
HOLZERS HORIZONTE
Reden ist noch lange kein Inhalt
Der Mensch ist Weltmeister im Dauer-Gesabbel. Überall, rund um die Uhr wird gesendet. Doch egal ob digital oder im persönlichen Gespräch: Reden ist noch lange kein Inhalt. Dabei können wir Erstaunliches von den Vögeln lernen.
Reden ist noch lange kein Inhalt
Meisterhaft getarnt: Die Amsel-Küken sind in der Palme kaum zu entdecken.
In unserem Garten nistet ein Amsel-Paar. Nach ein paar Tagen sind die Vogel-Babies geschlüpft und werden in bahnbrechendem Tempo immer größer. Hin und wieder schaue ich dem bunten Treiben mit dem Fernglas zu. Dabei habe ich etwas Lehrreiches entdeckt:
Die Baby-Vögel sind still.
Nur wenn Papa oder Mama mit Würmern im Nest landen, sind die Schnäbel sperrangelweit offen und es wird Lärm gemacht.
Kaum ist die Beute weggeputzt, ist es wieder: still!
Mehr Ruhe
Wie würde unsere Welt aussehen, wenn wir uns an diesem Verhalten der Amseln orientieren?
Mehr Stille.
Weniger Gelaber.
Mehr inhaltliche Substanz.
Weniger verletzende Verbalattacken — und vor allem weniger empfindliches „Ich fühle mich diskriminiert“-Gequietsche.
Wir wissen es eigentlich
In jeder Anfänger-Verkaufsschulung lernen Sie: weniger reden, mehr zuhören. Was ist eine gute Quote? Wenn Ihr Kunde 75% redet, und Sie nur 25%.
Oft haben wir auch gehört: Der Mensch hat zwei Ohren und nur einen Mund. Also auch hier die Empfehlung: mehr zuhören, weniger reden.
Und dennoch sieht die Praxis völlig anders aus:
Verkäufer quatschen dem Kunden ein Kotelett ans Ohr. Redeanteil des Verkäufers — wenn der Kunde Glück hat — 75%. Wenn er Pech hat, kommt der Kunde gar nicht mehr zu Wort. Sie kennen den Spruch: «Fachidiot schlägt Kunde tot.»
In Besprechungen wird viel geredet. Vor allem um den heißen Brei. Und genauso viel, um das Spiel von Status, Macht und Dominanz zu gewinnen. Es fehlt leider allzu oft an Klartext, Ehrlichkeit und echter Empathie. Auch wenn die Bekundungen der New-Work-Bewegung zumindest öffentlich predigen, dass die Arbeitswelt menschlicher werden muss, haben wir kommunikativ nach wie vor große Baustellen in den Unternehmen.
Privat verkommt manch einer zum emotionalen Mülleimer, bei dem die anderen ihre Sorgen, Geschichten und sonstigen Ballast abwerfen. Prüfen Sie es doch gleich mal: Wie viele Ihrer privaten Kontakte interessieren sich wirklich auch für Ihre Themen und Befindlichkeiten? Heißt: Stellen Ihnen Fragen — und hören Ihnen zu?
Wir wissen es besser und machen es trotzdem falsch.
Klarheit gibt Power
In allen Fällen wird Ihnen helfen, wenn Sie für sich Klarheit finden. Sie brauchen Ihren Horizont: Was ist Ihnen wirklich wichtig? Was wollen Sie bewirken? Welche Menschen wollen Sie in Ihrer Nähe haben? Wollen Sie dem Zeitgeist folgen — oder lieber den Zeitgeist formen?
Ich habe mich entschieden, lieber zu formen als zu folgen. Dazu braucht es den Mut zur Haltung. Und der fordert seinen Preis: nämlich, dass Sie hier und da anecken. Passen Sie dabei auf, dass Sie nicht in eine Schlangengrube fallen. Denn die selbsternannten Moral-Aposteln warten bereits darauf, Sie zu ächten.
Also: Choose your Battles. Machen Sie den Mund dort auf, wo es Ihnen wichtig ist. Und in allen anderen Situationen denken Sie daran: Leben und leben lassen. Nehmen Sie sich Shakespeare zu Herzen: «Ich sage wenig, denke desto mehr.»
Statt Zeit und Energie zu verschwenden, sagen Sie einfach gar nichts — und genießen Sie die Stille.
Was will ich?
Jeder von uns muss Entscheidungen in seinem Leben treffen. Dabei haben wir oft die Wahl. Und es stellt sich die Frage: «Was will ich denn überhaupt?» Eine auf den ersten Blick einfache Frage, die aber gar nicht so einfach zu beantworten ist. Besonders brisant wird sie, wenn ein Familienunternehmen den Generationswechsel anstrebt und die junge Generation sich dieser Frage stellen muss.
Was will ich? Eine besondere Form der Verantwortung.
Jeder von uns muss Entscheidungen in seinem Leben treffen. Dabei haben wir oft die Wahl. Und es stellt sich die Frage: «Was will ich denn überhaupt?» Eine auf den ersten Blick einfache Frage, die aber gar nicht so einfach zu beantworten ist. Besonders brisant wird sie, wenn ein Familienunternehmen den Generationswechsel anstrebt und die junge Generation sich dieser Frage stellen muss.
In vielen Fällen sind diese Menschen finanziell frei. Müssten also in ihrem Leben nicht mehr arbeiten, um das Brot Zuhause auf den Tisch zu stellen. Umso mehr drängt sich die Frage auf: «Was will ich eigentlich wirklich?»
Ein Unternehmen und ein Vermögen zu erben, ist ein Geschenk des Zufalls. Doch Eigentum verpflichtet. Gibt es vielleicht ein Pflichtbewusstsein, für das Familienunternehmen arbeiten zu «müssen», da alles andere einem Verrat gleichkäme? Was ist, wenn man die Unternehmensleitung in fremde Hände gibt und sich das als Fehler herausstellt? Was, wenn man selber die Verantwortung trägt und das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten führt? Und überhaupt: Was denken meine Eltern über mich, wenn ich mir solche Fragen stelle?
Doch lassen Sie sich von Zweifeln wie diesen nicht aufhalten. Übernehmen Sie Verantwortung und sorgen Sie für Klarheit und Sinn in Ihrem Leben. Denn wenn Sie es nicht tun, laufen Sie den Erwartungen anderer hinterher. Und das ist mit Sicherheit die Abkürzung ins Un-Glück.
«Was will ich eigentlich wirklich?» bietet Ihnen gleich mehrere Ebenen, auf denen Sie Ihrer Lebens-Verantwortung gerecht werden können.
1.) Was will ich eigentlich wirklich?
Egoismus gilt als verpönt. Doch lassen Sie sich davon nicht beirren. Denn ein gesunder Egoismus ist notwendig, wenn Sie selbstbestimmt leben wollen. Selbstbestimmung setzt voraus, dass Sie sich selbst in den Mittelpunkt stellen.
Das bedeutet ja nicht, dass Sie dabei nicht an andere denken. Im Gegenteil: Wenn Sie sich die Frage stellen, womit Sie Ihre Lebenszeit sinnvoll verbringen wollen — macht es vielleicht gerade Sinn, darüber nachzudenken, welche guten Spuren Sie bei anderen hinterlassen wollen. Der gesunde Egoismus führt Sie so automatisch auf einen sinnvollen Weg, der auch gut für andere ist.
Wenn dagegen nicht Sie selbst, sondern nur die Interessen und Erwartungen anderer im Mittelpunkt stehen, ist die Gefahr groß, dass Sie sich verbiegen. Ehepartner, Kinder, Eltern, Verwandte, Freunde, Nachbarn, Gesellschaft, … alle wollen etwas von Ihnen. Entspannen Sie sich: Recht machen können Sie es nie allen. Heißt: Die Menschen zerreißen sich sowieso ihr Mundwerk über Sie. Lassen Sie die Leute also reden. Und kümmern Sie sich weiter um Ihre selbstbestimmte Klarheit.
2.) Was will ich eigentlich wirklich?
Die meisten Menschen auf der Erde sind in den festen Händen von Gesellschaft und Lebensumständen, in die sie hineingeboren wurden.
Wenn Sie in den Slums einer Millionenmetropole in Armut jeden Tag ums Überleben kämpfen, werden Sie wahrscheinlich eher nicht an einer schicken Uni studieren oder sich bei einem Latte Macchiato mit Hafermilch darüber den Kopf zerbrechen, wie Diversität und Umweltschutz in einer postmodernen Gesellschaft gelingen.
Der freie Wille ist also auch ein Produkt der Umstände und Notwendigkeiten, die Ihr Leben prägen. Ihn zu finden, ist jedes Mal eine Herausforderung.
Befehl und Gehorsam
Ein Student hat eines meiner Bücher gelesen und sendet mir eine Initiativbewerbung für ein Praktikum. Ich suche zwar aktuell niemanden für unser Team, aber mir gefällt, was er mir geschrieben hat. Also verabreden wir uns zum Telefonieren.
«Jetzt wissen Sie also, wo wir hinwollen. Wir sind ein kleines, effizientes Büro-Team. Hier liegt keine Arbeit rum, die wir Ihnen geben können. Aber wenn Sie mir sagen, welche Ideen Sie haben, um mich auf unserer Reise zu unterstützen, können wir dazu gerne ein Praktikum bauen.»
Der Student antwortet: «Das ist aber ganz schön schwer, die eigene Arbeit zu erfinden. Normalerweise bekomme ich in den Unternehmen gesagt, was ich tun soll.«
Wer will schon in einer Welt leben, die geprägt ist von Befehl und Gehorsam? Die Alternative dazu lautet: selber denken. Und warum sollte es Ihnen einfacher fallen als dem Studenten, herauszufinden, was Sie wollen oder tun sollen?
Klarheit fällt nicht vom Himmel. Sie müssen schon etwas dafür tun, um sie zu finden: Zeit nehmen. Nachdenken. Sich geistige Reibungsfläche suchen. Persönlich und gedanklich reifen. Den Mut haben, sich selbst zu begegnen.
3.) Was will ich eigentlich wirklich?
Wir erleben zunehmend eine Sinn-Leere. Im Lärm einer dauerempörten Gesellschaft wird es immer schwieriger, die eigenen Antworten zu finden: Wo will ich hin?
Schnell kleben fremde Anhaftungen an Ihnen. Sie übernehmen fremdes Gedankengut. Meinungen. Haltungen. Ohne zu überprüfen, ob diese Ihnen auch wirklich entsprechen.
Einfaches Beispiel: Gendersprache. Eine lautstarke Minderheit hat sich auf einen moralisierenden Kreuzzug gemacht, der Gesellschaft vorzuschreiben, wie Sprache zu verwenden sei. Dass die Mehrheit jene Gendersprache ablehnt, interessiert nicht. Unternehmen, der öffentlich-rechtliche Rundfunk und zunehmend sogar staatliche Institutionen stimmen trotzdem in die politisierte Verkomplizierung unserer Sprache ein. Aber die breite Masse bleibt still. Statt den Mut zur Haltung zu zeigen, lassen sich Einzelne sogar zu etwas anstiften, was sie eigentlich gar nicht machen wollen.
Wir sind das Produkt von Gesellschaft und Lebensumständen. Übernehmen geistige Haltungen, Wertvorstellungen und Meinungen von den Menschen, die uns prägen — anstatt auf unsere eigene, innere Stimme zu hören.
Sie können sich das vorstellen wie eine Flasche Wasser. Das Wasser ist Ihre innere Stimme. Außen auf die Flasche werden Aufkleber geklebt. Das sind die Prägungen Ihres Umfelds. Anhaftungen. Sie trüben Ihren klaren, reinen Blick nach draußen in die Welt. Die Herausforderung ist: Schnell nehmen wir die Sicht durch die Anhaftungen als unsere eigene Perspektive wahr — anstatt zu lernen, die Anhaftungen loszuwerden und die Klarheit des Wassers als unsere eigene Haltung kennenzulernen.
Um der Sinn-Leere zu entkommen, werden Sie natürlich keine «einzig wahre» Wahrheit finden. Sie können sich nur entscheiden: entweder fremde subjektive Wahrheit — oder Ihre eigene subjektive Wahrheit. In letzterem Fall müssen Sie dazu die Anhaftungen abziehen.
Ihnen bleibt also nur die Eigenverantwortung, um zu entdecken, was Sie wirklich wollen. Finden oder formen Sie Ihre eigene Sinn-Lehre, mit der Sie lernen, Ihrem Leben die Bedeutung zu geben, die Sie sich wünschen. Bleiben Sie dabei offen, damit Sie nicht fanatisch an Ihren Standpunkten kleben bleiben. Das Leben ist und bleibt ein Weg des Lernens und Hinterfragens.
Wie Ihr weiterer Weg dann aussieht — im oder außerhalb des Familienunternehmens, in welcher Rolle, für welches große Thema, mit welchen Verbündeten — wird sich zeigen, wenn Sie aufbrechen. Gehen Sie einen Schritt nach dem anderen. Doch am Anfang steht erstmal Ihre Klarheit. Denn Klarheit gibt Kraft! Und die werden Sie immer wieder brauchen, um den Herausforderungen des selbstbestimmten Lebens zu begegnen.
Die 7 Gebote für ein selbstbestimmtes Leben
Es kommt niemand, um Ihnen Erfolg und Glück zu schenken. Die gute Nachricht ist: Im ersten Schritt brauchen Sie auch erstmal niemanden dazu — außer sich selbst. Denn am Anfang Ihres selbstbestimmten Lebens müssen Sie erstmal eine Entscheidung mit sich allein treffen: Wollen Sie Mut zeigen? Mut, die volle Verantwortung für Ihre Lebens-Führung zu übernehmen? Die folgenden Gebote können Ihnen dabei helfen.
Die 7 Gebote für ein selbstbestimmtes Leben
Unsere Fähigkeit zu denken ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil das Denken uns zu unglaublichen Dingen befähigt. Und Fluch, weil unser Geist ständig in Bewegung ist. Unser Fokus ist flüchtig und allzu leicht schweifen unsere Gedanken davon: Mal hängen wir in der Vergangenheit, mal phantasieren wir über die Zukunft. Tiere scheinen uns da einiges voraus zu haben: Sie beherrschen das wahre Leben in der Gegenwart.
Trotzdem spielen wir uns auf, als wären wir die Krönung der Schöpfung. In der Realität erleben wir jedoch, dass wir mickrige Wesen sind: Hilf- und wehrlos geboren, wachsen wir zu konfliktbereiten Erwachsenen heran, die allzu oft die Verantwortung für Glück und Unglück in den äußeren Umständen suchen, um am Lebensende wieder hilf- und wehrlos auf unsere schmerzfreie Erlösung zu hoffen.
Am besten hören Sie auf mit dieser hochmütigen Opferrolle. Machen Sie sich klar: Es kommt niemand, um Ihnen Erfolg und Glück zu schenken. Und die gute Nachricht ist: Im ersten Schritt brauchen Sie auch erstmal niemanden dazu — außer sich selbst. Denn am Anfang Ihrer Reise müssen Sie erstmal eine Entscheidung mit sich treffen: Wollen Sie Mut zeigen? Mut, die volle Verantwortung für Ihre Lebens-Führung zu übernehmen?
Die folgenden Gebote werden Ihnen dabei helfen.
1. Gebot:
Verlasse die Herde — und verfolge deinen persönlichen Horizont!
Die Praxis zeigt: Menschen bereuen am Lebensende, dass sie nicht den Mut hatten, ihr eigenes Lebens zu leben. Stattdessen liefen sie wie Schafe in der Herde mit. Doch wer bestimmt eigentlich, wo die Herde hinläuft? Wer formuliert die Erwartungen, die an Sie und Ihr Leben gestellt werden? Was als «normal» gilt?
Egal. Wer nicht weiß, wo er hinwill, schließt sich lieber einer fremdgesteuerten Masse an, als allein und orientierungslos auf der Stelle zu stehen. Selber nachdenken ist außerdem zu anstrengend. Und überhaupt: Was könnten die anderen über Sie denken, wenn Sie nicht «normal» sind? Wenn Sie nicht das machen, was andere an Ihrer Stelle tun würden?
Diese Haltung ist — mit Verlaub — eine dumme Einstellung! Denn nur weil eine Mehrheit etwas macht, ist das noch lange kein Beweis dafür, dass es auch richtig ist. Oder fangen Sie an zu saufen, nur weil ein paar Millionen Menschen täglich zum «entspannenden Abend-Gläschen» greifen?
Behalten Sie Ihren kritischen Geist — oder wecken Sie ihn auf, falls nötig. Er ist die Grundlage für gute Wissenschaft und Fortschritt. Denken Sie: «Ich verfolge nicht blind fremde Horizonte, nur weil ich im Moment nicht ganz genau weiß, was ich wirklich aus meinem Leben machen will.»
Was also tun? Die Antwort ist einfach und schwer zugleich: Hören Sie auf Ihre innere Stimme. Sie ist der einzige Wegweiser, der Ihnen sagen kann, wo Sie hinwollen. Was Ihnen wichtig ist. Aber was soll daran schwer sein? Die innere Stimme redet die ganze Zeit mit Ihnen. Sie ist nur leise. Im Lärm unserer Gesellschaft und Ihres hektischen Alltags geht sie deswegen schnell unter.
Doch die Mühe lohnt sich, Ihre innere Stimme wieder zu entdecken. Denn Ihr Leben ist kurz. Es wird höchste Zeit, aufzubrechen. Denn Sie wissen nicht, wie viele Tage Ihnen noch bleiben. Gestalten Sie Ihren eigenen Horizont: Wo wollen Sie hin?
2. Gebot:
Schiebe die Verantwortung nicht auf andere – übernimm sie selbst!
Es ist immer das gleiche: Wenn etwas erfolgreich war, inszenieren wir uns gerne als König. Doch wenn etwas schief ging — oder nicht in unserem Sinne läuft, schieben wir die Verantwortung lieber auf andere.
Plötzlich sollen Eltern, Nachbarn, Chefs, Kollegen oder die Zahnfee verantwortlich für unsere Lebensqualität sein. Es ist angenehm — und bequem — so zu denken. Doch damit machen wir uns klein. Wir spielen die Opfernummer. Hören Sie auf damit!
Übernehmen Sie lieber die volle Verantwortung für Ihr Leben! Heißt konkret: Treffen Sie Entscheidungen, die Sie näher an Ihren Horizont bringen — und bezahlen Sie den Preis dafür. Was soll auch die Alternative sein? Alle Entscheidungen, die Sie weg von Ihrem Horizont führen, kosten auch ihren Preis.
Beispiel: In meinem Horizont steht unter anderem «Vitalität hochhalten». Ich kann mich also heute sportlich quälen und den Preis der Anstrengung bezahlen. Alternativ kann ich auch auf dem Sofa gammeln und Schokolade in mich reinschieben. Der Preis, der dann fällig wird, ist kurzfristig ein schlechtes Gewissen und — sofern ich die Sofa-Nummer ein paar Mal wiederhole — eine Plautze.
Zahlen müssen Sie also auf jeden Fall. Dann zahle ich lieber das Ticket für mein selbstbestimmtes Leben in Richtung Horizont. Und Sie?
3. Gebot:
Streng dich an und scheue nicht den Schmerz!
Tiere gehen erst zur Jagd, um dann zu fressen. Bauern bestellen erst den Acker, um dann zu ernten. Warum soll es bei Ihnen anders sein?
Persönliche Erfüllung, finanzieller Wohlstand und Freiheit sind keine selbstverständlichen Geburtsrechte. Sie fallen auch nicht vim Himmeln. Sondern erfordern harte Arbeit — und die Bereitschaft, sinnvolle Risiken einzugehen!
Sie sind sowieso bereits „all-in“ investiert, denn Ihr Leben ist lebensgefährlich und endet garantiert tödlich. Machen Sie also das beste aus Ihrer begrenzten Zeit und seien Sie anspruchsvoll. Streben Sie nach Excellenz — und geben Sie sich nicht Mittelmaß zufrieden. Setzen Sie sich mit vollem Herzblut für Ihre Herzensthemen ein. Und sagen Sie zu allem anderen «Nein».
Das Schöne an der ganzen Plackerei ist: Wenn Sie sich angestrengt haben, werden Sie den Erfolg umso mehr genießen — und mit Stolz auf Ihre (Lebens-) Leistung schauen.
4. Gebot:
Probleme gehören zum Leben wie das Atmen – finde Lösungen!
Was müssen Sie tun, damit Ihre Ehe zerfällt?
Ihr Körper verkümmert?
Ihr Garten verwildert?
Oder Sie Ihren Job verlieren?
Die Antwort ist in allen Fällen: Nichts!
Alles zerfällt von allein. Die Natur strebt nach Chaos. Physiker nennen das Entropie. Dafür müssen Sie rein gar nichts tun. Die notwendigen Veränderungen passieren auf kurz oder lang von alleine.
Verkürzt ausgedrückt: Veränderungen führen zu Problemen. Und fangen Sie jetzt nicht mit dem Weichspüler des modernen Zeitgeists an und formulieren Sie: «Veränderungen führen zu Chancen und Möglichkeiten.» Das ist schlichtweg falsch.
Veränderungen führen zu Problemen. Und die können Sie lösen, wenn Sie wollen. Erst in der Umsetzung einer Lösung liegt die Chance. Die Möglichkeit. Ob es wirklich eine Chance ist, wissen Sie jedoch erst, wenn Sie handeln und die Lösung Realität werden lassen. Ein Problem an sich ist erstmal nur ein Problem.
Die gute Nachricht: Ich wette mit Ihnen, dass Sie 99,9 Prozent aller Probleme einfach so lösen, ohne dass Sie überhaupt bemerkt haben, dass Sie ein Problem hatten.
Ein paar Beispiele: Wenn Sie Durst haben, trinken Sie. Wenn Sie Druck auf der Blase spüren, gehen Sie auf die Toilette. Wenn die Hose noch im Weg ist, ziehen Sie sie runter. Machen Sie sich klar: Sie sind ein Weltmeister im Problemlösen!
Probleme sind also gar nichts Schlimmes. Und 99,9 Prozent dieser Probleme würden Sie wahrscheinlich gar nicht als Problem bezeichnen.
Es sind die wenigen Situationen, die 0,1% der Probleme, die so unangenehm und negativ sind, dass wir gleich das ganze Wort «Problem» verteufeln. Kündigung Ihres Jobs. Verlust des Lebenspartners. Tod eines Freundes. Diagnose einer schweren Krankheit. Das sind schwere, jedoch seltene Vorfälle. Wenn Sie deswegen dennoch der allgemeinen Überzeugung sind, dass das Wort «Problem» ein Problem ist — dann haben Sie wirklich ein Problem. Sie sind zu empfindlich!
