
HOLZERS HORIZONTE
Diskutieren Sie nicht mit Ihren Teams. Streiten Sie!
Da sich viele Menschen gar nicht streiten wollen, fordern sie in den Unternehmen eine bessere Diskussionskultur. Oder eine Debattenkultur. Was für ein Quatsch! Warum fangen wir gleich zu Beginn schon wieder damit an, die Dinge weichzuspülen? Streit bleibt Streit. Daran ändern auch elegante Umschreibungen nichts. Wir sollten lieber für eine konstruktive Streitkultur sorgen.
Diskutieren Sie nicht mit Ihren Teams. Streiten Sie!
„Die vor gut zwei Monaten gestartete Koalition geht im Streit in die parlamentarische Sommerpause.“. So titelte die Süddeutsche Zeitung Mitte Juli, nachdem es wegen des Konflikts um die Wahl von drei Verfassungsrichtern so richtig gekracht hatte.
Bei einer gemeinsamen Vorstandsklausur der Koalitionsfraktionen sollten nun zum Ende der Sommerpause die Konflikte wieder ausgeräumt werden.
Auch wenn man sich trotz der verkorksten ersten Monate im Interesse des Staates ja eigentlich nur wünschen kann, dass diese Regierung ihren Job vielleicht besser macht als die vorherige Ampelkoalition – es sollte bitte nicht um Streitvermeidung gehen.Denn Streit zu vermeiden ist in meinen Augen kein Erfolgsrezept.
Das gilt nicht nur in der Politik, sondern auch im Privaten – und erst recht im beruflichen Kontext. Mit der Angst vor Streit werde ich jedoch auch in meinen Führungsseminaren konfrontiert. Teilnehmer erzählen mir von ihrem Dilemma. Auf der einen Seite ist ihnen klar, dass Konflikte und die Fähigkeit, sich zu streiten, keine Kür sind – sondern Pflicht jeder Führungskraft. Gleichzeitig fühlen sie sich nicht wohl, wenn es ums Streiten geht: Denn Streit sorge für Disharmonie und gefährde die Beziehungen der Beteiligten, so ihre Überzeugung.
In Summe sehen viele Führungskräfte Streitkultur und Konfliktmanagement negativ, dabei sind sie entscheidend für gute Führung. Grundsätzlich haben sie ja recht. Aber nicht, weil Streit per se schlecht ist. Sondern aus einem ganz anderen Grund: Weil sich viele Menschen falsch streiten.
Konfliktmanagement: Konstruktiv statt ego-zentriert streiten
In einem falschen Verständnis von Streit geht es nicht mehr um die Sache. Sondern darum, gewinnen zu wollen. Das Ego hat dann die Kontrolle übernommen. Und ein Ego will nicht verlieren. Denn wer verliert, ist schwach. Wer so streitet, meint, nicht verlieren zu dürfen. Und verliert deswegen erst recht.
In Wahrheit streiten so keine Anführer, sondern Verlierer-Typen. Diese falsche Form des Streits nenne ich ego-zentriertes Streiten.
Richtiges Streiten heißt für mich: für die Sache. Und falsches Streiten: für das eigene Ego.
Ich finde, diese spezielle Form des falschen Streitens muss aussterben. Denn sie führt zu nichts Sinnvollem.
Streit bleibt Streit
Wir brauchen wieder den positiven Streit, um uns inhaltlich kritisch auseinandersetzen zu können. Da sich viele Menschen gar nicht streiten wollen, fordern sie in den Unternehmen eine bessere Diskussionskultur. Oder eine Debattenkultur.
Was für ein Quatsch! Warum fangen wir gleich zu Beginn schon wieder damit an, die Dinge weichzuspülen? Streit bleibt Streit. Daran ändern auch elegante Umschreibungen nichts.
Weichen Sie dem Streit doch nicht aus, indem Sie sich irgendwelche Ersatzbegriffe zurechtbiegen. Nennen Sie das Kind beim Namen. Sie wollen sich nicht ego-zentriert streiten? Okay! Dann leben Sie doch den Streit konstruktiv und sachlich vor, sodass die Menschen in Ihrem Umfeld lernen, dass man auch vernünftig streiten kann.
Um es den Menschen, die sich nicht streiten wollen, leichter zu machen, nenne ich diese konstruktive Form des Streitens eine Streitkultur. Aber auch die beste Kultur kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Kern das bleibt, was es ist: ein Streit!
Wer Streit im Unternehmen ausweicht, verpasst den Anschluss
Die Fähigkeit, konstruktiv streiten zu können, gehört in das Repertoire eines jeden Anführers. Und doch gibt es unter ihnen viel zu viele, die vor der Auseinandersetzung zurückschrecken.
Ich kenne einen Vertriebsleiter, der vom Inhaber der Firma gern dafür gelobt wird, mit wie wenigen Mitarbeitern er tolle Vertriebsergebnisse erzielt. Der Vertriebsleiter erzählte mir bei einem Lunch: „Ich habe nicht so wenige Mitarbeiter, weil wir so gut sind. Ich mag einfach nicht die Mitarbeitergespräche führen. Besonders dann nicht, wenn es um heikle Themen geht. Deswegen sehe ich zu, dass ich mit so wenigen Kollegen wie möglich die Ziele erreiche.“
Doch wenn Sie so wie er gern dem Konflikt ausweichen, riskieren Sie, dass Sie den Anschluss verpassen und in Zukunft nicht mehr der „Most Fitting One“ sind.
Der am besten Angepasste überlebt
Wie ich das meine? Auch heute noch treibt ein massiver Motor unsere Welt an: die Evolution. Wir können sie nicht direkt beobachten. Jedoch sehen wir ihre Auswirkungen: Denn Evolution sorgt für Veränderungen. Selbst wenn bei Ihnen gerade alles super läuft und Sie nichts verändern, können Sie darauf wetten, dass trotzdem bald irgendein Wandel zuschlägt. Die abkühlende Konjunktur, der harte Wettbewerb, fehlende Innovationen oder schlicht eine trocken laufende Pipeline. Irgendwann müssen Sie auch schmerzhaften Themen ins Auge sehen und handlungsfähig sein.
Wie können Sie in diesem ständigen Wandel überleben? „Der Stärkste überlebt“ – so wird Darwins „Survival of the Fittest“ fälschlicherweise interpretiert. Damit wir ihn richtig verstehen, sollten wir Darwins Worte klarer formulieren: Nicht „Survival of the Fittest“ – sondern „Survival of the Most Fitting One” – „der am besten Angepasste überlebt.“
Wenn Sie Konflikten ausweichen und Weichspüler bevorzugen, riskieren Sie, dass Sie den Anschluss verpassen und in Zukunft nicht mehr „Most Fitting One“ sind.
Veränderungen führen zu Problemen
Neben der Evolution sorgen auch wir Menschen ständig für Veränderung. Veränderungen werden also gleich doppelt angetrieben. Oder etwas unromantischer: Wir Menschen werden von der Evolution dazu benutzt, Veränderungen in die Welt zu bringen. Und Veränderungen führen zu Problemen.
Im Unternehmen haben Sie zum Beispiel Lieferprobleme, weil die Rohstoffversorgung aus dem Ausland eingebrochen ist und Ihre Produktion lahmlegt. Ihr Wettbewerb freut sich nicht einfach nur über diese Gelegenheit, sondern greift gleich mit voller Breitseite an, indem er jetzt massiv seine Preise senkt, um Ihnen Marktanteile zu entreißen.
Technische Innovationssprünge sorgen außerdem dafür, dass über kurz oder lang zunehmend weniger Kunden ihr in die Jahre gekommenes Sortiment in Anspruch nehmen werden. Nebenbei erfahren Sie, dass Ihre Marketing-Managerin auf einmal schwanger geworden ist – und gleichzeitig meldet Ihr Chef-Controller Elternzeit an. Am nächsten Tag liegt die Kündigung des Hoffnungsträgers auf Ihrem Tisch, den Sie doch eigentlich bereits als Führungsnachwuchs fest eingeplant hatten.
Ein ewiger Kreislauf
Sie sehen: Die Anzahl und Intensivität der Veränderungen und Probleme steigen. Der Wandel packt Sie eiskalt am Hals und drückt immer fester zu. Doch wollen Sie sich davon unterkriegen lassen?
Besser, Sie suchen mit Ihren Teams nach Lösungen. Finden gute Ideen und setzen sie um. Wagen das Experiment und überlassen es dem Controlling-Team, sich eigenständig – ohne Führungskraft – zu organisieren. Befördern ein Nachwuchstalent zum Marketing-Manager. Das gefällt dem Operations-Verantwortlichen gar nicht, denn er hatte mit dem Posten bereits geliebäugelt. Den Lieferengpass versuchen Sie durch Zukäufe von anderen Lieferanten abzufedern. Doch deren Lieferungen strotzen nur so vor Qualitätsproblemen. Und so weiter und so fort …
Es ist ein ewiger Kreislauf: Veränderungen führen zu Problemen. Probleme müssen gelöst werden. Und jede umgesetzte Lösung ist eine neue Veränderung. Und die führt wiederum zu neuen Problemen. Da kommen Sie nicht heraus.
Pflegen Sie eine konstruktive Streitkultur
Sinnvoller ist es also, dass Sie sich an drei Dinge gewöhnen:
Probleme sind der Beweis dafür, dass Sie und Ihr Unternehmen noch leben.
Probleme sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Konzentrieren Sie sich also auf das einzige, was Sie beeinflussen können: Sorgen Sie für Lösungen!
Beim Wechsel von der Veränderung zum Problem und dann zu der Lösung und wieder zur Veränderung entstehen Konflikte. Reibung. Streit. Heikle Botschaften. Schwierige Gespräche. Ihr Job als Anführer ist es, Menschen souverän durch diesen Kreislauf zu führen, um die besten Lösungen zu finden. Besonnenheit, kühler Kopf und gesunder Menschenverstand sind gefragt. Kurzum: Pflegen Sie als Anführer eine konstruktive Streitkultur.
Klarheit und Klartext
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie kurz davor sind, heikles Terrain bei anderen Menschen zu betreten. Mein Hobby ist es jedenfalls nicht. Aber ich sage mir jedes Mal: Ich wurde nicht beauftragt, um gemocht zu werden, sondern um zu helfen. Und ich helfe, indem ich unbequem bin.
Streicheleinheiten, verbalen Weichspüler und verklausulierte Botschaften erleben meine Kunden jeden Tag. Was ihnen aber weiterhilft, sind Klarheit und Klartext.
Wenn ich versuche, die wahre Ursache von Problemen oder Konflikten herauszufinden und dabei den Finger in die Wunde lege, um den wirklich relevanten Punkt zu finden reagieren viele empfindlich darauf. Ich habe schon Vorstände erlebt, die sich dann übelste Worte an den Kopf geschmissen haben.
Doch solche Verlierer-Typen, die ego-zentriert streiten, unsachlich werden und andere beleidigen, brauchen wir nicht. Sorgen Sie lieber für eine konstruktive Streitkultur.
Drücken, bis es weh tut
Die Art, in der Gewinner streiten, geht so: hart in der Sache – und fair zum Menschen. Weichen Sie dem Streit nicht aus. Im Gegenteil: Verursachen Sie ihn sogar. Drücken Sie so lange, bis es weh tut – damit alle Beteiligten wissen, wo sie hinschauen müssen.
Sie gehen so nicht vor, um andere Menschen fertig zu machen. Sondern um zu helfen, die beste Lösung zu finden.
Lassen Sie mich die Dringlichkeit Ihrer Verantwortung anders formulieren: Diskutieren Sie nicht mit Ihren Teams. Streiten Sie! Sorgen Sie für eine gelebte Streitkultur, damit Sie und Ihre Teams den Kampf auf Leben und Tod als „Most Fitting One“ erfolgreich überleben.
Das wünsche ich mir auch von der Bundesregierung nach der Sommerpause: nicht, dass sie ohne Streit regiert – sondern mit vorbildlicher Streitkultur. Nicht für das Ego, nicht für die Partei – sondern für die Sache. Für unser Land. Für unsere gute Zukunft. Nicht als Verlierer-Typen, sondern als echte Anführer.
Zwischen Anspruch und Absurdität – Warum Arbeit mehr als ein Wunschkonzert ist
Ob Home-Office-Exzesse, „Maybe-Days“ oder All-inclusive-Benefits: Unsere Vorstellung von Arbeit driftet in absurde Extreme. Wo enden gesunde Forderungen? Und wo beginnen unrealistische Ansprüche? Eine Einladung zur Rückkehr zu Maß, Mitte und echtem Arbeitsbewusstsein.
Zwischen Anspruch und Absurdität – Warum Arbeit mehr als ein Wunschkonzert ist
Anspruch zu haben ist per se nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Wer etwas fordert, zeigt, dass er sich selbst und seine Leistung ernst nimmt. Doch in vielen Unternehmen kippt diese Haltung derzeit in eine absurde Richtung.
Arbeit ist kein Wellnessangebot
Was haben die nachstehenden Forderungen gemeinsam?
Vier Tage Home-Office pro Woche,
kostenlose Kaffee-, Tee- und selbstverständlich auch Milchalternativen,
vom Arbeitgeber (mit-) finanzierte Fitness-Studio-Mitgliedschaften,
6 Monate Workation vom Strand aus oder gar
“Maybe-Days”: Wer sich an einem Tag nicht arbeitsmotiviert fühlt, bleibt mangels Bock einfach Zuhause.
All diese Forderungen erlebe ich derzeit in der Praxis. Auch wenn einige davon nachvollziehbare Hintergründe haben: sie zeugen nicht mehr von einem gesunden Selbstbewusstsein derjenigen, die sie einfordern – sondern von einem fatalen Missverständnis darüber, worum es in der Arbeitswelt eigentlich geht.
Wo liegt die Grenze?
Nicht jede Forderung ist automatisch falsch. Schauen wir uns die zuvor genannten Beispiele nochmal an und differenzieren:
Ein flexibles Home-Office kann Sinn machen und die Produktivität / Effizienz steigern. Wenn es zu viel wird, verlieren wir jedoch Gemeinschaftsgefühl und informellen Austausch.
Eine Geste wie kostenlose Getränke fördert die Wertschätzungskultur. Doch wenn aus der freiwilligen Leistung des Arbeitgebers ein gefühlt "einklagbares" Recht auf Vielfalt im Kühlschrank wird, verlieren wir das Maß.
Der Arbeitgeber soll das Fitness-Studio mitbezahlen? Nein, der Arbeitgeber ist nicht für das Freizeitglück seiner Mitarbeiter zuständig.
Workation am Strand, während die Kollegen in der Produktion jeden Tag vor Ort malochen? Unabhängig von Neid und Missgunst: Lässt sich in der Praxis zeigen, dass Workation das Format ist, mit dem Teams gemeinsam Spitzenleistung bringen? Die Wahrheit ist wohl eher: Wer 6 Monate Urlaub machen will, sollte versuchen, ob er bezahlten und unbezahlten Urlaub kombiniert bekommt.
“Maybe Days”? Wer so etwas fordert, bleibt am besten gleich ganz Zuhause und schreibt Bewerbungen. Wer will Kollegen haben, die so eine Arbeitseinstellung mitbringen?
Unternehmen sind keine Erziehungsberechtigten, die jedes Bedürfnis ihrer "kindischen" Mitarbeiter befriedigen müssen.
Der stille Rückzug: Dienst nach Vorschrift
Doch warum erleben wir diese Verschiebung überhaupt? Warum wünschen sich Menschen zunehmend mehr individuelle Freiheiten – und gleichzeitig sinkt ihre Identifikation mit ihrer Arbeit?
Aktuelle Studien zeigen: Die emotionale Bindung der Mitarbeitenden an ihre Unternehmen ist auf einem historischen Tiefpunkt. Laut Gallup Engagement Index 2024 liegt der Anteil der Beschäftigten mit hoher Bindung erstmals im einstelligen Prozentbereich. Gleichzeitig hat sich die Zahl jener verringert, die innerlich bereits komplett gekündigt haben. Was bleibt, ist die große graue Masse: Menschen, die still ihre Arbeit erledigen – aber ohne echten Antrieb oder Engagement. Dienst nach Vorschrift ist zur neuen Normalität geworden.
Diese innere Distanz hat Konsequenzen: Nur etwa die Hälfte der Beschäftigten plant, in einem Jahr noch beim aktuellen Arbeitgeber zu bleiben – während Headhunter aktiver denn je sind. Noch alarmierender: Das Vertrauen in Unternehmen und ihre Führung sinkt spürbar – sowohl in Hinblick auf wirtschaftliche Stabilität als auch auf Führungs-Kompetenz.
Arbeit ist Gemeinschaft
Dabei wird oft vergessen: Der größte Benefit der Arbeit ist nicht der Kaffee oder das Gym-Abo. Es ist die Zugehörigkeit. Wer in einem funktionierenden Team einen sinnvollen Beitrag leistet, ist Teil einer Erfolgsgemeinschaft. In Zeiten zunehmender Vereinsamung und mentaler Herausforderungen ist das kein zu unterschätzender Wert. Arbeit kann Halt geben, Struktur, Sinn.
Gewolltes Mitglied einer Gruppe zu sein, weil man einen sinnvollen Beitrag leistet, ist eine wirkungsvolle Medizin gegen Vereinsamung und Depressionen.
Was Arbeit wirklich bedeutet
So mancher LinkedIn-Post feiert Arbeit als Selbstverwirklichungsreise mit Latte-Art und Purpose-Coaching. Die unbequeme Realität ignorieren solche Ideale gern: Arbeit ist in vielen Bereichen immer noch Maloche. Sie verlangt Einsatz, Verlässlichkeit – und nicht selten, dass man auch dann liefert, wenn’s gerade nicht Spaß macht.
Vielleicht müssen wir auch eine Grundsatzdiskussion führen, um alle Beteiligte wieder auf die gleiche Seite im Buch zu bekommen, was wir hier eigentlich machen. Mein Vorschlag:
Menschen arbeiten, um Kunden einen Nutzen zu stiften.
Dafür bezahlt er einen Preis.
Von diesem Preis werden Gehälter, Benefits und vieles andere finanziert.
Wer diese Zusammenhänge vergisst, verwechselt Unternehmen mit Wohlfahrtsverbänden.
Zurück zu Maß und Mitte
Wir brauchen eine neue Balance. Ja, Unternehmen müssen als Arbeitgeber attraktiv sein. Ja, moderne Arbeitswelten müssen Flexibilität bieten. Aber sie dürfen nicht zum Wunschkonzert verkommen. Wer als Mitarbeiter nur fragt, was er bekommt, statt was er beitragen kann, hat das Prinzip verfehlt. Und wer als Führungskraft alles gewährt, verliert Respekt und Orientierung.
Arbeit darf fordern. Und sie darf etwas zurückgeben. Aber das geht nur, wenn beide Seiten Maß halten. In diesem Sinne: Weniger Maybe-Days. Mehr Commitment. Und für alle Beteiligten gilt: Wer viel fordert, muss auch viel geben! So entstehen starke Erfolgs-Gemeinschaften.
Schluss mit den Märchen: Kapitalismus sichert unser Überleben
Wer den süßen Nektar der Freiheit probiert hat, möchte ihn nicht mehr missen. Doch diese Freiheit fällt uns nicht in den Schoß – sie basiert auf einem System, das zunehmend verteufelt wird: dem Kapitalismus. Umweltzerstörung, soziale Ungleichheit, Machtkonzentration – die Vorwürfe sind bekannt. Aber wer genauer hinschaut, erkennt: Kein anderes System hat mehr Menschen aus der Armut befreit und mehr Fortschritt ermöglicht. Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Grundlage für Wohlstand, Freiheit – und sogar nachhaltigen Umweltschutz. Warum wir den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern klug weiterentwickeln müssen …
Schluss mit den Märchen: Kapitalismus sichert unser Überleben
Stellen Sie sich eine Welt vor ohne Smartphones, ohne bezahlbaren Urlaub, ohne moderne Medizin: Willkommen in einer Welt ohne Kapitalismus!
Doch manch einer meint, der Kapitalismus sei eine Krankheit, die den Menschen zu schlechtem Verhalten zwinge, mit diesen Konsequenzen: Raubbau an der Natur, Umweltverschmutzung, Artensterben, Klimaerwärmung, Reichtum von wenigen. Die schmerzhaften Folgen des Kapitalismus – so der Vorwurf – würden immer lauter, sichtbarer und drängender. Heidi Reichinnek, die Vorsitzende der Linken-Fraktion im Bundestag, fordert gar den Sturz des Kapitalismus. Ihre Haltung: „In den heutigen Zeiten muss man radikal sein“.
Derzeit sind Meinungen salonfähig, die vom Wesen her in die Zeit vor der Aufklärung gehören. Denn Meinungen – auch wenn sie radikal sind – werden nicht wahrhaftiger als Fakten. Wir sollten also der Realität ins Gesicht sehen: Kapitalismus ist gut. Wahrscheinlich sogar das Beste, was wir haben.
Vier Gründe, warum Kapitalismus viel besser als sein Ruf ist
Schauen wir uns dazu ein paar Fakten an:
Auch wenn es immer noch viel Armut in der Welt gibt: Kapitalismus ermöglicht Wohlstand für viele Menschen. Das reale Pro-Kopf-Einkommen ist seit 1980 von 5400 Dollar auf 8500 Dollar gestiegen. In der Zeit von 1980 bis 1990 haben 800 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz gefunden. Prinzipiell hat im Kapitalismus jeder die Chance, zu Vermögen zu kommen oder zumindest Wohlstand aufzubauen. Wohlstand ist dadurch nicht mehr ausschließlich abhängig davon, in welchen Stand oder Kaste man geboren ist, wie es in vielen westlichen Kulturen früher der Fall war (Feudalsystem).
Kapitalismus sorgt dafür, dass die Lebenserwartung steigt. Diese hat sich in den letzten 150 Jahren nahezu verdoppelt.
Kapitalismus steigert das Bildungsniveau. Anfang der 70er-Jahre konnte nur weniger als die Hälfte der Menschen lesen und schreiben; heute sind es Dreiviertel.
