebett. Es ist ausdrücklich nur für Dinge gedacht, die Spaß machen oder der Erholung dienen :-)
Früher gab es in den Ehen den sogenannten „Pillow-Talk“ (engl. pillow = Kissen): Vor dem Schlafen sprachen Mann und Frau über den Tag. Dieses Gespräch wurde zunehmend ersetzt durch Fernseher, Laptops und Smartphones. Doch eine Ehe braucht Austausch. Zwar haben wir keinen Fernseher im Schlafzimmer, aber Laptop und Smartphone haben auch bei uns Einzug erhalten. Um das Ehebett trotzdem heilig zu halten, berücksichtigen meine Frau und ich zwei Regeln:
Im Bett werden keine kritischen Themen besprochen – auch wenn es manchmal schwerfällt. Zweitens: Egal, was wir tun – wir beenden jeden Tag, indem wir abends im Bett gemeinsam den Satz „Gott schütze unsere Ehe“ sagen. Das machen wir sogar, wenn ich auf Reisen bin, dann eben via Telefon.
Rituale festigen
Sie können mich jetzt als zu weich oder als unverbesserlichen Romantiker abstempeln. Ich möchte mich auch gar nicht als Bilderbuch-Ehemann darstellen. Aber ich kümmere mich jeden Tag intensiv um meine Kunden -- und mir fällt bei bestem Willen kein Grund ein, warum ich mich nicht auch jeden Tag intensiv um meine Ehe kümmern sollte. Deshalb halte ich es auch für richtig, dafür zu sorgen, dass meiner Frau und mir positive Orte im Gedächtnis bleiben.
So besuche ich an jedem Hochzeitstag mit meiner Frau den Ort unserer Trauung und ich wiederhole meine Frage: „Willst Du meine Frau sein?“ Sie sagte mir anfangs, dass sie das eigentlich nicht braucht – aber es gefällt ihr. Und so geben wir uns durch Rituale Kraft und fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf das, was uns wirklich wichtig ist – an unseren heiligen Orten.
Welche Orte sind Ihre heiligen Orte? Vielleicht achten Sie in Zukunft mehr darauf, wie Sie sich dort verhalten …
Von neugierigen Hyänen und agilen Zugfahrern
Es ist eine natürliche Eigenschaft des Menschen, immer wissen zu wollen, was es Neues gibt. Vor lauter Gier vergessen wir zu fragen, was uns weiterbringt ...
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„Was gibt’s Neues?“
Diese Frage hören und stellen wir zigmal am Tag. Hinter dieser scheinbar oberflächlichen Frage steckt vor allem eins: Neugier.
Es ist wohl eine natürliche Eigenschaft des Menschen, immer wissen zu wollen, was es Neues gibt. Kaum ist ein mutmaßlicher Trend identifiziert, rennen wir hinterher – mit Scheuklappen. Denn vor lauter Gier nach Neuem vergessen wir zu überprüfen, ob uns das Neue überhaupt weiterbringt.
Wie hungrige Hyänen
Dieses Phänomen lässt sich in nahezu jedem Lebensbereich erkennen. Uns interessieren die neuesten Entwicklungen in unserem Umfeld – was für ein neues Auto hat der Nachbar? Wir müssen unbedingt als Erstes wissen, was der neueste Trendsport ist, welche Trends die Mode bestimmen, was die neuesten Produkte auf dem Markt versprechen und schleunigst her mit der neuesten Managementmethode!
Der Mensch ist eben von Natur aus neugierig. Das ist prinzipiell auch nichts Schlechtes, denn diese Eigenschaft spricht für Offenheit gegenüber Neuem, für einen Forscher- und Entdeckerdrang, der uns Menschen wahnsinnig tolle Dinge hervorbringen lässt. Neugier ist die Voraussetzung für Kreativität, Innovation und Fortschritt.
Neugier beinhaltet aber eben auch, wie der Begriff schon sagt, eine Form von Gier. Und Gier ist unstillbar. Gier ist kompromisslos. Gier ist gnadenlos. Wenn der Mensch gierig auf Neues ist, dann schnüffelt er wie eine hungrige Hyäne an allem, was frisch auf den Markt kommt. Die unstillbare Sehnsucht treibt ihn von Trend zu Trend.