Unsere Vorfahren haben in rund 300.000 Jahren Menschheitsgeschichte zum Glück nicht die Zeit gehabt, wegen jeder Kleinigkeit rumzuquietschen. Sie fanden einfach immer wieder Lösungen auf die Probleme, die das Leben ihnen in den Weg gestellt hat. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren und seien Sie ein gutes Vorbild, indem auch Sie vor Problemen nicht davonrennen, sondern für gute Lösungen sorgen.
Und falls Sie noch auf der Suche nach dem Sinn Ihres Lebens sind: Vielleicht ist das der Sinn der Lebens — Finden Sie Lösungen für Probleme. Punkt.
Die weiteren drei Gebote finden Sie in meinem Buch "Mut zur Lebensführung". Sie können es gleich hier bestellen — oder überall, wo es Bücher gibt.
lassen Sie uns gemeinsam Ihren Horizont finden:
Das echte Leben ist Begegnung
Die Bevölkerungsdichte nimmt immer mehr zu. In großen Städten leben hunderte Menschen auf engstem Raum. Und doch sind sich die meisten fremd. Auf Facebook sammeln die Menschen tausende Freunde. Und sind den meisten davon nie wirklich begegnet. Sind wir auf dem Weg, immer einsamer zu werden?
Das echte Leben ist Begegnung
Die Bevölkerungsdichte nimmt immer mehr zu. In großen Städten leben tausende Menschen auf engstem Raum. Und doch sind sich die meisten fremd. Auf Facebook sammeln die Menschen hunderte Freunde. Und sind den meisten davon nie wirklich begegnet. Sind wir auf dem Weg, immer einsamer zu werden?
Manche brauchen viel Nestwärme und Austausch, andere weniger. Aber eines eint alle Menschen: Wir sind ein soziales Lebewesen und brauchen die echte Begegnung. Das Gefühl, zu einer Gruppe dazuzugehören.
Seit rund 300.000 Jahren bevölkert der Mensch den Planeten. Damals waren wir in Clans unterwegs. Zogen durch die Steppe. Durch Wälder. Überquerten Flüsse. Kämpften uns über Bergkämme. Immer auf der Suche nach Essen und lebenswerten Bedingungen.
Unseren Vorfahren war klar: Das Leben ist ein Überlebenskampf.
Und der ist alles andere als einfach. Denn der Mensch ist nicht das stärkste Lebewesen. Im Gegenteil. Viele Tiere. Und selbst kleinste Bakterien und Viren sind uns haushoch überlegen.
Aber wie konnten wir Menschen es schaffen, den Planeten, die Tiere so zu dominieren?
Die Antwort ist: Intelligente Kooperation.
Unsere Fähigkeit zur Intelligenz unterscheidet uns deutlich von anderen Lebewesen. Wir können reflektieren. Nachdenken. Sind uns unser selbst bewusst. Können träumen. Pläne für die Zukunft schmieden. Und über Lösungen nachdenken, wie wir unsere wildesten Träume Realität werden lassen.
Und so fliegen wir wie die Vögel.
Tauchen wie die Fische.
Können uns schneller als jedes andere Lebewesen fortbewegen.
Kommunizieren von jedem Ort der Erde.
Streben sogar nach dem Leben auf dem Mars.
Doch Intelligenz allein reicht nicht, um all diese großartigen Errungenschaften möglich zu machen. Wir müssen zusätzlich die Fähigkeit beherrschen, zu kooperieren. Erst das Zusammenspiel von vielen Menschen ermöglicht Großes.
Das war damals bereits so, als zwei Hände voll Urmenschen das Mammut jagten und erlegten. Und ist heute so, wenn Menschen Flugzeuge bauen. Windräder aufstellen. Oder dafür sorgen, dass wir im Supermarkt unser Essen einkaufen können. Aber auch im Kleinen, im alltäglichen Miteinander, ist es angenehmer, intelligent zu kooperieren, als sich gegenseitig in bösartigen Streitereien und neidgetriebenen Konflikten das Leben schwer zu machen.
Die intelligente Kooperation ist überlebensnotwendig. Und deswegen ist das Schlimmste, was jedem von uns passieren kann, wenn wir aus unserem Clan verstoßen werden.
Es ist unsere Ur-Angst, verstoßen und einsam zu sein. Die Folgen dieser Angst sind gravierend und heute überall spürbar.
Wir halten uns im Unternehmen lieber zurück, um bloß nichts Falschen zu sagen oder der falschen Person zu nahe zu treten. Denn das könnte uns die Karriere oder sogar den Job kosten.
Wir machen privat nicht den Mund auf, aus Sorge davor, dass Freundschaften oder Familienbünde in die Brüche gehen.
Tief in unseren Genen steckt eben das tiefe Bedürfnis, dazu zu gehören. Und wenn dieses Zugehörigkeitsgefühl bedroht, verletzt oder gar bereits gestorben ist, dann tut das unendlich weh.
Trotz der hohen Bevölkerungsdichte. Trotz unseres technologischen Fortschritts. Trotz unseren Möglichkeiten zur weltweiten Kommunikation. Viele Menschen fühlen sich heute nicht gesehen. Nicht dazugehörig. Stattdessen ignoriert. Verstoßen.
Aktuell erleben wir ein Zeitalter des Aufschreis. Die Schmerzen sind überall sichtbar.
Die LGBT-Community schreit nach Zugehörigkeit.
Frauen schreien nach Zugehörigkeit.
Behinderte schreien nach Zugehörigkeit.
Fridays for Future schreit nach Zugehörigkeit.
Entwicklungsländer schreien nach Zugehörigkeit.
Und es stimmen täglich neue Menschen ein in den Ruf nach Sichtbarkeit. Respekt. Wertschätzung.
Panisch ergreifen wir Maßnahmen. Regenbogen-Fahnen werden ausgehangen. Gendersternchen eingeführt. Die Budgets für Entwicklungshilfe aufgestockt. Doch das sind alles nur Symbole und werden am Ende nicht entscheiden, ob das Bedürfnis nach Zugehörigkeit wirklich gelöst wird.
Denn ob Sie sich zu einer Gruppe, einem Clan, der Menschheit allgemein zugehörig fühlen, entscheiden nicht die Maßnahmen. Sondern Sie selbst.
Als Menschen haben wir noch viel zu tun, um Menschlichkeit zu leben. Wie bekommen wir es hin, intelligent zu kooperieren? Wie bekommen wir mehr Gefühl der Zugehörigkeit in unser Leben? In die Berufswelt? Und zwar ohne moralischen Zeigefinger, freiheitsraubende Verbote und anmaßende Vorschriften?
Dazu fangen wir am besten im Kleinen an. Denn Gesellschaft lässt sich nicht per Knopfdruck verordnen. Sie muss sich aus der Summe von uns allen entwickeln.
Der einfachste Schritt ist: Geben Sie sich doch einfach selbst mehr Wertschätzung. Schauen Sie Ihrem Kopf beim Denken zu: Dominiert Ihr innerer Kritiker, der Ihnen einredet, Sie seien zu klein, zu groß, zu dünn, zu dick, zu dumm, zu arm, zu schwach, zu alt, zu jung, zu männlich, zu weiblich? Der Ihnen weiß machen will: „Ich kann das nicht!“? Oder pflegen Sie bereits ein fürsorglicheres Verhältnis zu Ihnen selbst, indem Sie überzeugt sind: „So wie ich bin — bin ich gut genug!“?
Der nächste Schritt: Geben Sie den Menschen in Ihrem unmittelbaren Umfeld mehr Anerkennung und Wertschätzung. Klar, wenn jemand richtig Mist baut, dann sollten Sie auch mal auf den Tisch hauen und Grenzen zeigen. Aber schauen Sie vor allem auf die vielen positiven Dinge. Und freuen Sie sich auch über die Kleinigkeiten, die gut laufen. Denn die Menschen in Ihrem Umfeld sehnen sich nach Ermunterung, damit Sie den Mut haben, etwas zu wagen. Über ihren Schatten zu springen. Und endlich aufzubrechen und ins Tun zu kommen.
Wenn Sie es schaffen, sich selbst und die Menschen, in Ihrem Umfeld, wahrzunehmen. Das Gute zu sehen. Und Ihnen selbst und den Menschen um Sie herum Mut zuzusprechen, für das, was noch vor ihnen liegt. Dann sind wir schon einen bedeutenden Schritt weiter. Anstatt ständig zu kritisieren — ermutigen Sie.
Große Veränderungen entwickeln sich, indem wir jeden Tag einen kleinen Schritt nach vorne gehen. Gemeinsam. Deswegen denken Sie daran: Das echte Leben besteht aus echten Begegnungen.
Übrigens: Denken Sie jetzt nicht, dass der Holzer in einen “Wir haben uns alle lieb”-Modus verfallen ist. Natürlich müssen Sie nicht mit jedem gut Freund werden. Im Gegenteil: Sie sollten sogar sehr sorgsam darauf achten, welche Menschen Sie in Ihr engeres Umfeld lassen. Doch dazu schreibe ich ein anderes Mal. An dieser Stelle nur soviel: Wenn Sie mit einem Menschen nichts zu tun haben wollen, denken und handeln Sie nach dem Motto: “Leben und leben lassen.”
Ihnen hat der Text gefallen?
Dann schauen Sie doch mal in mein neues Buch “Mut zur Lebensführung”.
Darin finden Sie weitere Inspiration und klare Kante, damit Sie am Ende sagen können: Ich hatte den Mut, mein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu leben.
Auf Ihre Meinung zum Artikel freue ich mich in den Kommentaren.
Hat Deutschland ein Charakter-Problem?
Es gibt ausreichend Gründe, den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Aber noch ist es nicht zu spät. Denn die Ursache für so manches Fehlverhalten — ob beruflich, privat oder auf dem gesellschaftlichen Parkett — ist häufig die gleiche: Deutschland hat ein Charakter-Problem. Und das sollten wir lösen, bevor es ein böses Erwachen gibt.
Hat Deutschland ein Charakter-Problem?
Meine Frau und ich sind auf dem Weg in den Wald. Machen einen schnellen Abstecher zur Post. Ein Paketdienst-Fahrer hat seinen Lieferwagen für sich bequem vorm Eingang geparkt, so dass wir uns nur mühsam mit dem Auto vorbeiquetschen können, um auf den Parkplatz zu kommen. Meine Frau steigt aus und läuft in die Filiale, während ich rückwärts einparke und den Lieferwagen genau vor mir sehe.
Der Fahrer kommt aus der Post. Bleibt kurz an seiner Fahrertür stehen — und wirft Müll auf die Straße. Unsere Blicke treffen sich. Er zögert. Steigt dann aber doch in sein Fahrzeug.
„Mund aufmachen oder ignorieren?“ schießt mir durch den Kopf. Der Typ sieht mit seinen dunklen Haaren, drahtigem Körper und grimmigem Blick nicht gerade sympathisch aus. Ich entscheide mich trotzdem für „Mund aufmachen“.
Steige aus. Laufe über den Parkplatz und halte den LKW an. „Ihnen ist da vorne Papier aus der Tasche gefallen“ deute ich auf die Stelle. „Was?“ zischt er mir entgegen. Ich wiederhole meinen Hinweis. Er fährt einfach los, ohne etwas zu sagen. Neugierig bleibe ich stehen und beobachte, was passiert. Der Wagen hält. Und der Typ steigt tatsächlich aus und hebt den Müll auf.
Meine Frau kommt wieder aus der Post. Wir steigen ins Auto und fahren dem Lieferwagen hinterher zur Ausfahrt. Und sehen, wie der Typ den Müll wieder aus seinem Fenster wirft…
Woran liegt das nur?
Wenn ich Menschen sehe, die Ihr Zeug einfach in die Umgebung werfen, bekomme ich echt einen Hals. Ist es wirklich so schwer, keinen Müll auf die Straße zu werfen?
Die Aufgabe an sich hat einen Schwierigkeitsgrad, den selbst Grundschüler bewältigen können. Trotzdem sind unzählige Erwachsene nicht in der Lage dazu, ihren Müll in die dafür vorgesehenen Behälter zu werfen.
Aber warum?
Ich habe lange nachgedacht und komme immer wieder bei der gleichen Antwort an: Es ist eine Frage der Haltung. Des Charakters. Und das hat etwas mit Erziehung zu tun. Mit Werten. Und im weitesten Sinne mit Bildung.
Hat Deutschland ein Charakter-Problem?
Mangelnde Verantwortung von Menschen in Unternehmen
Auch in Unternehmen zeigen sich immer wieder Probleme. Und zwar sowohl bei den Führungskräften als auch bei den Mitarbeitern.
Schauen wir uns zunächst die Mitarbeiter an. Immer wieder beklagen sich Führungskräfte in meinen Projekten darüber, dass Mitarbeiter die Dinge nicht richtig zu Ende bringen.
Ein Kunde hat ein dringendes Problem. Es ist Freitag. Das Wochenende naht. Und die Mitarbeiterin denkt, sie kann das Problem einfach bis Montag liegen lassen. Wirkung auf den Kunden: Eure Probleme sind uns egal.
Ein Interessent wünscht ein Angebot. Er hat Fragen und bittet den Verkäufer um Rückruf. Der lässt sich jedoch drei Tage Zeit und signalisiert damit: So richtig Bock, Dich als neuen Kunden zu gewinnen, habe ich nicht.
Ein Kunde von mir klagt über die Qualität seiner Mitarbeiter. Das Bildungsniveau sei einfach deutlich schwächer als vor 10 Jahren. Ich frage nach: “Wirklich so schlimm?” Seine Antwort: “Es wäre schon gut, wenn sie Brutto und Netto unterscheiden können, wenn sie Projektpläne kalkulieren.” Ohne Worte….
Verantwortung zu übernehmen — auch für die eigene Weiterbildung — ist leider zu einer vom Aussterben bedrohten Tugend geworden.
Nicht jeder ist zur Führungskraft geboren
Doch es sind nicht nur die „bösen“ Mitarbeiter. Auch manche Führungskraft legt ein Verhalten an den Tag — da kann man echt nur mit dem Kopf schütteln.
Wirecard Manager fälschen die Zahlen. Tun so, als schwämme die Bank in Milliarden. Dabei fehlten genau diese. Sie heuerten sogar Schauspieler an, die sich als Banker ausgaben, um den Wirtschaftsprüfern einen vorzugaukeln. Die deutschen Aufsichtsbehörden wurden gewarnt. Doch die Bafin unternahm nichts. Und auch ihr “Big Boss”, Bundesfinanzminister Scholz, weilt nach wie vor in Amt und Würden. Fehlverhalten hat anscheinend keine Konsequenzen mehr.
Auch in Unternehmen gibt es sie immer noch: Die “Hannibal Lecter” des Konferenzraums. Geschickt nutzen sie alle Register der Macht, um ihre Untergebenen mit Angst und Schrecken in Schach zu halten. Das machen sie natürlich so, dass niemand ihnen etwas vorwerfen kann. Nach außen predigen sie Diversität, Respekt und sonstige politisch-korrekte Phrasen. Doch ihre Taten zeigen ein anderes Bild.
Und es gibt auch das genaue Gegenteil. Immer häufiger ist zu hören — und ich erlebe es in meinen Projekten selber, dass es eine zunehmende Konfliktscheu gibt. Viele Führungskräfte trauen sich nicht (mehr?), heikle Botschaften auszusprechen. Hinter vorgehaltener Hand wird als Begründung immer wieder vorgeschoben: Es sei politisch nicht korrekt, dies oder jenes offen anzusprechen. Höflichkeit als Ausrede, keinen Klartext mehr zu reden?
Was ist nur los in unserem Land? In der Gesellschaft? In den Unternehmen? Es schwelt eine Führungskrise.
Wege aus der Verantwortungslosigkeit
Was also tun? Ich denke, wir haben ein Charakter-Problem in Deutschland.
Anstand, Sitte, Respekt, „Gentlemen“-Verhalten oder die Haltung eines ehrbaren Kaufmanns — eigentlich ist alles bekannt, was es braucht, um als Mann und Frau respektvoll mit anderen Menschen umzugehen und verantwortungsvoll zu handeln.
Doch in der Praxis fehlt die entscheidende Zutat: die Umsetzung. Und so schreien jeden Tag neue Minderheiten oder Gruppierungen auf, die sich diskriminiert oder respektlos behandelt fühlen — und fordern volle Aufmerksamkeit und Sonderbehandlung.
Aber macht das Sinn: Wollen wir ständig neue Themen auf die „politisch korrekte“ Agenda setzen und mit erzieherischen Kreuzzügen und neuen Ver- und Geboten die Menschen in jedem Einzelfall zu bestimmten Verhaltensweisen zwingen?
Ich denke: nein! Wir sollten uns lieber auf das besinnen, was Orientierung gibt. Unsere Werte. Und daraus abgeleitete Prinzipien.
Dazu braucht es zunächst eine Besinnung: Was ist uns eigentlich wichtig? Und dann: Bildung. Was bedeuten diese Prinzipien überhaupt? Und wie verhalte ich mich entsprechend?
Beispiel: respektvoller Umgang miteinander. Respekt bedeutet, zu akzeptieren, dass mein Gegenüber anders ist als ich. Heißt: dass die Person anders denkt, fühlt und handelt als ich. Das muss mir nicht gefallen. Im Zweifel gilt: leben und leben lassen. Doch wenn mein Gegenüber mich durch sein Verhalten “verletzt”, muss jedem Respekt auch eine Grenze gegeben werden. (Ob es wirklich “verletzt” oder die Person nur übertrieben dünnhäutig ist, müssen wir nochmal separat diskutieren. Bestes Beispiel: Gender-Sprache…)
Anderes Beispiel: Zuverlässigkeit. Wenn Du etwas versprochen hast, dann halte es auch. Wenn Du absehen kannst, dass das nicht möglich ist, gehe sofort auf den anderen zu und verhandle das Ergebnis neu.
Und noch ein Beispiel: Pause für Vorstände. Es gründete sich eine Initiative, die fordert, dass Vorstände bis zu sechs Monate Pause machen dürfen, um sich um Baby, Pflegefälle oder sonstige private Themen zu kümmern. In dieser Zeit sollen sie ihr Amt auf Pause stellen dürfen, um von jeglicher Haftung befreit zu werden. Nach der gewünschten Auszeit kommen sie dann einfach wieder zurück in Amt und Würden.
Ein Anführer (m/w/d 😉) kann jedoch seine Verantwortung nie auf Pause stellen. Höchstens die geleistete Arbeit. Dazu braucht es kein Gesetz. Sondern die richtige Unternehmenskultur und eine individuelle Vereinbarung mit den jeweiligen Führungskollegen. Das Gesetz wurde mittlerweile bereits geändert. Ein trauriges Zeichen, dass Verantwortung in Deutschland immer mehr zu einem Wunschkonzert wird.
Wenn unterschiedliche Werte aufeinander prallen
Was machen wir nun, wenn es unterschiedliche Definitionen von Werten gibt? Oder jemand sich nicht an die vereinbarten Werte halten will? Konkret: Wie gehen wir mit dem Postboten um, der Müll auf die Straße schmeißt — und selbst nach einem höflichen Hinweis, den Müll einfach nur aufhebt, um ihn nach zwei Metern wieder fallen zu lassen?
Keine einfachen Fragen. Doch die Anlässe werden zunehmen. Und darauf müssen wir im Kleinen wie im Großen Antworten finden. Als Gesellschaft. Als Unternehmen. Als Familie. Denn eines ist sicher: Werte, gegen die ohne Konsequenz verstoßen werden kann, sind keine Werte. Sondern nur ein naiver Wunsch. Und reichen nicht aus, um uns als Gemeinschaft zusammen zu halten.
Als Gemeinschaft kann es nur ein Ziel geben: friedliche Koexistenz. Und dazu braucht es die richtigen Werte. Welche das sind? Das können wir nur im Diskurs erarbeiten. Lasst uns dafür anstrengen. Jeder von uns.
Sonst beeinflussen die lautesten Brüllaffen die Richtung, in die wir uns als Gesellschaft entwickeln.
Welche Werte sind Ihnen wichtig? Machen Sie dafür auch den Mund auf und zeigen Haltung?
Der Wandel ist scharf. Und die Zukunft unsicher. Es braucht Mut zur Lebensführung, um am Ende sagen zu können: Mein Leben war selbstbestimmt und erfüllend.
Mehr dazu erfahren Sie in meinem neuen Buch. Es erscheint im September 2021. Sie können es bereits jetzt vorbestellen — überall, wo es Bücher gibt.
Ich freue mich auf Ihre Meinung:
Freiheit statt Lockdown
Was wäre, wenn wir den Lockdown einfach umdrehen? Ich weiß, ein gewagter Gedanke. Aber bei all den Irrungen und Wirkungen, die wir in den letzten Monaten ertragen müssen, sollten wir uns gedanklich frei machen. Lösungen entstehen nicht im panischen Tunnelblick. Sondern im kritischen Diskurs. Ein Gedankenexperiment und eine Ode an die Freiheit.
Freiheit statt Lockdown
Was wäre, wenn wir den Lockdown einfach umdrehen? Ich weiß, ein gewagter Gedanke. Aber bei all den Irrungen und Wirkungen, die wir in den letzten Monaten ertragen müssen, sollten wir uns gedanklich frei machen. Lösungen entstehen nicht im panischen Tunnelblick. Sondern im kritischen Diskurs.
Also, fangen wir an: Alle Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden aufgehoben. Die Menschen erhalten ihre Freiheit zurück. Einkaufen, Restaurantbesuche, Messen, Kongresse, Bars, Kosmetikstudios, Sport, Urlaube, Konzerte und was das Leben sonst noch alles zu bieten hat, sind wieder da.
Einzige Einschränkung: Wir halten uns weiter an die AHA+L Regeln. Also: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske und Lüften. Wir entscheiden uns für eine Tracking-App, die zuverlässig Kontakte nachverfolgt statt den Datenschutz zu perfektionieren. Alle gesammelten Daten werden einfach nach drei Wochen gelöscht. Unabhängige Gruppen kontrollieren das.
Die Impfungen laufen parallel weiter. Vor allem für die sog. Risikogruppen und die sog. systemrelevanten Berufsgruppen — und natürlich für alle, die sich freiwillig impfen lassen wollen. Schnelltests helfen dabei, auch größere Versammlungen zu ermöglichen und potenzielle Ansteckungsgefahren zu reduzieren. Luftfilteranlagen in Schulen und Büros sorgen für zusätzliche Sicherheit.
Das Leben kann wieder stattfinden.
Psychische Probleme, Familienstreits, Depressionen, Suizidgefahr, mangelnde Bewegung und all die anderen aktuell kommentarlos hingenommenen “Kollateralschäden” finden ein Ende.