Kapitalismus sorgt für Fortschritt in Wissenschaft und Technik. Der Wettbewerb der Unternehmen um Marktanteile und Kundengunst sorgt für neue Ideen und Innovationen, die das Leben lebenswerter machen: mit Menschen rund um den Globus telefonieren; weltweit Freunde und Familie besuchen; Krankheiten heilen; einfacher Zugang zu Bildung durch das Internet. All das und noch viel mehr wäre ohne Kapitalismus nicht möglich.
Von sinnvoller Selbstregulierung zum Bürokratie-Geschwür
Trotz all seiner Vorzüge: Es braucht Regeln, damit der Kapitalismus uns nicht ins Unheil führt. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Menschen sich freiwillig und auf Grund ihres gesunden Menschenverstands “gut” benehmen. Dafür haben wir Lösungen gefunden, um ein faires Miteinander sicherzustellen: Mindestlohn, gesunde Arbeitsbedingungen, ökologische Vorgaben, Anti-Monopol-Maßnahmen. Vieles davon regelt der Staat. Anderes die Gewerkschaften, weil Angestellte in der Gemeinschaft stärker sind als allein.
Der freie Markt könnte zügellos werden. Deswegen haben wir in Deutschland unseren Arm auf seine Schultern gelegt, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt. Wir nennen das „Soziale Marktwirtschaft“. Der Staat soll für Rahmenbedingungen sorgen, in denen wir uns frei, aber doch sozial gerecht entfalten können.
Mit der Sozialen Marktwirtschaft ist jedoch nicht gemeint, dass der Staat selbst versucht, der bessere Unternehmer zu werden oder jedes Detail zu regulieren. Das geht viel zu oft schief. Und so ist die sinnvolle Selbstregulierung einer sozialen Marktwirtschaft zu einem Geschwür der überbordenden Bürokratieverkommen.
Dieses Geschwür droht, unser Land zu ersticken. Die Sehnsucht nach dem starken Staat, der unsere Probleme löst, führt dazu, dass wir uns als Gesellschaft selbst fesseln und im internationalen Wettbewerb der Nationen erlahmen. Staatsinterventionismus, Steuerlast, Staatsquote, Regulierung – unsere Freiheit ist in Gefahr.
Gleichgültigkeit in Sachen Freiheitsbeschränkung
Bedenklich finde ich, dass es anscheinend eine wachsende Anzahl Menschen gibt, die eine gewisse Gleichgültigkeit in Sachen Freiheitsbeschränkung an den Tag legen. Sie finden es sogar gut und sinnvoll, die Freiheit zu beschneiden. Ihre Haltung: Wir müssen den Menschen in seiner Gier begrenzen. Die Lösung: Verbote und Vorschriften formulieren. Freiheit sei schließlich nicht alles. Luxus-Sportwagen, Flugreisen, exotische Früchte im heimischen Supermarkt – das müsse nicht sein.
In der Folge schreibt der Staat beispielsweise vor, was gesunde Ernährung ausmacht, und will den Zucker aus dem Supermarktregal verbannen und Werbung für Süßigkeiten verbieten, die sich an Kinder richtet. Und wenn die Energieversorgung mal eng wird, mag uns mancher Politiker versichern, statt einer warmen Dusche reiche ein nasser Waschlappen völlig aus.
Es scheint, als würde ein unsichtbarer Zeremonienmeister die Gesetze des Zeitgeists formulieren. Definieren, wie die neue Norm des Miteinanders auszusehen habe. Was noch erlaubt bleibt – und was verboten gehört.
Auch Unternehmen dürfen schon lange nicht mehr so frei arbeiten, wie sie wollen. In einigen Unternehmen müssen Frauen zum Beispiel den Vortritt bekommen, wenn sich Mann und Frau, beide gleich qualifiziert, auf eine Stelle bewerben. „Positive Diskriminierung“ nennt sich das dann – anstatt es den Unternehmen selbst zu überlassen, wie und mit wem sie arbeiten wollen.
Gefärdung von Freiheit und Wohlstand
Diese freiheitsfeindliche und oftmals auch kapitalismusfeindliche Gesinnung wird ihren Tribut fordern. Die schmerzhaften Folgen werden nicht von heute auf morgen spürbar. Es ist kein tödlicher Stich ins Herz, sondern ein langsames Ersticken. Der Wirtschaft wird die Luft zum Atmen genommen und der Wirtschaftsriese Deutschland erlahmt. Die nicht durchdachte Energiewende und der Ukrainekrieg haben in ihrer Folge die Energiekosten in astronomische Höhen schnellen lassen, so dass energieintensive Industrien in lebensbedrohliche Zustände geraten.
Wenn es hier keine zeitnahe Lösung gibt, bleibt den Unternehmen nur, mit den Produktionsstätten in andere Länder mit wirtschaftsfreundlicheren Rahmenbedingungen abzuwandern. Doch wenn wir durch solche und andere Maßnahmen der Marktwirtschaft an die Gurgel gehen, gefährden wir unseren Wohlstand. Und in der Folge dann auch unsere Freiheit.
Die Geschichte zeigt, dass die diversen sozialistischen Experimente der Menschheit alle gescheitert sind. Armut und Not werden nicht bekämpft, indem ein starker Staat die Kontrolle übernimmt, sondern wenn die Bürger möglichst eigenverantwortlich handeln dürfen.
Unser Überleben steht auf dem Spiel
Die Wirtschaft und der Kapitalismus ermöglichen uns Menschen die Freiheit. Freiheit, selbst zu entscheiden. Ob Unternehmer, Mitarbeiter oder Kunde, jeder hat das freie Wahlrecht, zu tun, was er will. Und diese Wahlfreiheit im engeren Sinne breitet sich natürlich auch auf andere Lebensbereiche aus. Wer einmal den süßen Nektar der Freiheit probiert hat, sollte ihn eigentlich nicht mehr missen wollen. Denn die Freiheit ermöglicht uns erst ein buntes Leben mit schier unendlichen Sportarten, Hobbys, Urlaubsmöglichkeiten, kulinarischen Richtungen und sexuellen Orientierungen. Möge jeder nach seiner Façon glücklich werden.
Marktwirtschaft, unsere Freiheit und der entstehende Wohlstand sind keine Bedrohung für unser Überleben. Das Paradoxe ist: Der Weg dorthin hat bisher den hohen Preis der Umweltverschmutzung gekostet. Doch Marktwirtschaft, Freiheit und Wohlstand sind es dann, die dafür sorgen, dass wir Menschen uns nicht mehr nur für unser persönliches Glück interessieren – sondern unseren Fokus auch auf höhere Sphären richten.
Wenn Sie in Armut leben, interessiert Sie verständlicherweise primär das pure Überleben. Reisen Sie doch mal in die Entwicklungsländer dieser Erde. Sie werden nicht nur Armut und Elend, sondern auch schreckliche Arbeitsbedingungen, Unmengen von Müll und Raubbau an der Natur sehen.
Die Menschheitsgeschichte zeigt, dass wir erst dann, wenn wir Wohlstand erreicht haben, den Anspruch entwickeln, in einer guten Umwelt zu leben. Dann wächst auch die Bereitschaft, für diese gute Umwelt etwas zu tun. Unser Ziel muss also Wohlstand für alle sein. Selbstredend in unserem eigenen Land, aber auch in den anderen Ländern dieser Welt. Wir können anderen Ländern helfen, die Phase des Raubbaus zu überspringen, indem wir sie an unserem Know-how teilhaben lassen. Kapitalismus ist nicht das tödliche Gift, sondern die lebensrettende Lösung.
Wirtschaft ist nicht unmenschlich
Solange wir als Bürger unserer Bequemlichkeit nachgeben; solange wir lieber nach einer Viertagewoche rufen, anstatt uns anzustrengen und Leistung zu bringen; solange wir uns selbst bei kleinsten Problemen nach dem fürsorglichen Staat sehnen, anstatt selbst die Verantwortung für unser Leben zu übernehmen: Solange wir das tun, befinden wir uns auf dem Weg in eine düstere Zukunft.
Zuerst gerät die Wirtschaft ins Trudeln. In der Folge sinken die Gewinne und Steuereinnahmen. Menschen verlieren ihre Jobs. Wohlstand sinkt. Und damit auch die Kraft unseres Sozialstaats.
Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer – und auch nicht der bessere Ingenieur, Arzt und Erfinder. Und auch nicht der bessere Bürger, der für Sie entscheidet, wie Sie Ihr Leben meistern. Wir müssen den Irrglauben loswerden, dass mehr Staat automatisch mehr Schutz der Bürger bedeute. Es ist der mündige, kritische Bürger, der zusammen mit dem Staat Verantwortung übernehmen muss, um die Probleme unserer Zeit zu lösen.
Der Staat setzt die Rahmenbedingungen. Handeln müssen aber wir, die Bürger. Wir brauchen nicht mehr Staat, sondern mehr Menschen mit Visionen – und dem Mut, diese auch Realität werden zu lassen.
Das Geheimnis starker Beziehungen: Was ein Bierkasten mit guter Kommunikation zu tun hat
Am Ostersonntag traf ich einen älteren Herrn, der mich an etwas Entscheidendes erinnerte: Gute Beziehungen entstehen nicht durch Worte, sondern durch echtes Interesse, Initiative – und manchmal durch einen kleinen Umweg mit dem Auto. Drei Lehren können wir daraus für Beruf und privates Umfeld ziehen…
Das Geheimnis starker Beziehungen: Was ein Bierkasten mit guter Kommunikation zu tun hat
Beziehungen sind der Schlüssel zu Erfolg – im Leben wie im Beruf. Doch was macht eine gute zwischenmenschliche Beziehung wirklich aus? Eine Begegnung hat mir das auf ganz besondere Weise gezeigt.
Eine unerwartete Begegnung
Ostersonntag. Die Sonne scheint, ich spaziere mit meiner Frau und unserem Hund durch den Ort. Plötzlich sehe ich einen älteren Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er schleppt sichtbar angestrengt einen Kasten Bier.
„Kann ich Ihnen helfen?“ rufe ich. „Danke, das geht schon“, antwortet er knapp – ohne mich anzuschauen.
Ich gehe weiter, drehe mich aber noch einmal um. Der Mann hat den Kasten abgestellt und versucht nun, ihn mit der anderen Hand zu tragen. Es wirkt jedoch nicht leichter.
Ich mag es selbst nicht besonders, wenn mir „geholfen werden muss“. Aber hier entscheide ich mich, aktiv zu werden. Ich überquere die Straße. „Kommen Sie, ich trage Ihnen den Kasten.“ „Wirklich? Das ist nett. Ich muss zur Bushaltestelle am Ende des Ortes“, antwortet er und lächelt jetzt.
Bock aufs Leben – wortwörtlich
Ich hebe den Kasten hoch und lese die Biermarke: Schumacher. Ich grinse: „Das ist doch die Brauerei aus dem verbotenen Land!“ Er lacht. „Richtig, aus Düsseldorf. Das Bier heißt ‚Bock aufs Leben‘ – eine Sonderedition zum 70. Geburtstag der Inhaberin. Der Erlös wird gespendet.“
Auf dem Weg zur Haltestelle unterhalten wir uns. Er erzählt von seiner Familie, seiner Tochter, die ihn heute eingeladen hat. Ich erfahre mehr über ihn – freundlich, offen, gesprächig. Ganz anders als der erste Eindruck.
An der Haltestelle angekommen, will er mir eine Flasche schenken. Ich zögere – er besteht darauf. “Vielen Dank! Aber ich zweifle wirklich daran, dass heute hier ein Bus kommt”, entgegne ich. Gemeinsam schauen wir auf den Fahrplan. Keine passende Verbindung in Sicht.
„Wissen Sie was? Ich hole mein Auto und fahre Sie. Warten Sie hier im Schatten.“
Kurze Zeit später sitze ich mit ihm im Wagen. Eine anregende Unterhaltung folgt.
Drei Dinge, die ich dabei gelernt habe
Diese Begegnung hat mir auf einfache Weise gezeigt, worauf es in guten Beziehungen ankommt – privat wie beruflich.
1. Urteile nicht vorschnell über Menschen
Der erste Eindruck täuscht oft. Der Mann wirkte zunächst grimmig – war aber alles andere als das. Gute Kommunikation beginnt mit Offenheit und der Bereitschaft, das Verhalten von der Person zu trennen. Das hilft uns, wohlwollender zu urteilen – und manchmal auch leichter zu verzeihen. Prüfen Sie selbst: Meist kritisieren wir nur das Verhalten; und nicht den Menschen an sich.
2. Warte nicht auf einen Hilferuf
In Unternehmen ist es wie im Alltag: Wer nur dann hilft, wenn er gefragt wird, handelt kollegial. Wer von sich aus Unterstützung anbietet, verhält sich kameradschaftlich. Manchmal ist es dazu notwendig, dass man seine Hilfe förmlich aufdrängt. Hier ist selbstredend Fingerspitzengefühl gefragt, da wir niemanden bevormunden wollen. Doch es braucht gelegentlich diesen Schubser von außen, um jemandem über seinen Stolz zu helfen.
3. Eine Hand wäscht die andere
Beziehungen leben vom Ausgleich. Wer gibt, bekommt oft etwas zurück – nicht immer sofort, nicht immer materiell. Doch echte Wertschätzung zeigt sich. Wenn nicht: Auch das ist eine wichtige Erkenntnis; ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus. Und dass Sie sich durch Ihre hilfsbereite Haltung nicht ausnutzen lassen sollten, erklärt sich von selbst (Stichwort: Helfer-Syndrom)
Gute Beziehungen leben von Eigeninitiative
Ob im Team, mit Kunden oder im privaten Umfeld: Wer gute Beziehungen pflegen will, sollte nicht auf andere warten – sondern Initiative zeigen, offen kommunizieren und echtes Interesse zeigen. Vielleicht beginnt es einfach mit einer kleinen Geste, dem Schritt über die Straße – oder einem Kasten Bier. Haben Sie „Bock aufs Leben“? Dann investieren Sie in die Menschen, die Ihnen wichtig sind.
Deutschland braucht Macher – aber wir züchten zu viele Mitläufer
Von der Schulbank bis ins Büro: Wir verlernen Anstrengung, meiden Wettbewerb – und wundern uns über Mittelmaß. Unsere Kinder werden auf Gehorsam, Anpassung und Fehlervermeidung getrimmt. Doch genau das Gegenteil brauchen wir in der Arbeitswelt: kritisches Denken, Problemlösekompetenz und den Mut, Verantwortung zu übernehmen. Wer Mittelmaß zur Norm erklärt, darf sich nicht wundern, wenn Spitzenleistungen ausbleiben.
Deutschland braucht Macher – aber wir züchten zu viele Mitläufer
Jeder Mensch muss zusehen, wie er seine Miete zahlt und den Kühlschrank gefüllt bekommt. Ohne Geld funktioniert das nicht. Dazu ist ein Arbeitsplatz notwendig. Und den gibt es nur, wenn Unternehmer Unternehmen gründen und erfolgreich führen. Ohne Unternehmer sieht es also düster für uns alle aus. Doch unser Bildungssystem produziert keine Unternehmer und mutige Macher, sondern ängstliche Angestellte und Arbeiter. Wir züchten Mitläufer statt Macher.
Warum unsere Schulen Mitläufer züchten – und keine Macher
Kinder werden auf Gehorsam, Anpassung und Fehlervermeidung getrimmt. Das Auswendiglernen von Inhalten trainiert weder Problemlösekompetenz noch kritisches Denken. Doch genau das brauchen wir dringend in der Arbeitswelt.
Mag sein, dass sich manche Unternehmen in Deutschland in der Bequemlichkeit des Mittelmaßes ausruhen. Doch das darf nicht unsere Benchmark sein. Denn der Wettbewerb tobt international. Wer nicht mithält, droht den Anschluss zu verlieren.
Um zu erleben, was eine gute Arbeitsmoral ist, muss man nicht bis nach China reisen. Es reicht ein Blick nach Polen. Meine Frau ist Polin – und dort erlebe ich aus erster Hand, was es heißt, Gas zu geben. Die Menschen sind hungrig. Sie wollen etwas erreichen. Sie wollen sich Wohlstand aufbauen. Sie tun und machen. Es gleicht einem Bienenstock voller Energie und Handlungsdrang. Es herrscht ein Spirit, den es zwar in Deutschland auch gibt – aber in meiner Wahrnehmung deutlich seltener als in Polen.
Spaß statt Wettbewerb und individuelle Leistung
Natürlich erleben auch die Polen, dass Fehler, Rückschläge und Niederlagen zum Erfolg dazugehören. Wer erfolgreich sein will, muss lernen, damit umzugehen. Der Schmerz ist der Preis des Wachstums. Wer glaubt, es gäbe einen schmerzfreien Weg zum Erfolg, ist naiv.
Doch statt uns darauf vorzubereiten, indem wir uns mental stark machen, senken wir immer weiter die Standards.
Das fängt bereits im Kleinen bei unserem Nachwuchs an. Beispiel Bundesjugendspiele: Da liegt der Fokus mittlerweile auf Spaß und Miteinander, anstatt Wettbewerb zu fördern und individuelle Leistung wertzuschätzen. Die Gefahr dabei: Keine Spitzenleistung mehr, keine Herausforderung. Nur noch “Freude an Sport und Bewegung“. Dass Kinder beim Spiel eigentlich immer den Wettbewerb suchen, wird dabei ausgeblendet. Wer hätte denn noch Lust, „Mensch ärgere dich nicht“ oder Fußball zu spielen, wenn das Ergebnis egal ist?
Ich habe sogar von einer Mutter gelesen, die eine Petition gestartet hat, die Bundesjugendspiele sogar komplett abzuschaffen. Der Wettstreit mit anderen setze ihren Sohn einem Leistungsdruck aus, der nicht gut für ihn sei.
Diese Denkweise geht so weit, dass auf dem Flur einer Schule eine Urkunde abgehangen wurde. Rund 20 Jahre hing sie dort und zeichnete den Schülerrekord im Speerwurf aus. Doch diese unangefochtene Spitzenleistung sorgte dafür, dass andere sich schlecht fühlen. Also weg mit der Urkunde. Die Bildungsbotschaft an die Kinder: Leistung wird nicht mehr geehrt, sondern vertuscht.
So etwas macht mich fassungslos. Ich weiß: Eine Demokratie muss auch solche Kuschelträumer aushalten, die in einer Gesellschaft leben wollen, in der alle das Gleiche bekommen und Leistungsunterschiede nicht mehr zählen dürfen. Diese Menschen denken wirklich: Gewinner seien böse und schlecht.
Die abstruse Begründung vertreten diese Menschen mit allem Ernst: Wenn jemand gewinnt, muss jemand anderes verlieren. Das ist unmenschlich! Sorgen wir also lieber für ein Umfeld, in dem sich alle wohl fühlen, Spaß und Freude haben, niemand heult und sich auch niemand schlecht fühlt, nur weil er etwas nicht so gut kann wie die anderen. Was für ein lebensfremder Schwachsinn!
Zum Glück gibt es bereits einen ersten zaghaften Aufstand der Leistungsträger: Eltern, die sich das nicht bieten lassen und rebellieren. Wollen wir hoffen, dass die umstrittenen Änderungen wieder rückgängig gemacht werden. Denn die weichgespülten Bundesjugendspiele senden eine klare Botschaft: Mittelmaß und pi mal Daumen ist völlig ausreichend.
Es zählen keine objektiven Qualitätsmaßstäbe mehr für ganz Deutschland, sondern nur noch der relative Vergleich in der eigenen Klasse. Wenn die Klasse also aus übergewichtigen Sofakartoffeln besteht, die die 1000 Meter im Kriechtempo gehen, fühlt sich der schnellste „Gewinner” als Weltmeister und nicht als das, was er ist: ein Faultier unter Schnecken.
Aber ist das nicht unfair? Nicht jeder Mensch muss gut im Sport sein, schließlich hat jeder unterschiedliche Talente und Fähigkeiten. Letzteres ist zwar richtig, doch die Folge daraus darf nicht sein, dass wir als Land überall die Messlatten so tief legen, nur damit alle drüber kommen.
Tendenz zur Gleichmacherei
Kürzlich wurde mal wieder die Forderung laut, die Mathematik-Prüfungen im Abitur abzuschaffen. Sie seien zu schwierig. Außerdem bräuchten die meisten Menschen die Mathematik-Kenntnisse in ihrem späteren Berufsleben nicht.
Wie bitte? Weil es schwierig ist, schaffen wir es ab? In Bayern können Schüler ab 2026 tatsächlich das Mathe-Abitur umgehen . Aber ist das wirklich die richtige Antwort?
Die aktuelle Tendenz zur Gleichmacherei ist gefährlich. Denn sie schützt nicht das einzelne Individuum vor den Schmerzen von Schlechtleistung, sondern senkt die Leistung der ganzen Gesellschaft.
Die Leistungsfeindlichkeit zeigt Wirkung in den deutschen Schulen: Unsere Schüler schnitten im Jahr 2022 bei der PISA-Studie so schlecht ab wie noch nie. Deutschland belegt im internationalen Vergleich nur mittelmäßige Plätze. Und zwar nicht nur im Bereich Mathematik, sondern auch in der Lesekompetenz und den Naturwissenschaften.
Was die PISA-Studie auf erschreckend klare Weise zeigt: Länder, die große Leistungsunterschiede zwischen den Kindern zulassen, erzielen im allgemeinen Schnitt die bessere Bildungsleistung. Länder, die dagegen versuchen, die individuellen Leistungsunterschiede klein zu halten und alle auf einem ähnlich niedrigen Niveau zu halten, erreichen als Land die niedrigsten Bildungsleistung.
Doch von alledem merken wir in unserer leistungsfeindlichen Gleichmacherei nichts. Denn der Anteil der Schüler mit einem Einser-Abitur-Schnitt steigt. In den Jahren 2022 und 2021 hatten mehr Abiturienten eine Eins vorm Komma als je zuvor. Was wollen wir von unserem Nachwuchs erwarten, wenn wir die Ansprüche immer weiter senken und ihnen gleichzeitig durch immer bessere Noten das Gefühl geben, sie seien Top-Performer?
Statt Leistung gibt es jetzt Wohlgefühle im Büro
Diese Haltung hat mittlerweile auch die Arbeitswelt infiziert. Auch da ist der Zeitgeist geprägt von politisch korrektem Weichspüler. Wir leben im Zeitalter der Über-Empathisierung. Bloß niemandem zu nahe treten. Bloß niemandem „weh” tun.