Ab auf den Zug
Sie werden jetzt vielleicht verständnislos den Kopf schütteln und sich denken: „Natürlich will ich wissen, was die neuesten Trends sind! Sollte sich herausstellen, dass etwas erfolgreich ist, will ich ja nicht der Letzte sein, der davon weiß.“ Außerdem ändert sich in der heutigen Zeit vieles so schnell, dass wir das Gefühl bekommen, dranbleiben zu müssen – ob das nun im Job, in der Produktentwicklung oder im Modebereich ist. Nicht dass die anderen das Neueste vor Ihnen kennen!
Kann ich teilweise noch nachvollziehen, aber überlegen Sie mal ganz ehrlich: Sind Sie fokussiert neugierig?
Ob in der Gesellschaft oder der Wirtschaft, immer wieder erlebe ich, dass jedem Trend, der auch nur im Entferntesten einen Mehrwert verspricht, ohne jeglichen Fokus hinterhergerannt wird. Das sehe ich momentan im Business ganz deutlich. Alle reden von „agilen Methoden“. Jedes Unternehmen will agiler werden. Wenn ich dann nachfrage, wofür diese agilen Methoden denn gebraucht werden, bekomme ich von den Führungskräften meist keine spezifische Antwort. Kaum jemand hat sich darüber Gedanken gemacht, ob diese Methoden für sie überhaupt sinnvoll sind! Egal, Hauptsache sie sind agil – sind die anderen schließlich auch … Sie springen auf den Zug auf, weil der Zug halt gerade vorbeifährt. Ohne Fokus!
Was bringt mir das?
Das Schlimme ist: Wir sind teilweise selbst schuld an diesem Verhalten. Immer und immer wieder lassen wir es zu: das Diktat der Neugier, das uns ständig in eine unstillbare Sehnsucht treibt. Dieser Drang nach neuen Trends macht uns blind für die Wahrheit. Nämlich dass die Wirtschaft nichts anderes macht, als alten Wein in neue Schläuche zu füllen. Denen fällt doch auch nicht im Dauertakt etwas Neues ein! Schauen Sie sich doch nur mal die Modebranche an. Da werden die Trends von vor 30 oder 40 Jahren einfach wieder aufgegriffen und als der Trend 2017 verkauft.
Ich wünsche mir, dass unsere Gesellschaft trotz der Neuheitenflut den Fokus behält und sich immer erst fragt, was das Neue wem bringt. Statt gierig jedem Trend hinterherzurennen, ist fokussierte Neugier angebracht. Fokussiert im Sinne von reflektiert. Weniger Gier, weniger Diktat – dafür mehr Fokus auf Relevanz und Mehrwert. Das würde nicht nur unserer Wirtschaft guttun, sondern uns auch als Gesellschaft nach vorne bringen.
Sind Sie schon oder besitzen Sie noch?
Wir leben in einer Gesellschaft der Must-haves. Wie der Name schon sagt, gibt es unzählige Dinge, die wir anscheinend haben „müssen“.
Wir leben in einer Gesellschaft der Must-haves. Wie der Name schon sagt, gibt es unzählige Dinge, die wir anscheinend haben „müssen“. Wir brauchen sie, um dazuzugehören, um zu zeigen, wer wir sind und was wir haben. Auch wenn wir sie gar nicht brauchen.
Das fängt schon im Kindesalter auf dem Schulhof an. Wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Kind der Außenseiter ist, dann müssen Sie schon mithalten und die original Sneakers kaufen und nicht die Billig-Imitate vom Discounter. Es reicht auch nicht mehr, im Sommer mit der Zeitung am Holzkohlegrill herumzuwedeln, bis die Glut endlich soweit ist. Heutzutage muss ein stylisher Weber-Grill im Garten stehen. Und damit Ihre Küche auf dem Stand der Dinge ist, kochen Sie nicht mehr selbst, sondern verlieren sich im Rezeptetausch für Ihren Thermomix. Auch wenn Sie ihn nicht nutzen, Hauptsache, er zählt zu Ihrem Besitz.