Menschen können wieder ihren Lebensunterhalt verdienen. Das Bangen um die wirtschaftliche Existenz hat ein Ende. Das Anhäufen der gigantischen Schuldenberge wird gebremst. Die getarnte Massenarbeitslosigkeit in Form von Kurzarbeit wird aufgelöst.
Solidarität
Keine Frage: Das SARS-CoV-2 Virus kann für manche Menschen tödlich enden. Der Altersmedian der mit oder an Corona verstorbenen Menschen liegt bei über 82 Jahren. Eine Untersuchung in Hamburg zeigt, dass nur 1% der Corona-Toten jünger als 50 Jahre waren. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Deutschland bei 81 Jahren.
Insgesamt sind aktuell rund 70.000 Menschen an / mit Corona verstorben. Gleichzeitig sterben jedes Jahr rund 74.000 Menschen an Alkohol, ohne dass ein Aufschrei durch die Republik geht oder der Konsum von Alkohol verboten wird.
Man kann also die Frage stellen: Ist es wirklich solidarisch, dass eine gesamte Bevölkerung ihr Leben im weiteren Sinne aufs Spiel setzt, um einen kleinen Teil der Bevölkerung zu schützen?
Auf den ersten Blick: ja, auf jeden Fall! Auf den zweiten Blick, kommen jedoch Zweifel auf. Trotz vier Monaten im Lockdown sind die Infektionszahlen nach wie vor mit rund 10.000 gemessenen Fällen pro Tag unverändert hoch. Es zeigte sich außerdem, dass die Infektionszahlen ausgerechnet bei den über 80-jährigen höher sind als in der ersten Welle. Also genau in der Gruppe, die wir durch den Lockdown-Wahnsinn versuchen zu schützen.
Führungsversagen
Der Lockdown ist gescheitert. Wir haben eine Führungskrise. Unsere politischen Anführer haben genau das Gegenteil erreicht, von dem, was gute Führung auszeichnet. Das Land ist nicht gesund und vereint. Das Land ist gespalten. Die Meinungsfronten stehen sich verhärtet und zunehmend intolerant und aggressiv gegenüber. Unerwünschte Einstellungen werden sofort diffamiert. Als Covidioten werden nicht nur bizarre Verschwörungstheoretiker beschimpft, sondern auch intelligente Menschen, die mit gesundem Menschenverstand oder bewährter Kompetenz einfach nur kritische Fragen stellen.
Für mich ist unser aktuell größtes Risiko, dass wir unsere Freiheit verspielen. Wir gewöhnen uns leichtfertig daran, dass über die Jahrhunderte erkämpfte Menschenrechte von einer Staatsobrigkeit eingeschränkt werden. Die Freiheit gilt plötzlich als ein Privileg, das einzelnen Menschen wieder bewilligt wird. Die Sehnsucht nach einem starken Staat, der alle Probleme löst, ist erschreckend groß. Kurzarbeitergeld, legalisierte Insolvenzverschleppung, Staatsbeteiligung an Unternehmen bis hin zur Frage, mit wie vielen Menschen wir uns an welchen Orten treffen dürfen. Einige Menschen finden Gefallen daran, dass Papa Staat und Mama Merkel die volle Verantwortung für ihr Leben übernehmen und jedes Detail für die Bürger regeln.
Denken Sie an den 11. September. Wie lange liegt der zurück? Richtig, das war 2001. Also vor 20 Jahren. Damals wurden sofort weltweit an allen Flughäfen die Sicherheitskontrollen hochgefahren. Flüssigkeiten im Handgepäck - Sie kennen das Theater. Zurückgenommen wurde davon nichts. Sind alle Maßnahmen wirklich noch notwendig? Wer kann das schon wirklich beurteilen. Wann wird wie viel der Corona-Regelungen zurückgenommen? Wie viele bleiben erhalten und werden einfach auf Grund anderer Anlässe aufrecht erhalten? Wir werden es in 20 Jahren sehen.
Freiheit ist die stärkste Würde
Doch was wäre, wenn die Freiheit und damit auch die Würde aller Menschen jetzt sofort wieder zum Leitmotiv werden? Was wäre, wenn Freiheit der Maßstab ist, mit dem wir unsere möglichen Lösungswege für die Corona-Krise kritisch bewerten?
Zur Freiheit gehört immer auch Eigenverantwortung. Die Menschen, die also Angst vor dem Virus haben, können den Lockdown einfach privat fortsetzen. Nur weil es erlaubt ist, einzukaufen oder in Restaurants zu essen, muss man es ja nicht machen.
Es zwingt uns niemand dazu, all unsere Möglichkeiten der Freiheit auch zu nutzen. Wer aus Vorsicht, Risikokalkül oder Angst sein Leben lieber weitere Monate oder gar Jahre Zuhause leben will, kann diese Freiheit für sich in Anspruch nehmen.
Doch Angst ist allgemein kein guter Ratgeber. Wer nur Angst hat, verpasst sein Leben. Und aus Angst ein ganzes Land und seine Bevölkerung per Lockdown in die Knie zu zwingen, ist panisch.
Ein kühler Kopf mit einem warmen Herz sind da schon bessere Weggefährten. Denn sie ermöglichen uns, kreativ zu sein und neue Wege auszuprobieren. Doch dazu gehört Mut. Und Entschlossenheit.
Werden neue Wege ihren Preis fordern? Auf jeden Fall. Aber seinen Tribut fordert der aktuelle Holzweg ebenso. Wir tun nur so, als gäbe es den Schaden, den wir anrichten, nicht.
Und so stehen sich “Was wäre wenn” und der aktuell eingeschlagene Weg unserer gewählten Staatsdiener gegenüber. Welcher Weg ist der richtige? Wir werden es nie wissen. Und was am Ende die wirklichen Gründe gewesen sind, dass die Pandemie ein Ende fand, werden wir uns dann entsprechend schön lügen: der eingeschlagene Weg war natürlich der Richtige und wir haben Corona unter Kontrolle bekommen.
Ihnen hat der Text gefallen?
Dann werden Sie mit meinem neuen Buch “Führung stirbt nicht” die wahre Freude haben. Hier gratis reinlesen und bestellen.
Glücklichsein trotz Krise
Lächelnde Gesichter im Home-Office - so sieht die Corona-Zeit auf Social Media aus. Doch die Wahrheit sitzt meist hinter der Fassade. In vertrauten Coaching-Gesprächen offenbaren selbst hartgesottene Männer auf einmal: Das Leben in der Krise ist nicht nur schön. Doch was können Sie tun, um trotz ungewissen Zeiten glücklich zu sein?
Während der Corona-Zeit hat sich meine Arbeit verändert. Aktuell weniger Vorträge. Dafür mehr Coaching. Meist geht es in den Gesprächen ums Business: Führung, Umgang mit Ungewissheit, Generationswechsel. Doch häufig kommen auch private Themen auf die Agenda. Dann zeigt sich in den Gesprächen, dass hinter der öffentlichen Fassade die Gemütslage der Menschen völlig anders aussieht.
Nach außen zeigt sich das smarte Lächeln. Photos vom Home-Office werden gepostet. Unter Kollegen lautet die Antwort auf die Frage „Wie geht’s?“: Super! Die Marschrichtung lautet: Wir schaffen das.
Die Warheit sitzt hinter der Fassade
Zuhause sieht die Realität jedoch anders aus. Die Familie hockt auf einander. Die Kinder drehen am Rad. Zwischen den Meetings soll Home-Schooling stattfinden, gekocht werden. Die Grenzen zwischen Privat und Job verschwimmen; die Arbeitszeit nimmt zu.
Bisschen Zeit für sich selbst finden? Sport, Spazieren oder einfach mal nur alleine sein? In meiner kleinen Stichprobe fand ich: Letzteres scheint besonders für berufstätige Mütter und Ehefrauen ein Tabu zu sein.
In vielen Familien sind die Würfel gefallen, wer im Home-Office in Ruhe arbeiten darf. Oder gar wer ins Büro fährt. Manchmal wird dazu einfach nur geprüft, wer jeden Monat mehr Geld in die Haushaltskasse bringt. Der eine hat so (vorrübergehend) familiäre Ruhe, kann den Geist mit mehr oder weniger sinnvollen Themen beschäftigen und hat sozialen Kontakt zur Außenwelt. Der andere hat sich primär um die Kinder zu kümmern — und scheint dabei seelisch zu verkümmern. Die Nerven liegen blank!
Aber auch kinderlosen Menschen setzt die Corona-Zeit zu. Selbst harte Brocken sprechen auf einmal über eine seelische Anspannung. Ein diffuses Gefühl von Sorgen und Ängsten breitet sich plötzlich aus, das nicht näher greifbar ist. Gerade für Männer eine schwere Situation, da sie den Gefühlen bis jetzt erfolgreich aus dem Weg gehen konnten. Doch wie heißt es so schön: Gefühle sind keine Krankheit.
Fragile scheinsicherheit
“Jeder muss seinen Frieden in sich selbst finden, und soll der Friede echt sein, darf er nicht von äußeren Umständen beeinflusst werden.” Die Worte Gandhis klingen so klugscheißerisch, wenn man sich gerade wegen der äußeren Umstände mies fühlt.
Und doch hat er recht. Denn wir erleben, wie flüchtig unser vermeintlich sicheres Leben ist. Ein Virus reicht aus, um in nur drei Monaten die Weltwirtschaft und das persönliche Glücksgefühl in den Keller zu reißen.
Hängt das Glück also doch eher an den äußeren Umständen? An Büro, Job, Geld, Haus, Auto, Restaurantbesuche, Shopping, Urlaub, Luxus?
Oder können wir — gerade in der Krise — unseren inneren Frieden finden? Einfach so glücklich sein?
Glück darf kein ziel sein
Vielleicht sollten Sie das Streben nach Glück einfach aufhören. Auch wenn Ihnen die Glücksindustrie etwas anderes versucht einzureden: Glück darf kein Ziel sein!
Denn Glück ist flüchtig. Es besteht aus Momenten. Und die kommen und gehen. Glück ist kein Zustand, den Sie einmal erreichen und dann für immer besitzen.
Für mich ist wichtig, dass mein Leben alles in allem erfüllt ist. Diese große Erfüllung kann ich selbst dann erleben, wenn der ein oder andere Augenblick auch mal frei von Glück ist. Mich entspannt diese Haltung, denn so kann ich mein Leben leichter genießen.
umgang mit krisen
Der Weg zu dieser Haltung ist einfach und seit langem bekannt: Amor Fati. Das klingt wie ein Name. Ist jedoch eine lateinische Redewendung und bedeutet: Liebe Dein Schicksal.
Vor rund 2.000 Jahren gab es diese Geisteshaltung bereits. Der römische Kaiser Marc Aurel schrieb darüber. Und doch gehört Amor Fati nicht zur Grundausstattung des menschlichen Gemütszustands.
Es braucht viel Training, um die Situation nicht nur einfach so anzunehmen. Sondern sie sogar zu lieben.
Vor vielen Jahren hat mich die Diagnose Krebs aus der Bahn geworfen. Das hat mich traurig gemacht, denn irgendwie hat diese Diagnose mir emotional klar gemacht, dass mein Leben endlich ist. Die jährlichen Routineuntersuchungen rissen immer wieder die Wunden der Erinnerung auf. Auch heute noch. Doch der Schmerz ist viel erträglicher geworden.
Ich habe angefangen, die Situation, so wie sie ist, zu lieben. Es würde zu weit gehen, wenn ich sage: Ich liebe den Krebs. Aber ich nehme die Situation und alles, was passiert ist, an und liebe sie jeden Tag ein bisschen mehr.
Wenn Sie Ihr Schicksal nicht ertragen. Nicht nur akzeptieren. Sondern lieben. Dann werden Sie eine ganz andere Energie gewinnen. Sie sind dann kein Opfer des Schicksals. Sondern Sie gestalten Ihre Zukunft mit dem, was das Leben Ihnen bietet. (Schauen Sie in meinen Online-Vortrag Mentale Stärke, wenn Sie noch mehr dazu wissen wollen.)
Die Kraft der Gegenwart
Ich nenne das „Gegenwart machen“.
Wenn Sie von einer rosaroten Zukunft träumen, wird eine aktuelle Krise sich nicht von alleine in Luft auflösen. Ihnen wird es auch nicht besser gehen, wenn Sie sich irgendwelche Horrorszenarien ausmalen, was in Zukunft möglicherweise noch alles passieren könnte.
Alle Bilder von der Zukunft — ob angenehm oder schrecklich — sind nichts anderes als Phantasie. Kopfkino. Halluzination.
Wenn Sie zeitlich in die andere Richtung schauen und sich an der Vergangenheit festkrallen, sich einreden „Früher war alles besser“, wird Ihre aktuelle Situation ebenfalls nicht angenehmer. Im Gegenteil: Denn Sie wissen, so wie früher, wird es nie mehr werden.
Und das ist auch gut so. Denn es kann besser werden, als es jemals war. Wenn Sie sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und Gegenwart machen. Dazu brauchen Sie nur zwei Fähigkeiten beherrschen.
Wahrnehmen, was ist. Schauen Sie genau hin. Hören Sie gut zu. Fühlen Sie. Nicht nur um Sie herum. Sondern auch in Ihnen. Wahrheit zeigt sich meist in vielen Facetten. Seien Sie achtsam.
Wahrmachen, was jetzt sein soll. Wenn Sie wahrgenommen haben, was ist, dann legen Sie los. Machen Sie das, was jetzt zu tun ist, um die Situation ein bisschen besser zu machen.
Gegenwart machen funktioniert dann richtig gut, wenn Sie wissen, wo Sie im Leben hinwollen. Der Mensch ist rund 300.000 Jahre auf diesem Planeten unterwegs. Den Großteil der Zeit als Nomade. Und Nomaden brauchen für ihre Reise eine gute Orientierung: den Horizont.
Heute sind wir als moderne Nomaden unterwegs. Auch Sie sind ein moderner Nomade. Und brauchen ebenfalls Orientierung.
Wie sieht Ihr Horizont aus? Wo wollen Sie hin? (Weitere Impulse finden Sie auch in meinem Online-Vortrag Umsetzungs-Power statt blinder Aktionismus.)
Die Krise als Chance
Corona ist eine gute Gelegenheit, um über sich hinaus zu wachsen. Nicht nur im Business neue Wege zu suchen oder privat das Haus aufzuräumen. Sondern auch in Ihrem Leben. In Ihrer Seele. In Ihrer Einstellung gegenüber sich selbst und der Welt.
Das ist leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn Ihnen — welches Wasser auch immer — bis zum Halse steht.
Doch eines ist Gewiss: Die nächste Herausforderung, die nächsten widrigen Umstände kommen mit Sicherheit. Nutzen wir die Zeit also und arbeiten an uns. Trainieren Sie Geist und Seele. Werden Sie eine stärkere Persönlichkeit.
Denn der wahre Charakter zeigt sich in der Krise.
Warten Sie nicht darauf. Zeigen Sie ihn jetzt schon. Denn das Leben ist kurz.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
Weitere Videos sowie meine Serie #CappuccinoFriday finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Vielfalt macht wertvoll - ist aber nicht gratis
Machen wir uns nichts vor: Geld regiert die Welt. Das war vor Corona so. Und wird auch danach so bleiben. Doch das Diktat von Wachstum und Effizienz bedroht die Vielfalt unserer Gesellschaft. Spätestens seit der Monotonie der Corona-Zwangspause hat jeder erlebt: Es ist gerade die Vielfalt, die unser Leben lebenswert macht.
Eine Gesellschaft ist wertvoll, wenn sie vielfältig ist. Deswegen freue ich mich, dass die Aufrufe während der Corona-Zwangspause zunehmen: Wir müssen etwas ändern!
Pfleger und Ärzte sollen respektvoller behandelt werden. Wir müssen Künstler und Restaurants unterstützen. Die Produktionsketten sollen de-globalisiert werden. Das Hochfahren der Wirtschaft soll klimafreundlich stattfinden.
Sehr gut. Wenn wir die Krise nutzen, um über unsere Gewohnheiten nachzudenken, dann hat sich die Krise schon gelohnt.
Eine Frage der Haltung
Doch so einfach ist es nicht. Denn die Ursache für viele Missstände liegt tief in uns.
Da ist zum Beispiel die Gier nach unbegrenztem Wachstum. Wann ist Geld genug? Wann ist Konsum genug? Für die meisten gilt: Nie! Eine Haltung, die viele haben, jedoch öffentlich nicht zugeben, scheint zu sein: „Natürlich müssen wir die Umweltverschmutzung in den Griff bekommen. Aber ich kann das Klima nicht retten. Dann kann ich auch in einem 450 PS Boliden durch die Gegend fahren.“ Ersetzen Sie das Auto durch beliebige andere Eigenschaften unseres modernen Konsumverhaltens.
Dann ist da unsere Bequemlichkeit. Wir geben es zwar nicht zu, aber wir sind faul. Und das ist auch gut so. Denn Bequemlichkeit ist der wesentliche Treiber für technologischen Fortschritt. Natürlich können Sie die Kaffeebohnen von Hand mahlen. Aber eine elektronische Mühle ist bequemer. Natürlich ist es möglich, zu Fuß von München nach Berlin zu laufen. Aber mit dem Flugzeug ist es bequemer. Natürlich ist es möglich, auf die Datenkraken Google, WhatsApp & Co. zu verzichten und Alternativen zu nutzen. Aber es ist bequemer, sich den Mainstream-Plattformen anzuschließen.
Diese Haltungen sind harmlos und wären an sich völlig OK. Doch es kommt noch eine gefährliche Zutat hinzu: Die natürliche Verblendung, wenn ein Lebewesen vermeintlich am oberen Ende der Nahrungskette steht. Schon in der Bibel steht: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.“ Das mit dem untertan machen haben wir wörtlich genommen und meisterhaft umgesetzt. Doch unsere Position am Ende der Nahrungskette müssen wir seit SARS-CoV-2 wohl nochmal überdenken...
Auf dem Humus des Alten kann Neues entstehen
Die Welt in der wir heute leben, ist alles andere als selbstverständlich. Es gab früher bereits andere Hochkulturen. Ob Dinosaurier oder das römische Reich. Doch sie alle sind im Laufe der Zeit verschwunden. Ausgestorben.
Das ist nicht dramatisch. Denn wenn eine Gesellschaft stirbt, fallen wir nicht in ein schwarzes Loch. Es entsteht kein Vakuum. Sondern Humus. Und auf dem Humus der toten Gesellschaft entsteht etwas Neues.
Wenn die Corona-Krise dazu beiträgt, dass Teile unserer gesellschaftlichen Werte sterben, dann wünsche ich mir vor allem eines: dass die Gratis-Mentalität ausstirbt.
Ramschpreise sind tödlich
Der Anspruch, dass alles gratis oder zu Ramschpreisen verfügbar sein muss, verseucht vieles. In Köln heißt es: Kost nix, is nix! Wer nicht bezahlt, weiß den Wert nicht zu schätzen. Und was gratis ist, wird schnell missbraucht.
Das gilt für öffentliche Toiletten, die zu Kloaken verkommen. Ich vergesse nie: Meine Frau und ich sind in einer schicken Lounge am Flughafen. Ich gehe aufs WC. Mir kommt ein Typ im schicken Anzug entgegen. Und finde eine - entschuldigen Sie die harte Ausdrucksweise - vollgeschissene Toilette vor. Ich frage mich: Hinterlässt der Typ Zuhause sein WC auch in diesem Zustand? In der Lounge ist es ihm anscheinend völlig egal. Vor der Tür wartet ja eine Dame, die die Toilette für ihn reinigt. Was für eine arrogante und menschenverachtende Haltung.
Was für gratis Toiletten gilt, gilt natürlich auch für viele andere Bereiche. Und erst recht auch für Dinge, die wir bezahlen. Schauen Sie sich mal einen Flieger nach einem Langstreckenflug an. Die Sitzreihen gleichen Müllhalden. Und ich habe den Eindruck, dass die teureren Plätze schlimmer aussehen als die in der Economy.
Falle oder Goldgrube
Während meines Studiums habe ich mich während der Volkswirtschaftslehre-Vorlesung immer gefragt: Warum hat alles einen Preis - nur die Natur nicht? Wozu das in den letzten Jahrzehnten geführt hat, können Sie in der Realität selber beobachten. Wir haben die Ressourcen der Natur schamlos ausgenutzt. Wohlstand und Fortschritt sind das Ergebnis. Eine wahre Goldgrube nicht nur für einzelne Superreiche, sondern für die Menschheit insgesamt. Doch diese vermeintliche Goldgrube ist eine Falle. Denken Sie nur an das Artensterben: Ob Tiere oder Plfanzen, die Vielfalt nimmt ab.
Leider leugnen manche Quellen nach wie vor, dass es so etwas wie einen durch den Menschen verursachten Klimawandel gibt. Prüfen Sie bitte, woher Sie - nicht nur während Corona - Ihre Informationen und Nachrichten bekommen. Die Produktion von Inhalten kostet Ressourcen: Zeit, Energie, Geld. Jedoch bezahlen wir für den Großteil nichts.
Sie werden einwenden: Wozu soll ich bezahlen, wenn die meisten Inhalte gratis angeboten werden? Wie zum Beispiel der Blog, den Sie gerade lesen.
Doch die Gratis-Angebote haben einen Haken: Sie sind nicht kostenlos. Die Produzenten müssen irgendwie anders an Ihr Geld kommen, um die investierten Kosten zu decken. Manche machen das, um durch Fake-News zu Ruhm und Ehre zu kommen. Andere missbrauchen Ihre Daten hinter vorgehaltener Hand (schauen Sie mal in die Doku “Cambridge Analyticas großer Hack”). Bei mir ist es zum Glück einfacher: Ich bekomme durch meine gratis Angebote Aufmerksamkeit und werde als Berater, Coach oder Vortragsredner gebucht.
Gratis funktioniert also.
Bereicherung für unsere Gesellschaft
Dennoch halte ich die Gratis-Mentalität für falsch.
Wenn die Natur und deren Verschmutzung nichts kostet, werden wir unseren Lebensraum irgendwann zerstört haben.
Wenn Ärzte, Lehrer, Pfleger oder Taxifahrer auf die Stunde runtergerechnet zu schlecht bezahlt werden, wird irgendwann keiner mehr Lust haben, in solchen Berufen tätig zu sein.
Unsere kulturelle Vielfalt wird abnehmen, wenn wir nicht bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Ob Nachrichten, Zeitungen, Musik, Podcast, Blog oder Buch — die kostenlosen Angebote werden auf lange Sicht nur noch von denen produziert, die es sich leisten können.
Künstler, Autoren, Schauspieler, Musiker, die alle dafür sorgen müssen, dass Zuhause das Brot auf den Tisch kommt, können da nicht immer mithalten. Sie zahlen durch hohes Stresslevel, Sorgen und Ängste einen hohen Preis für die Hoffnung: Tausche Gratis gegen Buchung.