Eine Aussage wie „Das entspricht nicht unseren Ansprüchen, was Sie da produziert haben!”, löst verständlicherweise bei vielen keine Freudensprünge aus. Klar, es ist direkt, und Kritik wirkt nun mal persönlich. Also vermeiden viel zu viele Führungskräfte den ehrlichen Klartext.
Stattdessen begegnen mir in den Unternehmen Formulierungen wie: „Das gefällt mir schon recht gut. Wenn du magst, könntest du überlegen, vielleicht hier oder da noch ein bisschen zu optimieren.” Sie hoffen, dass das Gegenüber die Botschaft schon versteht: „Das entspricht nicht unseren Ansprüchen, was Sie da produziert haben!”
Mir wird bei dem weichgespülten Geschwurbel schwindelig. Und vielen Menschen ebenfalls. Es traut sich jedoch kaum jemand, offen gegen den verbalen Weichspüler zu rebellieren. Im Ergebnis kommen heutzutage Mitarbeiter aus Kritikgesprächen raus, in denen die heikle Botschaft zwischen so vielen positiven Nachrichten versteckt wurde, dass sie denken: Morgen werde ich befördert. Obwohl ihnen eher bald die Abmahnung droht.
Auch sonst erlebe ich bei meinen Besuchen in Unternehmen Anzeichen der Fokussierung auf Wohlgefühle:
Mitarbeiter diskutieren, welche Musik auf den Bürofluren laufen soll, anstatt sich zu überlegen, wie sie die Kunden begeistern.
Meetings drehen sich darum, welche Kaffeesorte der neue Standard sein soll.
Unternehmen werden zu Spielplätzen statt zu Leistungszentren.
Wir scheinen zu vergessen, dass Unternehmen Zweckgemeinschaften sind. Sie sind keine Wohlfühloasen, sondern Orte, an denen Leistung gegen Geld getauscht wird.
Doch wenn die Leistung nicht mehr stimmt und Unternehmen darauf reagieren, kommt die große Empörung: So darf man doch nicht mit Mitarbeitern sprechen! Diese erwarten mittlerweile Karriere in Teilzeit, ein hohes Gehalt bei einer 4-Tage-Woche und möglichst keine anstrengenden Aufgaben.
Die Scheu vor harter Arbeit zeigt sich auch in anderen Bereichen der Wirtschaft. Jeder Haushalt braucht Handwerker – doch der Nachwuchs fehlt. Die Zahl der abgelegten Meisterprüfungen ist innerhalb von 20 Jahren von 9,3 auf 6,9 Millionen gefallen. Stattdessen wollen fast 50 Prozent der Abiturienten „Influencer“ oder „Creator“ werden.
Dem Zerfall der Leistungsfähigkeit ein Ende setzen
Wir haben als erste Spezies auf diesem Planeten keinen Plan mehr, wie wir unseren Nachwuchs erziehen. Tiere sind im Umgang mit ihrem Nachwuchs klar und konsequent. Doch das Tier Mensch verheddert sich in abstrusen Sozialexperimenten und verzieht seinen Nachwuchs und gefährdet so die Überlebensfähigkeit.
Die Bundesjugendspiele sind symptomatisch für das, was die Zukunftsfähigkeit unserer ganzen Gesellschaft gefährdet: Freude, Respekt, Fairness, Miteinander und Bequemlichkeit sind wichtiger, als sich anzustrengen.
Wir müssen dem geistigen Durchfall ein Ende bereiten, dass die erstgenannten Werte im Gegensatz stünden zu Anstrengung und Leistung. Man kann sich sehr wohl anstrengen und dabei trotzdem fair mit anderen umgehen.
Lassen Sie uns dem Zerfall der menschlichen Leistungsfähigkeit ein Ende setzen. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer mal verliert, muss nicht gleich in Therapie. Wer mal weint, weil der Weitsprung ungültig war oder der Chef die eigene Arbeit als Mist bezeichnet hat, leidet nicht gleich unter einem Trauma.
Macher oder Mitläufer? Deutschland muss sich entscheiden.
Es wird Zeit, dass ein mentaler Ruck durch unser Land geht. Erfolg gibt es nicht ohne Anstrengung, Schmerz und Verzicht. Aber wozu soll man sich das antun, wenn die Lebenszeit begrenzt ist? Ich denke, der Einsatz lohnt sich. Denn wer sich anstrengt, hat auch das Recht auf Stolz, Freude und Wohlstand. Die Erfüllung kommt so aus der Arbeit an sich, weil man mit tollen Kollegen in einer inspirierenden Leistungskultur die Kunden begeistert, indem man ihnen Nutzen stiftet.
Doch dazu brauchen wir mehr Selbstwertgefühl – und zwar nicht nur in der Form von Selbstachtung („Ich bin wertvoll“), sondern vor allem durch mehr Selbstvertrauen („Ich kann etwas schaffen!“).
Unser Bildungssystem sollte Kinder nicht nur ermutigen, sich selbst per se wertvoll zu fühlen, sondern sie auch dazu bringen, sich Kompetenzen zu erarbeiten und Herausforderungen zu stellen.
Solange das nicht geschieht, müssen Führungskräfte in Unternehmen diese Rolle übernehmen. Sie müssen nicht nur für Ergebnisse sorgen, sondern Menschen dazu bringen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Denn passive, ängstliche Mitläufer gefährden unsere Zukunft. Wir brauchen mehr Macher.
Und Macher fangen an, indem sie ihren Mund aufmachen – auch wenn die Wahrheit unbequem ist. Doch davor schrecken selbst viele Führungskräfte noch zurück. Es wird Zeit, dass wir daran arbeiten!
1,5 Millionen Beamte entlassen – Schreckensszenario oder die Rettung unserer Wirtschaft?
Die Bundestagswahl ist gelaufen. Die neue Regierung muss nun die Rahmenbedingungen schaffen, um Deutschland wieder zu einer florierenden Wirtschaftsnation zu machen. Ohne eine starke Wirtschaft, die Geld in die Kassen spült, ist die ganze Party schnell vorbei. Die Wirtschaft muss wachsen – aber nicht der Staat. Der muss so schlank wie möglich sein.
1,5 Millionen Beamte entlassen – Schreckensszenario oder die Rettung unserer Wirtschaft?
Der Wahlkampf ist vorbei, die Bundestagswahl gelaufen. Jetzt kommt es auf eine schnelle Regierungsbildung an. Und darauf, dass hoffentlich bald wieder regiert wird. Gut regiert.
Aber was bedeutet das? Trump, Putin, Ukraine … Aktuell überschlagen sich die Ereignisse, so dass wir im Lärm des Weltgeschehens schnell den Blick für das Wesentliche verlieren können.
Deswegen lassen Sie uns darüber nachdenken, worauf es am Ende wirklich ankommt. Eine Regierung kann alles Mögliche tun und lassen. Doch eine Sache ist absolut spielentscheidend; die, wenn sie nicht mehr da ist, alles andere zusammenbrechen lässt. Und das ist: eine ertragsstarke Wirtschaft.
Die Wirtschaft muss wachsen – nicht der Staat
Die neue Regierung muss die Rahmenbedingungen schaffen, die notwendig sind, um Deutschland endlich wieder zu einer florierenden Wirtschaftsnation zu machen. Mit Rahmenbedingungen ist auch nur genau das gemeint. Also kein Subventionswahn und staatlicher Dirigismus.
Rahmenbedingungen sind eher ein Sprungbrett. Anlaufen und draufspringen müssen wir als Bürger und Unternehmen schon selbst. Ohne eine starke Wirtschaft, die Geld in die Kassen spült, ist die ganze Party schnell vorbei und das Licht geht aus. Um das Licht anzulassen, muss die Wirtschaft wachsen – aber nicht der Staat.
Wäre Deutschland ein Unternehmen, dann würden wir alles daransetzen, den Zweck so günstig und effizient wie möglich sicherzustellen. Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Innovationen, die für mehr Qualität oder günstigere Kosten sorgen. Denn am Ende muss finanziell ein nachhaltiger Gewinn entstehen.
Übertragen auf den Staat bedeutet das: Der Staat muss so schlank wie möglich sein.
Kernaufgaben des Staates
Aber wie kann man dem Staat die dringend notwendige Schlankheitskur verpassen? Es ist der normale Lauf der Dinge, dass zuerst Verwalter und dann immer mehr Bürokraten das Ruder übernehmen. Gesellschaften entseelen. Die Menschen denken immer mehr an sich. Wenn dann der Niedergang einsetzt, kommt auch noch Panik ins Spiel.
Es braucht dringend eine Revitalisierung. Aber wie kann das gelingen? Es ist hier nicht der Platz, in den Dschungel des modernen Staatswesens einzutauchen. Wenn ich Unternehmen berate, stecken die Führungskräfte ebenso mit beiden Füßen im operativen Dschungel fest. Da helfen nicht noch mehr Details. Die hohe Kunst ist, in diesem Sumpf die entscheidende Essenz zu entdecken. Das Wesentliche.
Erhöhen wir also unsere Flughöhe, verlassen den operativen Tagesgeschäfts-Tornado und schauen von oben auf die Themen. Das gesamte Staatswesen ist bereits so verklebt und vernetzt, dass kaum noch jemand durchblickt. Es braucht grundsätzliche Prinzipien, damit wir Klarheit gewinnen, was wir eigentlich wollen. Bevor wir uns in einzelnen Gesetzen und unzähligen Details verlieren, überlegen wir an dieser Stelle also grundsätzlich, was die Kernaufgaben des Staates sind. Aus meiner Sicht sind es diese:
Recht und Ordnung. Wir Bürger müssen uns sicher fühlen. Dazu braucht es eine klare Gesetzgebung, konsequente Strafverfolgung durch Polizei und Justiz sowie den Schutz unserer Bürgerrechte.
Landesverteidigung. Unser Staat muss sich gegen äußere Bedrohungen verteidigen. Dazu braucht es eine schlagkräftige Armee, eine friedenssichernde Verteidigungspolitik und die Beteiligung an internationalen Sicherheitskooperationen.
Bildung und Forschung. Als rohstoffarmes Land ist angewandtes Wissen unsere wertvollste Ressource. Unser Staat muss die Rahmenbedingungen sicherstellen, damit Bildung und Forschung auf Spitzenniveau stattfinden.
Sozial- und Gesundheitswesen. Nicht jeder Lebensweg ist immer von Erfolg und Gesundheit geprägt. Der Staat sollte ein Grundniveau an sozialer Sicherheit und Gesundheitsversorgung sicherstellen. Dabei erscheint sinnvoll, dass er weniger direkt in diese Bereiche eingreift, sondern eher den richtigen Rahmen setzt und private Anbieter überwacht.
Infrastruktur. Ohne Infrastruktur geht nichts. Um eine Grundversorgung sicherzustellen, müssen wesentliche Teile wie Verkehrswege, Wasserversorgung und Energieinfrastruktur in staatlicher Hand bleiben. Andere Aspekte wie beispielsweise Kommunikation können unter staatlicher Aufsicht privatisiert werden.
Umwelt. Unser Dasein darf nicht die Ressourcen der Natur auffressen. Der Staat muss dafür sorgen, dass wirtschaftliche, soziale und ökologische Interessen ausgewogen und zukunftsorientiert sind.
Wenn der Staat hier seine Hausaufgaben macht, zahle ich auch gerne meine Steuern. So unterschiedlich diese Bereiche sein mögen, sie alle vereint ein gemeinsames Ziel: Die Rahmenbedingungen so optimieren, dass unser wirtschaftlicher Erfolg heute und in Zukunft gesichert ist. Denn wie gesagt: Ohne Geld geht in unserem Land das Licht aus.
Mut zum radikalen Rückschnitt
Insofern erscheint es fragwürdig, wenn der übergriffige Bürokratiewahnsinn des Staates in immer mehr Lebensbereiche wuchert. Der Bürokratie-Apparat gleicht einer Reinigungskraft, die anfangs zum Putzen kam. Dann zusätzlich auf- und auch noch umräumt. Auf einmal auch noch die Einkäufe erledigt. Und plötzlich sogar bestimmt, was gekocht wird. Am Ende entscheidet sie auch noch, was abends im Fernsehen gestreamt wird. Wie immer, wenn die Dinge unkontrolliert wuchern, braucht es beherzten Mut zum radikalen Rückschnitt. Hier ein paar Beispiele, aus denen wir den Staat wieder zurückdrängen müssen:
Lebensstilentscheidungen. Staatliche Übergriffe in die persönliche Freiheit und Selbstverantwortung der Bürger sind tabu. Eines von unzähligen Beispielen für die übergriffige Regulierungswut des Staates ist der Wunsch, ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel einzuführen.
Moralische Normen. Den Bürgern vorzuschreiben, was „richtig“ und was „falsch“ sei, ist übergriffig. Wenn staatliche Institutionen beispielsweise Gendersprache verwenden (manche Ämter) oder gar die Gendersprache von Bürgern einfordern (manche Universitäten), obwohl sie kein offizielles Deutsch ist, maßt sich der Staat eine Macht an, die ihm mit aller Konsequenz zu entreißen ist.
Quotenregelungen. Zur Freiheit des Menschen gehört auch die unternehmerische Freiheit, die Menschen einzustellen, die man einstellen will. Eine verbindliche Geschlechterquote, die vorschreibt, dass Frauen beziehungsweise Männer zu einem bestimmten Mindestanteil in Gremien wie Vorstand oder Aufsichtsrat vertreten sein müssen, gehört nicht zu den Aufgaben eines schlanken Staates. Stattdessen müssen diese Wahlfreiheiten den Unternehmen überlassen werden, damit sie das Prinzip „Kompetenz vor jeglicher Quote“ im Einzelfall selbst entscheiden können.
Familienpolitik. Ob Karriere und Familie vereinbar sein müssen, ist keine Entscheidung, die der Staat treffen muss. Auch muss der Staat nicht die notwendige Infrastruktur zur Kinderbetreuung anbieten. Denn wenn wir Bürger diese Vereinbarkeit wollen, werden sich ausreichend viele Unternehmer finden, die daraus Kapital schlagen wollen und die entsprechenden Angebote zur Kinderbetreuung anbieten werden. Dazu braucht es keinen überfürsorglichen Staat.
Wohnpolitik. Eingriffe des Staats, wie die Mietpreisbremse, funktionieren in der Praxis selten wie gewünscht. Statt zu mehr Wohnraum führen sie vielerorts zum Gegenteil: einem Rückgang des Wohnungsbaus. Statt also immer mehr Vorgaben und Regeln zu produzieren, darf der Staat nur minimal-invasive Rahmenbedingungen setzen, die dann die unternehmerischen Freiheiten entfesseln, damit der gewünschte Wohnraum gebaut wird.
Wirtschaftliche Eingriffe. Die Betrachtung von Subventionen wie dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das feste Einspeisevergütungen für Strom aus erneuerbaren Quellen garantiert, zeigt: Die Branche hatte trotzdem keinen nachhaltigen Erfolg in Deutschland. Die Staatseingriffe kosteten uns Bürger jedoch ein Vermögen. Statt sich als Kommandeur einer planwirtschaftlichen Wirtschaft aufzuspielen, muss der Staat den Platz räumen und uns Bürgern Markt und Wirtschaft überlassen.
Unternehmerfeindliches Bild
Der Bürger ist aus meiner Sicht nicht das Problem. Auch nicht die Unternehmer. Sicherlich mag es Einzelfälle geben, wo schwarze Schafe sich schlecht verhalten. Aber das sind bloß statistische Unfälle.
Wegen dieser Einzelfälle sollten wir nicht in Regelungswut verfallen und für jeden Mist ein Gesetz und zehn Verordnungen erlassen. Besser wir behalten den Glauben an die Vielzahl der guten Menschen – und bestrafen lieber im Einzelfall die schwarzen Schafe konsequent.
Menschen, die Verantwortung übernehmen, die Eigeninitiative zeigen, die mutig sind, sorgen dafür, dass wir in eine gute Zukunft kommen. Unternehmer gehören zu dieser Gruppe. Ich weiß nicht, warum in vielen Köpfen ein so unternehmerfeindliches Bild herrscht. Lohnbetrug, Lohndumping, Kurzarbeit, Kündigungen, Schwarzarbeit, Lohnbetrug, Mitarbeitermanipulation, Intrigen – man könnte fast meinen, manche Menschen verbinden Unternehmer mit moderner Sklaverei.
Dabei ist das Gegenteil der Fall: Unternehmer sorgen für Spielfelder, auf denen Angestellte persönlich wachsen und arbeiten können. Ohne Unternehmer keine Arbeitsplätze.
Verrrücktes Ziel: 1,5 Mio. Beamte entlassen
Ach, stimmt: Mit den Arbeitsplätzen haben wir ja auch ein Problem. Es gibt zu wenige Arbeitskräfte. Stichwort demografischer Wandel. Der schlanke Staat, dem wir die Fesseln anlegen, wäre jedoch eine Klatsche, mit der wir gleich einen ganzen Fliegenschwarm erschlagen.
Denn schlanker Staat bedeutet: Weniger Verwaltungsaufwand. Weniger Ämter, Ministerien und Staatseinrichtungen, die keine sind. Was wäre, wenn wir ein verrücktes Ziel aufrufen: die Hälfte der Staatsdiener zu entlassen?
Das geht nur, wenn wir den Staat radikal schlank denken. In der Folge entstehen dann weniger Kosten. Dadurch können wir die Schuldenbremse einhalten. Statt mehr Schulden zu machen, können wir Schulden abbauen. Und mit Sicherheit sogar die Steuern senken.
Und was machen wir mit den vielen Staatsdienern, die dann keine Arbeit mehr haben? 2017 waren es 2,9 Mio. Menschen; im Jahr 2023 waren es bereits 3,3 Mio.
Wenn wir davon 1,5 Mio. Menschen „einsparen“, könnten wir sie umschulen und als Produktivkräfte in der Wirtschaft einsetzen. Ich weiß, ein verrückter Traum. Doch verrückt ist gut. Denn das Denken in kleinen Dimensionen bedeutet eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Alles Große aber beginnt mit einem verrückten Traum. Was wäre, wenn …?
Mehr Eigenverantwortung, weniger Umverteilung: Der Schlüssel zu einer starken Gesellschaft
In erfolgreichen Unternehmen zählen Eigenverantwortung, Leistung und Effizienz – doch unser Staat setzt auf Umverteilung, Bürokratie und Abhängigkeit. Dabei gilt für eine Gesellschaft dasselbe wie für Unternehmen: Wer wachsen will, muss Verantwortung übernehmen. Statt die Bürger kleinzuhalten, sollte der Staat sie befähigen, unabhängig zu leben. Warum wir dringend umdenken müssen – und wie ein starker, aber schlanker Staat den Weg in die Zukunft ebnet.
Mehr Eigenverantwortung, weniger Umverteilung: Der Schlüssel zu einer starken Gesellschaft
Was bedeutet es, dass es 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger in unserem Land gibt? Dass wir fast 3 Mio. Arbeitslose (Januar 2025) haben bei rund 630 000 offenen Stellen?
Ich schaue auf Deutschland wie auf eines der Unternehmen, die ich als Unternehmensberater seit vielen Jahren begleite. Und ich sage: Wir haben ein strukturelles Problem.
Die Masse an Bürgergeldempfängern und die Diskrepanz zwischen Arbeitslosen und offenen Stellen zeigt, dass wir grundsätzlich gegensteuern müssen. Der fürsorgliche Staat, der versucht, strukturelle Probleme durch Umverteilung zu lösen, wird die Menschen in Armut stürzen. Er macht sie schwach, hält sie klein und macht sie abhängig vom Staat.
Der fürsorgliche Staat
In meinen Führungsseminaren stelle ich den Teilnehmern die Frage: Woran erkennen Sie einen guten Anführer? Die Antworten beschreiben meist verschiedene Tätigkeiten und detaillierte Aspekte. Doch was ist das über allem schwebende Prinzip? Die Qualität eines Anführers zeigt sich daran, wie sehr die Menschen, die von ihm geführt werden, größer, stärker, besser, selbstverantwortlicher, mutiger werden.
Wie behandeln die Führungskräfte im Unternehmen Deutschland, also unsere politischen Anführer, uns Bürger?
Sie halten uns mit überbordender Bürokratie und sehr hohen Steuern klein. Würden sie uns stark und unabhängig machen wollen, würden sie nur mit Augenmaß regulieren und sich auf so wenige Vorschriften wie möglich beschränken. Bevor es neue Gesetze gibt, würden sie sich fragen, ob es nicht auch ohne machbar wäre.
Doch der Staat traut uns Bürgern nicht zu, Verantwortung zu übernehmen. Er hält viel zu viele Bürger klein und schwach. Hindert sie daran, besser zu werden. Übernimmt die Verantwortung, das Leben seiner Bürger zu organisieren. Macht die Menschen ängstlich.
Das Leben an sich wird so für viele zur Belastung und Bedrohung. Aus Staatssicht ist das gut so. Denn der fürsorgliche Staat kann sich dann als Herr, Schützer und Mutter zugleich aufspielen.
Sozialstaat gleicht einem Trampolin
Ich halte den Sozialstaat für etwas Gutes. Doch wir müssen ihn auf das begrenzen, was nötig ist. Kostenlose Bildung, hohes Maß an innerer Sicherheit, Vermeidung von Altersarmut, solidarische Kranken- und Pflegeversicherung sowie ein vorübergehendes Auffangnetz bei Arbeitslosigkeit.
Das Ziel muss sein, durch den Sozialstaat die Eigenverantwortlichkeit des Bürgers zu stärken. Der kostenlose Zugang zu Bildung schafft die Voraussetzungen dafür, dass Menschen Arbeit finden und produktiv werden. Unser gesellschaftlicher Anspruch muss sein, dass jeder Bürger arbeitet, um ein gutes Leben zu führen.
Das Streben nach einem guten Leben muss in der Verantwortung des Einzelnen liegen. Der Staat und die Gemeinschaft bietet dazu nur die passenden Rahmenbedingungen. Unsere Gesellschaft mit ihrem Sozialstaat gleicht einem Trampolin: Jeder kann hier beliebig hoch springen, je nachdem, wie viel er erreichen will. Doch Anlauf nehmen und springen muss jeder selbst.