Konsumwahn hat kein Ende. Wenn die Karriereleiter Sie in hohe Sphären gebracht hat, können Sie keinesfalls mehr mit Ihrem alten Opel Astra vorfahren. Es ist egal, ob der total zuverlässig ist und noch Jahre halten würde. Ab einer gewissen Stellung muss es dann schon ein Schlitten von Audi, BMW oder Mercedes sein. Das gehört zum guten Ton. Doch dieser Zwang des Habens setzt uns unter Druck.
Mein Haus, mein Auto, meine … innere Leere!
Zwischen all dem Konsum und Besitz vergessen wir einen ganz wichtigen Aspekt: das Sein. Kaum jemand macht zwischendurch einen Cut, lässt den eigenen Besitz mal ganz außer Acht und nimmt sich einfach nur Zeit für sich. Wann war der letzte Samstag, an dem Sie rein gar nichts vorhatten und an dem Sie ausschließlich gemacht haben, worauf Sie Lust hatten? Ich wette, das ist viel zu lange her.
Einige von Ihnen werden jetzt sicher Einwände haben. Schließlich können Sie bei einem Meeting mit der Geschäftsleitung schlecht im Billig-Anzug aufkreuzen. Es heißt nicht umsonst: „Kleider machen Leute.“ Und wenn all Ihre Freunde einen dicken Benz fahren, stehen Sie mit Ihrem alten Astra nun mal doof da. Sie werden quasi von der Gesellschaft gezwungen, dass solche Statussymbole zu Ihrem Besitz gehören.
Eine Rolex füllt keine Leere
Und trotz all des Besitzes, der Statussymbole kommt immer wieder dieses Gefühl der inneren Leere. Wenn wir die spüren, lösen wir das Dilemma, indem wir einfach noch mehr Besitz anschaffen, wir weichen in einen Konsumwahn aus und sammeln krankhaft: teure Uhren, schicke Schuhe, seltene Autos.
Wir sammeln, um zu haben. Es ist gar nicht so wichtig, ob es auch verwendet wird. Doch jeder neue Kauf tut gut. Er bekämpft das Gefühl der inneren Leere. Zumindest für kurze Zeit. Dann müssen wir wieder etwas Neues kaufen. Der Wunsch nach Haben treibt uns an. So etwas nennt man Junkies.
Ich kenne das selbst nur zu gut. Beruflich hatte ich das Glück, schon in jungen Jahren viel erreicht zu haben – und ja, ich hatte auch ordentlich Geld auf dem Konto. Obwohl ich nie der Typ dafür war, kam irgendwann der Moment, wo ich mir meinen ersten Anzug maßschneidern ließ. Einfach weil alle meine Kollegen das auch taten. Ich trug die Knöpfe am Sakko offen, trug meine Initialen auf dem Hemd, damit jeder sieht: wow – maßgeschneidert. Als Nächstes musste dann natürlich ein entsprechendes Auto her. Am Wochenende gehörte es zum guten Ton, in irgendwelchen schicken Golfclubs unter scheinbar Gleichgesinnten über den eigenen Besitz zu sprechen. Worüber aber nie gesprochen wurde, sind die eigenen, nicht-materiellen Wünsche und Träume. Statt tiefgründiger Gespräche gab es viel oberflächliches Positions-Gehabe.
Wer besitzt wen?
Schauen Sie also mal ehrlich auf Ihr Leben. Besitzen Sie Ihre „Güter“? Oder besitzen Ihre Güter Sie? Wer ist abhängig von wem?
Genau da liegt das Problem: Wenn Sie das Haben völlig überstrapazieren, geraten Sie ins Ungleichgewicht. Ihr Sein wehrt sich, indem Ihre innere Stimme anfängt sich zu rühren. Dann merken Sie, dass noch etwas fehlt. Sie spüren die innere Leere. Das fühlt sich nicht so schön an. Aber Sie dürfen dieses Gefühl nicht betäuben, indem Sie sich den nächsten Kosum-Schuss setzen.