Manche können sich dieses Spiel irgendwann nicht mehr leisten und geben auf. Andere, die tolle Talente haben, mit denen sie unsere Gesellschaft bereichern könnten, fangen vielleicht gar nicht erst an.
Doch dadurch stirbt Vielfalt.
Aber für eine Gesellschaft gilt das gleiche wie für die Natur: Sie ist wertvoll, wenn sie vielfältig ist.
Vielfalt bedeutet, wenn wir nicht den Großteil unserer Lebenszeit in Büros verbringen, die wie Legebatterien für Funktionsmenschen aussehen. Wenn wir nicht nur dem Diktat von Wachstum und Effizienz unterliegen: höher, schneller, weiter.
Sondern wenn auch andere Werte unsere Gesellschaft auszeichnen: Kreativität, Verschwendung, persönliches Wachstum, Bildung, Chaos, Reflexion, Respekt, Ruhe und Besonnenheit zum Beispiel.
Vielfalt ist ein Wert, den wir uns als Gesellschaft leisten können. Das funktioniert nur, wenn wir Vielfalt wertschätzen. Doch dafür müssen wir bereit sein, für Vielfalt zu bezahlen.
Wollen Sie das?
Weitere Videos sowie meine Serie #CappuccinoFriday finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Lebe einfach, damit alle einfach leben können
Die Dinosaurier sind verschwunden. Das römische Reich brach zusammen. Und von Netscape und Nokia redet heute kein Mensch mehr. Giganten können fallen. Denn es bleibt nichts, wie es war. Der Wandel ist schnell, scharf und macht vor nichts halt. Eine große Chance, auch unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt neu zu denken.
Die Dinosaurier sind verschwunden. Das römische Reich brach zusammen. Und von Netscape und Nokia redet heute kein Mensch mehr. Giganten können fallen. Denn es bleibt nichts, wie es war. Der Wandel ist schnell, scharf und macht vor nichts halt. Eine große Chance, auch unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt neu zu denken.
Lebe einfach, damit alle einfach leben können. Diese Worte von Mahatma Gandhi sind brandaktuell. Denn während der Corona-Zwangspause erleben wir auf einmal, dass die Welt auch still stehen kann — und das Leben trotzdem weitergeht.
Die RUhe vor dem Sturm
Kein Shopping. Keine Events. Keine Urlaube. Menschen, die Anfang des Jahres noch über zu viel Freizeitstress klagten, beschweren sich nun über Langeweile.
Fehlende Geschäftsreisen lassen den Meilenstatus und die Spesen-Rechnungen in den Keller fallen. In den Unternehmen lässt sich auf einmal alles digital und per Telefon oder Videokonferenz erledigen.
War das Arbeiten von Zuhause bis dato ein Tabu, so ist es auf einmal in ganz Deutschland möglich.
Wir nehmen unserer Gesellschaft und Wirtschaft das Atmen, damit wir den Virus in den Griff bekommen. Doch welchen Preis fordern unsere Maßnahmen?
Unternehmen gehen in Insolvenz. Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Nerven liegen blank, wenn die Familie Zuhause eingesperrt ist. Kinder dürfen nicht miteinander spielen und sehen, wie soziale Distanz gepredigt wird. Der Staat verschuldet sich dermaßen, dass dafür noch viele Generationen malochen müssen.
Der Preis für unsere Antwort auf die Krise ist mit Sicherheit eines: hoch!
Doch wir können die Corona-Krise auch einfach nur als einen Trainingsraum sehen. Die Lektion lautet „flatten the curve“. Bei Corona bekommen wir das mit Zuhause bleiben und Mundschutz hin. Aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn die wahre Herausforderung wird uns noch hart treffen: der Klimawandel.
Lautet die einfache Lösung: weniger ist mehr?
Die Kurve der Klima-Krise werden wir nicht so einfach flach bekommen wie bei Corona. Um die Folgen unseres Umweltmissbrauchs zu mildern, werden wir uns deutlich mehr anstrengen müssen.
Dabei kann jeder Einzelne von uns bereits heute einen einfachen Weg einschlagen, um die Umwelt nicht weiter zu missbrauchen: weniger konsumieren!
Eine Gesellschaft ist wertvoll, wenn sie bunt ist
Wer weniger braucht, muss weniger arbeiten. Wer weniger arbeitet, hat mehr Zeit für die schönen Dinge. Kreativität. Kultur. Musik. Schauspiel. Bildung. Soziales Engagement. Sport. Zeit für die Familie und Freunde.
Dies sind verlockende Alternativen zu den Symptomen der aktuellen „höher, schneller, weiter“-Welt. Dabei beklagen sich Angestellte wie Führungskräfte über fehlende Work-Life-Balance. Kopf- und Rückenschmerzen. Burn-Out. Alkohol- und Drogenprobleme. Ein Mangel an Sinn und Erfüllung. All das nehmen wir in Kauf, damit der Gehaltsscheck unser modernes Leben sichert.
Dabei könnte ein allgemeines Grundeinkommen den Menschen die notwendige Sicherheit bieten, um sich für die Gesellschaft einzubringen und sie durch Vielfalt zu bereichern. Sich auszuprobieren.
Und bei einem bin ich mir sicher: Wer arbeiten und mehr verdienen will, wird auch trotz Grundeinkommen freiwillig arbeiten gehen. Und wer nicht arbeiten will, drückt sich heute wie morgen vor Anstrengung und Arbeit.
In welcher Welt wollen Sie leben?
Vielleicht befinden wir uns kurz vor dem Durchbruch in eine neue Welt. Eine Gesellschaft, in der es nicht mehr ausschließlich um „höher, schneller, weiter“ geht. Sondern in der auch Gemeinwohl und persönliche Erfüllung der Menschen erstrebenswerte Ziele sind.
Ich rechne damit, dass Menschen sich durch die Corona-Krise bewusst werden, dass sie nur dieses eine Leben haben. Und dessen Lebenszeit ist begrenzt. Als Unternehmer oder Führungskraft sollten Sie die Corona-Zwangspause nutzen, um ihr Unternehmen auf die Zeit nach der Krise vorzubereiten. Welche neuen Bedürfnisse haben die Menschen? Wie können Sie sich und Ihr Unternehmen neu erfinden? Wenn Sie Lust haben, mit mir darüber nachzudenken, schreiben Sie mir.
Wirtschaft muss für und mit den Menschen gestaltet werden. Und im Einklang mit der Natur. Ich bin sicherlich kein Öko- oder Sozial-Freak. Aber ich habe ein Interesse daran, langfristig ein gutes Leben zu genießen. Sie auch?
Lebe einfach, damit alle einfach leben können.
Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema „Führung“. Melden Sie sich in meinem Newsletter an, um rechtzeitig informiert zu werden.
Wenn Sie Ihre Wirkung verstärken wollen, schauen Sie doch mal in meine Seminare Power of Influence oder Leadership Excellence.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
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Die Illusion von Stärke und Schwäche
Anspruchsvolle Leistungsträger wollen sich verbessern. Wirkungsvoller werden. Ob Unternehmer oder Top-Manager — wenn ich solche Menschen als Coach begleite, zeigt sich immer wieder: Persönliches Wachstum findet nicht nur beruflich statt. Sondern vor allem auch in den anderen Lebensbereichen des Menschen. Und die sind meist eines: Unangenehm.
Anspruchsvolle Leistungsträger wollen sich verbessern. Wirkungsvoller werden. Ob Unternehmer oder Top-Manager — wenn ich solche Menschen als Coach begleite, zeigt sich immer wieder: Persönliches Wachstum findet nicht nur beruflich statt. Sondern vor allem auch in den anderen Lebensbereichen des Menschen. Und die sind meist eines: Unangenehm.
Gefühl der Scham
Im ursprünglichen Briefing für die Zusammenarbeit ist davon natürlich erstmal nicht die Rede. Hier stehen Business-Themen im Vordergrund.
Wenn wir dann in der ersten Sitzung zusammen sitzen, biete ich eine Brücke an. Erzähle dem Menschen, dass meinen Kunden in den meisten Projekten rückblickend eines auffiel: Ihr wahres, persönliches Wachstum fand außerhalb der ursprünglich formulierten Ziele statt.
Jeder Mensch hat seine Herausforderungen. Das gilt für Hausmeister, Kindergärtnerin oder Azubi. Und erst recht für Anführer in Unternehmen. Wir können die beruflichen Themen nicht optimal in den Griff bekommen, wenn es in anderen Lebensbereichen große Baustellen gibt. Denn Baustellen kosten Kraft und Energie. Lenken ab.
Viele meiner Kunden trauen sich dann mit der Sprache raus. Meist nur Stück für Stück. Salami-Taktik.
Einige bemerken: Wow, diese Themen brauchen viel dringender eine Lösung als die Themen aus der Geschäftswelt. Und doch fühlen Sie sich unwohl. Denn die “privaten Banalitäten” haben ja gar nichts mit Business, Wachstum und Gewinn zu tun.
Häufig höre ich am Ende eines solchen Gesprächs: “Entschuldigen Sie, Herr Holzer. Jetzt haben wir nur über meine privaten Sachen gesprochen und gar nicht übers Geschäft...”
Ich schaue sie dann an. Frage stirnrunzelnd zurück: “Nur?”
Problem: Work-Life-Balance
Warum trennen viele Menschen ihr Arbeits- und ihr Privatleben? Sehnen sich nach einer Work-Life-Balance? Wenn Sie in der “Work” arbeiten, macht Ihr “Life” dann eine Pause — und Sie leben erst wieder, wenn Sie abends Zuhause in Ihrem “Life” sind?
Die Voraussetzung für einen Konflikt ist eine Grenze.
Kriege entstehen, weil ein Land die Grenze des anderen überschreitet.
Konflikte entstehen, weil Du eine andere Meinung hast als ich.
Kinder streiten im Sandkasten, wenn sich ein Kind nicht an die definierten Grenzen hält, wem welches Spielzeug gehört.
Und so ist es auch mit Work und Life. Sobald Sie eine Grenze zwischen Ihrer Arbeit und Ihrem Leben ziehen, haben Sie die Voraussetzung für einen Krieg gelegt. Wollen Sie wirklich faule Kompromisse im Job aushalten, indem Sie sich einreden, mit ausreichend Zeit im “normalen” Leben könnten Sie das wieder gut machen?
Sie können die Uhr des Lebens nie zurückdrehen. Ob Sie Zeit mit Job, Freunden und Familie oder Ihren Hobbies verbringen — alles ist wertvolle Lebenszeit, die Sie investieren. Die Gefahr, Lebenszeit zu verschwenden, lauert überall: Schlechte Arbeitskultur, bösartige Chefs, unangenehme Kollegen oder Kunden, falsche Freunde, hinterlistige Familienmitglieder, Drogen aller Art, Hobbies statt Zeit mit den Kindern, Affären, ...
Also hören Sie auf, zwischen Arbeit und Leben zu unterscheiden. Denken Sie lieber daran: Egal, was Sie machen — es ist alles Ihre Lebenszeit. Und die ist endlich!
Wirtschaft ohne den Menschen
In unserer Wirtschaft ist das einer der entscheidenden Trugschlüsse: Es wird so getan, als wäre der Mensch kein Mensch, sondern eine effiziente Maschine. In der Betriebswirtschaftslehre wurde der Mensch deswegen als “Homo Oeconomicus” bezeichnet. Ein Wesen, das dank seiner Intelligenz stets rationale Entscheidungen trifft. Was für ein Schwachsinn.
Der Mensch ist emotional. Dem werden die rationalen Fakten-und-Ergebnisse-Menschen sofort widersprechen. Aber selbst diese zahlenverliebten Kopfmenschen treffen auf einmal Bauchentscheidungen:
Verfallen einer Affäre, die die Ehe zu zerstören droht.
Schwimmen bereits in Millionen und verfolgen doch nicht Ihren Lebenstraum (beruflich aussteigen und anderen Themen widmen), weil ihre Angst sie plötzlich dazu zwingt, jahrelang noch mehr Geld anzuhäufen — bis Sie dann auf einmal ihren eigentlichen Traum nicht mehr erfüllen können.
Ziehen unsympathische Kunden vor Gericht, nur um sich zu rächen, obwohl die Gerichtskosten bereits am Anfang den möglichen Gewinn bereits übersteigen.
Jeder Mensch ist nicht nur rational. Sondern vor allem emotional. Hat nicht nur seine beruflichen Themen. Sondern auch die privaten und persönlichen.
Ich trenne das nicht. Für mich ist der Mensch Mensch. Mit allen Facetten. Was nutzt es, nur in einem Bereich erfolgreich zu sein — während in anderen Lebensthemen rauchende Ruinen ein Trauerbild erzeugen?
Aufbruch in eine neue richtung
Als ich mit Mitte 20 dem Tod in die Augen schauen musste, ist mir klar geworden: Ich kann nur eines im Leben tun — Gegenwart machen. Im Hier und Jetzt sein. Und dazu müssen Sie lediglich zwei Fähigkeiten wirklich gut trainieren.
Erstens: Wahrnehmen, was ist. Ehrlich sein. Vor allem zu sich selbst. Den Dreck aus dem Filter der Wahrnehmung bekommen. Nicht auf all die Meinungen hören, die von außen auf Sie einbrechen. Licht in die blinden Flecken bekommen. Gut zuhören, vor allem auf die innere Stimme. Hinschauen. Die Wahrheit so klar wie möglich sehen und annehmen.
Zweitens: Wahrmachen, was sein soll. Was ist der nächste Schritt? Was muss jetzt getan werden, um den Zustand zu verbessern? Der Mensch war immer Jäger. Ein Jäger muss Beute machen. Sonst verhungert er. Was ist Ihre Beute? Ihr Tagesziel? Welchen einen Schritt müssen Sie heute machen, um das wahr zu machen, was jetzt sein soll?
Dazu ist es hilfreich, wenn Sie wissen, wo Sie hinwollen. Ein Anführer ohne Richtung, ist kein Anführer. Sie brauchen einen Horizont. Ein Sammelsurium von Themen, Menschen, Fähigkeiten. Ein Bild der Zukunft, das Sie anlockt. Ihnen Kraft und Zuversicht spendet. Wenn Sie diesen Horizont haben, können Sie auch gut Gegenwart machen. Und zwar am besten für und mit den Menschen!
Doch was ist, wenn der Horizont fehlt? Das können Sie im Alltag gut beobachten. Denn viele Menschen verwechseln die Rotationsgeschwindigkeit eines Kreisels mit echtem Vortrieb. Beides fühlt sich zwar schnell an. Aber nur der Vortrieb hat auch eine Richtung.
Kraft durch Verletzlichkeit
Trauen Sie sich also, Ihre schwachen Seiten zu offenbaren. Schauen Sie genau hin, wo Ihre verletzlichen Flanken sind. Das ist Selbstehrlichkeit. Und die braucht Mut.
Vielleicht veröffentlichen Sie diese Schwächen sogar. Meist wissen die Menschen in Ihrem Umfeld sowieso schon, was diese Schwächen sind. Und wenn nicht, sagen Sie es Ihnen doch. Mein Gott, Sie sind Mensch. Kein Perfektionist. Denn Menschen machen Fehler. Sind fehlbar. Auch Sie! Also haben Sie den Mut und stehen Sie dazu.
Sie werden merken: Das ist unglaublich befreiend. Denn wenn Sie zu Ihren Schwächen stehen, werden Sie auch nicht mehr so viel Angst vor ihnen haben. Und wenn Sie Ihre Schwächen offenbaren, brauchen Sie nicht mehr befürchten, dass Sie eines Tages von anderen entlarvt werden.
Viele denken jedoch immer noch, Schwächen zuzugeben, sei Schwäche. Fehler eingestehen, Unwissen zugeben, einknicken und der Meinung des anderen folgen — alles Schwäche! Sie denken: Stark muss ich sein. Für den Erfolg (des Egos) kämpfen.
Vorsicht: Verwechseln Sie vermeintliche Stärke nicht mit Borniertheit!
Von Hummern wissen wir: Ihr harter Panzer schützt sie vor Feinden. Und ist gleichzeitig ihr äußeres Skelett, das das Fleisch des Tieres in Form hält. Doch wenn der Hummer weiter wächst, wird der Panzer irgendwann zu klein. Das Tier muss den Schutzmantel nun ablegen. Jetzt ist der Haufen Fleisch seinen Feinden ausgeliefert. Völlig schutz- und wehrlos. Bis der neue, größere Panzer sich aufgebaut hat. Jeder Hummer weiß also: Um zu wachsen, muss ich durch meine eigene Verletzlichkeit hindurch.
Starke Anführer
Ein starker Anführer liebt natürlich seine Stärken. Gut so! Die sollten Sie pflegen und weiter ausbauen. Denn dafür bekommen Sie Respekt und Anerkennung.
Ein starker Anführer weiß aber auch um seine Schwächen. Er steht zu ihnen. Offenbart sie sogar. Doch achten Sie darauf: Dosis und Anzahl sind natürlich eine Frage des richtigen Timings und Kontext. Wenn Sie es beherrschen, werden Sie die Herzen der anderen gewinnen und als Mensch geliebt.
Wichtig ist, dass Sie beide Seiten beherrschen: Ihre Stärken und Ihre Schwächen. Wer nur stark ist, ist eine gefühlskalte Hülle. Niemand, dem andere gerne folgen. Wer nur schwach ist, ist ein Häufchen Elend. Niemand, dem andere gerne folgen.
Doch wenn Sie stark sind und gleichsam zu Ihrer Schwäche stehen, werden Sie etwas Wunderbares erleben. Denn dann wird Ihr Mut zur Schwäche auf einmal Ihre wahre Stärke.
Hinweis: Im Herbst 2020 erscheint mein neues Buch zum Thema „Starke Anführer“. Melden Sie sich in meinem Newsletter an, um rechtzeitig informiert zu werden.
Eines noch...
Das Stärkste,
was Sie tun können, ist:
Gegenwart machen!
Für und mit den Menschen.
AUF IHRE KOMMENTARE UND MEINUNGEN ZUM ARTIKEL FREUE ICH MICH.
Weitere Videos sowie meine Serie #CappuccinoFriday finden Sie auf meinem YouTube-Kanal.
Mut zum Glücklichsein
Glück wird oft als ultimatives Lebensziel gepredigt. Wer will dagegen auch rebellieren? Mir ist zumindest noch niemand begegnet, der nach dem Motto lebt: „Ich will unglücklich sein!“ Und doch halte ich Glück nicht für das ultimative Lebensziel. Glück ist mir zu mystisch und abstrakt. Es gibt einen pragmatischeren Weg. 12 Gedanken dazu…
Glück wird oft als ultimatives Lebensziel gepredigt. Wer will dagegen auch rebellieren? Mir ist zumindest noch niemand begegnet, der nach dem Motto lebt: „Ich will unglücklich sein!“ Und doch halte ich Glück nicht für das ultimative Lebensziel.
Denn wenn Sie etwas in Ihrem Leben erreichen wollen, brauchen Sie eine gewisse Prise Unzufriedenheit. Unzufriedenheit sorgt für Handlungsdruck. Und Handlungsdruck brauchen Sie, damit Sie am Status Quo in Ihrem Leben etwas verändern.
Glück ist außerdem ein schwer greifbares Wort. Was ist Glück überhaupt? An dieser Frage doktern die Menschen schon seit Jahrhunderten rum — und haben immer noch keine allgemein gültige Antwort gefunden. Stattdessen wabert ein scheinbar magischer Mythos um diesen Begriff.
Und so habe ich mich für eine pragmatischere Lebensweisheit entschieden: Statt eines glücklichen Lebens, will ich mein eigenes, selbstbestimmtes Leben leben.
Der Mensch neigt zum Vergessen
Vor rund 15 Jahren hätte ich diese Lektion eigentlich schon gelernt und für immer verinnerlicht haben müssen. Damals hatte mich die Diagnose Krebs mental wachgerüttelt. Und die Erkenntnis wurde real: Auch mein Leben ist endlich.
Doch Menschen neigen dazu, zu vergessen. Und so musste ich mich dieses Jahr daran erinnern, dass mein Leben nicht nur beruflich Vollgas braucht, sondern vor allem einen Rhythmus. Ansonsten ist es plötzlich vorbei und man beendet das eigene Leben wie ein Schluck Wasser in der Kurve.
Und so habe ich es gewagt, mein berufliches Jahr 2019 bereits Mitte November zu beenden. Gar nicht so einfach. Das schlechte Gewissen meldet sich lautstark zu Wort. Aber in meinem Horizont steht ein Traum: Wieder nach Neuseeland reisen. Dort hatte ich damals studiert und wollte das Land unbedingt nochmal bereisen. Heute erfülle ich mir diesen Traum.
Mit meiner Frau reise ich per Rucksack durch Neuseeland. Wir sind nun bereits seit rund vier Wochen unterwegs und völlig rausgerissen aus unserem normalen Alltag. Heute habe ich mich hingesetzt und mich selber nochmal daran erinnert: Was macht eigentlich mein Leben zu meinem eigenen Leben?
Der PRAGMATISCHE WEG ZUM GLÜCK
Selbstbestimmung hat auf jeden Fall etwas Wertvolles. Menschen, die selbstbestimmt sind, zeigen Haltung. Verbiegen sich nicht, um anderen zu gefallen. Selbstbestimmung sorgt also für Ansehen und natürliche Autorität bei Freund und Feind.
Doch was die anderen denken, kann einem egal sein. Für viel wichtiger halte ich die Wirkung auf das eigene Wohlgefühl: Zu wissen, dass man selber immer mit Rückgrat in den Spiegel schauen kann, tut gut. Selbstbestimmt das eigene Leben zu leben sorgt also immer wieder für Glücksmomente.
Und plötzlich ist Glück für mich erstaunlich einfach greifbar. Es braucht kein Kloster, Guru oder lange Jahre zur Erleuchtung. Sie brauchen vielmehr den Mut, das zu machen, was Ihnen wichtig ist. Und wenn Sie das dann gemacht haben, haben Sie bereits Ihren nächsten persönlichen Glücksmoment gewonnen.
Diese einfache Erkenntnis geht im Alltag verdammt schnell unter. So ist es mir dieses Jahr beinahe auch ergangen. Denn mein Leben ist - genau wie Ihres - voller Action. Die Beratungsprojekte mit Familienunternehmen waren dieses Jahr fordernd, denn der Veränderungsdruck in der Wirtschaft ist hoch. Zusätzlich haben mich über 40 Vorträge viel durch die Gegend reisen lassen. Und zwischendurch habe ich mein zweites Buch zu Ende geschrieben. Im Herbst verdichten sich die Termine. Mein Oktober und November bestand aus einigen 7-Tage-Wochen. Und in diesem Tempo hätte ich bis Weihnachten weiter machen können.