Der Kampf gegen Armut wird uns gelingen, wenn wir diese Eigenverantwortung stärken. Wenn wir Menschen befähigen, ihr Potenzial freizusetzen. Talente entdecken, Talente schmieden und durch Arbeit und Training immer besser werden.
„Die Reichen“
Wer mit seinen Talenten einen Nutzen für andere stiftet, verdient damit Geld. Es liegt in der Natur der Sache, dass es Menschen gibt, die dadurch unverschämt viel Geld verdienen, vielleicht sogar Einkommensmillionäre sind – und andere, die in einem Jahr nur so viel verdienen, wie andere an einem einzigen Tag.
Ja und? Das ist kein Grund, den Topverdienern immer tiefer ins Portemonnaie zu greifen, denn die obersten zehn Prozent zahlen sowieso schon extrem viele Steuern. Wissen Sie, wie viel? Sie tragen 55 Prozent der Einkommensteuer bei. Die unteren 50 Prozent stehen übrigens lediglich für 6,4 Prozent der Einkommensteuer.
Die ständige Debatte, den “Reichen” mehr wegzunehmen, um es den “Armen” zu geben, wird dazu führen, dass die “Reichen” irgendwann keinen Bock mehr haben. Wir sollten damit aufhören. Denn die “Reichen” gehören mit Sicherheit zu den Leistungsträgern unseres Landes.
Starker, aber schlanker Staat
Was wäre, wenn wir dem Staat und den Politikern als Gesellschaft folgenden Handlungsauftrag geben?
Steuerlast für jeden einzelnen Leistungsträger minimieren (nicht nur für Unternehmen, sondern vor allem auch für alle Bürger).
Bundeshaushalt ohne Neuverschuldungen und Nachträgen einhalten.
Staatsverschuldung abbauen.
Mag sein, dass der Staat dann mit weniger Geld auskommen müsste. Das macht aber nichts. Denn er wäre dann – mangels Budget – gezwungen, die Bürokratie radikal zurückzufahren. Staatsbedienstete müssten als Produktivkräfte in die Wirtschaft umsiedeln. Ein reformiertes Bildungskonzept würde das Ziel verfolgen, Menschen zu befähigen, Karriere zu machen und Geld zu verdienen.
Von fünf Millionen Bürgergeldempfängern bleiben nach ein paar Jahren nur noch eine Million übrig. Von den 2,7 Millionen Arbeitslosen sind sicherlich nicht alle arbeitsfähig. Aber wir schaffen es bestimmt, für 1,7 Millionen Menschen einen Job zu finden. Sicherlich sind das im ersten Schritt nicht immer hochqualifizierte und erfüllende Jobs. Wahrscheinlich sind es in einigen Fällen harte Jobs, die nicht jeder machen will.
Ja und? Dann fängt man damit eben erstmal an, verdient sich sein erstes Geld und kann parallel nach bessern Jobs Ausschau halten. Die Anspruchshaltung, dass dieser oder jener Job meiner nicht würdig ist und ich deswegen lieber Almosen von der Gemeinschaft kassiere, als mir die Hände schmutzig zu machen, ist auf jeden Fall fragwürdig.
Ein schlanker, aber starker Staat mit starken Bürgern – so wird unsere Zukunft gut.
Was macht die soziale Marktwirtschaft sozial?
In der Führung von Unternehmen sind Freiheit und damit auch die Eigenverantwortung der Menschen entscheidende Schlüssel, um erfolgreich zu sein. Gleiches gilt für uns als Land und Gesellschaft. Statt sozialer Umverteilung muss unser Ziel sein, die Eigenverantwortung und Eigenständigkeit der Bürger zu fordern und durch den Sozialstaat zu fördern. Der Bürger muss wieder zum selbstbewussten Souverän werden, der möglichst unabhängig vom Staat leben kann.
Als rohstoffarmes Land bleibt uns nur die eine wertvolle Ressource: die Gehirne unserer Bürger. Diese müssen wir entwickeln, indem wir massiv in Bildung und Forschung investieren – und dann das Spielfeld bereiten, auf dem wir mit diesen Ressourcen Geld und Wohlstand mehren: einer florierenden Wirtschaft.
Deutschland hatte schon mal die klare Richtung, wie Zukunft gut gelingen kann: die soziale Marktwirtschaft. Marktwirtschaft ist nicht unser Feind. Sie ist der Garant dafür, dass wir ein gutes Leben leben. Die Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern haben das verstanden. Sie sind hungrig nach Erfolg. Streben nach einem guten Leben und sehnen sich nach dem Wohlstand, den wir haben. Dafür brauchen sie den Zugang zu einer florierenden Marktwirtschaft.
Und so ist die Marktwirtschaft an sich das Soziale: Denn sie ermöglicht es jedem, seine Chancen zu ergreifen. Sich anzustrengen. Und nach einem guten Leben zu streben. Sozial ist, wenn der Mensch Eigenverantwortung übernimmt, Leistung bringt und dann auch die Früchte seines Erfolgs genießen kann – ohne dass der Staat sich übermäßig daran bereichert, um es an diejenigen umzuverteilen, die dem Sozialstaat lieber auf der Tasche liegen und sich als ewige Babys füttern lassen wollen.
Die Gefahr des Mitläufertums: Wer heute schweigt, bereut morgen
Hunderttausende gehen auf die Straße – angeblich gegen Rechts. Doch was steckt wirklich dahinter? Ein Protest gegen den Wählerwillen: 68 % wollen weniger Zuwanderung, 57 % befürworten Zurückweisungen an der Grenze. Warum überlässt die Mehrheit das Feld einer lauten Minderheit – und schweigt?
Die Gefahr des Mitläufertums: Wer heute schweigt, bereut morgen
Nach den Geschehnissen im Bundestag vorletzte Woche ist viel von „Tabubruch“ oder „Sündenfall“ die Rede. Sogar vom „Tor zur Hölle“ wurde gesprochen. In deutschen Städten gingen Hunderttausende zu einem „Aufstand der Anständigen“ auf die Straße.
Doch wogegen wird da gewettert und demonstriert? Droht etwa eine Diktatur? Nein, im Gegenteil. Es „droht“ die Umsetzung des Wählerwillens. Denn darin, die Zuwanderung begrenzen zu wollen, stimmt Friedrich Merz mit der großen Mehrheit der Bevölkerung überein. 68 Prozent sind der Meinung, Deutschland sollte weniger Flüchtlinge aufnehmen als bisher (ARD-Deutschland-Trend).
Dafür, Menschen ohne gültige Einreisepapiere an den Grenzen grundsätzlich zurückzuweisen - auch wenn sie in Deutschland einen Asylantrag stellen wollen - sprechen sich 57 Prozent aus. Selbst unter SPD-Anhängern sind es 52 Prozent.
Warum dominieren die Gegner dieser Positionen derart die Diskussion? Warum gehen die Befürworter der Merz’schen Linie nicht auf die Straße? Warum überlässt die Mehrheit einer kleinen, aber dafür umso lauteren Minderheit die öffentliche Bühne?
Das Gesetz der Straße
Ich bin ständig mit Unternehmern, Führungskräften und engagierten Mitarbeitern in Kontakt. Meine Umfrage ist sicherlich nicht repräsentativ. Aber die Ergebnisse bringen mich dennoch zum Nachdenken. Denn in allen Gesprächen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.
Die Zukunft Deutschlands sehen die von mir befragten Leistungsträger negativ. Auf meine Frage, ob sie ihre Haltung zu den Missständen öffentlich äußern, kam unisono die gleiche Antwort: auf gar keinen Fall. Dabei stehen die Einzelpersonen mit ihrer Haltung – wie beim Thema Migration, siehe oben – alles andere als allein da. Warum halten sie sich trotzdem so zurück?
In meiner Arbeit als Berater dreht sich viel um die zwischenmenschliche Interaktion. Dabei ist eine spannende Frage: Wer wird sich wohl im Diskurs durchsetzen? Die Antwort ist immer die gleiche: Der Dominantere setzt sich durch. Es ist das Gesetz der Straße, dass auch in den Konferenzräumen und erst recht in unserer Gesellschaft gilt. Man könnte es auch als „Faustrecht“ bezeichnen.
Schweigespirale
Wenn also die Anhänger einer Minderheitsmeinung nicht nur laut, sondern auch dominant-aggressiv auftreten, können sie die öffentliche Meinung prägen. Denn die Folge dieser aggressiven Lautstärke ist: Je mehr Ihre persönliche Meinung von dieser vermeintlich öffentlichen Meinung abweicht, desto größer ist wahrscheinlich Ihre Hemmung, diese auch zu äußern.
Das ist dann die sog. „Schweigespirale“. Der Begriff geht auf eine Theorie der Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann aus den den 1970er-Jahren zurück: Widerspricht meine eigene Meinung der von mir als vorherrschend eingeschätzten Meinung, habe ich Hemmungen, sie zu äußern. Und zwar umso stärker, je ausgeprägter der Gegensatz wird – daher das Bild der Spirale.
Befinden wir uns in einer Schweigespirale? Ich fürchte ja! Ein links-aggressiver Sprachton beherrscht die mediale Öffentlichkeit. Es entsteht der Eindruck: Ich bin allein mit meiner Meinung – und so verstärkt sich mein Schweigen. Und das, obwohl ich mit meiner Haltung gar nicht in der Minderheit bin. Und erst recht nicht allein.
Beunruhigendes Experiment
Sie glauben, das sei Quatsch? So leicht ließen sich Menschen doch nicht beeinflussen und zum Schweigen bringen? Oder gar zu Verhaltensweisen, die sie eigentlich gar nicht gut finden? Es geht leider schneller, als wir es uns erhoffen. Im ZDF gab es eine Dokumentation unter dem Titel „Der Rassist in uns“. Freiwillige wurden zu einem Experiment eingeladen. Worum es genau ging, wussten sie nicht.
Am Veranstaltungsort wurden sie von einer Autorität, dem Leiter der Veranstaltung, begrüßt. Dieser behandelte die Teilnehmer unterschiedlich – und zwar abhängig von ihrer Augenfarbe. Zu den Braunäugigen war er nett und zuvorkommend; zu den Blauäugigen schroff und demütigend. Er beinflusste die gesamte Gruppe so sehr, dass am Schluss klar war: Blauäugige sind dümmer als Braunäugige.
Als ich die Sendung gesehen habe, ging mir das echt übel unter die Haut. Wie schnell es durch gezielte Beeinflussung und gruppendynamische Prozesse gelingen kann, Braunäugige zu Tätern und Blauäugige zu Opfern zu machen. Das Experiment erinnert an das Stanford-Prison-Experiment, das in Filmen wie „Das Experiment“ oder „Die Welle“ inszeniert wurde.
Kritische Stimmen werden diskreditiert
Die Anlässe, um ausgegrenzt zu werden, explodieren förmlich in unserer Gesellschaft: Corona, Klima, Ukraine, Energie, Migration … In immer mehr Fragen und gesellschaftlichen Herausforderungen lauert sozialer Sprengstoff. Es bilden sich Gruppierungen, die schnell für sich in Anspruch nehmen, die eine, vermeintlich richtige Wahrheit zu kennen.
Wer dann dagegen ist – oder auch nur kritische Fragen stellt –, wird sofort in die radikalen Ecken gedrängt. Spannend ist, dass dazu ein Begriff verwendet wird, der für mich eigentlich nur im Zusammenhang mit dem schlimmsten Menscheitsverbrechen, dem Holocaust, steht: Leugner.
Im Gegensatz zu den heutigen Herausforderungen ist beim Holocaust nur eine Wahrheit richtig: nämlich, dass dieses Verbrechen verstörend und menschenverachtend ist und sich niemals wiederholen darf. Insofern ist es korrekt, dass jeder, der sich im Kopf zurechtspinnt, dass es den Holocaust nicht gegeben habe, als Holocaust-Leugner bezeichnet wird.
Doch der Begriff „Leugner“ wird heute auch auf die anderen genannten Themenfelder übertragen: Klima-Leugner. Corona-Leugner. Gender-Leugner. Und das, obwohl es hier durchaus berechtigte, unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven gibt. Damit werden die kritischen Stimmen in unserer Gesellschaft sofort diskreditiert und auf ein soziales Level degradiert, auf dem niemand landen will.
Beim Thema Migration wird der Begriff bisher nicht verwendet. Vielleicht liegt das daran, dass in Wahrheit diejenigen, die Merz‘ Aktion jetzt kritisieren, Leugner sind: Sie leugnen die massiven Probleme der unkontrollierten Massenmigration für unser Land.
Wir müssen nicht gleich denken
Ich halte diese Tendenzen für gefährlich, denn sie rütteln am Fundament unserer Gesellschaft: der freien Meinungsäußerung. Eine Demokratie braucht den Diskurs genauso wie die Wissenschaft.
Das scheinen die extremistischen Kleingruppen anders zu sehen. Diese sind der Meinung, dass Sie als Person zur Gefahr werden, sollten Sie eine vermeintliche Gefahr (Klima, Gender, Corona …) auch nur in Frage stellen – so wie es Friedrich Merz jetzt gemacht hat. Der Anspruch der Fanatiker ist: Alle müssen gleich denken.
Um es deutlich zu sagen: Nein! Wir müssen nicht gleich denken. Im Gegenteil. Wir müssen es aushalten, dass wir unterschiedlich denken. Anscheinend müssen wir es als demokratische Gesellschaft lernen, mit unterschiedlichen Meinungen umzugehen.
In Unternehmen strebe ich danach, mit den Menschen die intelligente Kooperation untereinander zu optimieren. Das funktioniert, da Unternehmen begrenzte soziale Strukturen sind; Zweckgemeinschaften, die ihre eigenen Spielregeln festlegen, denen sich Menschen freiwillig anschließen können. Wer keine Lust hat auf die Art, wie ein Laden tickt, kann sich einfach dort einen Job suchen, wo er sich besser aufgehoben fühlt.
Leben und leben lassen
In unserer Gesellschaft ist intelligente Kooperation sicherlich auch ein erstrebenswerter Zustand. Ich halte ihn jedoch für etwas illusorisch. Eine Utopie, von der wir sicherlich träumen können und nach ihr streben. Doch damit aus diesem Traum auch nur ansatzweise eine gelebte Realität werden kann, müssen wir erstmal dem Mindestanspruch unseres Zusammenlebens gerecht werden.
Und das ist für mich: friedliche Koexistenz. Leben und leben lassen. Wie das gelingen kann? Bestimmt nicht dadurch, dass Menschen ihre Meinungen zurückhalten – aus Sorge davor, an den Pranger gestellt zu werden. Egal, ob sie mit Ihrer Meinung allein dastehen, einer Minderheit oder der Mehrheit angehören, oder sich im Taumel einer Schweigespirale allein fühlen, es jedoch gar nicht sind.
Wir brauchen ein zwischenmenschliches Fundament, auf dem unsere Gesellschaft auch in Zukunft bestehen, auf dem Ordnung entstehen kann. Die Alternative wäre Chaos und Anarchie. Auf diesem Humus einer kollabierten Gesellschaft wächst zwar auch etwas Neues. Aber der Weg dorthin ist sicherlich schmerzhafter als eine freiwillige Lernkurve.
Wer schweigt, verrät sich selbst
Hinterfragen Sie kritisch Ihre eigenen Gedanken und Ihr persönliches Verhalten: Wie stehen Sie zu den diversen Themen, die unsere Gesellschaft aktuell umtreiben? Haben Sie eine eigene Meinung? Oder nehmen Sie einfach nur die Meinung der vermeintlichen “Mehrheit” an, um nicht anzuecken?
Wer schweigt, obwohl er das Unheil aufkommen sieht, trägt nicht nur dazu bei, dass das Unheil zur schmerzhaften Realität wird. Wer schweigt, obwohl er lieber den Mund aufmachen würde, verrät sich selbst – und wird es eines Tages bitter bereuen.
Das Mindeste, was Sie tun können, um Ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen: Gehen Sie am 23. Februar wählen. Bei der Bundestagswahl wird sich die Mehrheitsmeinung zu vielen kontroversen Themen zeigen. Und der nächste Bundestag hat dann die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, den Willen der Mehrheit umzusetzen!
Migration und Nazi-Keule: Lassen Sie sich nicht einschüchtern!
Heutzutage wird gegen jeden mit der Nazi-Keule geschwungen, der gegen unkontrollierte Einwanderung ist. Der sich stattdessen ein rechtsstaatliches System wünscht, das die Immigration von Gewalt verhindert. Doch für mich hat das nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun. Es sind berechtigte Forderungen, um das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu sichern.
Migration und Nazi-Keule: Lassen Sie sich nicht einschüchtern!
Dreieinhalb Wochen vor der Wahl kommt Bewegung in den Wahlkampf. Auslöser dafür: ein erneuter schrecklicher Messerangriff in Aschaffenburg. Ein 2-jähriger Junge und ein 41-jähriger Passant wurden getötet. Bevor wieder nur geredet und nicht gehandelt wird, bringt CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz diese Woche im Bundestag Anträge und einen Gesetzentwurf zur Abstimmung.
Dass die AfD auch denen auch zustimmen könnte, darüber geraten linksgrüne Politiker und Medien in helle Aufregung. Zum Beispiel Minister Lauterbach von der SPD, der auf X über Merz schrieb: „Als erster Demokrat sagt er im Prinzip: wo es mir hilft, lasse ich mich auch von den Nazis unterstützen. Moralisch bankrott.“
Starker Tobak
Da ist sie wieder: die Nazi-Keule! Heutzutage wird mit der Keule viel zu leichtfertig geschwungen. Nicht nur gegen die AfD, sondern jeder Leistungsträger der bürgerlichen Mitte muss sie fürchten. Jeder, der gegen eine unkontrollierte Einwanderung ist und sich stattdessen ein geregeltes System wünscht, das zu unserem Rechtsstaat passt und die Immigration von Gewalt verhindert. Wie absurd! Für mich hat das nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun. Es sind berechtigte und realistische Forderungen, um das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu sichern.
Die Menschen, die andere als Nazis beschimpfen, wissen häufig nicht, was sie da sagen. Ein Nazi kann nur ein Mensch sein, der die Ideologie der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) unterstützte und Teil dieser Bewegung war. Dagegen heißen Menschen, die den Nationalsozialismus nicht miterlebten, das gleiche Gedankengut jedoch heute vertreten, Neonazis. Damit man eine Person so bezeichnen kann, muss sie auch an die Überlegenheit der „arischen Rasse“ glauben und Juden als Feindbild sehen; politische und persönliche Freiheit von Andersdenken unterdrücken wollen.
Das ist also starker Tobak, den zum Glück nur sehr wenige in unserem Land glauben. Menschen pauschal als Nazis zu beschimpfen, ist also nicht nur falsch. Die inflationäre Verwendung des Begriffs verwässert auch die mahnende Erinnerung an das damalige Menschheitsverbrechen.
Asyl ist kein Freifahrtschein
Für ein starkes, multikulturelles und friedliches Land wie Deutschland ist es selbstverständlich, dass wir Menschen, die auf der Flucht sind, Asyl bieten. Doch das bedeutet nicht, dass unsere Grenzen unkontrolliert offen sind und jeder, der will, einreisen kann – so als gäbe es überhaupt keine Grenze.
Asyl ist kein Freifahrtschein, sondern an Voraussetzungen geknüpft. Dazu gehört, dass der Asylsuchende eine begründete Furcht hat, in seinem Heimatland verfolgt zu werden (Sitchwort: Genfer Flüchtlingskonvention). Wenn die Rückkehr ins Heimatland mit einer Gefahr für Leben oder Freiheit einhergeht, der Person also Folter, Todesstrafe oder andere Gräueltaten drohen, kann ebenfalls ein Abschiebungsverbot gewährt werden.
Schließlich muss die Einreise direkt in Deutschland und nicht über ein sicheres Drittland erfolgen. Denn der erste EU-Staat, in dem der Asylsuchende registriert wurde, ist auch für das Asylverfahren zuständig (Dublin-III-Verordnung).
Die Spielregeln eines Landes
Soweit die rechtlichen Voraussetzungen. Es gibt jedoch auch menschliche Voraussetzungen. Denn für ein gelingendes Asyl braucht es nicht nur einen guten Gastgeber mit einer offenen Willkommenskultur. Es braucht auch den Willen der Gäste, sich respektvoll und angemessen gegenüber der Gastgeberkultur zu verhalten.
Als ich mit meiner Frau nach Dubai reiste, erlebten wir, dass Männer und Frauen dort die Bahn nicht gemeinsam betreten dürfen. Stattdessen gab es eine Geschlechtertrennung: Männer und Frauen mussten die Bahn in verschiedenen Bereichen betreten und getrennt voneinander reisen. Unseren Vorstellungen eines liberalen Miteinanders gleichberechtigter Geschlechter war das fremd.
Doch da wir Gäste in Dubai waren, haben wir uns den dortigen Gepflogenheiten angepasst und sind getrennt gefahren. Wem die Spielregeln eines Landes zuwider sind, muss das Land ja nicht aufsuchen, sondern kann sich für eine Kultur entscheiden, die an den eigenen Wertvorstellungen näher dran ist.
Die berechtigte Forderung nach Sicherheit
Aber auf die Idee zu kommen, die Kultur des Gastgeberlandes zu beschimpfen, öffentlich zu verachten, dagegen zu verstoßen oder gar zu fordern, dass sich die Kultur gefälligst zu ändern habe, ist nicht nur anmaßend. Es würde – nicht nur in Dubai, sondern wahrscheinlich in allen Ländern der Welt – zu entsprechenden Zurechtweisungen und Strafen durch die Behörden führen.
Ich frage mich: Warum tun wir uns so schwer, entsprechende Klarheit im Umgang mit gewalttägigen und straffälligen Migranten zu finden? Niemand zwingt diese Menschen dazu, in unserem Land straffällig zu werden. Das entscheiden sie selbst. Mag sein, dass sie durch grausame Erlebnisse traumatisiert sind. Aber das rechtfertigt noch lange nicht, dass wir als Gastgeber unser Leib und Leben aufs Spiel setzen müssen.