Lösen können Sie das Problem nur, indem Sie das tun, was notwendig ist: nämlich mehr SEIN. Also Ihrer inneren Stimme zuzuhören. Sich selbst kennenlernen. Ihre noch nicht genutzten Potenziale, Wünsche und Träume. Da gibt es zum Glück weit mehr als Besitz, das darauf wartet, von Ihnen entdeckt und entfaltet zu werden. Um die Person zu werden, die Sie sein können.
Dein Geld kann mich mal – Warum Sie trotz Erfolg den Job wechseln sollten
Top Gehalt, top Position, Prestige en masse – und doch im falschen Job.
So ging es mir in der Finanzbranche, bis …
Top Gehalt, top Position, Prestige en masse – und doch im falschen Job.
So ging es mir in der Finanzbranche, bis ich alles hinschmiss und neu anfing. Ob Sie nun Berufsanfänger oder alte Hasen sind – vielleicht ist es auch für Sie an der Zeit, zu überdenken, ob Sie in Ihrem aktuellen Job glücklich werden.
Einen Gedankenanstoß liefere ich Ihnen bei den Karriere-Einsichten …
Wie sag‘ ich das bloß meinen Mitarbeitern?
Den Mitarbeitern schlechte Nachrichten überbringen, macht wahrscheinlich niemand gerne. Aber auch solche Situationen müssen Sie souverän meistern!
Und das können Sie lernen ...
Den Mitarbeitern schlechte Nachrichten überbringen, macht wahrscheinlich niemand gerne. Aber auch solche Situationen müssen Sie souverän meistern!
Und das können Sie lernen. Mit ein paar Tricks wirken Sie auch in Situationen, in denen Sie sich unwohl fühlen, sicher und souverän. Im Interview mit IMPULSE verrate ich, wie Sie schlechte Nachrichten überbringen und trotzdem Zuversicht und Kraft vermitteln.
Mundaufmachen statt Brown-Nosing: So entkommst du dem Kampf zwischen Stillhalten und Aufmupfen…
Die Hierarchieleiter pinkelt man auf gar keinen Fall nach oben, wenn man seine Karriere nicht ruinieren möchte – heißt es.
Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht …
Die Hierarchieleiter pinkelt man auf gar keinen Fall nach oben, wenn man seine Karriere nicht ruinieren möchte – heißt es.
Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht. Bei Karriere-Einsichten verrate ich sie Ihnen.
Gute Beziehungen entstehen am Horizont
Ich dachte mir: „Wow, dich will ich wiedersehen“ – sie hingegen: „Dem geb ich ganz sicher nicht meine Nummer!“ Ja, so lernte ich damals meine Frau kennen. Sie – eine starke Persönlichkeit mit vor Lebendigkeit strahlenden Augen – wusste, was sie vom Leben möchte. Sie hatte ein klares Ziel im Blick. Ich? Hatte hingegen noch keinen wirklichen Plan für die Zukunft.
Da merkte ich erst, wie schwer es ist ...
Ich dachte mir: „Wow, dich will ich wiedersehen“ – sie hingegen: „Dem geb ich ganz sicher nicht meine Nummer!“ Ja, so lernte ich damals meine Frau kennen. Sie – eine starke Persönlichkeit mit vor Lebendigkeit strahlenden Augen – wusste, was sie vom Leben möchte. Ich? Hatte hingegen noch keinen wirklichen Plan für die Zukunft.
Da merkte ich erst, wie schwer es ist, wenn zwei so unterschiedliche Welten aufeinandertreffen. Wenn die Vorstellungen vom Leben und die Pläne für die Zukunft nicht übereinstimmen. Und da ist es egal, ob Sie sich im beruflichen oder privaten Umfeld bewegen. Haben die Partner unterschiedliche Ansichten, wird das Zusammenleben oder die Zusammenarbeit auf eine harte Probe gestellt.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Natürlich kommt es heutzutage immer seltener vor, dass die Lebens-, Berufs- oder Projektpläne zweier Menschen exakt übereinstimmen. Auch ich wusste zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens damals noch nicht, ob ich eine Familie, eine Ehe oder mit dieser Frau bis zu meinem Lebensende zusammen sein wollte. Diese Unsicherheiten und Unterschiede sind normal. Wir leben schließlich in einer hektischen und sich schnell ändernden Welt, die uns alle Möglichkeiten eröffnet.