Selbstbestimmt leben
Doch so weit ließ ich es diesmal nicht kommen. Und ich bin froh, dass ich den Mut hatte, meinem beruflichen Jahr ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Ich kann meine Akkus laden, meinen Kopf frei machen, schöne Momente mit meiner Frau genießen und Kraft und Stärke für das neue Jahr sammeln. Heute regnet es an der neuseeländischen Küste und ich habe mich hingesetzt und meine Haltung zusammengefasst: Was macht für mich ein selbstbestimmtes Leben aus?
1) Wissen, wo ich hin will.
Sie können sich viele Fragen stellen. Doch eine ist die stärkste. Und sie ist die einzige Frage, die Sie für ein selbstbestimmtes Leben auch wirklich beantworten müssen: Wo wollen Sie hin? Sie brauchen einen Horizont, auf den Sie zustreben. Denn ein Mensch ohne Horizont taumelt richtungslos durchs Leben. Wenn Sie nicht nur Staub aufwirbeln, sondern am Ende Ihres Lebens sinnvolle Spuren hinterlassen haben wollen, dann seien Sie sich klar darüber: Wo wollen Sie hin?
2) Gegenwart machen!
Verschwenden Sie nicht zu viel Zeit mit Nachdenken, Planen oder Sorgen machen. Wenn Sie ehrlich zu sich sind, erkennen Sie: Viel zu oft sind das nur faule Ausreden, um nicht ins Tun zu kommen. Statt zu handeln, hängen Sie mit Ihren Gedanken mal in der Vergangenheit, mal in der Zukunft. Doch für alle Lebensbereiche gilt: Wenn Sie etwas im Leben erreichen wollen, müssen Sie dafür etwas tun. Und zwar im Hier und Jetzt. Ich nenne das: Gegenwart machen!
3) Auf die Unterstützer fokussieren.
Schmeißen Sie die negativen Menschen am besten aus Ihrem Leben. Nörgler, Neider und Zerstörer gibt es eine Menge. Wie Vampire saugen sie Ihnen und Ihren Vorhaben jegliche Lebenskraft aus den Adern. Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht damit, diese Menschen zu Fans machen zu wollen. Die Gefahr ist groß, dass Sie sich verbiegen, faule Kompromisse machen oder Dinge tun, die Sie gar nicht machen wollen. Fokussieren Sie sich lieber auf Ihre Unterstützer. Hier gewinnen Sie positive Kraft und Umsetzungs-Power! Übrigens: Ein starker Unterstützer ist kein Honig-Ums-Maul-Schmierer, sondern ein Mensch, der sie fördert und vor allem auch fordert.
4) Konstruktiv unbequem sein.
Denken Sie an die Menschen, die Sie weiter gebracht haben. Wer waren sie? Diese Menschen hatten keine positive Wirkung auf Sie, indem diese Menschen Ihnen permanent den Kopf gestreichelt haben. Im Gegenteil: Es waren ihre konträren Meinungen. Ihr Mut, den Finger in Ihre Wunde zu legen und solange zu drücken, bis es weh tut — damit Sie wussten, wohin Sie schauen müssen. Wenn Sie anderen Menschen helfen wollen, seien Sie also konstruktiv unbequem. Nicht, um andere Menschen zu ärgern oder zu verletzen. Sondern um ihnen dabei zu helfen, besser zu werden.
5) vorweg gehen.
Wenn Sie etwas im Leben bewegen wollen, müssen Sie vorweg gehen. Als Anführer sind Sie nichts anderes als ein Künstler oder ein Original: Sie müssen Ihren eigenen Weg erschaffen. Und der wird meist erst klar, wenn Sie ihn gehen. Die Alternative: Sie folgen dem Mainstream und machen das, was populär ist. Doch dann sind Sie kein Anführer. Wollen Sie gar kein Anführer sein? Sollten Sie aber. Denn nur als Anführer gehen Sie den Weg zum selbstbestimmten Leben. Sie sind also mindestens Anführer für sich selbst. Wenn Sie das nicht wollen, landen Sie garantiert in einer Sackgasse, an deren Ende Ihr Glück wie ein Haufen Elend verkümmert.
6) Dem Schmerz stellen.
Wer glücklich und erfüllt leben will, muss bereit sein, sich auch dem Schmerz zu stellen. Nicht ständig. Sie brauchen kein Sadist, Masochist oder ähnliches werden. Doch erinnern Sie sich daran: Das Leben ist kein Ponyhof. Im Gegenteil: Wenn es darauf ankommt, kann das Leben hart sein. Manchmal auch ein richtiges Arschloch, das Ihnen ganz schön weh tut. Sie brauchen jetzt die Entschlusskraft, sich diesem Schmerz zu stellen. Den Mut, nicht auszuweichen. Sondern das zu tun, was jetzt zu tun ist.
7) Ballast abwerfen.
Etwas ist dann perfekt, wenn zwar noch viel hinzugefügt werden kann — jedoch nichts mehr weggenommen werden darf. Werfen Sie also Ballast ab. In allen Lebensbereichen: Finanziell, Materiell, Sozial, ... Wie viele Dinge müssen Sie besitzen? Brauchen Sie all die Statussymbole, Bücher, Krimskrams, ...? Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihrem Bekanntenkreis? Wer sind Ihre wahren Freunde? Bekommen diese ausreichend Zeit? Ist das eine Familienmitglied, das Sie immer wieder nervt, es wirklich „wert“, dass Sie immer noch Zeit mit ihm verbringen? Können Sie wirklich sieben Projekte parallel im Job abarbeiten — oder wäre es nicht wirkungsvoller, sich nur auf zwei zu beschränken? Hängt Ihr Wohlbefinden davon ab, was Sie haben oder erleben — oder können Sie den Genuss auch im Verzicht erleben? Und am Ende sogar einfach bedingungslos glücklich sein?
8) DEn Körper fit halten.
Ihr Körper ist das einzige Zuhause, aus dem Sie nicht umziehen können. Ich habe für mich definiert: Ich mache Sport, um von meinem Körper Energie zu bekommen. Wettkämpfe muss ich nicht mehr gewinnen. Auch brauche ich keinen gefährlichen Risikosport, um mich lebendig zu fühlen. Ich will meinen Körper einfach nur fit und in Bewegung halten. Ernährung ist für mich eine vorbeugende Medizin. Ich nenne das alles: Sportliche Wellness. Und sie gelingt mir immer öfters ;-)
9) viel Schlafen.
Als Student war ich von den vermeintlichen High Performance Menschen beeindruckt, die nach dem Motto lebten: „Ich brauche nur 4 Stunden Schlaf“. Ich halte das für Schwachsinn. Mein Körper und mein Kopf brauchen Schlaf, um gut zu funktionieren. Und zwar am liebsten acht Stunden. Ich gehe zu ähnlichen Zeiten ins Bett. Und stehe zur gleichen Zeit auf. Esse abends leicht. Trinke wenig bis keinen Alkohol. Jeden Tag. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel ;-)
10) Rhythmus finden.
Kein Mensch kann dauerhaft Spitzenleistung bringen. Tiere jagen und liegen danach stundenlang auf der faulen Haut. Ebbe und Flut wechseln sich ab. Genauso Tag und Nacht. Die Natur ist voller Rhythmen. Finden auch Sie Ihren Rhythmus. Geben Sie nicht nur Gas. Sondern finden Sie auch ausreichend Zeit für Pausen und Erholung. Für mich gibt es drei Arten der Pausen. Täglich: Zwischendurch immer mal wieder kurz inne halten, statt non-stop durchzuballern. Zwischendurch: Hier und da mal einen halben oder ganzen Tag, mal auch nur ein paar Stunden frei machen. Urlaub: Mindestens zwei Wochen am Stück, um auf völlig andere Gedanken zu kommen. Und vor allem, um zu reisen und dabei etwas zu erleben.
11) Den engsten Clan pflegen
Es macht nur Sinn, zu reden, wenn es auch jemanden gibt, der zuhört. Wir brauchen unseren Clan. Und vor allem: Unseren engsten Clan. Die Menschen, die wirklich wichtig sind. Konflikte sind nicht meine Leidenschaft, auch wenn sie beruflich notwendig und oft Teil meines Alltags sind. Doch grundsätzlich ist mir Harmonie im Miteinander sehr wichtig. Und in meinem engsten Clan ist sie mir besonders wichtig. So haben meine Frau und ich zum Beispiel vereinbart, dass wir mit ungelösten Konflikten nicht ins Bett gehen. In meiner Arbeit erlebe ich, wie viel Zeit und Mühe die Menschen in ihre beruflichen Beziehungen investieren. Und dann leider völlig vernachlässigen, sich um die Menschen zu kümmern, die am Ende um ihr eigenes Sterbebett stehen… wenn sie nicht vorher vor lauter Vernachlässigung abgehauen sind.
12) Will ich die gemachten Änderungen speichern?
In Computerspielen, Word oder Excel werden wir beim Beenden gefragt: Wollen Sie die Änderungen speichern? Wie sieht es mit Ihrem Leben aus? Angenommen heute endet Ihr Leben abrupt. Auf dem Weg ins Jenseits werden Sie mit Ihrem bisherigen Weg konfrontiert und gefragt: Wollen Sie die gemachten Änderungen wirklich speichern? Was würden Sie heute antworten? Und Sie haben Glück, denn Sie leben noch. Also: Was müssen Sie heute unbedingt noch erledigen oder ändern, damit Sie die Frage mit „Ja, ich will unbedingt speichern“ beantworten?
All diese Fragen sind simpel — und Sie werden sie sich in dieser oder ähnlicher Form bereits stellen. Doch es geht nicht um die Fragen, sondern um Ihre Antworten. Diese zu finden, ist schon schwieriger. Und es ist erst recht eine Herausforderung, die gefundenen Antworten auch konsequent im Alltag zu leben. Mir helfen diese Fragen, um mich auf Spur zu halten und mich an die Essenz zu erinnern, damit ich am Ende sagen kann: Ich hatte den Mut, mein eigenes Leben zu leben.
Welche Fragen stellen Sie sich?
Welche Antworten geben Sie darauf?
Wie gut leben Sie das, was Sie sich selbst predigen?
Eines noch...
Das Stärkste,
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Auf die innere Stimme hören
Als ich auf den Parkplatz des Kölner Klinikums fahre, habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. Dieser Vortrag wird anders. Das weiß ich. Es geht heute nicht um Business. Und ich werde auch nicht für meinen Auftritt bezahlt. Heute geht es um das Leben — und wie ich damals darum gekämpft habe, es behalten zu dürfen. Die wichtigsten Dinge im Leben sind eben nicht selbstverständlich. Das merken wir jedoch erst, wenn wir sie verloren haben. Die Liebe. Echte Freunde. Und erst recht: unsere Gesundheit.
Als ich auf den Parkplatz des Kölner Klinikums fahre, habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. Dieser Vortrag wird anders. Das weiß ich. Es geht heute nicht um Business. Und ich werde auch nicht für meinen Auftritt bezahlt. Heute geht es um das Leben — und wie ich damals darum gekämpft habe, es behalten zu dürfen.
Die wichtigsten Dinge im Leben sind eben nicht selbstverständlich. Das merken wir jedoch erst, wenn wir sie verloren haben. Die Liebe. Echte Freunde. Und erst recht: unsere Gesundheit.
Loyalität
In der Geschäftswelt begegnen mir häufig Menschen, die alles geben, damit der Laden läuft. Die absolut loyal ihrem Arbeitgeber gegenüber sind. Oft sogar loyaler als gegenüber ihrer Familie. Und vor allem loyaler als sich selbst gegenüber. Die zahlreichen Überstunden, Nächte in Hotels, stressigen Meetings — und die wenige Zeit für Familienabende, Sport oder einfach mal nichts zu tun.
Doch wenn ich als starker Anführer Verantwortung für ein Team, ein ganzes Unternehmen und das langfristige Überleben von Letzterem übernehmen will — dann kann und darf ich mich selber dabei nicht aus den Augen verlieren. Wie sieht es denn bei Ihnen aus? Was oder wem schenken Sie absolute Loyalität? Wer steht auf Platz 1? Wie sieht die Rangfolge danach aus?
Der einzige Wegweiser
Fragen wie diese zu beantworten, ist gar nicht so einfach. Sie können die Antwort nämlich nicht da draußen finden. Sie müssen die Reise nach innen antreten. Auf Ihre innere Stimme hören. Sie ist der einzige Wegweiser zu Ihrer wahren Erfüllung.
Die Diagnose Krebs liegt während ich das hier schreibe schon über 15 Jahre zurück. Ich habe den Krebs besiegt und bin seitdem gesund. Am Krebs bin ich nicht zerbrochen. Er hat mich stärker gemacht. Vor allem dadurch, dass ich gelernt habe, auf meine innere Stimme zu hören.
Meine Loyalität gilt nun mir selber — und meiner Familie. Meine Gesundheit steht sozusagen auf Platz 0. Und meine Familie ist meine unangefochtene Nummer 1. Gemeinsame, unvergessliche Momente zu erleben, sind für mich das Wichtigste. So wie die Begegnung, die meine Frau und ich mit Löwen hatten.
Gleichzeitig ist mein Beruf meine zweite große Liebe. Und auch diese Liebe ist stark und verlockend. Mein Beruf ist kein Job für mich, sondern Berufung. Und so rutsche ich dann doch immer mal wieder in intensive Phasen, in denen mich meine Berufung vereinnahmt. Die größte Herausforderung ist eine wahre Kunst: nämlich die wichtigen Loyalitäten und Prioritäten im Leben in einen gesunden Rhythmus zu bringen.
Zu diesem Thema habe ich einen Artikel geschrieben, der im Magazin LebensWert des gleichnamigen Vereins an der Kölner Uni-Klinik erschienen ist. Jener Abend im Klinikum wurde auch durch diesen Verein organisiert. Ich las aus meinem Buch und sprach mit den Gästen offen über meine damalige Krebserkrankung — wie ich sie besiegt habe — und was ich daraus für mein Leben gelernt habe.
Der Sinn des Lebens
Wenn man keinen Sinn im Leben hat, macht man sich einen fremden Sinn zu eigen. Bei mir war es die Jagd nach dem Geld. Doch der Erfolg hatte einen hohen Preis. Meine Frau fror vor Einsamkeit, denn ich verbrachte mehr Nächte in Hotels als zuhause. Die jungen Jahre meines Sohnes habe ich mehr oder weniger verpasst. Zwar sagte ich damals: Meine Familie ist mir das Wichtigste. Doch meine Handlungen zeigten etwas anderes. Und das alles nur, um Karriere zu machen.
Die Ironie dabei ist: Mit meinem Job war ich alles andere als glücklich, denn mein Umfeld in der Finanzbranche hatte – sagen wir mal: andere Wertvorstellungen als ich. Und ich fühlte mich wie eine funktionierende Hülle. Nach außen zwar stark, aber innerlich gefühlsleer und orientierungslos.
Was raten Sie einem Freund, wenn er in so einer blöden Situation steckt? Ändere was! Aber so einfach ist das nicht. Menschen können ganz schön viel „Leid“ aushalten, nur um die Ungewissheit zu vermeiden, die mit jeder Veränderung einhergeht.
Zufallsbefund
Eines Tages suchte ich dann einen Internisten auf. Meine Frau hatte mich gebeten, eine kleine Entzündung unter meiner Achsel prüfen zu lassen. Ich dachte noch: „Kommt von alleine, geht wieder von alleine“, als der Arzt sagte: „Sie haben sich wohl beim Rasieren geschnitten. Haarwurzelentzündung.“ Eigentlich hätte ich danach aufstehen und die Praxis verlassen können. Doch der Arzt machte etwas, was aus medizinischer Sicht völlig unnötig war – mir aber rückblickend an diesem Tag das Leben rettete.
Er untersuchte mit dem Ultraschallgerät meine Schilddrüse und entdeckte einen Tumor. Die weiteren Untersuchungen bestätigten den Verdacht: Schilddrüsenkrebs. Dann ging alles ganz schnell: OP, Radio-Iod-Therapie, Kontrolle des Tumormarkers. Immer noch erhöht! Die Ärzte wollten mich wieder bestrahlen.
Doch ich entschied mich dagegen und holte mir eine Zweitmeinung. Herauskam statt Radio-Iod die Empfehlung einer zweiten OP. Dann die nächste Horrormeldung: Ich könnte meine Stimme verlieren, da der Stimmbandnerv auf Grund des vernarbten Gewebes nur noch schwer zu finden sei.
Keine Zeit mehr verschwenden
Aber was sollte ich machen? Ausweichen oder weglaufen hätte nichts gebracht. Und so begab ich mich mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung in die Hände der Ärzte.
Es ging zum Glück alles gut. Als ich dann in meinem Zimmer lag, passierte etwas Merkwürdiges. Ich hörte eine innere Stimme. Sie fragte mich: „Willst Du überhaupt leben?“ Als ich das mit einem Ja beantwortete, fragte sie weiter: „Warum verschwendest Du dann Deine Lebenszeit?“ Darauf hatte ich zunächst keine Antwort.
Als ich die Klinik verließ, war jedoch klar: Meine Lebenszeit ist endlich. Und deswegen wollte ich sie nicht mehr verschwenden. Keine falschen Leute, Projekte und Themen mehr. Ich hatte mir geschworen, nun auf meine innere Stimme zu hören. Das ist nicht immer leicht, da man dann hier und da aneckt.
Wir müssen den Mund aufmachen und Haltung zeigen, wenn wir selbstbestimmt leben wollen. Deswegen braucht Mut eine Stimme. Insofern bin ich dem Krebs dankbar dafür, dass er mich gezwungen hat, Verantwortung für mein Leben zu übernehmen.
Eines noch...
Das Stärkste,
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Für und mit den Menschen.
Artikel als PDF (auf Seite 10)
Homepage des LebensWert e.V.
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Der Sinn des Lebens: Reich werden
Das moderne Leben bietet uns ungeahnte Möglichkeiten. Selbstredend, dass der Erfolg immer schnell kommen muss. Neue Geschäftsmodelle beweisen sich innerhalb von 100 Tagen. Der richtige Lebenspartner für eine erfüllte Beziehung ist nur einen Wisch entfernt. Und überhaupt ist es für jeden machbar, in ein paar Jahren zum Millionär zu werden. Man muss nur einem der Gurus ausreichend Geld in den Rachen werfen und dann verrät er die Abkürzung zum finanziellen Glück. Ich bin überrascht, wie viele Menschen sich wie dumme Schafe verhalten und auf all den Mist reinfallen.
Das moderne Leben bietet uns ungeahnte Möglichkeiten. Selbstredend, dass der Erfolg immer schnell kommen muss. Neue Geschäftsmodelle beweisen sich innerhalb von 100 Tagen. Der richtige Lebenspartner für eine erfüllte Beziehung ist nur einen Wisch entfernt. Im Internet mal eben ein paar Tausend Euro nebenher verdienen. Und überhaupt ist es für jeden machbar, in ein paar Jahren zum Millionär zu werden. Man muss nur einem der Gurus ausreichend Geld in den Rachen werfen und dann verrät er die Abkürzung zum finanziellen Glück. Ich bin überrascht, wie viele Menschen sich wie dumme Schafe verhalten und auf all den Mist reinfallen.
Nach meinem Abitur wollte ich unbedingt an der EBS Universität studieren. Als älteste private Wirtschaftsuniversität in Deutschland stellte sie mich jedoch vor ein Problem: mir fehlten rund 50.000 Euro, um das Studium zu bezahlen. Da meine Eltern keine Bonzen waren, lernte ich die erste wichtige Lebenslektion: Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden.
Rückblickend bin ich überrascht, dass es damals wirklich eine Bank war, die mir ein Darlehen angeboten hat. Und zwar ohne Sicherheiten. Und mit einem erfreulich kurzen Kreditvertrag. Er hatte nämlich nur 1,5 Seiten.
Es näherten sich die ersten Semesterferien und ich war auf der Suche nach einem bezahlten Praktikum. Ich brauchte nämlich Geld, um mein Leben zu finanzieren. Dieses Gefühl war irgendwie komisch. Geld motivierte mich, in den Semesterferien mit profilneurotischen Beratern von morgens früh bis abends spät im Großraumbüro beim Kunden zu hocken – anstatt das studentische Leben mit Musik, Party und Lebenslust zu genießen.
So schwor ich mir: Geld darf nie wieder ein Sorgenthema sein!
Der Sinn des Lebens
Wenn ich heute mit Unternehmern in meinen Coachings darüber spreche, was sie aus Ihrem Leben machen wollen, werden das meistens intensive Diskussionen. Jeder hängt voll im Tagesgeschäft drin, das einem Laufband gleicht, bei dem die Geschwindigkeit immer höher gedreht wird. Fürs Träumen oder das Nachdenken über den Lebenssinn bleibt da kaum Zeit. Und in unseren Gesprächen merken sie: wenn wir uns dann die Zeit zum Nachdenken nehmen, fällt es uns komischerweise verdammt schwer, zu definieren, was wir eigentlich aus unserem Leben machen wollen.
So ging es mir als Student auch. Und da habe ich es mir – wie viele andere Menschen auch – einfach leicht gemacht. Wenn Du keinen Lebenssinn hast, dann ist der Sinn des Lebens: reich werden.
Gefährlicher Irrglaube
Nach meinem Studium begann ich also meine Karriere dort, wo es sich rund um die Uhr um Geld dreht: in der Finanzbranche. Als Verantwortlicher für den Vertrieb eines Private Equity Fonds jagte ich förmlich Geld. Und es kam dann auch. In meinem Fall hatte der Erfolg jedoch seinen Preis.
Ich sagte damals zwar, meine Familie ist mir das Wichtigste. Mein Verhalten zeigte aber etwas anderes. Denn ich verbrachte mehr Nächte in Hotelbetten als Zuhause. Und so hatte ich eine Ehefrau, die vor Einsamkeit fror. Die „Gaga“-Jahre mit meinem Sohn hatte ich mehr oder weniger verpasst. Und dann war ich auch noch unzufrieden mit meinem Job, da meine Partner andere Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens hatten als ich. So verlor ich den Glauben an die Idee. Keine guten Voraussetzungen, um beruflich erfüllt zu sein.
Trotz all dieser Unzufriedenheit lief ich weiter dem Geld hinterher. Geld ist wie eine Droge. Es ist eben nie genug.
Ich brauchte damals einen Tritt in den Hintern. Den bekam ich mit der Diagnose Schilddrüsen-Krebs. Keine leichte Kost. Aber eine wirksame. Den Krebs habe ich besiegt. Und meinem Leben dann eine neue Richtung gegeben.