Diese Haltung hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, sondern ist eine berechtigte Forderung nach Sicherheit. Respekt muss von beiden Seiten gelebt werden. Und es gibt unzählige Beispiele von Migration, wo das wunderbar gelingt: Menschen, die sich unserer Kultur anpassen, ohne ihre Kultur zu verleugnen. Die unsere Sprache lernen, sich in unserer Wirtschaft engagieren, Fertigkeiten lernen oder sogar die Selbstständigkeit wagen und Arbeitsplätze schaffen. Solche Menschen sind wunderbar und eine Bereicherung für unser Land. Doch wer sich nicht integrieren will, hat hier nichts zu suchen.
Diese Meinung ist keine Minderheiten-Meinung. Es ist die Forderung der Mehrheit der Bürger, dass die illegale Zuwanderung aufhören muss. Dass Asylsuchende unsere Kultur respektieren und sich menschlich verhalten müssen; heißt: nicht gewalttägig-aggressiv gegenüber anderen Menschen. Migration braucht nicht nur eine Willkommenskultur, sondern auch eine gelungene Integration. Doch die Kapaziäten unserer Bildungs- und Sozialsysteme sind begrenzt und können die Integration allein nicht richten: Es braucht vor allem den Willen der Asylsuchenden dazu.
Machen Sie den Mund auf!
Wenn Sie berechtigte Interessen nach Sicherheit formulieren und die Nazi-Keule gegen sie geschwungen wird: Lassen Sie sich nicht einschüchtern und mundtot machen. Erheben Sie Ihre Stimme. Stellen Sie die Personen zur Rede. Fordern Sie präzise Erläuterungen, wie sie ihren Vorwurf begründen. Sie werden sehen: Aus den vorschnell vorgetragenen Vorwürfen wird zügig ein argumentationsloses Gestammel.
Es wird Zeit, mutig zu sein. Es wird Zeit, die Stimme zu erheben. Aber warten Sie jetzt nicht darauf, dass jemand damit anfängt. Am besten fangen Sie – ja, Sie persönlich! – damit an. Machen Sie den Mund auf, wenn Sie anderer Meinung sind. Seien Sie nicht mit allem einverstanden, was um Sie herum passiert. Sagen Sie nicht „ja“, wenn Sie eigentlich „nein“ meinen. Machen Sie einen Aufstand, indem Sie für Ihre Meinungaufstehen und Ihre Stimme erheben.
Vertrauen Sie darauf: Sie sind nicht allein. Wir Leistungsträger sind viele. Und wir denken ähnlich. Wir wollen ein Land, das nach Frieden, Freiheit und Wohlstand strebt. Ein Land, in dem jeder, der kann, seinen Beitrag für diesen Erfolgsweg leistet.
Deswegen der Aufruf an uns alle: Lasst uns anderen Leistungsträgern beistehen, wenn diese ihre Stimme erheben, Kontra bekommen und mit der Nazi-Keule gemaßregelt werden. Wegducken ist nicht. Lassen Sie uns den bürgerlichen Weg der Mitte gehen. Hart in der Sache, fair zum Menschen. Dazu müssen wir aus der Mitte heraus auch die heiklen gesellschaftspolitischen Themen ansprechen, sonst übernehmen das die politisch extremen Ränder.
Erheben Sie Ihre Stimme. Ansonsten wachen wir eines Tages in einer Gesellschaft auf, in der wir nicht leben wollen. So weit darf es gar nicht erst kommen!
Die Rente: Ein soziales Erdbeben bahnt sich an – und keiner spricht’s aus
Die Rente ist sicher? Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie: Das ist eine Lüge! Ein soziales Erdbeben steht zu befürchten. Was ist, wenn daraus bald ungewollte Realität wird? Dann fragen sich alle verwundert: Wie konnte es nur so weit kommen? An das Thema traut sich kein Politiker heran. Doch es wird Zeit, dass wir die heiklen Wahrheiten aussprechen und Lösungen finden.
Ein soziales Erdbeben bahnt sich an – und keiner spricht’s aus
Die Rente ist sicher? Die Wahlprogramme von CDU, SPD und GRÜNEN erwecken diesen Eindruck. Da lesen wir:
CDU: „Mit der Union wird es keine Rentenkürzungen geben.“
SPD: „Wir sorgen dafür, dass das Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung dauerhaft bei mindestens 48 Prozent gesichert wird.“
GRÜNE: „Die Menschen in diesem Land sollen sich auf stabile Renten verlassen können (...) daher werden wir das gesetzliche Rentenniveau bei mindestens 48 Prozent halten.“
Und die Afd spricht strebt „eine Rentenversicherung an, mit der Erwerbstätige sich wieder einen finanziell gesicherten Lebensabend erarbeiten können“ und stellt eine „signifikante Erhöhung“ der Renten in Aussicht.
Die Rente ist also sicher? Sollten Sie daran glauben, habe ich eine schlechte Nachricht für Sie: Das ist eine Lüge! Denn bereits seit Dekaden bahnt sich ein soziales Erdbeben an. Gute Führung setzt auf Wahrhaftigkeit. Doch kein Politiker traut sich, die unangenehme Wahrheit auszusprechen.
Dritter Lebensabschnitt
Die Fakten: Die Rente gilt als dritter Lebensabschnitt. Nachdem das Arbeitseinkommen weggefallen ist, finanziert die Rente den Lebensunterhalt. Aber wie lange dauert dieser dritte Lebensabschnitt?
Schätzen Sie mal: Wie viele Jahre haben männliche Rentner 1960 im Schnitt Rente bezogen? Es waren rund 10 Jahre.
Im Zeitraum von 1960 bis 2020 hat sich die Rentenbezugsdauer in Westdeutschland mehr als verdoppelt.
Dieser Trend wird anhalten. Denn die Menschen werden immer älter. Es stellt sich die Frage: Wie lange soll oder gar muss man arbeiten? Ab wann ist der Eintritt ins Rentenalter gerecht?
Die Jungen bezahlen die Alten
Das könnte jeder für sich entscheiden, wenn wir ein kapitalstockbasiertes Rentensystem hätten. In diesem Fall würde jeder für seine persönliche Rente einsparen, ähnlich wie es beispielsweise Freiberufler tun, da sie am Rentensystem nicht teilnehmen und privat vorsorgen müssen. Wenn jeder seinen eigenen Rententopf füllt, kann auch jeder selbst entscheiden, wann genug genug ist.
Doch im deutschen Rentensystem zahlt die arbeitende Generation Rentenbeiträge, die dann sofort an die in Rente befindliche Bevölkerung ausgezahlt werden. Das heißt auch, dass die Generation, die heute einzahlt, später ihre Rente von der Generation finanziert bekommt, die dann arbeitet. Das kann nur funktionieren, wenn die Anzahl der Einzahlenden und die der Bezugsberechtigten in einem gesunden Verhältnis liegt.
Doch durch den eingangs beschriebenen demografischen Wandel gerät das Rentensystem immer mehr in Schieflage. Die Rente ist durch die Beitragszahlungen der aktiven Arbeitnehmer schon längst nicht mehr finanzierbar. Der Staat muss die Rente mit besorgniserregenden Zuschüssen am Leben halten.
Im Jahr 2016 machten die Zuschüsse 69,7 Milliarden Euro aus. Für das Jahr 2025 wurden in der Finanzplanung des Bundes 97,6 Milliarden Euro für Zuschüsse zur Rente vorgesehen. Das ist ein Zuwachs von 27,9 Milliarden Euro (+ 40 Prozent) in neun Jahren.
Rentenniveau im Sinkflug
Wenn ich mit meinen Kunden spreche, höre ich von einigen im vertrauten Gespräch: Wäre es nicht am klügsten, wenn wir alle den Gürtel enger schnallen und uns mit einem einfachen Leben zufriedengeben würden?
Diesen Gedanken halte ich nicht nur für falsch, sondern für gefährlich. Auch wenn sich der Klassiker “Geld allein macht nicht glücklich” immer wieder bewahrheitet: Als Gesellschaft müssen wir danach streben, sonst gehen wir im internationalen Wettbewerb mit anderen Ländern unter. Finanzieller Spielraum macht flexibel und eröffnet Möglichkeiten; für einen Menschen wie für eine ganze Gesellschaft.
Insofern kann und darf es nicht unser Ziel als Land sein, Armut zu vergrößern. Und auch nicht, Armut zu bekämpfen, indem wir Vermögenden oder Gut-Verdienern noch tiefer in die Tasche greifen. Im Gegenteil: Wir sollten daran arbeiten, dass immer mehr Menschen sich Wohlstand erarbeiten können. Wenn einzelne bewusst auf Wohlstand verzichten wollen – okay. Aber ein Konzept für die Gesellschaft kann das nicht sein.
Doch in Richtung Alter wird das mit dem Wohlstand zunehmend schwieriger. Denn das Rentenniveau befindet sich im Sinkflug. Damit ist das Verhältnis der durchschnittlichen Rente eines Neurentners zum durchschnittlichen Bruttoverdienst eines Arbeitnehmers im selben Jahr gemeint. Ein Rentenniveau von 100 Prozent würde bedeuten, dass die durchschnittliche Rente eines Neurentners genauso hoch ist wie der durchschnittliche Bruttoverdienst eines Arbeitnehmers. Im Jahr 1997 lag das Rentenniveau bei etwa 54 Prozent. Im Jahr 2017 betrug es nur noch etwa 48 Prozent. Nach den im Rentenversicherungsbericht 2021 dargestellten Modellrechnungen (mittlere Modellvariante) wird das Rentenniveau bis zum Jahr 2035 weiter sinken – dann auf 45,8 Prozent.
Wer soll das bezahlen?
Zum Glück wird die Frage, wer das alles bezahlen soll, nicht jedes Jahr aufs Neue gestellt. Denn dann müsste gleich auch die zweite Frage gestellt werden: Wer kann das überhaupt noch bezahlen? So haben wir uns daran gewöhnt, dass die Sozialabgaben automatisch vom Bruttolohn abgezogen werden und nur der Nettobetrag auf unserem Konto landet. Im Jahr 2020 lagen die Sozialabgaben insgesamt bei 39,75 Prozent (darin enthalten ist nicht nur die Rente, sondern auch weitere Sozialleistungen wie Pflege-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung). Diesen Betrag teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Laut einer Berechnung des Instituts Prognos sollen die Sozialabgaben auf 46,0 Prozent im Jahr 2040 steigen. Stand heute bedeutet das im Jahr 2040 eine Finanzierungslücke von 173 Milliarden Euro.
Irgendwie merkwürdig: Den Menschen wird ein beträchtlicher Anteil vom Lohn für die Rente abgezogen – und gleichzeitig heißt es: Die Rente wird nicht reichen. Wieso kommt es hier nicht längst zu Tumulten? Die schmerzhafte Wahrheit, dass die Rente nicht sicher ist, ist seit Jahrzehnten bekannt. Doch der Deutsche ist zäh im Ertragen.
Natürlich lässt sich nicht sicher vorhersehen, wie die Zukunft sein wird. Doch wenn Sie sich die skizzierten Themen anschauen, wie geht es Ihnen dabei? Der Kölsche Optimist in mir denkt: „Et hätt noch immer jot jejange“.
Gefährliche Spirale
Gleichzeitig macht sich ein flaues Gefühl in meinem Bauch breit. Denn die Themen können sich gegenseitig beeinflussen und zu einer gefährlichen Spirale werden. Alternde Bevölkerung, weniger Steuerzahler, mehr Rentenbezieher, höhere Steuern und Sozialabgaben, Industriestandort Deutschland wird zunehmend unattraktiv für die Unternehmen, Produktionsstätten schließen, qualifiziertes Personal wandert ab, Fachkräfte aus dem Ausland haben keine Lust, nach Deutschland zu kommen, Unternehmen leiden noch mehr unter Personalmangel, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Wirtschaftsmacht wird beeinträchtigt …
Genug Kopfkino. Es wird Zeit, dass Deutschland ins Handeln kommt. Denn Fakt ist: Der Mensch ist das Problem – und die Lösung zugleich. Es werden schnell zu viele Rentner, die Geld aus dem Rentensystem beziehen. Wir brauchen also mehr Menschen, die in das Rentensystem einzahlen. Manche fordern: Mehr Frauen müssen wir aus der Teilzeit- in Vollzeitstellen bringen. Doch damit beide Elternteile Vollzeit arbeiten können, bräuchten wir noch mehr Personal, um die Kinderbetreuung sicherzustellen.
Andere fordern, mehr ausländische Fachkräfte anzuwerben. Das macht jedoch nur dann Sinn, wenn diese nicht ins Sozialsystem migrieren, sondern aktiv am Arbeitsmarkt teilnehmen und Steuern zahlen. Und schließlich sind manche der Meinung: Die Deutschen müssen mehr Kinder bekommen, um langfristig mehr Einzahler ins Sozialsystem sicherzustellen.
Es bliebe noch die Möglichkeit, das Renteneintrittsalter nach hinten zu verschieben. Bis 2031 steigt es schrittweise auf 67 Jahre. In Frankreich gingen die Franzosen auf die Barrikaden, weil Macron das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre erhöhen wollte. Und ich frage mich, wie der Körper eines Maurers, Stahlkochers oder anderer körperlich arbeitender Menschen so lange durchhalten soll ...
Wie geht es weiter?
Ich bin trotz all dieser Maßnahmen, die mehr oder weniger bereits laufen, skeptisch, dass es ausreichen wird. Im Jahr 2021 lagen die durchschnittlichen Rentenbezüge bei mickrigen 1218 Euro (Männer/West) bzw. 809 Euro (Frauen / West). Wenn das Rentenniveau bis zum Jahr 2035 auf 45,8 Prozent sinken wird, frage ich mich, wie man davon heute und erst recht morgen leben will? Das ist keine Rente, sondern Altersarmut.
Die Rente ist bereits tot und wird durch staatliche Subventionen und politische Lügenfloskeln künstlich am Leben gehalten. In einem Unternehmen würde man das Geschäftsfeld als nicht profitabel bezeichnen. Wenn sich kurz- bis mittelfristig keine Lösungen anbieten, werden solche Geschäftsfelder geschlossen. Das kann für unsere Rente keine Option sein.
Das System war nie dazu gedacht, um einen dritten Lebensabschnitt zu finanzieren, der heute 20 Jahre und mehr dauern kann. Wir brauchen eine radikale Reform, wahrscheinlich sogar eine Sanierung des Systems. Sonst drohen uns in wenigen Jahren Beitragssätze von 25 Prozent – statt 18,6 Prozent im Jahr 2024.
Eigenverantwortung stärken
Eine wichtige Säule muss die private Vorsorge werden. Wir dürfen nicht auf den „starken fürsorglichen” Staat setzen. Wir müssen die Menschen in ihrer Eigenverantwortung stärken und dafür die richtigen Rahmenbedingungen setzen.
Grundvoraussetzung ist eine Banalität: Unsere Wirtschaft muss laufen und die Menschen brauchen angemessen gut bezahlte Arbeit.
Um die Rente auf solidere Beine zu stellen, müssen wir das Konzept der betrieblichen Altersvorsorge ausbauen. So können die Beitragszahlungen von den Sozialabgaben befreit werden.
Bestehende Formate wie die Riester-Rente müssen dringend reformiert werden. Stand heute kann ein Rentner aus einem Riester-Vertrag nur 30 Prozent als Einmalauszahlung erhalten; der Rest muss monatlich ausgezahlt werden. Warum entmündigen wir erwachsende Menschen? Sie müssen selbst entscheiden dürfen, wie viel sie wann von ihrem Geld ausgezahlt bekommen möchten.
Außerdem versuchen die Rentenkonzepte das Unmögliche: garantierte Sicherheit und attraktive Rendite. Das funktioniert jedoch nicht. Garantie frisst immer die Rendite auf. Junge Beitragszahler sollten viel mehr von der Renditekraft der Kapitalmärkte profitieren können. Doch die Versicherungsprodukte sind heute viel zu unrentabel. Wir brauchen Lösungen, die vor allem eines sicherstellen: Wer spart und einzahlt, muss von hohen Renditen und einer attraktiven Rente profitieren!
Die Rentenreform wird schmerzhaft
Der demografische Wandel erhöht den Handlungsdruck von zwei Seiten: Zum einen steigen die Kosten der Rentenversicherung immer weiter. Zum anderen wächst der Anteil der Rentner an den Wählern. Wie auch immer die Rentenreform aussieht: Sie wird schmerzhaft werden; auch für die Rentner.
Es verschlechtern sich also Tag für Tag unsere Chancen, dass die gesetzliche Rentenversicherung auf solide Beine gestellt wird. Denn die Praxis zeigt: Politiker halten – besonders jetzt vor den Wahlen – ihre Fahne in den Wind. Was viele Wählerstimmen bringt, wird versprochen. Der Anteil der Rentner wird weiter zunehmen. Werden sie für schmerzhafte Reformen stimmen, die sie selbst betreffen? Verständlicherweise wohl eher nicht. Wenn also die Rentner bestimmen, wo es lang geht, könnte der Weg für die Gesellschaft in eine Sackgasse führen.
Wer Führungsverantwortung trägt, darf nicht den Anspruch haben, sich alle zum Freund zu machen. Es geht darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen; auch wenn diese im Einzelfall zu Unmut führen. Unsere politischen Anführer sind also gut beraten, allen jetzigen Behauptungen zum Trotz die notwendige Rentenreform nach den Wahlen auf den Weg zu bringen. Das Wischi-Waschi-Durchwurschteln muss ein Ende finden.
Noch befürchten wir das soziale Erdbeben nur. Doch was ist, wenn daraus bald ungewollte Realität wird? Dann fragen sich alle verwundert: Wie konnte es bloß so weit kommen?
Mit Mut in die Ungewissheit
In Zeiten von scharfem Wandel und Ungewissheit machen sich schnell Orientierungslosigkeit und Angst breit. Was wir jetzt unbedingt brauchen, ist mehr Klarheit und Mut. Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen dann gut funktionieren, wenn wir sie dezentral aufstellen. Technisch formuliert: die Entscheidungsautorität dorthin verlagern, wo die Wertschöpfung stattfindet. Einfach formuliert: Menschen machen lassen! Das klappt natürlich nicht „einfach so“. Dazu sind bestimmte Rahmenbedingungen notwendig…
Mit Mut in die Ungewissheit
In der Wirtschaft geht es darum, als Unternehmen über Generationen hinweg finanziell erfolgreich zu sein. Da sich die Rahmenbedingungen ständig ändern und der Wettbewerb nie schläft, müssen sich Unternehmen immer wieder neu erfinden. Dazu ist Führung gefragt.
Bei Führung geht es nicht um denjenigen, der führt – sondern um die, die geführt werden. Schauen Sie sich in Ihrem Unternehmen um: Was wird aus den Menschen, die geführt werden? Sorgen die Anführer (Vorstände, Geschäftsführer, Bereichsleiter, Teamleiter …) dafür, dass die Menschen fähiger, mental stärker, mutiger werden? Halten die Anführer die Menschen auf dem Status quo oder machen sie sogar kleiner und ängstlicher?
Wie kann Führung gelingen?
Eigentlich ist es einfach: Wer ein Unternehmen führen will, der muss Menschen führen. Wer Menschen führen will, der muss sich selbst führen. Wer sich selbst führen will, muss wissen, wohin er will.
Vergessen Sie die ganzen Modeerscheinungen der Führungs- und Managementwelt. Denn sie sind genau das: Modeerscheinungen. Sie kommen und gehen. Und Manager, die ihre Führungs-Outfits ständig dem Trend anpassen, schaffen es nur selten, Leidenschaft und Herzblut in der Belegschaft zu entzünden.
Statt also ins nächste Trend-Outfit zu schlüpfen, fragen Sie sich: Wie werde ich zu einer echten Führungspersönlichkeit? Zu jemandem, dem die Menschen gerne und freiwillig folgen wollen.
Meine Erfahrung zeigt mir: Dazu gibt es keinen einheitlichen Weg. Viel entscheidender ist, dass Sie den Mut haben, Ihren eigenen Weg zu gehen. Werden Sie ein Mensch, der nicht auf Schein setzt, sondern so führt, wie er ist und wie er es am besten kann. Also: mehr Sein als Schein.
Doch bei aller Individualität gelten für alle Anführer die gleichen Erfolgsprinzipien.
Erfolgsprinzip Nr. 1: Zeigen Sie zum Horizont.
Wer ein Unternehmen führt, muss dessen Energie auf Spannung halten. Muss die Menschen fokussieren, damit sie sich nicht im Chaos verlieren. Es ist nicht nur die Pflicht, sondern auch das Privileg guter Führung, eine Richtung aufzuzeigen. Dem Unternehmen seinen eigenen Horizont zu geben, auf den es zustrebt. Wo es seine Energie bündelt. Am Horizont warten die Chancen darauf, ergriffen zu werden. Hier verdichten sich anspruchsvolle Ziele.
Wenn die Zukunft auf Grund von stabilen Verhältnissen vorhersehbar ist, erscheint der Horizont einfach. Doch wenn die Zukunft ungewiss ist. Wenn um einen herum nur noch Nebel die Sicht verdeckt. Wenn selbst sicher geglaubte Gewissheiten auf einmal keinen Bestand mehr haben. Dann werden die Fragezeichen immer größer: Wo wollen wir eigentlich hin?
Natürlich können Sie jetzt blind dem lauten Gebrüll über Megatrends, verlockenden Vorhersagen oder gleich Ihren Wettbewerbern hinterherrennen. Doch Wahrscheinlichkeiten und Mehrheitsmeinungen sind noch lange keine Wahrheiten. Ihr Horizont liegt mit Sicherheit nicht da, wo alle hinrennen. Es ist vielmehr Ihr Mut gefragt: Mut, Ihren eigenen Horizont zu entwickeln.
Wenn Ihr Horizont etwas Originelles ist, wenn er dort ist, „wo Milch und Honig fließen“, gewinnen Sie Anziehungskraft. Die brauchen Sie, damit Sie als Unternehmen erfolgreich sind. Anziehungskraft, die die richtigen Kunden, die richtigen Partner und die richtigen Mitarbeiter anlockt. Richtig im Sinne von tatkräftigen Unterstützern, die Lust haben, den Weg Richtung Horizont mit Herzblut erfolgreich zu machen. Wenn Sie Ihren Horizont gestalten, führen Sie.
Erfolgsprinzip Nr. 2: Erzählen Sie den Weg.