Durch diese Schnelllebigkeit verlieren viele Menschen das auf ihrem Radar, was wirklich wichtig ist: Beziehungen. Sie investieren die Zeit nicht mehr, die notwendig wäre, um Beziehungen am Leben zu erhalten und Vertrautheit aufzubauen. Schaffen wir keine Vertrautheit, laufen wir Gefahr, uns auseinanderzuleben, da jeder eine andere Vorstellung, andere Pläne, oder eben überhaupt noch keine klaren Ziele vor Augen hat.
Wenn ich meine Klarheit von heute mit damals vergleiche, dann wirkt es auf mich, dass ich damals noch nicht wirklich wusste, was ich vom Leben will — und heiratete meine Frau dennoch. Sie war damals schon so viel weiter als ich und liebte mich für die verborgenen Potenziale, die sie in mir sah, und nicht ausschließlich für das, was bereits sichtbar war. Und so fing ich an zu lernen, dass auch ich etwas für eine gute Ehe tun muss. Dabei habe ich für mich gemerkt: Um miteinander leben oder arbeiten zu können, braucht es keinen 100 Prozent deckungsleichen Horizont. Es reicht aus, wenn sich die Horizonte an den entscheidenden Stellen überschneiden.
Am Anfang steht das große Aber
Ich kann mir gut vorstellen, was Sie nun denken: Aber wie soll das funktionieren? Wenn sich ein Mensch mit klaren Zielen und konkreten Plänen für sein Leben auf einen Menschen einlässt, der planlos durch die Gegend irrt – das kann doch nicht gut gehen! Natürlich ist es am Anfang nicht einfach. Und natürlich können in dieser privaten oder geschäftlichen Beziehung sehr leicht Gefühle verletzt und Erwartungen enttäuscht werden. Vielleicht fällt es den Beteiligten am Anfang schwer, sich zu öffnen und ihre ehrliche Meinung zu sagen. Aber dann gleich denken „Das war’s – nächster“?
Nein! Denn alles, was gut werden soll, braucht Zeit und eine ordentliche Portion Hartnäckigkeit. Auch ich musste meine Frau zweimal ansprechen, bevor sie mir ihre Nummer verriet, und bis zu unserem Wiedersehen hat sie mich ganz schön lange warten lassen. Aber es hat sich gelohnt!
Für mich steht meine Ehe heute im Zentrum meines Horizonts. Wir sehen unsere Beziehung als ein Kunstwerk, das mit viel Respekt und Vertrauen jeden Tag um ein neues Einzelteil ergänzt wird. Wir lernen uns jeden Tag ein bisschen besser kennen, da wir beide diese Beziehung wollen und ihr einen wichtigen Stellenwert an unserem jeweiligen Horizont beimessen. Es gibt kein „aber“ mehr, es funktioniert.
Das Licht am Horizont
Die Beziehung zu meiner Frau und die Vertrautheit zwischen uns erinnert mich immer wieder aufs Neue daran, wie wichtig auch Beziehungen in anderen Lebensbereichen sind. Zum Beispiel gute Geschäftsbeziehungen oder die Beziehungen im Freundeskreis.
Welche Beziehungen wichtig sind, verrät mir meine innere Stimme. Sie sagt mir, welche einen Platz an meinem Horizont verdient haben. Und Gast auf irgendwelchen Partys zu sein, mit stupidem Smalltalk und sechzig neuen Gesichtern, an die ich mich morgen eh nicht mehr erinnern kann, davon rät meine innere Stimme mir deutlich ab.
Die Antwort darauf, welche Beziehungen an Ihrem Horizont stehen sollten, können Sie sich nur selbst geben. Es ist jedoch egal, ob Lebens-, Ehe- oder Geschäftspartner, Chef, Kollege oder Freund. Das Entscheidende, das Sie brauchen, sind gemeinsame geteilte Horizonte! Dann wird es zwar (hoffentlich) auch noch konstruktive Auseinandersetzungen geben, in denen Sie sich nicht mehr in die Augen schauen. Aber Sie schauen dabei wenigsten in die gleiche (Horizont-) Richtung.