Der reichste Mann der Welt
Kürzlich habe ich mit meiner Frau den Film „Alles Geld der Welt“ gesehen. Er handelt von Jean Paul Getty, der seinerzeit der reichste Mensch der Welt war. Sein Enkel wurde in Rom entführt. Doch Getty weigerte sich, das Lösegeld zu zahlen, da er die Entführung für eine Finte hielt. Als seinem Enkel ein Ohr abgeschnitten wurde, zahlte er schließlich doch das Lösegeld.
Die Entführer forderten 3 Mio. Dollar. Medien berichteten, dass Getty jedoch nur 2,2 Mio. Dollar zahlen wollte. Der Grund ist erschütternd: die 2,2 Mio. waren der Höchstbetrag, den er steuerlich geltend machen konnte. Die restlichen 800.000 Dollar musste sich sein Sohn (Vater vom entführten Enkel) mit 4% Zinsen von Getty leihen.
Der Film wirft ein sehr mitleidserregendes Licht auf den reichen Getty. Er schwimmt zwar im Geld. Aber mehr als sein Geld und sein Besitz zeichnet ihn auch nicht aus. Während ich den Film sah, schwankten meine Gefühle zwischen Mitleid und Verachtung. Geld als einziger Lebenssinn ist für mich auf jeden Fall wertlos.
Schafherden und Brüllaffen
Keine Frage: in einer kapitalistischen Welt ohne Geld zu leben, ist Mist. So ist es verständlich, dass für viele Menschen Reichtum und finanzielle Freiheit wichtige Lebensziele sind. Mit viel Geld macht das Leben mehr Spaß.
Doch da viele Menschen diesen Zustand noch nicht erreicht haben, ist der Boden wie gemacht für die menschlichen Brüllaffen. Sie suggerieren, dass finanzieller Wohlstand ein Geburtsrecht für jedermann sei. Du schaffst es, wenn Du nur willst! Und der Weg ist so einfach und er kann so schnell gegangen werden, wenn Du nur weißt, was die notwendigen Schritte sind. Diese sind natürlich „geheim“. Aber sie werden auf teuren Seminaren und Coachings verraten.
Und so pilgern die Menschen wie Schafe zu den Brüllaffen und wundern sich, dass am Ende zwar die Brüllaffen die fette Beute gemacht haben – nur sie selber hängen noch in den Herausforderungen des Alltags gefangen. Denn die wahre Kunst ist nicht, den Weg zu kennen, sondern den Weg auch tatsächlich zu meistern. Wissen reicht eben nicht. Sie müssen es auch tun. Und dazu gehören im Wesentlich einfach nur Konsequenz und Disziplin.
Der wahre Reichtum für jeden von uns
Im Vaterunser heißt es: „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Wir beten nicht: „Gib mir über Nacht so viel Brot, dass ich nie wieder welches besorgen muss“. Merkwürdig also, dass viele Menschen trotzdem dem unerschöpflichen (finanziellen) Brot hinterherlaufen und dafür Dinge aus den Augen verlieren, die sie vielleicht für immer verlieren.
In meinem Buch „Mut braucht eine Stimme“ zitiere ich Bronnie Ware, eine australische Palliativmedizinerin. Sie hat mit vielen Menschen zu tun, die an ihrem Lebensende angekommen sind. Sie fragte sie: Was bedauerst Du am meisten?
Sie ahnen es wahrscheinlich schon: Geld gehört nicht zu den Antworten. Stattdessen bedauern die Menschen dies:
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.
Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.
Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit Freunden und Familie verbracht.
Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein.
All diese Dinge haben eines gemeinsam: Sie können sie für Geld nicht kaufen.
Ich habe damals, nachdem ich den Krebs besiegt habe, meinem Leben eine neue Richtung gegeben. Also mit dem ersten Punkt von Bronnie Ware’s Liste angefangen: den Mut aufgebracht, mein eigenes Leben zu leben.
So bin ich aus der Finanzbranche ausgestiegen und habe beruflich nochmal völlig neu angefangen. Das war mit starken, finanziellen Einbußen verbunden. Aber das ist nichts, was einen umbringt. Im Gegenteil. Sie wissen ja: Probleme sind dazu da, dass wir sie lösen. Und daran wachsen wir. Das nennt man dann Erfahrung.
Dann habe ich um meine Ehe gekämpft und meine Frau um eine zweite Chance gebeten. Sie hat sie mir zum Glück gegeben.
Heute strebe ich nicht nach finanzieller Freiheit, sondern nach selbstbestimmter Zeit. Die Ironie ist, dass ich mittlerweile mehr verdiene als damals, als ich noch verbissen hinter der Kohle herlief.
Ich investiere meine Zeit in die gemeinsam geteilten Momente mit meiner Familie. Das kann ein Urlaub sein. Es können aber auch einfach nur gute Gespräche, ein Ausflug mit dem Sohn oder ein Spaziergang mit meiner Frau sein.
Das Schöne ist, dass diese Art von Wohlstand wirklich jeder von uns erreichen kann. Und dieser Wohlstand ist es auch, der die Welt zu einem guten Ort macht. Liebe und Mitgefühl sind die Basis für unseren Weltfrieden. Das Weihnachtsfest ist dazu eine schöne Gelegenheit, diese Art von Reichtum mit unseren Liebsten zu genießen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein reiches Weihnachtsfest voller Liebe und Mitgefühl. Und für das kommende Jahr eine heitere Gelassenheit und entspannten sportlichen Ehrgeiz, damit Ihr tägliches (finanzielles) Brot Ihren emotionalen Frieden versüßt.
Auf Ihre Kommentare (weiter unten unter dem Text) freue ich mich. Und wenn Ihnen der Beitrag gefällt, helfen Sie mir, dass er seinen Weg in die Welt findet. Also teilen erlaubt :-)
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Wofür es sich heute noch zu träumen lohnt
Wir zeigen jeden Tag, wie glücklich, erfolgreich und souverän wir sind. Doch hinter der Fassade lauert unsere Angst, über die niemand offen spricht. Wir drohen zum Spielball des unkontrollierten Fortschritts zu werden. Doch wofür lohnt es sich eigentlich heute noch, zu träumen?
Wir zeigen jeden Tag, wie glücklich, erfolgreich und souverän wir sind. Doch hinter dieser Fassade lauert unsere Angst, über die niemand offen spricht.
In meinen Coachings begegnen mir Menschen, die „es“ geschafft haben. Eigentlich. Es sind Unternehmer und Top-Führungskräfte. Sie verdienen sehr gut. Haben ein schickes Haus. Eine tolle Familie. Müssen beim Einkaufen nicht auf jeden Euro achten. Machen unvergessliche Urlaube. Sie leisten sich die neuesten technischen Gimmicks. Tragen teure Uhren. Fahre beeindruckende Autos. Und zu Ihrer Geburtstagsparty kommen 30-40, manchmal auch 100 Gäste. Sie stehen in der Mitte und Blüte ihres Lebens. Und sind dennoch unzufrieden.
Doch darüber sprechen sie normalerweise nicht. Denn diese Unzufriedenheit fühlt sich komisch an. Manche beschreiben sie als „gehetzt, getrieben, rastlos“. Andere als „besorgt und verunsichert“. Manche sogar als „verletzt, traurig, niedergeschlagen“. Aber solche dunklen Abgründe passen nicht in unsere moderne Gesellschaft. Hier zählt es, gut drauf zu sein. Zuversichtlich, optimistisch, dynamisch und motivierend. Stark und souverän. Bloß kein Weichei, Spielverderber oder Skeptiker sein.
Wenn wir den Statistikern glauben, ist die Welt im Laufe der Zeit viel besser geworden. Aber diese gute Botschaft ist in uns noch nicht angekommen. Tiefenpsychologische Couchgespräche von Meinungsforschern zeigen immer wieder – in den Deutschen brodelt Wut. Eine Wut, die durch Selbstkontrolle noch im Zaum gehalten wird – und bisher nur stellenweise ausbricht. Solche Eruptionen zeigen sich dann in Form von Krawall in Chemnitz oder den steigenden Wählerstimmen für die AfD.
Doch warum fühlen wir uns so? Ich sehe vor allem zwei Gründe, weswegen wir die glorreiche Moderne nur mit Angst und Wut genießen.
Legebatterien für Funktionsmenschen
Zum einen haben wir uns eine Kunstwelt geschaffen, für die wir nicht geeignet sind. Moderne Büro-Skylines sind zwar beeindruckend. Doch gleichzeitig erinnern sie mich an Legebatterien für Funktionsmenschen. Jeden Tag marschieren sie – schick verkleidet – in die Büros. Und dann geht der moderne Büro-Krieg los.
Die wesentliche Spielregel lautet: Wir gehen respektlos miteinander um. Aus Sorge, im rasenden Innovations-Wettrennen den Anschluss zu verlieren, wird mit Macht, Druck und Dominanz geführt. Alle sollen mutig sein und neue Dinge ausprobieren, aber keiner darf einen Fehler machen, denn sonst wird der Schuldige sanktioniert. In der Folge wird statt Klartext weichgespült und die Fahne in den Wind gehangen. Bloß nicht die Karriereleiter nach oben pinkeln. Und so herrscht in vielen Unternehmen ein Klima der Angst.
Intrigen und versteckte Spielchen machen den sowieso schon zermürbenden Arbeitsalltag auch noch kompliziert. Wir laufen nicht nur im Hamsterrad, sondern wir legen auch noch verletzende Hindernisse hinein und drehen gleichzeitig die Geschwindigkeit immer höher. Agile Methoden greifen um sich. Alles muss am besten gestern schon fertig sein. Wir leiden unter dem Instant-Virus.
Die Sehnsucht nach Ruhe
Doch bei all dem Lärm und der Geschwindigkeit sehnen wir uns nach Ruhe. Deswegen fahren wir als Ausgleich zum Bürowahnsinn am Wochenende „in“ die Natur. Da frage ich mich: wo waren wir denn während der Woche? Außerhalb der Natur? Wir haben uns von der Natur getrennt. Nicht nur im Sprachgebrauch. Sondern auch in unserem täglichen Verhalten.
Und wenn wir mal „in“ der Natur sind, bewegen wir uns auf Kunstschneisen, die wir in den Wald geschlagen haben. Diese nennen wir Wege. Denn zu viel Natur darf es dann doch nicht sein. Wenn es kreucht und fleucht, sticht und piekst oder einfach nur zu dreckig wird...
Doch wir merken bei all der sauberen Technik in unserer klinischen Kunstwelt: ohne Natur geht es nicht. Das spüren wir innerlich. Und holen uns dann wenigstens in bisschen davon nach Hause. Wir nennen das dann einen Garten. Doch der gefällt uns nur, wenn auch er klinisch sauber ist: die Hecke in Form, der Rasen akkurat – alles für ein optisch stimmiges Erscheinungsbild. Doch auch hier gibt es bereits tumorartige Auswüchse, wenn die Menschen ihren Garten statt mit Bäumen und Blumen nur mit Steinen “bepflanzen”.
Und so verlieren wir im technischen Fortschritt langsam immer mehr den Bezug zu uns selbst.
Fehlender Horizont
Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, dann war es schon super modern, wenn ich mich morgens per Modem in eine Mailbox einwählte, um die Ergebnisse der NBA Playoffs runterzuladen. Das Ganze dauerte rund fünf Minuten. Für eine Tabelle mit Zahlen. Heute schauen wir bei 160km/h auf der Autobahn Videos im Smartphone an – und regen uns auf, wenn die Übertragung ruckelt.
Uns ist gar nicht bewusst, wie viel Rechenpower wir mit diesem kleinen Gerät in den Händen halten. Nämlich mehr, als damals ein Großrechenzentrum in Form eines ganzes Bürokomplexes zu bieten hatte. Mein Smartphone hat 128 GB Speicherkapazität. In den Rechenzentren standen damals waschmaschinen-große Kisten mit einer Kapazität von 500 MB. Heißt: mit meinem Smartphone habe ich 256 Waschmaschinen in der Hosentasche. Und dieser technologische Fortschritt passierte gerade mal in knapp 20 Jahren.
Digitalisierung, Internet der Dinge, Robotik, künstliche Intelligenz, Blockchain, Gentechnik – es gibt so viele unglaublich beeindruckende Durchbrüche in der Forschung. Mit einem atemraubenden Tempo werden wir von Innovationen überrannt.
Doch wozu eigentlich?
Warum brauchen wir all diesen Fortschritt? Ich habe nicht den Eindruck, dass wir hier als Menschheit einen Plan verfolgen. Im Gegenteil: es wird gemacht, was machbar ist. Und wenn es nicht machbar ist, forschen wir solange, bis wir doch einen Weg gefunden haben.
Wir benutzen die Technik nicht, um unser Leben zu verbessern. Es ist genau anders herum: der Fortschritt benutzt uns, um stattzufinden. Wir sind Werkzeuge der Evolution. Und wir stellen selber das Tempo immer höher, ohne zu wissen, in welche Richtung wir eigentlich laufen.
Mittlerweile können wir menschliche Stimmen digital nachbilden. Wir können Videos in Echtzeit manipulieren. Die humanoiden Roboter sehen seit Sophia immer mehr wie wir Menschen aus. Es naht der Tag, da wissen wir nicht mehr, ob wir mit einem Mensch oder einer Maschine kommunizieren. Wir werden nicht mehr wissen, was echt oder eine Fälschung ist. Fake News sind da nur der lächerliche Anfang.
Der technische Fortschritt wird uns mit ungewohnten Fragen konfrontieren:
Werden wir uns in Maschinen verlieben?
Welche Auswirkungen hat das auf unsere Seele?
Haben intelligente Maschinen und Roboter die gleichen Rechte wie wir?
Wer wird bevorzugt in einer Firma befördert: künstliche Intelligenz oder der Mensch?
Wie gehen wir mit Menschen um, die auf Grund des rasenden (!) Fortschritts keine Zeit haben, sich an den modernen Arbeitsmarkt anzupassen?
Dürfen Algorithmen über Personalfragen entscheiden – wer eingestellt, befördert oder entlassen wird?
Darf eine Maschine über unser Schicksal bestimmen – wenn Roboter als Polizisten arbeiten und von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen? Oder wenn ein autonom fahrendes Auto in einen unvermeidlichen Crash gerät und sich nun aktiv dafür entscheidet, entweder das Leben der Insassen oder das der Fußgänger aufs Spiel zu setzen?
Uns fehlt als Gesellschaft der Horizont. Stattdessen diskutieren wir über den Diesel-Skandal, Brexit oder die Karriere des umstrittenen (Ex-) Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. Wir brauchen keine Kosmetik auf dem Status-Quo. Wir brauchen dringend ein Bild der Zukunft. Das uns zeigt, wo wir hin wollen. Das uns Orientierung gibt. Das Investitionen bündelt. Das uns als Gesellschaft vereint. Das uns klare Leitplanken gibt, was wir wollen – und vor allem auch was wir nicht (!) wollen.
Beispiel: Sie erwarten Nachwuchs. Der Arzt sagt Ihnen, dass das Baby im Bauch einen Gendefekt hat und krank zur Welt kommen wird. Sie können dies durch Genmanipulation verhindern und ein gesundes Kind auf die Welt bringen. Finden Sie Genmanipulation jetzt richtig?
Es beginnt meist damit, dass wir etwas erfinden, um einen Missstand zu heilen. Oder eine Situation zu verbessern. Doch dann werden wir gierig. Wenn wir heilen können, können wir auch designen. Was wäre, wenn Sie durch gezielte Genmanipulation Ihrem Kind ein paar Verbesserungen „einpflanzen“: Mathe-Genie, Sprachtalent, attraktive Körpergröße, durchsetzungsstarkes Wesen, kräftige Muskulatur, ...
Um zu wissen, was geht – und was nicht gehen darf ! – brauchen wir ein Zukunftsbild:
In was für einer Welt wollen wir eigentlich leben?
Da es dieses Bild nicht gibt, rennen wir mit einem beeindruckenden Tempo orientierungslos durch die Gegend. Jeder macht das, was er machen will.
Ein unbegrenzter Liberalismus predigt uns: alles ist möglich. Just do it! Doch Liberalismus braucht Grenzen!
Fressen oder gefressen werden
Schauen wir nochmal in die Natur. Der Stärkere frisst den Schwächeren. Oder der Schlauere besiegt den Dümmeren. Gut ist, wenn Sie oben in der Nahrungskette stehen. Denn es gilt: fressen oder gefressen werden.
Aber wollen wir so leben? Wer beim technischen Fortschritt nicht mithält, fliegt einfach raus? Was machen Sie als Taxifahrer, wenn Sie morgen keinen Job mehr haben, weil das Taxi selbständig fährt? Sie arbeiten einfach als Big-Data-Spezialist – auch wenn Sie keine Ahnung von Computern haben?
Als ich in Karlsruhe mit dem Taxi zu einer Konferenz fuhr, brachte es der Fahrer auf den Punkt: „Ich suche mir einen anderen Job. Und wenn es nicht mehr legal funktioniert, muss ich mir eben andere Wege suchen, um meine Familie zu ernähren.“
Als moderne Zivilisation muss das doch besser funktionieren. Wir haben in Deutschland die soziale Marktwirtschaft. Marktwirtschaft allein bedeutet: fressen oder gefressen werden. Der Zusatz „sozial“ erweckt den Eindruck, dass wir uns dadurch vom Tier unterscheiden. Sozial bedeutet, dass wir eine Zivilisation gebaut haben, die durch Werte und Leitplanken dafür sorgt, dass Fortschritt stattfindet, ohne die Würde des Menschen zu verletzen. Dass Fortschritt nicht um jeden Preis stattfindet, sondern zum Wohle unserer Gemeinschaft. Wobei ich den Eindruck habe, dass die Tiere das Soziale schon von Natur aus einfach können – und vor allem auch besser machen als wir.
Die Angst in uns
Vor uns liegt irgendetwas, das wir nicht sehen können. Und das ist die Ursache für diese diffuse Angst in uns Menschen. Obwohl es gut läuft, spüren Sie dieses komische Gefühl in sich: irgendetwas stimmt nicht... Es ist die Ungewissheit. Dieser Nebel, der vor uns liegt. Wir wissen einfach nicht, was auf dem Weg in die Zukunft auf uns lauert. Und so kann Ungewissheit zu Unsicherheit führen. Doch auf jeden Fall schürt Ungewissheit die Angst.
Wenn ich an die Zukunft denke, dann sehe ich viele Chancen und unglaubliche Möglichkeiten, sich als Mensch zu entfalten. Die Technik wird uns ungeahnte Freiheiten und Potenziale schenken. Ein schönes Bild. Nur der Weg durch diesen Nebel der Ungewissheit, der weckt ins uns dieses komische Gefühl.
Und deswegen reden wir darüber nicht so gerne. Wir lenken uns lieber im Hier und Jetzt ab. Betäuben uns durch viel Arbeit, neue Projekte, hohe Geschwindigkeit, tolle Hobbies, Unternehmungen mit Freunden, Serien-Marathons auf Netflix oder die obligatorische Flasche Wein am Abend.
Doch Ablenken, Betäuben oder Kopf in den Sand stecken sind nicht die Lösung. Populisten oder Möchtegern-Gurus hinterherzurennen, die wie Brüllaffen ihre einfachen Lösungsparolen für komplexe Fragestellungen in die Welt posaunen, ebenfalls nicht.
Zukunft ist nicht vorhersehbar. Wir müssen sie gestalten.
Dieser Schwelbrand in uns hat auch sein Gutes: denn Unzufriedenheit ist der Motor für Veränderungen.
Und es ändert sich eine ganze Menge. Besonders zuversichtlich stimmt mich das, was ich aus den Gesprächen mit Jugendlichen mitnehme. Sie wollen oft keine „blinde“ Karriere um jeden Preis machen. In ihnen ist die Frage nach dem Sinn schon fest verankert. Sie wollen Karriere machen, indem sie etwas Sinnvolles für diese Erde, unsere Gesellschaft und andere Menschen tun.
Und dieser neue Mindset trifft auf eine Zeit, in der es endlich gesellschaftsfähig wird, sich selbständig zu machen. Unternehmen zu gründen und nicht stupide in die bestehenden Karrierepfade einzutreten. Diese neue Generation wird die Art, wie wir Wirtschaft und Zukunft gestalten, mit ihrer neuen Denkrichtung in eine sinnvolle Richtung lenken.
Doch dazu braucht es in unserer Gesellschaft wieder mehr Mut. Mut, den Mund aufzumachen. Eine Meinung zu haben, die auch unbequem sein darf. Wir brauchen wieder mehr besonnene Diskussionen, die hart in der Sache, und fair zum Menschen sind. In der wir den Menschen wieder richtig zuhören – nicht nur, was ihr Kopf sagt, sondern auch was aus ihrem Bauch kommt.
Denn nur wenn wir aufnehmen, was Menschen bewegt, können wir sie auch in eine sinnvolle Richtung führen. Das gilt in Unternehmen – wie auch in unserer Gesellschaft. Und dann haben wir auch eine Chance, dass wir den guten Inhalten wieder mehr Aufmerksamkeit schenken – und nicht den populistischen Brüllaffen.
Dazu brauchen wir keine Revolution von oben. Wir brauchen keine Merkel, keinen Papst oder andere Leitfiguren, die uns sagen, wo es lang geht. Zum Glück: denn es fehlen uns aktuell die starken Führungspersönlichkeiten, die Zukunft im Sinne von einer sozialen Marktwirtschaft gestalten wollen.
Das Gute ist: der notwendige Wandel kann auch “von unten” passieren. Indem jeder Einzelne sich an die eigene Nase packt, auf seine innere Stimme hört und dann als Vorbild vorangeht. Die Summe der Einzelmenschen und ihre Entscheidungen ergeben das Große unserer Gesellschaft. Wir entscheiden, durch das was wir jeden Tag tun – oder nicht tun, wie unsere Zukunft aussieht. Und die stärkste Kraft der Masse ist in einer Marktwirtschaft nunmal der Konsum.
In was für einer Welt willst Du leben? Und was tust Du heute konkret dafür?
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Das einzige Zuhause, aus dem Sie nie umziehen werden
Mal angenommen: Ihnen gefällt Ihr Körper nicht mehr. Oder: Ihr Körper ist krank. Oder: Sie verlieren ein Körperteil. Dann können Sie zwar Ärzte, Schönheitschirurgen oder sonstige Vorzüge des 21. Jahrhunderts nutzen. Doch eines werden Sie nie können: aus Ihrem Körper umziehen. Diese Banalität werden Sie bereits kennen. Doch die Frage ist: Verhalten Sie sich auch entsprechend?