Häufig erlebe ich, dass die Menschen den Horizont verlockend finden. Sie zögern jedoch wegen des Weges dorthin. Das Ziel erscheint zwar klar. Aber was lauert alles auf dem Weg? Hindernisse, Konflikte, fehlender Wille, fehlende Konsequenz, Fehler, Scheitern … Die Anzahl der Wegelagerer und Feinde ist lang.
Deswegen ist es wichtig, dass Sie den Weg in eine gute Geschichte packen. Sie muss gar nicht lang sein. Aber verständlich und vor allen Dingen nach dem Höchsten streben.
Verfallen Sie erst gar nicht in die vermeintliche Höflichkeit nach dem Motto: Wir setzen unsere Ansprüche niedrig, damit sich möglichst alle gut fühlen. Seien Sie lieber ehrlich und erzählen Sie, was notwendig ist, um die Reise erfolgreich zu machen.
Die Menschen haben ein feines Gespür für Wahrhaftigkeit. Natürlich hören wir gerne: Es gibt einen bequemen Weg zum Erfolg. Doch wir wissen alle: Wer etwas erreichen will, muss sich dafür anstrengen.
Also, erzählen Sie uns: Wo wollen Sie hin (Horizont)? Wie wird es dort sein (Gründe, aufzubrechen)? Wie kommen wir dort hin (Aufbruch und Bewegung)?
Erfolgsprinzip Nr. 3: Sorgen Sie für Aufbruch und gehen Sie voran.
Wenn Sie scheitern wollen, führen Sie mit dem Befehl: „Mach das!“. Wenn Sie gewinnen wollen, fordern Sie lieber auf: „Komm mit!“ Und gehen Sie voran.
Alle großen Führungspersönlichkeiten waren nicht nur wahrhaftig, sondern gingen auch voran.
Churchill musste das Parlament auf die Härten und Leiden des Krieges einstimmen. Er versprach Blut, Schweiß und Tränen. Und die Menschen folgten ihm.
Gandhi schritt voran auf dem Weg des friedlichen Widerstands, um Indien in die Unabhängigkeit zu führen. Und die Menschen folgten ihm.
Auch in der Wirtschaftswelt entsteht Großes, wenn Unternehmer den Mut haben, offen und gradlinig zu agieren und zu kommunizieren. So lockte Henry Ford die Kunden zugunsten eines einfachen und billigen Produktionsprozesses mit dem Versprechen: „Sie können das Modell-T in jeder Farbe haben, sofern sie schwarz ist“. Und die Menschen folgten ihm.
Auch heute erlebe ich in den Unternehmen viele Führungskräfte, die die Menschen fordern, nach dem Besten zu streben, was sie leisten können. Sie inspirieren, indem sie keine Befehle erteilen, sondern indem sie mutig vorangehen.
Bringt die Zukunft auf jeden Fall Erfolg?
Führung bringt Sie nicht nur nach vorne. Führung findet vor allem auch vorne statt. Zur Klarstellung: Vorne ist nicht an der Spitze des Organigramms oder auf dem Feldherrenhügel. Vorne ist da, wo Sie von den Menschen gesehen werden. Dazu brauchen Sie Mut. Phantasie. Intelligenz. Viel Energie. Selbstvertrauen, das stärker ist als all die Selbstzweifel. Und vor allen Dingen: Wahrhaftigkeit. Hören Sie also auf, sich zu verstellen oder etwas darzustellen. Sonst ersaufen Sie im Ozean der Konjunktur oder werden vom Wettbewerb einfach umgerannt.
Ob die Menschen Ihnen garantiert folgen werden? Ängstliche Führungs-Darsteller drehen sich zweifelnd um. Doch ihr Zaudern wird bestraft wie das von Orpheus in der griechischen Mythologie.
Seine Frau Eurydike starb an einem Schlangenbiss. Er wollte sie wieder zurück ins Leben holen. Dazu stieg er voller Schmerz in die Unterwelt. Mit Gesang und Lyra flehte er Hades an, seine Frau zurückzugeben. Seine Musik verzauberte selbst den Höllenhund Kerberos. Also gab Hades nach, stellte aber eine Bedingung: Orpheus durfte sich beim Aufstieg in die Oberwelt nicht umdrehen. Gesagt, getan: Orpheus stieg voran. Doch er hörte Eurydikes Schritte nicht mehr. Von Zweifeln gequält, blickte er zurück. Die Konsequenz folgte sogleich: Seine Frau verschwand für immer in der Unterwelt.
Seien Sie also mutig und vertrauen Sie auf die Kraft Ihres Horizonts. Drehen Sie sich nicht um. Ob die Menschen Ihnen folgen, wissen Sie, wenn sie auf dem Weg gen Horizont neben Ihnen auftauchen. Die Zukunft gehört den Mutigen. Wir brauchen Sie!
Politiker müssen endlich Haltung zeigen
Deutschland ist im Wahlkampf. Dass Neuwahlen notwendig wurden, liegt an großer Unzufriedenheit mit der Regierung. Die Ursache dafür: Führungsschwäche. Dass wir unseren Anführern freiwilig folgen, müssen sie sich verdienen. Nicht, indem sie uns Honig ums Maul schmieren. Sondern indem sie den Mut haben, uns zu sagen, was Sache ist. Auf was wir verzichten müssen, wenn wir ihnen folgen. Wir, die schweigenden Leistungsträger unseres Landes, sollten den Politikern aus der Mitte Mut machen, dass sie endlich klare Kante zeigen.
Politiker müssen endlich Haltung zeigen
Der Bundeskanzler hat den Weg frei gemacht für Neuwahlen. Deutschland ist im Wahlkampf. Dass Neuwahlen überhaupt notwendig wurden, hat vor allem mit der großen Unzufriedenheit mit der Regierung zu tun.
Wie zufrieden sind Sie mit ihr? Der ARD-Deutschlandtrend befragte die Deutschen nach dem Aus der Ampel-Koalition im November. Ergebnis: 85 Prozent waren wenig oder gar nicht zufrieden. Nur 14 Prozent waren zufrieden.
Das ist weniger als ein Sechstel. Nun sind Politiker wie Manager in der Wirtschaft: Anführer. Und die Definition eines Anführers ist: eine Person, der andere Menschen freiwillig folgen. Da sind solche Umfragewerte alarmierend.
Diagnose: Führungskrise
Böse Zungen formulieren: Wer wissen will, wohin agile Führung führt, soll sich die deutsche Politik anschauen – ins Chaos. Die aktuelle Gemengelage scheint das zu bestätigen. Verklebt, träge und teuer verzetteln wir uns, optimieren auf der zehnten Nachkommastelle – und bekommen die entscheidenden Themen vor dem Komma nicht in den Griff.
An den Bürgern kann es nicht liegen. Die meisten arbeiten und zahlen brav ihre Steuern. Die Politik muss liefern und die Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich ein generationsfähiger Wohlstand entwickeln kann. Doch die Diagnose lautet: Führungskrise.
Bundestagsabgeordnete verdienen aktuell rund 10 000 Euro im Monat. Was wäre eigentlich, wenn sie stattdessen 80 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens erhielten, das sie in den letzten drei Jahren vor ihrer Politikerlaufbahn in der Wirtschaft verdient haben?
Fehlende Kompetenz
Keine Frage, Politiker haben es heutzutage nicht einfach, da ständig Kameras auf sie gehalten werden. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Das ist sicherlich nicht immer fair, da kein Mensch perfekt ist. Aber gleichzeitig ist auch etwas Richtiges daran: Denn wir können von einem Profi erwarten, dass er Ahnung hat, von dem was er tut.
Wenn Sie Arzt werden möchten, müssen Sie sich durch eine lange, anspruchsvolle Ausbildung kämpfen. Auch Bankvorstände, Bäcker, Maler und Maurer müssen, wie viele andere Berufe auch, eine entsprechende Qualifikation vorweisen.
Als Politiker haben Sie die Macht, zukunftsweisende Entscheidungen für unser Land zu treffen oder zumindest zu beeinflussen. Da steht viel auf dem Spiel. Doch eine formale Qualifikation, um politische Ämter in Deutschland auszufüllen, gibt es aktuell nicht.
Unmut über die fehlende Kompetenz von Politikern höre ich bei Unternehmern und Führungskräften häufig. Kein Wunder. Denn Beispiele für Politiker, die ohne Berufsabschluss sind, gibt es genug; leider auch in Führungspositionen.
Von den Lebensrealitäten entfernt
Natürlich hilft ein Berufsabschluss nicht dabei, das politische Handwerk zu beherrschen. Aber ein solcher Abschluss baut zumindest die Brücke zur entscheidenden Frage, nämlich: Wie lebensnah sind die Politiker – und können sie überhaupt ihre Bürger verstehen, wenn sie sich den Realitäten des beruflichen Lebens nie stellen mussten?
Außerdem: Wie will man als Politiker die Gefolgschaft von Menschen gewinnen, wenn der Eindruck entsteht, dass das politische Amt ohne Leistung gewonnen wurde und die Politiker in einer surrealen Parallelwelt leben, die nichts mehr mit dem Lebensalltag der Bürger zu tun hat?
Für uns Bürger sind Bildung, Anstrengungsbereitschaft und berufliche Praxis die Voraussetzungen, mit denen der Erfolg und somit der soziale Aufstieg gelingen kann. Wenn Politiker die bequeme Abkürzung nehmen können, ist es kein Wunder, wenn Menschen sie nicht mehr als Volksvertreter sehen.
Politikverdrossenheit oder ein Vakuum, dass durch extremere Parteien jenseits der Volksparteien gefüllt wird, sind kein Skandal, sondern die traurige Folge einer Politik, die sich von den Lebensrealitäten der Bürger immer mehr entfernt.
Schwache und starke Anführer
Doch die Realitätsferne ist nur eines der Probleme mit unserer politischen Führung. Mit dem Thema Führung in Unternehmen beschäftige ich mich täglich in meiner Arbeit. Was ich da feststelle, kann ich auch auf die Politik übertragen.
Eine der Ursachen der Unzufriedenheit mit der Regierung ist: Wir haben schwache Anführer. Die gibt es in der Politik wie in Unternehmen.
Schwache Anführer sind für mich die, die ihre Position und Macht innerhalb der Hierarchie missbrauchen, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Oder um andere Menschen auszunutzen und für sich selbst ein gutes Leben zu ermöglichen. Denen es wichtiger ist, ihre Macht zu erhalten, als sich um die Interessen der Menschen zu kümmern, die sie anführen. Aber auch solche, die entscheidungsschwach sind und, statt mutig eine klare Richtung aufzuzeigen, für weichgespülte Kompromisse stehen.
Diese Anführer sind für mich schwach, weil sie der Verantwortung eines Anführers nicht gerecht werden. Denn einem starken Anführer geht es nicht um sich selbst und seine Interessen – sondern um die Menschen, die er anführt – und den gemeinsamen Erfolg.
Überall – in Unternehmen wie in der Politik – sollten wir daran arbeiten, dass wir schwache Anführer absetzen – und starke Anführer bekommen. Anführer, die ihre Verantwortung nicht missbrauchen. Anführer, denen wir gern und freiwillig folgen wollen. Weil sie sich selbst unter den Dienst für das Gemeinwohl stellen.
Fair und hart
Damit wir Anführern freiwillig folgen, ist es entscheidend, dass sie nicht durch Macht und Druck führen. Sondern durch Einfluss. Den gewinnen sie, indem sie fair sind zu den Menschen – und gleichzeitig hart in der Sache.
„Fair zu den Menschen“ bedeutet nicht, von morgens bis abends Small Talk zu machen und verbale Streicheleinheiten verteilen zu müssen. Sondern es bedeutet, dass Anführer – bitte entschuldigen Sie die vulgäre Ausdrucksweise – einfach keine Arschlöcher sind. Dass sie sich für die Menschen interessieren. Ihnen zuhören. Menschlich sind – also nicht perfekt. Dass sie eine gesunde Dosis Nahbarkeit zeigen. Dass sie auf Augenhöhe führen.
Doch nur nett sein reicht nicht. Es braucht auch die zweite Komponente: hart in der Sache zu sein. Wir müssen Anführern, wenn es hart auf hart kommt, zutrauen, dass sie auch ihren Mann oder ihre Frau stehen. Dass sie Rückgrat haben. Vor heiklen Situationen nicht zurückweichen. Im Gegenteil: den Konflikt sogar aktiv suchen, wenn es für die Sache notwendig ist.
Richtung, Weg und Beute
Freiwillige Gefolgschaft müssen sich Anführer verdienen. Auch die Politiker, die jetzt um unsere Stimmen werben. Und wie bekommen sie die freiwillige Gefolgschaft? Nicht, indem sie sich anbiedern, Steuergeschenke machen und den Leuten den einfachen Weg vom Himmel lügen. Sondern indem sie ehrlich sind, die Wahrheit aussprechen.
Auch die unangenehme Wahrheit: schmerzhafte Rentenreform; unangenehme Schlankheitskur für den Sozialstaat; Abbau von Bürokratie und Transfer von nicht benötigten Staatsdienern in die freie Wirtschaft; Steuern senken und als Staat mit dem schlankeren Budget klarkommen.
Solche Wahrheiten vertragen die Menschen, wenn uns die Politiker gleichzeitig einen verlockenden Horizont aufzeigen. Einen Horizont, in dem sich die Mehrheitsgesellschaft wiederfinden kann. Zu dem sie sagen kann: Ja, in diese Zukunft wollen wir aufbrechen. Dieser erstrebenswerte Horizont muss endlich klar kommuniziert werden, damit wir neben all den Hiobsbotschaften wissen, wohin unsere Reise geht.
Beim Horizont geht es um drei Dinge:
Die Richtung aufzeigen: Wo wollen wir eigentlich hin?
Eine Übereinkunft schaffen: Wie kommen wir dorthin?
Beute machen: Für Fortschritt und Ergebnisse sorgen.
Bei allen drei Aufgaben gehört es dazu, dass Anführer möglichen Konflikten nicht ausweichen, sondern dafür sorgen, dass Richtung, Weg und Beute immer klar und gemeinsam verfolgt werden. Ohne die Führungsstärke von Anführern schaffen Menschen das nicht von allein.
Der Weg zur freiwilligen Gefolgschaft bedeutet nicht, dass uns Politiker Honig ums Maul schmieren. Wir brauchen Anführer, die den Mut haben, uns zu sagen, was Sache ist. Auf was wir verzichten müssen, wenn wir ihnen folgen.
Was wir nicht brauchen: Anführer, die uns ein Bullerbü vorgaukeln. Die sagen, dass alles easy peasy und die Rente sicher ist. Dass jeder Geld kriegt, der laut genug schreit. Die behaupten, dass das Land die ungebremste Einwanderung locker verkraftet. Und bald ohne ohne Verzicht und Anstrengung ein Wirtschaftswunder vom Himmel fällt.
Wir sind die Masse
Im Februar wird gewählt. Was werden Sie tun? Gar nicht mehr wählen? Keine gute Option. Damit geben Sie nur den anderen Stimmen mehr Gewicht. Extreme Ränder aus Protest wählen? Puh – irgendwie nur trotzig.
Ich denke, wir sollten den Politikern aus der Mitte Mut machen, dass sie klare Kante zeigen. Ihnen ermutigende Zeilen schreiben, wenn sie mal Profil zeigen. Ihnen Gedanken zurufen, wofür sie unserer Meinungen nach einstehen sollten. Ihnen den Rücken stärken, damit sie sich nicht ständig dem linksgrünen Zeitgeist anbiedern. Es reicht nicht, wenn Politiker nur dann klare Positionen vertreten, während sie in der Opposition sind – um dann wieder unverbindlich weichzuspülen, sobald sie sich im Wahlkampf befinden. Das ist schwach und nervig.
Böse formuliert sind Politiker wie Fahnen im Wind. Sie richten sich immer nach dem, was sie für den Zeitgeist halten. Zeigen wir ihnen, dass der Zeitgeist nicht von wenigen lauten Minderheiten bestimmt wird – sondern von den bisher schweigenden Leistungsträgern unseres Landes. Allen, die jeden Tag die Ärmel hochkrempeln, arbeiten und Steuern zahlen. Denn wir sind die Masse. Und damit stark.
Wenn unsere Steuergelder in Bürokratie versickern
Wer viel gibt, kann viel verlangen. Je mehr ich gebe, desto mehr kann ich verlangen. Das muss auch endlich wieder in unserer Gesellschaft gelten. Deutschland gehört weltweit zu den teuersten Ländern, da die Steuerbelastung hoch ist. Wer also viel Steuern zahlt, kann auch viel von den Politikern verlangen. Nämlich, dass unsere Steuern sinnvoll und verantwortlich investiert werden. Doch passiert das wirklich?
Wenn unsere Steuergelder in Bürokratie versickern
Wer viel gibt, kann viel verlangen. Je mehr ich gebe, desto mehr kann ich verlangen. Das gilt im Business. In Beziehungen. Und muss auch endlich wieder in unserer Gesellschaft gelten.
Deutschland gehört weltweit zu den teuersten Ländern, da die Steuerbelastung hoch ist. Wer also viel Steuern zahlt, kann auch viel von den Politikern verlangen. Nämlich, dass unsere Steuern sinnvoll und verantwortlich investiert werden. Und zwar in die richtigen Themen, damit die Rahmenbedingungen, in denen wir uns verwirklichen, auf excellentem Niveau sind.
Bürokratie verkommt zum Selbstzweck
Heißt beispielsweise: erstklassige Bildung, zuverlässige Infrastruktur. Bezahlbarer Wohnraum. Sicherheit auf den Straßen und im Sinne der Verteidigungsfähigkeit unseres Landes. Dazu gehören auch staatliche Prozesse, die einem motivierten Dienstleister gleichen, der seine Kunden (= uns Bürger) begeistern will.
Anders formuliert: Ich will mich als Bürger freuen, viel Steuern zu zahlen; indem ich erlebe, dass mein Geld gut investiert wird. Doch genau hier versagt die Politik und frustriert uns Bürger.
Denn zu viel von dem Geld versickert in der Verwaltung. Klar, mit über 80 Millionen Einwohnern brauchen wir Strukturen, Regeln und Prozesse. Verwaltung an sich ist weder in Unternehmen noch in der Gesellschaft schlecht. Doch unsere Verwaltung verkommt zum Selbstzweck, zur Bürokratie. Wird ineffizient und behindert Innovationen.
Das Gefährliche daran ist: Bürokratie ist eine mehrköpfige Hydra, die sich selbst die Köpfe abschlägt, damit noch mehr Köpfe nachwachsen. Bürokratie verstärkt sich sozusagen selbst und wird immer mehr zu einem lähmenden Moloch.
Es fehlt an allen Ecken und Enden
Aktuelles Beispiel: „Bild am Sonntag“ berichtet im November 2024, dass das Verteidigungsministerium 825 Millionen Euro ausgeben will. Für Waffen, damit wir verteidigungsfähig werden? Nein, für neue „Ausgehuniformen“, damit die Soldaten im zivilen Bereich gut aussehen.
Das Vorhaben stammt noch von Ex-Verteidigungungsministerin von der Leyen. War aber zurückgestellt worden. Neue Kampfbekleidung und -ausrüstung sollten Priorität haben.
Im September 24 beriet der Bundestag den Wehretat. Verteidigungsminister Pistorius hatte 6,8 Milliarden Euro mehr gefordert. Zugesprochen werden ihm jedoch nur 1,3 Milliarden Euro mehr Etat. Grund genug also, das knappe Budget sinnvoll zu investieren – und die die Pläne für Ausgehuniformen in die Schublade zu legen. In der Bundeswehr fehlt es an viel Wichtigerem! Doch die Bürokratie im Verteidigungsministerium hält starrsinnig daran fest.
Alles hat seinen Preis
Ein weiteres Beispiel: Mietpreise kennen derzeit nur den Weg nach oben. Es herrscht akuter Wohnraummangel. Die Ampelregierung wollte 400 000 neue Wohnungen bauen – jedes Jahr. In den Jahren 2021–23 wurde das Ziel mit jeweils höchstens 295 000 neuen Wohnungen deutlich verfehlt.
Nun sind die Pläne mit dem Ende der Ampel gestorben. Doch die Gründe dafür, dass bei uns zu wenig gebaut wird, liegen tiefer. Auch sie haben mit dem Verwaltungsmoloch zu tun: Wer bauen will, muss sich durch einen Bürokratie-Dschungel wühlen. Mancherorts muss man ein Jahr für die Baugenehmigung eines Gartenhauses warten. Und warum jedes Bundesland seine eigenen Brandschutzanforderungen formuliert, erschließt sich dem verwunderten Bürger ebensowenig.
Alles hat eben seinen Preis. Auch die Bürokratie. Der Normenkontrollrat hat ermittelt, dass Bürokratie in Deutschland 17,4 Milliarden Euro pro Jahr kostet. Das ist der Preis, den Wirtschaft und Bürger bezahlen, damit unser Land nach Recht und Ordnung funktioniert. Damit diese Bürokratie-Maschine läuft, müssen auch Menschen in ihr arbeiten, keine Frage. Doch die Anzahl der Verwaltungs-Menschen nimmt enorme Ausmaße an.
15 Mio. rackern für 69 Mio.
In Deutschland leben rund 83 Mio. Menschen. Davon befinden sich ca. 44 Mio. in einem Beschäftigungsverhältnis. Von diesen sind jedoch nur 27 Mio. Netto-Steuerzahler; zahlen also mehr an den Staat, als sie vom Staat bekommen. Und von diesen 27 Mio. sind wiederum 12 Mio. Menschen nicht wertschöpfend in der Wirtschaft aktiv, sondern sorgen dafür, die Staatsinfrastruktur am Laufen zu halten.
Das bedeutet: Von den 83 Mio. Menschen in unserem Land leben 69 Mio. Menschen von den Steuereinnahmen: Rentner, Staatsangestellte, Beamte, Arbeitslose, Schüler, Studenten, Steuerzahler, die mehr aus dem System bekommen als sie einzahlen und natürlich Politiker.
Auf der anderen Seite der Rechnung stehen lediglich 15 Mio. Menschen, die als Nettosteuerzahler die 69 Mio. Menschen subventionieren. Und von diesen 15 Mio. Menschen sind nur 8 Mio. Menschen unter 44 Jahre alt.