Ihr Leben beginnt am Horizont
Mein Horizont reichte noch exakt bis zur Tür meines Krankenzimmers. Neben mir der Tropf. Vorm Fenster ein Ausschnitt des schneebedeckten Heidelbergs. Und in meinem Kopf: Chaos.
So lag ich vor einigen Jahren im Krankenhaus, weil ein Schilddrüsentumor mich plötzlich aus meinem Leben gerissen hatte. Die Situation war schrecklich für mich, doch sie hatte ein Gutes:
Ihr Leben beginnt am Horizont
Mein Horizont reichte noch exakt bis zur Tür meines Krankenzimmers. Neben mir der Tropf. Vorm Fenster ein Ausschnitt des schneebedeckten Heidelbergs. Und in meinem Kopf: Chaos.
So lag ich vor einigen Jahren im Krankenhaus, weil ein Schilddrüsentumor mich plötzlich aus meinem Leben gerissen hatte. Die Situation war schrecklich für mich, doch sie hatte ein Gutes: Ich dachte zum ersten Mal bewusst über mein Leben nach. Über das, was ich will und wohin ich möchte. Denn wenn uns eines fehlt, dann eine bewusste Richtung, in die wir im Leben gehen.
Ich muss da raus!
Denn wir lassen uns in vielen Fällen schlicht treiben. Wir ergreifen Gelegenheiten, wenn sie vorbeischwimmen. Wir packen sie am Schopf, wenn wir sie gerade geschickt erwischen. Das funktioniert, solange ausreichend Gelegenheiten vorhanden sind. Doch für jede, die wir ergreifen, verpassen wir vielleicht zwölf andere. Denn schlussendlich verfolgen wir keine bestimmte Richtung.
Auch ich hatte die längste Zeit meines Lebens einfach dem Lauf der Dinge überlassen. Meine Frau habe ich durch Zufall kennengelernt. Auch meine beruflichen Chancen haben sich „einfach so“ ergeben. Die Pause durch meinen Tumor zwang mich nun, zu hinterfragen: Welche Richtung will ich denn grundsätzlich einschlagen? Und mir war schnell klar: eine andere!
Ich war unzufrieden – mit meinem Job, meiner Branche, den gelebten (oder besser gesagt: nicht gelebten) Werten mancher Kollegen. Mein Wunsch nach Veränderung war in diesem Moment noch wenig konkret, aber ausreichend, um eine Tür zu schließen und die nächste aufzustoßen: Ich musste da raus!
Der Nomade in uns
Auch wenn es mir in diesem Moment noch nicht bewusst war: Ich hatte mir soeben einen neuen Horizont geschaffen. Eine neue Orientierung für mein Leben. Ich wusste zwar noch nicht ganz, was ich will. Das kam im Laufe der Zeit. Aber mir war zumindest schon mal klar, was ich NICHT will.
Heute bin ich zutiefst überzeugt, dass wir Menschen alle einen persönlichen Horizont brauchen. Eine Orientierung und selbstbestimmte Richtung im Leben. Das Bedürfnis liegt schon in unseren Genen verwurzelt, nach denen wir alle Nomaden und Wanderer sind, die sich im Leben stets am Horizont und an den Sternen orientierten.
Einen solch klaren Horizont zu haben, hilft uns auch heute, unsere Schritte zu lenken. Denn dann ist uns bewusst, auf was wir hinarbeiten: wer wir in der Zukunft sein wollen, wie wir leben wollen, was wir können oder lernen möchten, was wir erfahren wollen … Das gibt uns nicht nur Kraft, in diese Richtung aufzubrechen. Es ermöglicht uns auch, unsere Kompassnadel immer wieder neu auszurichten bei jeder Entscheidung, die wir treffen. Weil wir überprüfen können: Bringt mich diese Entscheidung näher an meinen Horizont?