Mal angenommen: Ihnen gefällt Ihr Körper nicht mehr. Oder: Ihr Körper ist krank. Oder: Sie verlieren ein Körperteil. Dann können Sie zwar Ärzte, Schönheitschirurgen oder sonstige Vorzüge des 21. Jahrhunderts nutzen. Doch eines werden Sie nie können: aus Ihrem Körper umziehen.
Diese Banalität werden Sie bereits kennen. Doch die Frage ist: Verhalten Sie sich auch entsprechend?
Das Herz muss verstehen
Es gibt einen Unterschied zwischen kognitiv verstanden und emotional begriffen. Ich wusste zum Beispiel mit Mitte 20 auch, dass Lebenszeit endlich ist. Aber ich habe mich nicht dementsprechend verhalten. Stattdessen habe ich meine Lebenszeit verschwendet. Zu viel Alkohol. Schlechte Ernährung. Zu wenig Schlaf. Viel zu viel Stress. Außerdem verbrachte ich auch noch zu viel Zeit mit den falschen Leute und dem falschen Job. Und das alles, obwohl ich wusste, dass meine Lebenszeit endlich ist.
Wirklich begriffen habe ich das erst, als es emotional wurde. Damals ging es die Karriereleiter steil nach oben. Ich war unglaublich beschäftigt und gierte von Erfolg zu Erfolg.
Als mich die Diagnose Krebs abrupt aus diesem Film heraus riss.
Plötzlich begriff ich auch emotional, was mir kognitiv schon lange bewusst war: das Leben ist lebensgefährlich und endet garantiert tödlich. Den Körper, den ich habe, werde ich nur einmal verlassen - und zwar dann, wenn mein Leben vorbei ist. Er ist das einzige Zuhause, aus dem ich nicht umziehen kann.
Dringend tötet das Wichtige
In meinen Coachings mit Unternehmern begegnen mir immer wieder Menschen, die ebenfalls wissen, dass ihr Körper nicht austauschbar ist. Trotzdem missbrauchen sie ihre Gesundheit. Zwar nicht immer täglich, aber regelmäßig.
Der Sporttermin fällt aus, da noch ein Abendessen mit dem Kunden ansteht. Statt einem kurzen Powernapping (traditionell „Mittagsschlaf“ genannt) werden eMails beantwortet. Mittagspause ist sowieso etwas für Weicheier. Weil aktuell so viele Projekte gleichzeitig laufen, beginnt der Arbeitstag um 07.00 Uhr und endet um 21.00 Uhr. Alles andere wäre ja auch nur ein Halbtagsjob. Das Abendessen der Familie hat währenddessen ohne sie stattgefunden.
Es sind die dringenden Dinge, die unser Leben bestimmen. Und wir opfern dem Dringenden die wichtigen Dinge. Wichtig sind Dinge wie: regelmäßig Sport machen, um dem Stress ein Ventil zu bieten. Zeit mit der Familie verbringen; vor allem die Rituale mit den Lieben einhalten. Gesunde Ernährung. Ausreichend Schlaf. Dem Geist und der Seele eine Auszeit gönnen. All das muss weichen, wenn dringende Themen unsere Aufmerksamkeit brauchen.
Rückenschmerzen brauchen keine Therapie
Nach meiner Krebs-Diagnose hatte ich für mich entschieden, dass mir vorsorgen lieber ist, als nachsorgen. Denn viele körperliche Zipperlein lassen sich vermeiden, wenn man sich rechtzeitig und regelmäßig um seinen Körper kümmert.
Und trotzdem passierte es, dass ich nach einigen Jahren dem Dringlichkeits-Wahn erlag. Es war eine schwierige unternehmerische Zeit. Ich war viel auf Reisen. Und so verließ der Sport mein Leben — und unregelmäßiges und ungesundes Essen erhielt Einzug. Eines Tages spürte ich dann die ersten Zipperlein im Rücken. Ich suchte einen Orthopäden auf. Mein Rücken wurde gescannt. Ich besorgte mir technisch ausgefeilte Einlagen für meine Schuhe. Machte Physiotherapie. Ging zum Rolfing. Ließ mich massieren. Und bekam die Zipperlein in den Griff.
Irgendwann stand ich morgens nackt vor dem Spiegel und war - sagen wir mal - „nicht angetan“ von dem, was ich da zu sehen bekam. Also beschloss ich, endlich wieder meinen gesunden Lebensstil zu reaktivieren. Ich fing mit Krafttraining an. Das mache ich Zuhause („Bodyweight-Training“) - und sogar meistens mit meiner Frau zusammen. Ein Fitness-Studio kostet mir zu viel Zeit (Anfahrt, Parkplatzsuche, Warten an den Geräten) und die Belohnung, mit verschwitzten Männern zu duschen, übt keinen Reiz auf mich aus. Außerdem kann ich das Bodyweight-Training immer und überall absolvieren: von Hotelzimmer bis Urlaub. Nach 3-4 Wochen folgten die ersten Laufeinheiten. Eine lockere 5km-Runde ist immer drin.
Und siehe da: meine Rückenbeschwerden waren verschwunden. Ich brauchte dazu keine Therapie. Einlagen, Masssagen und Co. habe ich wieder aus meinem Leben verbannt. Stattdessen bewege ich einfach nur meinen Körper. Mache also das, wozu er erschaffen wurde.
Die Angst vorm Altern
Der Mensch hat Angst vorm Tod. Deswegen gibt es viele Forscher, die sich mit der Unsterblichkeit beschäftigen. Manche fummeln an unseren Genen herum. Andere wollen unsere Seele digitalisieren. Einige basteln an humanoiden Robotern. In einigen Bereichen gibt es für mich erschreckend großen Fortschritt. Ob wir mit dieser Forschung wirklich Erfolg haben werden, wird sich zeigen.
Für mich ist Unsterblichkeit zumindest kein erstrebenswertes Ziel. Mir ist etwas anderes viel Wichtiger: ich will mein ganzes Leben vital und gesund erleben!
Mein Arzt brachte den Weg zu diesem vitalen Leben auf den Punkt: Die Vitalität ist in jungen Jahren am höchsten. Sie nimmt im Verlauf unseres Lebens mit zunehmendem Alter ab. Dabei durchlaufen wir seiner Ansicht nach drei Phasen.
- Phase 1: bis ca. 40 Jahre. Hier ist es egal, wie Sie mit Ihrem Körper umgehen. Junk Food. Schlafmangel. Wilde Partys. Alkohol. Ihr Körper steckt das alles weg.
- Phase 2: ca. 40 - 60 Jahre. Hier wendet sich das Blatt. Es ist spätestens jetzt wichtig, auf Ihr Gesundheitskonto einzuzahlen. Einen genussvollen Lebens- und Gesundheitsstil zu pflegen. Denn Sie brauchen einen positiven „Kontostand“ für die letzte Phase...
- Phase 3: ab ca. 60 Jahre. Jetzt hängt es davon ab, wie viel Sie bisher auf Ihr Gesundheitskonto eingezahlt haben. Mein Arzt versprach mir nicht, dass ich durch einen gesunden Lebensstil in Phase 2 mein Leben in Phase 3 verlängern kann. Aber er versprach mir, dass ich meinen Lebensabend mit mehr Vitalität gestalten kann.
Und Vitalität ist für mich ein erstrebenswertes Ziel. Lieber Golfplatz als Rollator. Deswegen habe ich mich für „Better safe than sorry“ entschieden — und kümmere mich präventiv um meine Vitalität anstatt zu warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Moderater Köper-Kult
Für mich zeichnet sich ein reifer Erwachsener dadurch aus, dass er Verantwortung für sich und sein Leben übernimmt. Natürlich gehört es dazu, in einigen Lebensbereichen auch mal riskante Entscheidungen zu treffen. Doch sollte die eigene Gesundheit kein Spieleinsatz im Casino des Lebens sein. Im Gegenteil: bei meiner Gesundheit gehe ich lieber auf Nummer sicher. Ich habe mir die Frage gestellt: Wozu will ich eigentlich Zeit, Energie und Geld in meine Gesundheit investieren? Eine Sportlerkarriere will ich nicht mehr hinlegen. Und aufs Titelblatt der Men‘s Health will ich auch nicht. Nach einigem Nachdenken fand ich die Antwort:
Ich will von meinem Körper die maximale Energie abrufen können, um mein Leben in allen Bereichen aktiv zu gestalten.
Und diese Vitalität hat nunmal - wie alles im Leben - ihren Preis. Heißt: bewusst ernähren und Sport machen. Und wer jetzt wieder mit der Ausrede kommt, dass er keine Zeit für seine Gesundheit hat, lügt sich schlichtweg selber an. Denn Zeitmangel ist keine Ressourcen-, sondern eine Prioritätenfrage.
In Breslau habe ich kürzlich einen Verwandten besucht. Er ist verheiratet. Zweifacher Vater. Die Tochter ist 2,5 Jahre, der frisch geborene Sohn gerade mal 2,5 Monate. Er ist Alleinverdiener. Hilft dennoch viel Zuhause und unterstützt seine Frau. Wenn die Tochter nachts schreit, steht er auf. Obwohl in ein paar Stunden ein fordernder Job auf ihn wartet.
Und trotzdem: Jeden Morgen zieht er seine Laufsachen an. In den Rucksack packt er die Klamotten fürs Büro. Und dann joggt er los. Die Strecke zwischen Wohnung und Firma beträgt 10km. Im Büro duscht er. Zieht sich um. Arbeitet. Und fährt abends mit der Bahn zurück. 10km Joggen. Jeden Tag. Keine Ausnahmen.
Gesundheit ist eben keine Frage von punktuellen Trainings. Oder 2-wöchigen Kur-Aufenthalten. Oder dem neuesten Trainings-Equipment. Gesundheit ist eine Frage Ihres persönlichen Lebensstils.
Dabei muss es ja nicht in einen extremem Körper- und Gesundheitskult ausarten. Es reicht völlig, mit gesundem Menschenverstand auf sich und seinen Körper zu achten. Ich fasse diese Verantwortung für mich in einem Wort zusammen. Es klingt zwar nicht sexy, ist aber hilfreich: Selbstfürsorge.
Wie sorgsam gehen Sie mit Ihrem Körper um — damit Sie darin noch lange und vital leben und maximale Energie abrufen können?
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Wer Sicherheit will, muss Risiken eingehen
Die meisten geben es nicht zu: aber viele Menschen lassen sich durch ihre Angst leiten. Ob beruflich oder privat: Angst beeinflusst Ihre Gedanken und Ihre Handlungen – und damit auch, wie Sie sich fühlen. Ein riskanter Weg, der in einer Sackgasse endet.
Die meisten geben es nicht zu: aber viele Menschen lassen sich durch ihre Angst leiten. Ob beruflich oder privat: Angst beeinflusst Ihre Gedanken und Ihre Handlungen – und damit auch, wie Sie sich fühlen. Ein riskanter Weg, der in einer Sackgasse endet.
Ich habe es selbst oft genug erlebt – und beobachte es in meinen Coachings regelmäßig: wer Sicherheit will, muss Risiken eingehen. Das gilt in allen Lebensbereichen. Ich erzähle Ihnen drei Geschichten und bin gespannt, wie Ihre Haltung zu meiner These ist.
Eheglück
Als ich damals das Herz meiner heutigen Frau erobert habe, war die leichte Aufgabe erfüllt. Die eigentliche Herausforderung begann danach: ein Leben lang glücklich verliebt zu bleiben. Und hier stellte ich mich – sagen wir mal positiv formuliert – ungeschickt an.
Als Mann gibt man das nicht gerne zu. Aber tief in meinem Herzen sehnte ich mich nach Sicherheit. Wer will schon gerne emotional verletzt werden. Das Problem war, dass ich mich damals mit solchen Themen nicht wirklich beschäftigt habe. Selbstreflektion war ein Fremdwort. Das einzige, was zählte, waren Business, Erfolg und der abgedroschene Spruch „Zahlen, Daten, Fakten“. Eine Haltung, die ich teuer bezahlen musste...
Denn unbewusst übernahm meine Sehnsucht nach emotionaler Sicherheit die Kontrolle über mein Verhalten. Sie suchte sich den einfachsten Weg zur Sicherheit, indem sie eine Schutzmauer um mein Herz baute. Heißt konkret: ich ließ mich nicht 100%-ig auf die Beziehung zu meiner Frau ein. Zeigte wenn, dann nur andeutungsweise Gefühle. Und fuhr sozusagen mit emotionaler Handbremse.
Das ist für mich aus heutiger Sicht nachvollziehbar. Wenn das Herz nicht verletzt werden will, schützt es sich eben.
Ähnliches erlebe ich bei jedem dritten Unternehmer, den ich coache, und auch im privaten Freundeskreis. Ein Freund traf sich mit einer neuen Internet-Bekanntschaft. Es lief aber nicht so wirklich rund. Ich fragte ihn, was sie sich denn per SMS schreiben. Er zeigte mir den Chat-Verlauf.
Ich stutzte und fragte ihn: „Warum schreibst Du ihr nicht, dass Du sie vermisst?“
Seine prompte Antwort: „Auf keinen Fall.“
Ich: „Warum denn nicht?“
Er: „Das ist zu offen. Wenn sie dann nicht antwortet, stehe ich blöd da.“
Aus den beiden ist natürlich nichts geworden. Seine Erwartungshaltung „Die Frau ist sowieso die Falsche“ wurde sozusagen bestätigt. Da es mit den beiden noch gar nicht richtig losgegangen war, war der Preis ein kleiner.
Bei mir war die Folge meines Sicherheits-Strebens gravierender, denn ich habe dadurch fast meine Ehe verloren. Es nutzt einfach nichts, wenn man seine Gefühle und Emotionen hinter einem Staudamm zurückhält. Denn dann weiß der Partner nicht, wo er dran ist. Das Verhalten wirkt vielleicht zögerlich. Oder unsicher. Und sorgt auf jeden Fall für Irritationen, Angst und Konflikte. Der Weg zu wahrer Liebe geht in die andere Richtung: mit Offenheit, Verletzlichkeit und Unsicherheit.
Den Krebs besiegt
Mit Mitte 20 wurde bei mir Schilddrüsen-Krebs diagnostiziert. Damals war ich auf einem beruflichen Höhenflug in der Finanzbranche unterwegs. Die Diagnose Krebs zerstörte mein verblendetes Gefühl der Unsterblichkeit.
Damals war ich ein Kontroll-Mensch – und bin es heute immer noch. Zumindest ist es mir lieber, einen Plan zu haben und Stellschrauben zu kennen, mit denen ich eine Situation oder ein Ergebnis beeinflussen kann. Doch heute gehe ich gelassener damit um, dass eben nicht alles kontrollierbar ist. Denn ich erhielt eine heftige Lektion. Und zwar auf dem OP-Tisch.
Die Behandlung meines Tumors bearbeitete ich strukturiert wie ein Projekt. So akribisch, genau und engagiert hatte ich bis dato noch nicht gearbeitet. Ich ging davon aus, dass ich durch diese Kontrolle Sicherheit bekomme.
Dann kam der Tag der OP. Auf die Beruhigungstablette hatte ich verzichtet, so dass ich noch klar bei Verstand war. Das Risiko der Operation war, dass ich meine Stimme verlieren könnte. Also murmelte ich zum Anästhesisten: „Passen Sie auf meine Stimme auf!“ Doch er antwortete nur ruhig: „Herr Holzer, jetzt ist es Zeit, uns zu vertrauen.“ und leitete das Betäubungsmittel ein...
Ich musste mich in diesem Moment einfach führen lassen und die Kontrolle abgeben. Mich also „verletzlich“ geben und die Unsicherheit gehen.
Erst säen, dann ernten
Ich begleitete mal eine Unternehmerin dabei, ihr Unternehmen auf die nächste Ebene zu entwickeln. Ihre Firma war in einer kritischen Phase: zu klein, um einen Durchbruch zu erzielen. Und zu wenig Mittel, um die notwendigen Investitionen zu tätigen. Was also tun?
Die Arbeit potenzierte sich – und zwar auf ihrem Schreibtisch. In der Gründungsphase war sie der Treiber. Ihre Haltung „Der Laden läuft wegen mir“ hat dafür gesorgt, dass es nach wenigen Jahren bereits richtig gut lief. Aber eben noch nicht gut genug. Und ihre Haltung legte sich nun wie eine Schlinge um den Hals. Vom Treiber des Wachstums ist sie zur Bremse geworden. Es war zu viel. Sie kam nicht mehr hinterher.
Die Lösung: neue Mitarbeiter einstellen. Doch dazu fehlte das Geld. Wir diskutierten diese Situation intensiv. Am Ende war ihr klar: sie hatte Angst. Angst davor, zu investieren, ein Risiko einzugehen, das sich am Ende nicht bezahlt machen würde.
Sie sehnte sich nach einem Gefühl von Sicherheit. Damit verband sie ein erfolgreiches Unternehmen, in dem sie nicht der Flaschenhals ist, sondern gute Mitarbeiter die Arbeit machen. Und sie erkannte, dass sie für diese Sicherheit zunächst einmal in die Unsicherheit muss. Ohne das Risiko, Geld in neue Mitarbeiter zu investieren, würde sie diese Sicherheit nie erreichen.
Und so hat sie ein Darlehen aufgenommen. Drei neue, gute und damit auch teure Mitarbeiter eingestellt. Und schaut heute mit einem stolzen Schmunzeln auf diese „gute alte“ und lehrreiche Zeit zurück.
Der Widerspruch der Sicherheit
Wer also Sicherheit will, muss in die Unsicherheit gehen. Es ist wie ein Paradox, also ein Widerspruch in sich. Doch nur, wenn Sie etwas im Leben wagen, wird sich auf Dauer Ihre Situation verbessern.
Dazu braucht es hin und wieder auch Mut. Mut den Mund aufzumachen und ins Tun zu kommen. Pläne schmieden und träumen reicht nicht. Sie müssen es auch umsetzen. Und vielleicht hilft Ihnen dabei noch ein Gedanke: oft ist es gar nicht der Schritt in die Unsicherheit. Sondern es ist nur eine Ungewissheit, die Sie zurückhält. Doch sie brauchen nur loszulaufen – und Sie werden sehen: der Weg wird klar, wenn Sie ihn gehen!
Passend zum Artikel finden Sie hier ein Video aus meiner YouTube Serie #CappuccinoFriday. Jeden Freitag erscheint eine neue Folge, in der ich ein Thema für Sie auf den Punkt bringe. Schauen Sie doch mal rein und abonnieren Sie den Kanal.
Wie wir achtsam den Moment verpassen
Die Digitalisierung wird uns noch viele ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Wir haben die Chance, dass unser Leben durch diese Technologien bereichert und vereinfacht wird. Aber wir sollten es nicht übertreiben, denn Digitalisierung ist keine Allheillösung. Vor lauter Technik dürfen wir vor allem nicht vergessen, worauf es beim Menschen ankommt...
Wie wir achtsam den Moment verpassen
Gestern war ich mal wieder an der European Business School, meiner Alma Mater. Es war Tag der offenen Tür und ich wurde eingeladen, einen Vortrag zu halten. Nach dem Vortrag saß ich mit einem Bekannten, der aktuell an der EBS studiert, auf einer Bank. Die Sonne schien, und unser Blick beobachtete den Rhein, der an uns vorbeifloss.
Er erzählte mir: „Kürzlich war ich am Schloss Neuschwanstein. Die Touristen liefen alle mit dem Smartphone rum und schossen zig Fotos vom Schloss. Sie hakten einfach ein Motiv nach dem anderen ab – und liefen so von Sensation zu Sensation.“
European Business School (Oestrich-Winkel)
Die Jagd nach digitalen Erinnerungen
Mal Hand aufs Herz: wie machen Sie das? Ich erwische mich immer mal wieder dabei, meinen Hund im Wald gleich sieben Mal zu fotografieren. Oder den Sonnenuntergang im Urlaub gleich 11 Mal. In meinem Smartphone haben sich so über 5.000 Fotos angehäuft. Wie oft schaue ich sie mir an? So gut wie nie...
Wir verhalten uns eben immer noch wie die Steinzeit-Menschen: als Jäger und Sammler. Das digitale Zeitalter bietet uns nahezu unendliche Möglichkeiten, diese Ur-Instinkte intensiv auszuleben. Außerdem reicht es uns nicht, einfach nur irgendwas zu haben. Wir wollen das Beste. Also versuchen wir, möglichst viel zu sammeln, in der Hoffnung, dass die perfekte digitale Erinnerung dabei ist.
Als Privatperson heißt die Beute Fotos, WhatsApp-Posts, Facebook-Freunde, Follower, Likes und Kommentare. Die Beute der Unternehmen trägt den Namen „Daten“.
Beruflich wie privat gilt: Hauptsache sammeln.
Digitalisierung raubt den Zauber des Moments
An meiner Uni erzählte der Student weiter: „Die Menschen haben zwar im Smartphone die top Schnappschüsse. Dazu müssten sie jedoch nicht extra nach Neuschwanstein fahren. Solche Fotos könnten sie sich im Internet anschauen. Das was ihnen fehlt ist, die Atmosphäre vom Schloss vor Ort einfach zu genießen“.
An diesem Gedanken ist viel Wahres. Letztes Jahr habe ich mit meiner Frau einige Konzerte besucht: Guns n‘ Roses, Aerosmith, Zucchero, Robbie Williams. Anfangs habe ich einige Momente mit dem Smartphone gefilmt. Und was passierte? Meine Aufmerksamkeit richtete ich auf das Handy – anstatt auf den Künstler und sein Konzert. Ich achtete mehr auf die richtige Perspektive und dass kein Kopf des Vordermanns auf dem Bild war, als die Magie des Augenblicks zu genießen. Im Ergebnis hatte ich dann zwar Fotos und Videos, die mir zeigen, wie das Konzert aussah. Aber ich kann mich nicht mehr richtig erinnern, wie sich das Konzert anfühlte.
Das gleiche erlebe ich in Unternehmen. Beispiel Versicherung. Diese Branche hat in Saus und Braus gelebt und ist in der Vergangenheit punktuell über die Stränge geschlagen. Als Konsequenz wird sie aktuell reguliert. Heißt: viele Formulare. Das Ganze wird dann gleich digitalisiert, damit man alles messen, auswerten und am besten noch vorhersehen kann. Im Ergebnis erlebt man als Kunde einen digitalisierten Prozess, durch den man sich mit dem Berater auf dem Tablet-Computer klickt.
Doch wo bleibt der Zauber des Moments? Anstatt sich auf den Kunden zu konzentrieren und nicht nur das zu hören, was der Kunde sagt, sondern auch das, was er nicht sagt – starren Berater und Kunde auf den Computer. Spätestens wenn dann ein Feld nicht auszufüllen ist oder das Programm abstürzt, hat das Verkaufsgespräch jede Magie verloren.