Komplett neu denken
Wenn Sie bei all den Zahlen den Überblick verlieren, lassen Sie es mich etwas scharfzüngiger formulieren und damit bewusst dem widersprechen, was der links-grüne Mainstream heute so andauernd wie falsch behauptet: Nicht die Leistungsträger beuten die Mehrheit aus, sondern die Politik beutet die Leistungsträger aus. Und zwar schamlos, damit sie einen überbordenden Verwaltungsapparat, ähnlich einer Legebatterie für Funktionsmenschen, am Leben erhalten.
Wir müssen den Staat zurückpfeifen und in seine schlanken Grenzen verweisen. Bedeutet: Er darf nicht eingreifen, solange die Wirtschaft die ihr gestellten Aufgaben erfüllt. Er muss sich in seiner Bürokratie-Wut zurückziehen. Köpfe abschlagen nutzt bei dieser Hydra nichts. Die Bürokratie muss wahrscheinlich komplett neu gedacht werden. Hier würde sich ein teures Mandat für einen guten Restrukturierungsberater lohnen. Denn es gibt nicht nur ein riesiges Geld-Einspar-Potenzial, sondern auch ein gigantisches Bürger-Begeisterungs-Potenzial.
Wie genial wäre es, wenn sich endlich ein Unternehmen gründen oder ein neuer Reisepass beantragen ließe – komplett digital, ohne dafür aufs Amt zu gehen. Wenn Wohnungen gebaut werden könnten, ohne dass die Bauherrn an der Bürokratie verzweifeln. Wenn das Geld für die Bundeswehr primär für Dinge ausgegeben würde, die unsere Sicherheit stärken.
Und wenn das Ganze auch noch Millionen Euro weniger an Bürokratiekosten mit sich bringt, die der Staat in Form von Steuersenkungen an seine Bürger weitergeben könnte – dann können wir zudem noch einen Beitrag leisten, dass mehr Wohlstand bei den Bürgern ankommt.
Die Stimme erheben
Die genannten Beispiele Ausgehuniform und Bauvorschriften sind nur Einzelheiten. Darin dürfen wir uns als Bürger nicht zerreiben. Mir geht es darum, dass wir in unserer Gesellschaft das Grundprinzip dahinter diskutieren: dass die Politik unser Steuer-Geld so investiert, dass es sinnvoll investiert ist. Dass wir Bürger die Gewissheit haben: Es ist in guten Händen.
Dafür müssen wir alle Druck machen. Wir – damit meine ich uns Leistungsträger. Also Unternehmer, Führungskräfte, Angestellte und Arbeiter. Wir Leistungsträger sind es, die diesen Staat, unser Land, unsere Gesellschaft am Leben halten. Alle, die jeden Tag reinhauen, der Gesellschaft einen Nutzen bringen, idealerweise für Wertschöpfung sorgen und nicht zuletzt: Steuern zahlen!
Es ist an der Zeit, dass wir Leistungsträger uns zusammentun. Es wird Zeit, dass wir laut werden. Unsere Stimme erheben und einfordern, dass unser Geld sinnvoll verwendet wird. Ich behaupte nicht, dass Steuern zu zahlen uns dann Freude bereitet. Aber wenn wir zumindest motiviert werden, sie zu zahlen, weil sie von der Politik angemessen investiert werden: Dann haben wir viel gewonnen.
Mut braucht eine Stimme — Wie wir das Schweigen überwinden
Auf den Straßen und in der geschützten Anonymität von Social Media tobt zwar ein hemmungslos lauter Meinungsstreit. Doch im persönlichen Dialog oder im Besprechungsraum vor der Gruppe hat das Gemocht-werden-wollen-Virus den offenen Klartext im Würgegriff. Eine Gefahr für das selbstbestimmte Leben, aber auch für Maß und Mitte unserer Gesellschaft. Es wird Zeit, den Mund aufzumachen.
Mut braucht eine Stimme — Wie wir das Schweigen überwinden
Auf den Straßen und in der geschützten Anonymität von Social Media tobt zwar ein hemmungslos lauter Meinungsstreit. Doch im persönlichen Dialog oder im Besprechungsraum vor der Gruppe hat das Gemocht-werden-wollen-Virus den offenen Klartext im Würgegriff. Eine Gefahr für das selbstbestimmte Leben, aber auch für Maß und Mitte unserer Gesellschaft. Es wird Zeit, den Mund aufzumachen.
Der Artikel erschien erstmalig
in der Zeitschrift “Die Mediation”.
Deutschland braucht Excellenz
In Gesprächen mit Leistungsträgern in Unternehmen höre ich gerade in diesen Tagen wieder: “Irgendetwas ist faul in unserem Land.”. Laut aussprechen tun sie ihre Meinung jedoch nicht. Ich berate seit 2009 Unternehmer und ihre Führungsteams. Aus dieser Perspektive denke ich: Wir sollten so tun, als wäre Deutschland ein Unternehmen! Unternehmen müssen erfolgreich sein, sonst gehen sie bankrott. Was braucht also das Unternehmen Deutschland?
Deutschland braucht Excellenz
In vertrauten Gesprächen mit Leistungsträgern in den Unternehmen höre ich gerade in diesen Tagen immer wieder: “Irgendetwas ist faul in unserem Land. Wenn wir so weiter machen, schafft sich Deutschland ab”. Laut aussprechen tun sie ihre Meinung jedoch nicht.
Was also tun? Ich bin kein Politiker und habe auch keine Ambition, in die Politik zu gehen. Aber ich bin Bürger dieses Landes, habe Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik studiert und Erfahrung in der Mittelstandsfinanzierung, berate seit 2009 Unternehmer und ihre Führungsteams bei den Themen Führung, Generationswechsel und bei schwierigen Veränderungsvorhaben. Aus dieser Perspektive denke ich: Wir sollten so tun, als wäre Deutschland ein Unternehmen!
Unternehmen müssen erfolgreich sein, sonst gehen sie bankrott. Was braucht also das Unternehmen Deutschland? Zuallererst brauchen wir eine Diskussion, was wir als Gesellschaft wirklich wollen.
Wo wollen wir hin?
Jeder Mensch sollte einen Horizont haben; eine Sammlung von Ideen, Wünschen, Zielen, aber auch verrückten Träumen nach dem Motto: "Was wäre, wenn ...". Denn nur, wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, können Sie heute den nächsten Schritt in die richtige Richtung setzen. Aufbrechen. Beute machen. Wenn die Richtung nicht klar ist, bleiben Sie am besten sofort stehen. Ein falscher Weg wird nicht richtig, nur weil Sie ihn stur weiterverfolgen oder schneller laufen.
Ob im beruflichen Kontext oder privat, ob Sie einen Sportverein führen oder ein ganzes Land; ja, sogar wenn es um die gesamte Menschheit geht: Die stärkste Frage, die wir uns stellen können, lautet: Wo wollen wir hin?
Genau wie ein Unternehmen braucht auch Deutschland einen Horizont: Wo wollen wir als Land hin?
Doch in den vielen Gesprächen, die ich in meinen Projekten und bei Vorträgen mit Unternehmern und Führungskräften führe, höre ich vor allem eines: Deutschland weiß nicht, wo es hinwill.
Wir brauchen also dringend eine Übereinkunft darüber, welches Zukunftsbild unserer Gesellschaft wir anstreben. Wofür wir als Gemeinschaft stehen. Welche Werte uns wichtig sind. Welche Verhaltensweisen möglich sind und welche sanktioniert oder gar verboten und bestraft werden. Lassen Sie es mich klar formulieren: Wenn diese Bedingungen in einem Unternehmen nicht gegeben sind, ist das Überleben in einem harten Wettbewerbsumfeld gefährdet.
Wettbewerb der Nationen
Das gleiche gilt auch für Deutschland. Es darf nicht sein, dass unser Wertediskurs durch lautstarke Minderheiten dominiert wird. Denn wenn wir es nicht schaffen, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen, in dem sich vor allem auch die Leistungsträger unseres Landes wohlfühlen, werden viele, die es können, im Wettbewerb der Nationen auswandern und ihr Glück in anderen Ländern suchen. Wenn die Top-Leistungsträger abhauen oder auch nur weniger bereit sind, Leistung zu bringen, brechen uns die Steuereinnahmen weg.
Im Jahr 2018 haben die oberen 10 Prozent der Einkommensteuerpflichtigen rund 55 Prozent des Einkommensteueraufkommens beigetragen. Anders formuliert: Wenn die stärksten 10 Prozent der Leistungsträger Deutschland verlassen, verlieren wir über die Hälfte der Einkommensteuer. Zur Einordnung: Die untere Häfte der Einkommensteuerpflichtigen (50 Prozent) trug lediglich 6,4 Prozent des Steueraufkommens bei.
Insofern halte ich es für elementar wichtig, dass wir in Deutschland darüber diskutieren, was uns auszeichnet. Dabei sollten wir uns als weltoffene Wertegemeinschaft verstehen, die mit anderen Völkern friedlich kooperiert und sich gleichsam im sportlichen Wettbewerb befindet.
Denn Wirtschaft ist und bleibt nun mal das: ein Wettbewerb. Am Ende geht es um Ressourcen, Innovationen, Talente und Geld. Die Länder, die in diesem Wettbewerb brillieren, können ihren Bürgern ein Leben in Wohlstand ermöglichen. Alle anderen werden schmerzhafte Probleme erleiden.
Elite. Punkt.
Wenn wir in diesem Wettbewerb bestehen wollen, wird es Zeit, dass wir das bisher Unaussprechliche formulieren: Deutschland muss Elite sein.
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie diesen Satz lesen? Für viele Menschen ist Elite etwas Negatives. Aber warum? Was ist schlecht daran, Elite zu sein? Elite bedeutet, dass man zur Gruppe der Besten gehört.
Daran ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil: Wir sollten uns darauf einschwören, in allen Bereichen weltweit zur Elite zu gehören. Den unbändigen Willen entwickeln, führend zu sein. In Wissenschaft, Wirtschaft, Bildung, Kultur, Militär, Infrastruktur, Digitalisierung, Medizin … Wir sollten danach streben, die besten Kindergärtner, Lehrer, Polizisten, Ärzte, Pfleger, Busfahrer, Bäcker, Hausmeister, Forscher, Angestellte, Azubis, Führungskräfte, Unternehmer, und was es sonst noch alles an Berufsbildern gibt, in unserem Land zu haben. Die besten Politiker der Welt zu haben, wäre auch nicht schlecht. Egal, was wir machen, wir sollten danach streben, zu den weltweit Besten zu gehören.
Es geht nicht um die engstirnige Diskussion „die Elite da oben“ vs. den „Rest der Bevölkerung“. Es geht um uns alle; um „Elite-Deutschland“ vs. den „Rest der Welt“. Und zwar nicht in einem negativen Gegeneinander. Sondern im Sinne des olympischen Geistes: sportlicher Wettbewerb zwischen den Ländern in allen möglichen Disziplinen. Wir müssen überall so gut sein, dass Deutschland sich seinen Platz auf dem Siegertreppchen verdient hat.
Excellenz statt Mittelmaß
Dazu müssen wir an unserer inneren Haltung etwas ändern. Massiv ändern. Denn es hat sich Bequemlichkeit breit gemacht. Wir sind viel zu schnell zufrieden, wenn wir Qualität abliefern. Qualität ist der neue Durchschnitt geworden. Doch Qualität ist Mittelmaß. Damit stechen wir im globalen Wettbewerb nicht mehr heraus. Und das ist gefährlich. Denn mit diesem niedrigen Anspruch an uns selbst werden wir die Lebensqualität und den Wohlstand, auf dem sich dieses Mittelmaßdenken erst ausbreiten konnte, nicht halten können.
Wir müssen einen Gang höher schalten. Nach Excellenz streben. Excellenz entsteht, wenn wir nach dem Besten streben. Damit meine ich nicht, der Illusion zu erliegen, perfekt zu sein. Das sind wir nicht. Wir sind Menschen und damit fehlbar. Doch wenn wir den Anspruch haben, Neues zu wagen. Gemeinsam um das beste Argument und die beste Idee zu streiten. Aus Fehlern zu lernen. Um so nach dem Besten zu streben. Dann haben wir eine Chance, uns eine gute Zukunft im Hier und Jetzt zu erarbeiten.
Die Zukunft gehört denen, die etwas tun. Präziser: die das Richtige tun. Und richtig ist, was uns näher an unseren Horizont bringt. Wenn wir als Mehrheit der Leistungsträger dieser Meinung sind, müssen wir unsere Politiker auffordern, mutig zu sein. Mutig, indem sie die Rahmenbedingungen so setzen, dass unsere Zukunft geprägt ist von Wohlstand, Sicherheit und Freiheit. Damit wir wieder voller Stolz auf unser Land blicken. Stolz, weil wir weltweit führend sind und mit unserer Leistung überzeugen.
Übrigens: Ich schreibe das Wort Excellenz mit Absicht “falsch”; also mit c statt mit z. Denn das Wort Exzellenz wird in so vielen Kontexten verwendet, aber nur mit Mittelmaß gelebt. Durch die Schreibweise Excellenz will ich ihm wieder den Anspruch und die Bedeutung geben, die das Wort verdient — damit wir diesem Anspruch auch gerecht werden und nicht nur leere Worte produzieren.
Raus aus dem Mittelmaß
In vielen Unternehmen scheint sich zunehmend die Haltung zu verbreiten, dass Arbeit etwas Unangenehmes ist. Etwas das anstrengend ist und was man idealerweise zurückfahren sollte. Das stimmt ja auch im Grundsatz. Doch wenn die Konsequenz daraus ist, dass wir als Land weiter ins Mittelmaß der Bequemlichkeit rutschen, dann wird es gefährlich. Uns droht, im globalen Wettbewerb abgehangen zu werden. Wie können wir dies vermeiden?
Raus aus dem Mittelmaß
In vielen Unternehmen scheint sich zunehmend die Haltung zu verbreiten, dass Arbeit etwas Unangenehmes ist. Etwas das anstrengend ist und was man idealerweise zurückfahren sollte. Irgendwie auch verständlich, denn unser Leben ist endlich. Warum also Malochen wie ein Berserker?
Doch die Anspruchshaltung, nur noch 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich zu arbeiten, ist dekadent. Dekadent im Sinne von selbstgefällig. Und sie ist sogar gefährlich. Denn sie gefährdet unseren Wohlstand.
Die Gefahr ist, dass unsere Produktivität sinkt. Dass wir unsere wirtschaftlich und technologisch führende Rolle in der Welt verlieren. Oder wir gar im internationalen Wettbewerb völlig den Anschluss verlieren. Der Preis dieser Entwicklung wäre fatal: steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Steuereinnahmen, kollabierender Sozialstaat. Ein Weg in Richtung Armut.
Leider ist in unserer Gesellschaft die Bequemlichkeit des Mittelmaßes zur Normalität geworden. Wir sollten uns als Gesellschaft fragen:
Was ist uns wirklich wichtig?
Gehört Wohlstand dazu?
Wo ist unser Streben nach Exzellenz geblieben?
Es wird Zeit für eine mentale Kehrtwende!
Lesen Sie den ganzen Artikel, der im Original als Gastbeitrag im Magazin “FiNet E-Worker” erschienen ist, hier: PDF-Download.
Leistung statt Bequemlichkeit
Die Herausforderungen an Unternehmer und Führungskräfte sind hoch. Auf der einen Seite: Vier-Tage-Woche. Work-Life-Balance. Yoga-Kurse in den Unternehmen. Gleichzeitig: abkühlende Konjunktur. Sinkende Produktivität. Erste Unternehmen in Schieflage: Personalabbau, Restrukturierung, Insolvenz. Wo könnte ein Packan sein, damit Sie Ihr Unternehmen auf Erfolgskurs halten?
Leistung statt Bequemlichkeit
Die Herausforderungen an Unternehmer und Führungskräfte sind hoch. Auf der einen Seite: Vier-Tage-Woche. Work-Life-Balance. Yoga-Kurse in den Unternehmen. Gleichzeitig: abkühlende Konjunktur. Sinkende Produktivität. Erste Unternehmen in Schieflage: Personalabbau, Restrukturierung, Insolvenz. Wo könnte ein Packan sein, damit Sie Ihr Unternehmen auf Erfolgskurs halten?
Pizza als Lehrmeister
London. Meine Frau und ich laufen die Straße am Tottenham Hotspurs Stadion entlang. Überall Menschen. In ein paar Stunden beginnt das Konzert von Guns N' Roses. Auf einer kleinen Mauer kauert ein Pärchen, Mitte 50, und isst eine Pizza. „Guten Appetit“, rufe ich ihnen im Vorbeigehen zu. „Danke. Wollt ihr auch ein Stück?“ entgegnet die Frau — und streckt uns den Pizzakarton entgegen. Lächelnd lehnen wir ab. „Die meinte das echt ernst“, sage ich verwundert zu meiner Frau.
Eine Weile später. Wir sitzen im Stadion. Die Band hat ordentlich Verspätung. Der Typ neben meiner Frau steht auf. Kommt nach einer Weile zurück. In der Hand: eine Pizza. „Die sieht gut aus“, begrüße ich ihn zurück. Er lächelt mich an: „Wollt ihr auch etwas?“ — und hält uns ebenfalls den Karton entgegen.
Zwei mal so ein Pizza-Event innerhalb weniger Stunden. Das war schon auffallend. Meine Frau und ich sind uns einig: Das würde uns in Deutschland nicht passieren. Wir fragten uns: Wie würden wir reagieren, wenn wir Pizza essen und jemand uns “Guten Appetit” wünscht?
Welches Verhalten Wird in Ihrem Unternehmen verstärkt?
Mir geht es hier gar nicht darum, zu bewerten, ob das eine oder das andere besser ist. Mir geht es um die Frage: Was können wir daraus für Unternehmen lernen? Der entscheidende Begriff ist hier: Kultur.
Wir beziehen den Begriff auf ganze Länder. Auf Städte. Familien. Freundeskreise. Und natürlich auch auf Unternehmen, Abteilungen und einzelne Teams. Aber was bedeutet er eigentlich?
In meiner Arbeit mit Familienunternehmen hat sich folgende Definition des Begriff Unternehmenskultur bewährt:
Kultur ist der prägende Charakter eines Unternehmens; sie verstärkt die für sie typischen Verhaltensweisen der Menschen, die in ihr arbeiten.
Besonders deutlich wird dieser typische Charakter eines Unternehmens für neue Mitglieder der Kultur. Wenn Sie also wissen wollen, wie Ihr Unternehmen tickt, fragen Sie nicht die alten Hasen, sondern die neuen Mitarbeiter. Ihnen werden die typischen Charaktereigenschaften förmlich ins Auge springen. Das, was auffallend, was anders ist im Vergleich zu anderen Organisationen.
Ähnlich wie für uns in London: Die Pizza-Erlebnisse waren für uns auffallend freundlich und haben unser Bild eines respektvollen, freundlichen Umgangs — auch mit Fremden — in London bestärkt. Die Stadt genießt bei uns einen guten Ruf, weil wir verschiedene positive Verhaltensweisen erlebt und beobachtet haben.
Solche Kultur-Diagnosen können Sie auch in Ihrem Unternehmen systematisch durchführen. Wenn Sie dann das Ergebnis sehen, wird es spannend: Verstärkt Ihre Unternehmenskultur die gewünschten Verhaltensweisen? Oder fördert sie gar solche Verhaltensweisen, die Sie gar nicht (mehr) sehen wollen?
Der weiche Kram bestimmt den finanziellen Erfolg
Aber warum sollten Sie sich als ergebnisorientierter Manager mit so weichem Kram wie Kultur beschäftigen?
Ganz einfach: Wenn der weiche Kram die falschen Verhaltensweisen verstärkt, fliegen Ihnen irgendwann die harten Zahlen um die Ohren.
Sie können das gut mit einer Ehe vergleichen: Wenn Sie nicht sorgsam auf den weichen Kram achten — die Kultur, wie Sie miteinander umgehen — geraten Sie als Paar auf kurz oder lang ins Schlittern. Es passieren dann die abstrusesten Dinge, zum Beispiel, dass sich ein Paar auseinander lebt, obwohl es seit Jahren im gleichen Haus lebt.
Agilität vs. Regeltreue
Ich halte einen Vortrag bei einem großen langjährig etablierten Konzern. Seit einigen Monaten wird die gesamte Organisation auf Agilität getrimmt. An jenem Nachmittag fahre ich an den Besucherparkplatz und Klingel an der Schranke. “Guten Tag. Holzer mein Name. Ich halte heute einen Vortrag bei Ihnen im Haus”, informiere ich den Pförtner. Er entgegnet mir: “Mir wurde gesagt, dass der Parkplatz heute wegen einer Veranstaltung gesperrt ist. Bitte parken Sie auf einem anderen Parkplatz.” “Ja, ich weiß, dass es heute eine Veranstaltung gibt. Ich bin einer der Referenten. Der Veranstalter, Herr Meier, hat mir einen Parkplatz hier reserviert”, versuche ich es erneut. “Wann ist denn Ihre Veranstaltung?” will der Pförtner wissen. “15 Uhr.” “Die Veranstaltung, für die der Parkplatz gesperrt wurde, beginnt erst um 17 Uhr. Ich darf Sie bitten, woanders zu parken.”
Witzigerweise war mein Ansprechpartner einen Tag zuvor am Empfang gewesen, um meinen Namen zu hinterlegen. Aber weder das noch die ganzen agilen Initiativen und Schulungen haben der Organisation geholfen, die Kultur wirklich zu verändern. Anhand der Verhaltensweise des Pförtners wird deutlich, welches Verhalten nach wie vor verstärkt wird: Regeltreue statt Eigenverantwortung.
Kultur ist kein Selbstzweck
Was eine Kultur leisten muss, leitet sich aus der Strategie des Unternehmens ab und den Rahmenbedingungen unter denen es erfolgreich sein muss. Insofern gibt es nicht die eine richtige Kultur. Jedes Unternehmen hat da seine ganz eigenen Ecken und Kanten. Aber eines ist für alle Unternehmen sicher: Auf kurz oder lang wird eine Organisation in Schieflage geraten, wenn der weiche Kram, die Stimmung, die Verhaltensweisen der Menschen nicht stimmen.