Die Pizza am Horizont
In dieser Hinsicht ist ein Horizont für mich jeglicher Art von Zielsetzung überlegen. Denn Ziele sind schwarz-weiß – Sie erfüllen sie oder eben nicht. Sie hören mit dem Rauchen auf – oder Sie versagen. Sie werden nach zwei Jahren befördert – oder Ihr Chef übersieht Sie. Der Horizont beinhaltet hingegen nicht nur ein Ziel, sondern viele Ziele. Ist umfassender. Integriert verschiedene Lebensbereiche. Und er bricht nicht zusammen, wenn es bei einem Ziel mal nicht gleich auf Anhieb klappt. Denn wenn wir uns beispielsweise ein vitales Leben an unseren Horizont malen, dann gehört sicher dazu, dass wir uns gesund ernähren. Doch der Horizont schließt eben auch ein, dass wir das Leben genießen wollen und uns auch mal einen schönen Abend bei Pizza und Wein gönnen.
Das Schönste überhaupt für mich am Horizont ist ohnehin, dass er sich im Vergleich zu einem starren Ziel stets weiterentwickelt. Mir ist zum Beispiel an meinem privaten Horizont sehr wichtig, ein guter Ehemann zu sein. Allein die Tatsache, dass dies in meinem Horizont steht, erinnert mich daran, an mir und meinem Verhalten zu arbeiten. Hält mich fokussiert. So suche ich mir gerne auch Inspiration im Alltag. Immer wenn ich in der Stadt ein altes Pärchen Hand in Hand herumspazieren sehe, weiß ich, dass dies ein Zukunftsbild ist, für das ich etwas tun will. Denn meine banalste Erkenntnis für mein Eheglück ist, dass eine Ehe gemeinsam verbrachte Zeit braucht. Damit auch ich mit meiner Frau zusammen bin, bis dass der Tod uns scheidet.
Eine wundervolle Reise
Sie sehen: Unser Horizont wächst mit uns. Wir erreichen ihn schließlich auch nie, sondern schreiten stets nur bestmöglich darauf zu. Und das ist gut so.
Ich wünsche jedem, dass er auch mit siebzig oder achtzig Jahren noch einen Horizont hat. Dass der anders aussieht als mit 35 – keine Frage! Aber da dürfen Sie sich ganz an meine Lieblingsband Aerosmith halten, die in einem ihrer Hits singt:
Life’s a journey, not a destination.
Eine Reise, kein Ziel. Eine Reise Richtung Horizont.
Das Leben unserer Träume liegt außerhalb der Komfortzone
In unserer Komfortzone haben wir uns gut eingerichtet. Aber alles, was wir aus unserem Leben machen wollen, liegt außerhalb. Der Weg aus der Komfortzone ist mit Schmerzen verbunden - aber unumgänglich, wenn wir unser Potenzial ausschöpfen wollen.
In unserer Komfortzone haben wir uns gut eingerichtet. Aber alles, was wir aus unserem Leben machen wollen, liegt außerhalb. Der Weg aus der Komfortzone ist mit Schmerzen verbunden - aber unumgänglich, wenn wir unser Potenzial ausschöpfen wollen.
Der Mensch handelt im Wesentlichen aus zwei Motiven: Entweder will er Freude erleben oder Schmerz vermeiden. Sie wissen aus Erfahrung, dass Schmerz vermeiden der viel stärkere Hebel ist. Denn Menschen hassen Schmerz.
Schmerz kann dabei viel sein: Angst, Ablehnung, Sorgen, Möglichkeit des Scheiterns, was andere über mich denken, Gruppenzwang, gesellschaftliche Normen oder auch Konsequenz, Disziplin oder Anstrengung. Und da der Mensch diesen Schmerz so sehr vermeiden will, richten er sich bequem in etwas ein, das wir Komfortzone nennen.
Wir verkaufen uns den Stillstand, indem wir uns selbst belügen
Diese können Sie sich wie einen Kreis vorstellen. Der Kreis ist wie ein Gefängnis. Und das verkaufen wir uns sehr gut. [...]
>> Weiterlesen in meiner FOCUS Kolumne
WORUM ES GEHT
Lassen Sie uns das Stärkste unternehmen, was uns möglich ist: Gegenwart machen. Um beruflich wie privat wirkungsvoll zu sein und ein erfülltes Leben zu führen. Im Blog finden Sie dazu geistige Reibungsfläche. Viel Freude beim Lesen.
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