Es gibt Dinge, die können wir nicht messen
In meinen Seminaren erlebe ich immer wieder Menschen, die versuchen, jedes Wort mitzuschreiben, das ich erzähle. Notizen und Fotos von Flipcharts sind sinnvoll. Sie unterstützen unsere linke Gehirnhälfte dabei, mit Struktur, Logik und Verstand die Dinge zu ergründen und uns zu merken.
Aber es gibt noch eine andere Wahrheit. Nämlich was passiert außerhalb Ihrer bewussten Wahrnehmung? Welche Gefühle löst ein Gedanke in Ihnen aus? Dieses „unbewusste“ Lernen halte ich für mindestens genauso wichtig. Und deswegen ist es bei Seminaren, in denen Sie auch Ihre Persönlichkeit entwickeln wollen, hilfreich, nicht nur auf Ihre Notizen zu achten. Sondern den Dingen auch einfach mal ihren Lauf zu lassen.
Oder Sie haben einen offenen, intensiven Moment im Kundengespräch. Wollen Sie jetzt wirklich mitschreiben, was er Ihnen zu sagen hat? Und damit alles zerstören, was an zwischenmenschlicher Beziehung möglich gewesen wäre? Absoluter Quatsch. Wenn ich einen Unternehmer zum ersten Mal treffe und ihn in seiner Firma besuche, habe ich nichts dabei. Keinen Computer, keine Präsentation, keine Unterlagen. Ich will ihm einfach nur begegnen, intensiv zuhören, mich für ihn interessieren und ein gutes Gespräch führen. Meine Notizen mache ich nach dem Treffen.
Und wie sieht es zu Hause aus? Sie sitzen auf dem Sofa, fummeln im Handy rum oder schauen Fernsehen – und Ihr Kind kommt rein. Hören Sie dann nur mit einem Ohr zu, während Sie weiter in die digitale Welt starren – oder drücken Sie auf Pause und schenken Ihrem Kind die volle Aufmerksamkeit? Sie können auf beide Arten zuhören, aber emotional wird es bei Ihrem Kind unterschiedlich ankommen.
Achtsamkeit und Digitalisierung – eine Frage der Dosis
Die Digitalisierung wird uns noch viele ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Wir haben die Chance, dass unser Leben durch diese Technologien bereichert und vereinfacht wird. Aber wir sollten es nicht übertreiben, denn Digitalisierung ist kein Allheilmittel. Vor lauter Technik dürfen wir vor allem nicht vergessen, worauf es beim Menschen ankommt: Emotionen, Gefühle, Passion, Leidenschaft und Herzblut.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es eine technische Alternative gibt, die meiner Frau sagt: „Ich liebe Dich“. Da muss ich mir schon selber etwas einfallen lassen, was den Moment magisch und emotional macht. Und das will ich auch. Denn ich will Digitalisierung nur als Bereicherung in meinem Leben haben – nicht als Ersatz.
Verstehen Sie mich bitte richtig: Natürlich werden Sie auch mal durch eine digitale Innovation für emotionale Überraschungen sorgen und Ihr Gegenüber begeistern. Aber ich gehe jede Wette ein: wenn Sie nicht achtsam mit der Technik sind, sondern achtsam den Moment mit Ihrem Mitmenschen verbringen, ihm zuhören und auf ihn eingehen – wird dies viel häufiger magisch sein.
Jeden Freitag erscheint eine neue Folge meines #CappuccinoFridays. Mehr dazu auf meinem Youtube-Kanal.
Sorgen - und der erfolgreiche Umgang mit echten Problemen
Die Stimmung an Ihrem Arbeitsplatz ist unerträglich, aber Sie machen sich Sorgen was passiert, wenn Sie es ansprechen. Sie wollen auf Kohlenhydrate verzichten und mehr Sport machen, aber das könnte ja ganz schön hart werden … Sie möchten ferne Länder bereisen, aber vielleicht kommen Sie dort gar nicht zurecht. Sorgen sind eine gefährliche Falle.
Sorgen — und der erfolgreiche Umgang mit echten Problemen
Die Stimmung an Ihrem Arbeitsplatz ist unerträglich, aber Sie machen sich Sorgen was passiert, wenn Sie es ansprechen. Sie wollen auf Kohlenhydrate verzichten und mehr Sport machen, aber das könnte ja ganz schön hart werden … Sie möchten ferne Länder bereisen, aber vielleicht kommen Sie dort gar nicht zurecht.
Das ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt des unerschöpflichen Sorgen-Buffets, an dem wir Menschen uns Tag für Tag bedienen.
„Zurecht!“, werden Sie jetzt vielleicht sagen. In der heutigen schnelllebigen und unsicheren Zeit gibt es unzählige Gründe, sich Sorgen zu machen – das können Sie jeden Tag in den Medien sehen. Steigende Kriminalitätsraten, drohende Jobverluste aufgrund der Digitalisierung, hohe Scheidungsrate …
Stopp! Das mag zwar auf den ersten Blick logisch erscheinen. Ist es aber nicht.
Die lähmende Angst
Sorgen macht sich jeder von uns. Mal mehr, mal weniger. Und genau das ist das Problem. Sorgen kommen nicht einfach so. Sorgen machen Sie sich. Sie entstehen in Ihrem Kopf und sind auch nur dort existent. Und was da entsteht, ist nichts anderes als Angst vor der Zukunft.
Sorgen sind Ängste vor dem, was kommen könnte. Sorgen beziehen sich nicht auf das Hier und Jetzt, sondern auf das Vielleicht. Auf das, was in der Zukunft vielleicht sein könnte – doppelter Konjunktiv! Dieses Vielleicht der Zukunft holen wir uns aber in das Hier und Jetzt, indem wir uns Sorgen machen. Und dann macht das einigen Menschen so viel Angst, dass sie lieber das heutige Elend erdulden anstatt etwas zu verändern.
Genau wie Theo, den ich bei einem Segelkurs auf Elba kennengelernt habe. Theo war total unzufrieden mit seinem Job als Rechtsanwalt und in seiner Beziehung war auch schon lange die Luft raus. Über eine Veränderung hat er trotzdem nicht mal nachgedacht. Schließlich könnte es dann vielleicht noch schlimmer werden als jetzt. Allein die Angst vor der Zukunft hat ihm also den gesamten Mut geraubt, um sich zu einer Veränderung zu entschließen!
Vielleicht haben Sie sogar Verständnis für Theo, denn ohne Job und ohne Frau zu sein ist nunmal schlimmer, als hin und wieder Zoff oder einen nervigen Arbeitskollegen zu haben. Aber woher weiß Theo denn, dass er nicht mit einer anderen Frau nochmal seinen zweiten Frühling erleben kann – oder einen besseren Job in einem anderen Unternehmen bekommt? Er probiert es ja nicht mal!
Sorgen sind unnötige Energiefresser
Ich behaupte nicht, dass eine Veränderung keine Schwierigkeiten mit sich bringt. Im Gegenteil. Nach der Entscheidung, etwas zu verändern, befinden Sie sich auf einem Weg, der durchaus auch sehr hart werden kann. Denn auf diesem Weg geht es darum, die Entscheidung umzusetzen und durchzuhalten – auch wenn es mal schwierig und anstrengend wird.
Die Umsetzung braucht Kraft und Energie. Und gerade deshalb finde ich es wichtig, keine Energie in die Angst vor all den „könnte-vielleicht-Horrorszenarien“ zu verschwenden, die es ohnehin nur in Ihrem Kopf gibt. Heben Sie sich Ihre Energie auf, bis Sie wirklich vor Schwierigkeiten stehen. Denn welche Schwierigkeiten Ihnen echte Probleme bereiten, das erfahren Sie erst, wenn es soweit ist. Und meist sind es nicht die, die Sie in Ihrem Kopfkino gesehen haben.
Also – hören Sie auf, sich Sorgen zu machen, was alles schieflaufen könnte. Fokussieren Sie Ihre Gedanken lieber darauf, was alles gut gehen kann. Und arbeiten Sie daran, dass es auch tatsächlich gut wird.
Aufgeben oder durchhalten - die Angst darf nicht entscheiden
Ich habe einen Freund, der sich monatelang über die Strukturen in einem Konzern, in dem er als Führungskraft arbeitete, beschwert hat. Irgendwann platzte ihm der Kragen und er hat sich selbstständig gemacht. Großartig! Den Mut muss man mit Ende 40 erstmal haben. Sechs Monate später. Ich erhielt eine SMS von ihm, die mich sprachlos machte...
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Ich habe einen Freund, der sich monatelang über die Strukturen in einem Konzern, in dem er als Führungskraft arbeitete, beschwert hat. Irgendwann platzte ihm der Kragen und er hat sich selbstständig gemacht. Großartig! Den Mut muss man mit Ende 40 erstmal haben.
Sechs Monate später. Ich erhielt eine SMS von ihm: „Habe Job als Geschäftsführer bei Firma XY angenommen“. Er hat sich also wieder in einem Konzern anstellen lassen. Meine Antwort an ihn: „Du hattest den Mut, dich selbstständig zu machen. Aber den Mumm, durchzuhalten, wenn es hart auf hart kommt, hattest du nicht.“ Er: „Hört sich doof an, ist aber leider so.“
Hand aufs Herz: Wahrscheinlich geht es Ihnen so wie mir, dass auch Sie ins Zweifeln kommen, wenn es mal schwierig und zäh wird. Obwohl Sie sich etwas fest vorgenommen haben, spielen Sie mit dem Gedanken, aufzugeben. Und wahrscheinlich haben Sie auch schon ein Vorhaben abgebrochen, als es nicht so schnell, nicht so gut lief wie geplant. Doch es gibt Situationen, in denen Aufgeben leider keine Lösung ist, sondern nur das Problem verschärft …
Der Todesstreifen der Veränderung
Denken Sie mal zurück, als Sie das letzte Mal etwas angefangen und dann doch abgebrochen haben:
- das Tüfteln an einer Produktinnovation,
- ein Veränderungsprojekt im Unternehmen umsetzen,
- das Budget in der Firma endlich mal erreichen,
- Englisch lernen,
- Sport machen,
- die Beziehung mit Ihrem letzten Lebenspartner, von dem Sie sich trennten, als es nicht „rund“ lief
- oder der Neujahrsvorsatz endlich mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen ...
Es begann mit Euphorie und versickerte irgendwann still und heimlich im Tagestrubel. Und mit Sicherheit hatten Sie zahlreiche Gründe, Ihr einst so zielstrebiges Vorhaben abzubrechen.
So wie mein Freund, der seine Selbstständigkeit beendete, weil es zu hart, zu anstrengend war, alles zu langsam vorwärts ging und der Erfolg zu lange auf sich warten ließ – während die Miete und die Unterhaltszahlungen für seine Kinder sich immer enger um seinen Hals wickelten. Schließlich muss das Essen irgendwie auf den Tisch kommen. Ich könnte sogar fast verstehen, wenn Sie Verständnis für meinen Freund hätten – aber eben nur fast.
Zu Erfolg gehören zwei Dinge. Erstens, entscheiden. Zweitens, umsetzen. Zwar hadern Menschen immer mal wieder dabei, Entscheidungen zu treffen, aber den meisten fällt dieser erste Schritt doch vergleichsweise leicht. In einem Anflug von Motivation und Euphorie steht der Plan: Mehr Sport machen. Neues Veränderungsprojekt auf den Weg bringen. Englisch lernen.
Doch wenn Sie eine Entscheidung getroffen haben und sich dann auf den Weg der Umsetzung machen, lauert bereits der wahre Feind jeder Veränderung: das Tal der Tränen. Und genau hier ist mein Freund mit seiner Selbständigkeit kläglich verkümmert.
Aus meiner Erfahrung ist der alles entscheidende Faktor, ob Sie eine Entscheidung erfolgreich umgesetzt bekommen oder nicht, die Frage, ob Sie in der Lage sind, sich durch dieses Tal der Tränen durchzukämpfen. Ob Sie Ihr Ding konsequent durchziehen. Komme was wolle. Und diesen Mumm haben die meisten leider nicht. Sie bleiben im Tal der Tränen stecken und geben auf.
Mit angezogener Handbremse
Diesem Tal der Tränen ist jeder schon im Leben begegnet. Wenn ich Veränderungsprojekte in Unternehmen begleite, spreche ich viel mit den Mitarbeitern und Führungskräften. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass allein schon die Sorge davor, dass das Tal der Tränen kommt, die Menschen blockiert.
Es ist dieser Nebel, der auf dem Weg liegt, da keiner so genau weiß, was auf die Menschen zukommt. So entsteht Angst: die Angst vor den Konsequenzen der Veränderung. Sie fürchten sich vor den Problemen, die im Tal der Tränen kommen könnten, noch bevor sie überhaupt dort angekommen sind.
Sie haben Angst vor den Szenarien, die in der Zukunft passieren oder eben nicht passieren, Sie fürchten sich davor, nichts Erfüllendes am Ende Ihrer Reise zu finden, Sie haben Angst, beruflich nicht Fuß zu fassen. Kurzum: Sie haben Angst, der Zukunft nicht gewachsen zu sein. Und es scheint manchmal einfach leichter, umzukehren – den notwendigen Veränderungen auszuweichen und einfach im gewohnten Status Quo zu verharren. Aber das ist keine Option!
Mut bedeutet, dass Dir etwas anderes wichtiger ist, als Deine Angst
Aus meiner Erfahrung sind Frauen ehrlich: sie sagen, dass sie Angst haben. Männer umschreiben das: sie haben Respekt vor der Situation. Wie auch immer – ich kann Ihre Angst bzw. Ihren Respekt nachvollziehen, denn es ging mir genauso. Und zwar schon oft im Leben.
Am intensivsten habe ich diese Angst gespürt, als ich damals aus der Private Equity Firma ausgestiegen bin. Da war auf einmal kein Plan, kein gefüllter Kalender mehr, kein Horizont, wo die Reise hingehen soll. Und mich hat die Angst gepackt, die Angst vor der Zukunft. Was werde ich beruflich machen? Wie finde ich neue Kunden? Wie soll es weitergehen?
Die ersten Wochen ging ich nicht aufrecht, sondern taumelte eher vorwärts. Aber das ist das Entscheidende: Schritt für Schritt durch das Tal der Tränen weitergehen. Die Hindernisse verschwinden nicht, indem Sie stehen bleiben. Bei mir war das Leben mit Hindernissen sehr spendabel. Ich musste drüberklettern, sie überspringen oder sie durchbrechen. Trotz Angst, weitermachen. Egal wie – Hauptsache durch das Tal der Tränen kommen.
Wer fleißig ist, wird mit Glück belohnt
Anfangs suchte ich gierig nach der schnellen Lösung. Doch auf dem Weg lernte ich, mein Urvertrauen wieder zu gewinnen. Das Vertrauen, dass wir nicht alles immer steuern und kontrollieren können – sondern dass das Leben uns manchmal „von alleine“ den richtigen Weg weist. Indem der richtige Mensch, der richtige Gedanke, der richtige Moment plötzlich auftaucht und wir Kraft und Zuversicht gewinnen und gleich einen ganzen Satz nach vorne machen. Mir ist dieser Weg durch das Tal gelungen. Er war zwar nicht angenehm, aber rückblickend kann ich Ihnen sagen: Ich bin daran gewachsen. Und Sie werden das auch!
Im Prinzip haben Sie nur eine Wahl:
- Wenn in Ihrem Leben alles super ist – und Sie im Status Quo einfach sitzen bleiben, verwandelt sich Ihr Paradies irgendwann von alleine in ein Tal der Tränen – oder etwas derber, dafür aber konkreter gesprochen: in einen Haufen Mist. Die Firma will Sie auf einmal loswerden. Ihr wichtigster Kunde kündigt und wechselt zum Wettbewerber. Ihrer vernachlässigten Beziehung geht die Glut verloren und Ihr Partner flieht in eine Affäre. Die Digitalisierung rationalisiert Ihren Arbeitsplatz weg. Veränderungen sind unaufhaltsam. Sie kommen. Auch zu Ihnen.
- Wenn die Veränderungen schon zugeschlagen haben und Sie bereits im bildlichen Misthaufen sitzen, wo Sie alles ätzend und nervig finden oder es einfach nicht so läuft, wie Sie es gerne hätten, dann bleibt Ihnen nur der Aufbruch in die Veränderung. Doch der Weg zur Lösung führt Sie ins Ungewisse, wo jeder Schritt eine Veränderung, die unbekannte Folgen hat, bedeutet.
Kurzum: das Tal der Tränen gehört zum Lebensweg dazu. Also weichen Sie ihm nicht aus. Stellen Sie sich ihm!
Der Wunsch nach Spaß steht Zielen im Weg
Ein leichter Weg zu anvisierten Unternehmenszielen? Selbstverständlich. Alles, was Sie dafür brauchen, steht in jedem guten Managerhandbuch über Work 4.0, Empowerment und Co. Und das Allerbeste daran: Dieser Weg wird garantiert kinderleicht – egal, um welches Ziel es sich handelt.
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Ein leichter Weg zu anvisierten Unternehmenszielen? Selbstverständlich. Alles, was Sie dafür brauchen, steht in jedem guten Managerhandbuch über Work 4.0, Empowerment und Co. Und das Allerbeste daran: Dieser Weg wird garantiert kinderleicht – egal, um welches Ziel es sich handelt. So jedenfalls die Botschaft vieler Ratgeber. Nicht verwunderlich, schließlich wollen wir Menschen Anstrengungen, wenn möglich, vermeiden – das Leben ist doch sowieso schon anstrengend genug.
Doch die Sehnsucht nach dem leichten Weg zum Erfolg ist nicht nur naiv – sondern vor allem gefährlich. Denn sie lässt uns das vermeiden, was zum Erfolg gehört wie Schatten zum Licht: Anstrengung, Konsequenz und Härte.
Ein Tischkicker führt nicht zum Ziel
Klar ist es angenehmer und für unser Gehirn geeigneter, Spaß zu haben. Und manchmal finden Sie sogar Abkürzungen auf dem Weg zu Ihrem Ziel, die vielleicht weniger mühsam erscheinen. Zumindest anfangs. Doch oftmals entpuppt sich die scheinbare Abkürzung als ein böser Umweg.
Ab und an halte ich Gastvorträge an Universitäten. Dort werden mir immer wieder Umwege als Abkürzung verkauft. Studenten erzählen mir, dass sie später einmal ein eigenes Unternehmen gründen, jedoch zunächst Erfahrungen in einem großen Konzern sammeln möchten. Als Angestellter.
Ich frage mich dann jedes Mal: Wie bitteschön soll jemand in einem hierarchischen System, das geprägt ist von Regeltreue, Gehorsam und Political Correctness, lernen, wie man als Unternehmer Regeln bricht und Innovationen vorantreibt? Die vermeintliche Abkürzung „Angestellter im Konzern“ stellt sich spätestens mit der eigenen Unternehmensgründung nur als unnötigen Umweg heraus.
Denn wie heißt es doch so schön: Im Leben bekommen Sie nichts geschenkt. Entsprechend sind Sie gefordert, Härte gegen sich selbst an den Tag zu legen.
Sonderlich verführerisch hört sich das nicht an, keine Frage. Da halten wir uns doch lieber an die Maxime: Spaß muss das Leben machen und natürlich auch die Arbeit. Und zwar sowohl Führungskräften als auch Mitarbeitern. Also wird hier ein Tischkicker im Unternehmen aufgestellt und dort eine Rutsche installiert – in der Annahme, dass durch diesen Fun die gemeinschaftliche Leistung verbessert wird. So ein Schwachsinn! Denn nur mit Spaß und Freude erreichen Sie niemals Ihre großen Ziele.
Ziele? Nichts leichter als das
Stattdessen bin ich der Überzeugung, dass große Ziele nur dann Realität werden, wenn wir uns mit Disziplin und Härte auf den Weg machen. Was bei diesem Vorgehen hart ist: dass Sie den Weg zu Ihrem Ziel fokussiert und konsequent durchziehen.
Als ich beispielsweise anfing, neben meiner Beratertätigkeit Vorträge zu halten, fand ich schnell Geschmack daran. Obwohl ich eigentlich keine Angestellten mehr haben wollte, brauchte ich jemanden, der sich um diesen neuen Bereich in meinem Leben kümmert. Also traf ich mich mit einem Bekannten aus alten Zeiten. Ich hatte ihn als absolutes Vertriebsass kennengelernt. Bei einem Abendessen fragte ich ihn: „Ich will meine Arbeit als Vortragsredner zu einer tragenden Säule ausbauen. Was ist wohl die beste Strategie, um das zu schaffen?“ Er überlegte nicht eine Sekunde. „TAM.“
Ich schaute ich verdutzt an. Er erklärte: „Tägliche Arbeits-Methodik. Einfach kontinuierlich neue Kontakte im Markt machen. Ich rufe jeden Tag 16 potenzielle Interessenten an. Plus Wiedervorlagen. Fünf Tage in der Woche, komme, was wolle. So generiere ich dir im Jahr rund 1000 Kontakte zu Leuten, die dich bisher noch nicht kennen.“ Alles klar, dachte ich. Das ist mein Mann. Fokussiert und konsequent. So wird das klappen.
Vom Schein zum Sein
Ich glaubte an meinen Bekannten, an seine Haltung und seine Disziplin. Ich glaubte an das Gesetz der TAM. Und ich gab ihm den notwendigen Freiraum, den er mit Verantwortung füllte. Er zog es durch. Und nach nur zwei Jahren generierte ich einen erheblichen Anteil meines Umsatzes durch Vorträge.
Dieses Beispiel machte mir nochmals sehr deutlich, dass es keinen Kuschelkurs zum Erfolg gibt. Es ist klar, dass Ihnen Ihr Thema Spaß machen sollte, so dass Sie mit Leidenschaft zur Sache gehen. Aber Menschen können nur dann etwas in ihrem Leben bewirken, wenn sie neben ihrer Leidenschaft auch konsequent vorwärtsgehen. Wenn sie den Preis zahlen, indem sie Hindernisse überwinden und fähig zur Härte im Umgang mit sich selbst, Problemen und Herausforderungen sind. Nur so bewirken sie etwas im Leben.
Die Belohnung wartet am Gipfel: Sie erreichen auf einmal Ihre Ziele. Da der Weg zum Ziel anstrengend war, wissen wir die Erfolge auch viel besser zu würdigen. Und dann, wenn Sie Erfolg haben, passiert etwas Magisches: die ganze Anstrengung macht auf einmal auch noch Spaß ;-)
WORUM ES GEHT
Lassen Sie uns das Stärkste unternehmen, was uns möglich ist: Gegenwart machen. Um beruflich wie privat wirkungsvoll zu sein und ein erfülltes Leben zu führen. Im Blog finden Sie dazu geistige Reibungsfläche. Viel Freude beim Lesen.
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