Die Mannschaft ist irgendwann nicht mehr mit vollem Herzblut bei der Sache — in der Folge sinken Produkt- und Servicequalität. Kunden werden unzufrieden. Ihre Leistungsträger ebenfalls. Beide wandern zum Wettbewerb ab. Umsätze sinken. Bald fehlt das Geld, um den Mitarbeitern etwas zu gönnen oder die notwendige Materialqualität einzukaufen. Ein Teufelskreis. Und nein, Sie haben dann kein Vertriebsproblem — sondern ein Kultur- und damit ein Führungsproblem!
Haben wir die falschen Manager?
Sie sollten also besser ein Auge auf den weichen Kram haben. Jedoch begegnen mir in den Führungsetagen häufig noch Menschen, die keinen Bock auf den weichen Kram haben: Manager. Sie tun das, was ein Manager machen soll: Zahlen managen. Der weiche Kram ist für sie ein nerviges Übel, was eigentlich niemand wirklich braucht. Diese Haltung kann sich ein Unternehmen solange leisten, bis sie zu Problemen führt.
Erfahrungsgemäß bekommen Sie die Kurve dann leider selten durch schnelle Hauruck-Aktionen. Klüger ist also, wir handeln präventiv. Dazu brauchen wir mehr Anführer in den Unternehmen. Menschen, die wissen, dass es nicht ausreicht, nur die Zahlen im Blick zu haben. Menschen, die verstanden haben, dass sie zusätzlich die Gefühle und Emotionen der Mitarbeiter in die richtige Richtung leiten müssen.
Doch solange wir in unserem mechanistischen Weltbild gefangen sind und meinen, Menschen ließen sich auf Ansage verändern; Führung ließe sich in einmalig zwei Tagen Seminar erlernen; werden uns in den Unternehmen immer wieder die gleichen Probleme begegnen.
Was zeichnet also gute Anführer aus? Schauen wir auf‘s Ende, nämlich die Wirkung, die sie erzielen. Schwache Anführer sorgen dafür, dass die Menschen in ihrem Umfeld kleiner und schwächer werden. Gute Anführer dafür, dass die Menschen, die sie führen, größer, stärker und mutiger werden.
Was erleben Sie in Ihrem Unternehmen?
Und noch viel wichtiger: Für welche Wirkung sorgen Sie als Führungskraft?
Ihnen hat der Text gefallen?
Mehr dazu, was moderne, starke Führungskräfte auszeichnet, finden Sie in meinem Buch «Führung stirbt nicht».
Weltmeisterlich führen
Der Wandel ist schnell und scharf. Führung ist gefragt. Aber was zeichnet gute Führung eigentlich aus? Darüber sprachen wir vor 160 Unternehmern und Führungskräften bei unserem ersten Vortragsabend im Kölner RheinEnergie-Stadion.
Weltmeisterlich führen
Am 08. August 2023 luden wir Unternehmer und Führungskräfte ins RheinEnergie-Stadion Köln zu einem Vortragsabend ein. Thema: Weltmeisterlich führen.
Kernfrage: Was zeichnet gute Führung aus?
Das Thema brennt den Führungskräften unter den Nägeln. Denn die Resonanz war mit über 160 Teilnehmern groß.
Dr. Werner Wolf, ehemaliger Top-Manager und aktuell Präsident des 1. FC Köln, sprach über die Besonderheiten, einen Bundesliga-Club zu führen. Führung findet hier in einem Spannungsdreieck statt:
Sportlicher Erfolg
Finanzieller Erfolg
Interessen einer sehr aufmerksamen Öffentlichkeit
Es reicht nicht, wenn nur eine Dimension erfolgreich ist. Es müssen alle drei stimmen. Auf dem Weg müssen dabei auch immer wieder schwierige Situationen gemanagt werden. Wolf stellte die Bedeutung von Kommunikation heraus. Es ist auch jenseits des Platzes spielentscheidend, mit den Menschen zu sprechen. Dabei darf sich ein Präsident nicht zu schade sein, selber zum Hörer zu greifen und mit Fans und andere Stakeholder auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören.
Dr. Werner Wolf
Dilar Kisikyol, Profiboxerin und amtierende Weltmeisterin im Leichtgewicht, richtete in ihrem Vortrag den Blick nach innen. Denn Führung beginnt immer bei Selbstführung.
Dabei ist es im Sport etwas einfacher als im Business. Denn beim Sport gibt es meist ein zeitlich begrenztes Highlight: sei es ein Bundesliga-Spiel oder eben ein Boxkampf. So können sich Sportler viel fokussierter auf einen solchen Termin vorbereiten. Die Betonung liegt auf Vorbereitung, denn ohne Anstrengung, Disziplin und das Verfolgen eines konsequenten Plans würde Erfolg zum Glücksspiel verfallen. Das Gegenteil ist der Fall: Es gehört viel Selbstführung dazu, von sich in der Vorbereitung alles abzuverlangen.
Die Selbstführung geht dann im Kampf weiter. Meditation hilft Kisikyol dabei, den Kopf ruhig zu bekommenen sich kurz vor dem Kampf auf das Wesentliche zu fokussieren. Während des Kampfes stehen ihr zwar ihr Trainer und Team in der Ecke zur Seite. Doch sie ist und bleibt im Ring auf sich allein gestellt. Auf Grund der hohen Geschwindigkeit des Boxens muss sie mit voller Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt bleiben.
Victoria Krewinkel, Dilar Kisikyol (von links)
Peter Holzer beendete den Vortragsabend mit seinem Vortrag “Führung stirbt nicht”. In den Unternehmen beobachtet er, dass es über die Jahre einen zunehmend intensiveren Kuschelkurs gab. Unternehmen versuchen, es jedem recht zu machen. Statt auf Spitzenleistung zu setzen, wurde an vielen Stellen der Maßstab gesenkt. Man konnte sich das leisten, denn die Konjunktur spülte sowieso jeden auf den Olymp des Erfolgs.
Doch der Wind dreht sich. Die vielen Krisen von Ukraine bis Inflation erschüttern nahezu alle Branchen. Erste Insolvenzen konfrontieren uns mit der harten Realität, dass Erfolg und Wohlstand nur gelingen, wenn wir Ergebnisse erzielen.
Getreu des Mottos “Führung stirbt nicht” ist gute Führung gefragt. Und die liegt im Wesentlichen darin, das Leistungslevel zu steigern. Dazu gehört offensichtlich, das Abliefern von Ergebnissen. Gleichzeitig und genauso wichtig ist, ein Gefühl der Zugehörigkeit für die Menschen zu schaffen. Denn nur wenn dieses spürbar ist, sind auf Dauer Spitzenleistungen möglich.
Der “weiche Kram”, die Unternehmenskultur, wird so zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Dabei geht es jedoch nicht darum, politisch korrekte Ponyhöfe zu gestalten, sondern eine Streitkultur zu leben, in der die Menschen offen ihre Ideen austauschen. Nicht damit das stärkste Ego gewinnt, sondern damit die beste Idee das Rennen macht.
Dazu reicht eigentlichen gesunder Menschenverstand. Doch in der Praxis braucht es gute Führung, damit Menschen in einer Art und Weise miteinander umgehen, auf die Erfolg nachhaltig möglich ist: hart in der Sache, fair zum Menschen.
Mythos Kundenzufriedenheit
Das Thema Kundenzufriedenheit hat es mittlerweile in die Vorstandsetagen geschafft. Entsprechend geben sich die Unternehmen viel Mühe: Von Kundenpersonas über Umfragen bis Net Promoter Score. Dabei ist Kundenzufriedenheit das falsche Ziel. Worauf es wirklich ankommt, hat eher was mit »weichem Kram« als mess- und skalierbaren Zahlen zu tun. Davor schrecken viele Top-Manager eher zurück. Das ist gut so. Denn dadurch ergeben sich für Sie großartige Chancen, um den Wettbewerb hinter sich zu lassen.
Mythos Kundenzufriedenheit — Wie Sie sich erfolgreich vom Wettbewerb absetzen.
Kundenzufriedenheit steht für viele Unternehmen mittlerweile im Fokus. In der Folge hat es der NPS (Net Promoter Score) bis in die Vorstandsetagen gebracht. Täglich werden Kunden nach ihrer Zufriedenheit befragt. Und dennoch gleicht Deutschland eher einer Servicewüste als einem Eldorado für ... ja, für was eigentlich?
Ein Eldorado für zufriedene Kunden kann nicht das Ziel sein. Stellen Sie sich vor, Ihr Lebenspartner fragt sie: »Wie findest Du unsere Beziehung?« Und Sie antworten: »Ich bin zufrieden.« Das wäre ein eher trauriger Zustand... Doch mein Eindruck ist, dass wir uns in Deutschland bereits damit abgefunden haben, dass Zufriedenheit genug ist.
Zufriedenheit ist bequem erreichbar. Lässt sich gut mit einer Vier-Tage-Woche, Teilzeitarbeit, Workations, Sabbaticals und der Rente mit 63 vereinbaren. Bloß nicht anstrengen, sondern lieber im Mittelmaß der Zufriedenheit davon ausgehen: Wir tun doch genug.
Kundenzufriedenheit ist das falsche Ziel
Auch wenn es normal zu sein scheint, dass sich zunehmend mehr Menschen mit der Haltung abfinden, Zufriedenheit und Mittelmaß seien »normal« — heißt das noch lange nicht, dass diese Haltung richtig ist.
Im Zeitalter eines schnellen und scharfen Wandels sollten Sie lieber anspruchsvoll sein. Präziser formuliert: Sie sollten freiwillig Ihren Anspruch heben, bevor der Wettbewerb Sie aus der Bahn drängt und Sie dann unter Handlungsdruck auf einmal ihren Anspruch heben müssen. Statt also darauf aus zu sein, Menschen zufrieden zu machen, könnte Ihr Anspruch lauten: Ich will, dass Du begeistert bist!
Um Menschen zu begeistern, reicht es nicht, wenn Sie lediglich Qualität abliefern. Sie müssen schon eine Schippe drauf legen, um auf der Welle zu surfen — und nicht unter sie zu geraten.
Zwar werden Themen wie Work-Life-Balance, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Diversity und New Work derzeit intensiv in unserer Arbeitswelt diskutiert. Sie haben jedoch alle eines gemeinsam: Sie sind nicht entscheidend, wenn es darum geht, Ihre Kunden zu begeistern.
Deutschland: Meister im Kunden-Vergraulen
Wie Kundenbegeisterung völlig schief gehen kann, erlebte ich, als ich kürzlich ein E-Mountainbike der Firma Simplon kaufte. Die Firma steht für High-Performance Fahrräder, handcrafted in Österreich. Sie versprechen High-End und Top-Qualität. Ob dieses Versprechen tatsächlich erfüllt wird, hängt aus Kundensicht jedoch nicht nur am Produkt an sich, sondern wird maßgeblich vom gesamten Kaufprozess beeinflusst.
Die Frage war: Bei welchem Händler kann ich das Bike kaufen? Im Internet entdeckte ich einen Fahrradladen, der durch gute Videos auf sich aufmerksam machte. Einziger Haken: Er war rund eine Stunde von meinem Wohnort entfernt.
Für Spitzenqualität bin ich bereit, auch durch die Gegend zu fahren. Also fuhr ich hin. Der Verkäufer nahm mit einem Zollstock Maß. Anhand meiner Daten suchte er den vermeintlich passenden Rahmen und konfigurierte das Bike auf der Website von Simplon. Wegen Corona gab es Lieferprobleme, also konnte ich das Fahrrad nicht Probefahren. Das sei jedoch kein Problem, da ich ja vermessen wurde und das Fahrrad super passen würde, versicherte mir der Verkäufer.
Als das Bike geliefert wurde, begann die Odyssee. Ich saß gefühlt wie ein Affe auf dem Schleifstein. Die Geometrie passte einfach nicht. Außerdem wurde ein Carbonriemen fehlerhaft vom Händler montiert. Im Ergebnis fuhr ich drei Mal in den Laden, investierte viele Stunden meiner Lebenszeit. Der Carbonriemen war am Ende zwar korrekt installiert. Zur Tatsache, dass ich nicht gut auf dem Fahrrad saß, meinte der Verkäufer jedoch nur verantwortungslos: »Da kann ich nichts mehr dran ändern.«
Mein Fahrerlebnis war einfach nur Mist. Ich war nicht zufrieden und erst recht nicht begeistert, sondern enttäuscht. Das hatte jedoch nichts mit dem Produkt zu tun. Sondern mit der Art und Weise, was der Händler an Service-Qualität ablieferte.
Bleiben Sie anspruchsvoll
Wer unzufrieden ist, hat zwei Möglichkeiten: Erstens, Maßstab senken und sich mit dem Status quo abfinden. Zweitens, daran arbeiten, dass die Situation besser wird. Mich damit abzufinden, dass ich nach zwei Stunden Biken mit Rückenschmerzen vom Rad steige, ist keine Option. Also versuchte ich es mit einem Bike-Fitting. Dort wurden die bestehenden Bauteile hier und da ein bisschen verschoben. Teile austauschen wollten die Profis jedoch nicht. »Dann müssten wir einen anderen Carbonlenker bestellen und montieren. Falls der aber nicht hilft, müsstest Du ihn trotzdem kaufen und behalten.«
Im Ergebnis war ich fast soweit, dass ich das Bike wieder verkaufen würde. Mir kam noch ein letzter Gedankenblitz: direkt bei Simplon anfragen. Vielleicht haben sie ja eine Idee, was man tun kann. Die Zentrale befindet sich in Österreich. Dort gibt es auch das Experience Center Hard. Das sind jedoch rund 600km von mir. Ich freundete mich schon mit dem Gedanken an, diese Tour auf mich zu nehmen, da entdeckte ich, dass es ein weiteres Experience Center in Holland gibt. Das sind nur 230km. Also schrieb ich eine eMail nach Holland.
Ein Mensch macht den Unterschied
Die Antwort kam noch am selben Tag. Jim Palm schrieb mir: Er kann mir gerne helfen. Garantieren könne er jedoch nichts. Wenn ich will, kann ich gerne vorbeikommen und dann sehen wir weiter. Ab jetzt nimmt meine Simplon-Erfahrung eine positive Wendung.
Ich rufe Jim an, um einen Termin abzustimmen. Frage ihn: Kannst Du bei Bedarf auch Bauteile wie Lenker oder Vorbau wechseln. Ja, kann er. Wie sieht es Freitag mit einem Treffen aus? Freitag - da hätte er eigentlich frei. Aber er nimmt sich gerne trotzdem die Zeit.
Wow — das beeindruckte mich.
Freitag um 11.00 Uhr treffen wir uns in Holland. Er begrüßt mich: »Erstmal einen Kaffee?« Wir sitzen, quatschen ein bisschen. Dann geht's ans Bike. Er vermisst meinen Körper mit einem 3D-Bodyscanner. Schnappt sich ein eMTB aus dem Laden, montiert einen anderen Lenker. »Wir probieren die Umstellungen erstmal an einem unserer Bikes, bevor wir uns an deinem zu schaffen machen. Fahr hiermit mal eine Runde und probier es aus.« Die Richtung der Veränderungen stimmt. Aber wir sind noch nicht am Ziel. Jim schnappt sich auch ein Bike. Fährt mit mir eine Runde, um zu sehen, wie ich auf dem MTB sitze.
Lange Rede, kurzer Sinn: Insgesamt vier Stunden verbringen Jim und ich zusammen. Im Ergebnis hat Jim meinem Bike einen neuen Lenker verpasst und ein paar Einstellungen vorgenommen. Jetzt fahre ich auf meinem MTB — und es einfach nur geil. Ich bin nicht zufrieden. Sondern absolut begeistert. Das Fahren macht voll Bock, Beschwerden habe ich auch nach mehreren Stunden Fahrt keine.
Meine Begeisterung entsteht nicht nur durch das Produkt. Sondern vor allem durch die Tatsache, wie sehr sich Jim bemüht hat, mir das Fahrgefühl zu ermöglichen, für das die Marke Simplon antritt.
Machen Sie Ihre Kunden sprachlos
Nachdem alles passte, sitzen Jim und ich wieder zusammen, trinken noch eine Tasse Kaffee. Wir plaudern über Simplon und welche Potenziale das Unternehmen noch alles heben kann. Dann frage ich ihn: »Was bekommst Du denn für Deine Hilfe heute?«
Jim schaut mich an, lächelt und sagt: »Nichts.«
Ich schaue überrascht zurück und frage: »Nichts? Damit fühle ich mich aber nicht gut.« Er erklärt mir: »Ich weiß schon, wann ich für meinen Service Geld nehmen muss. Bei Dir in diesem Fall nicht. Du hast selber viel Zeit und Energie investiert, um Dein Problem zu lösen. Und entscheidend für mich ist: Du hast nichts von mir erwartet, sondern lediglich gefragt, ob ich helfen kann. Für mich steht die Marke Simplon für absolute Spitzenqualität. Es tut mir im Herzen weh, dass jener Händler das nicht in dieser Form abgeliefert hat. Umso mehr freue ich mich, dass wir das nun wieder gerade biegen konnten. Außerdem war das Gespräch mit Dir cool und hat mir gefallen.«
So setzen Sie sich vom Wettbewerb ab
Alter Schwede. Das ist mal eine Haltung. Jim ist sozusagen Schuld daran, dass ich von Simplon begeistert bin. In meinen Projekten arbeite ich häufig mit den Unternehmern und ihren Führungsteams daran, wie wir Kunden begeistern können. Dabei orientiere ich mich an folgendem Konzept:
Magische Momente sind der neue Wettbewerbsvorteil.
Meine Kunden sind meist im hohen Qualitätsniveau unterwegs, liefern also Markenware — oft kombiniert mit Dienstleistungen. Doch das machen eben viele Unternehmen so. Kunden gewöhnen sich an dieses hohe Level und erwarten es zunehmend. Um jetzt Begeisterung auszulösen, müssen Sie die anfangs erwähnte Schippe drauf legen: Sorgen Sie für magische Momente.
Wie das gelingt, dafür gibt es keine Standard-Anleitung. Doch Sie können sich an einem Prinzip orientieren: High Tech needs High Touch. Je technischer unsere Umwelt wird, desto mehr sehnen sich Menschen nach menschlichen Erfahrungen. Solche magischen Momente können Sie nur schwer mit einem Algorithmus skalieren. Sie sind eher maßgeschneidert auf den jeweiligen Kunden und die jeweilige Situation.
So wie bei meiner Begegnung mit Jim. Das war »Gegenwart machen« pur. Und kann nur gelingen, wenn die richtige innere Haltung vorhanden ist. Wenn der Kunde das Herzblut spürt.
Insofern reicht es nicht, einfach nur Qualität im Sinne von guten Produkten oder Dienstleistungen abzuliefern. Qualität bedeutet: Das bekommen, was man erwartet. Qualität ist also normal und haut niemanden vom Hocker.
Streben Sie lieber nach Exzellenz. Suchen Sie dazu die Leute, die bereit sind, sich mit Herzblut zu engagieren. Die mehr wollen als nur Durchschnitt und Mittelmaß. Das fängt bei den richtigen Mitarbeitern an, geht über die richtigen Führungskräfte bis hin zur richtigen Unternehmenskultur. Es ist eben der »weiche Kram«, der die harten Fakten beeinflusst. Streben Sie also nicht nach Qualität, sondern nach Exzellenz.
Denn Exzellenz ist das, was entsteht, wenn Menschen sich wirklich kümmern.
Ihnen hat der Text gefallen?
Weitere Anregungen, wie Sie eine Unternehmenskultur schaffen, in der Menschen gerne Spitzenleistung bringen, finden Sie in meinem Buch »Führung stirbt nicht!«.
Reden ist noch lange kein Inhalt
Der Mensch ist Weltmeister im Dauer-Gesabbel. Überall, rund um die Uhr wird gesendet. Doch egal ob digital oder im persönlichen Gespräch: Reden ist noch lange kein Inhalt. Dabei können wir Erstaunliches von den Vögeln lernen.
Reden ist noch lange kein Inhalt
Meisterhaft getarnt: Die Amsel-Küken sind in der Palme kaum zu entdecken.
In unserem Garten nistet ein Amsel-Paar. Nach ein paar Tagen sind die Vogel-Babies geschlüpft und werden in bahnbrechendem Tempo immer größer. Hin und wieder schaue ich dem bunten Treiben mit dem Fernglas zu. Dabei habe ich etwas Lehrreiches entdeckt:
Die Baby-Vögel sind still.
Nur wenn Papa oder Mama mit Würmern im Nest landen, sind die Schnäbel sperrangelweit offen und es wird Lärm gemacht.
Kaum ist die Beute weggeputzt, ist es wieder: still!
Mehr Ruhe
Wie würde unsere Welt aussehen, wenn wir uns an diesem Verhalten der Amseln orientieren?
Mehr Stille.
Weniger Gelaber.
Mehr inhaltliche Substanz.
Weniger verletzende Verbalattacken — und vor allem weniger empfindliches „Ich fühle mich diskriminiert“-Gequietsche.
Wir wissen es eigentlich
In jeder Anfänger-Verkaufsschulung lernen Sie: weniger reden, mehr zuhören. Was ist eine gute Quote? Wenn Ihr Kunde 75% redet, und Sie nur 25%.
Oft haben wir auch gehört: Der Mensch hat zwei Ohren und nur einen Mund. Also auch hier die Empfehlung: mehr zuhören, weniger reden.
Und dennoch sieht die Praxis völlig anders aus:
Verkäufer quatschen dem Kunden ein Kotelett ans Ohr. Redeanteil des Verkäufers — wenn der Kunde Glück hat — 75%. Wenn er Pech hat, kommt der Kunde gar nicht mehr zu Wort. Sie kennen den Spruch: «Fachidiot schlägt Kunde tot.»
In Besprechungen wird viel geredet. Vor allem um den heißen Brei. Und genauso viel, um das Spiel von Status, Macht und Dominanz zu gewinnen. Es fehlt leider allzu oft an Klartext, Ehrlichkeit und echter Empathie. Auch wenn die Bekundungen der New-Work-Bewegung zumindest öffentlich predigen, dass die Arbeitswelt menschlicher werden muss, haben wir kommunikativ nach wie vor große Baustellen in den Unternehmen.
Privat verkommt manch einer zum emotionalen Mülleimer, bei dem die anderen ihre Sorgen, Geschichten und sonstigen Ballast abwerfen. Prüfen Sie es doch gleich mal: Wie viele Ihrer privaten Kontakte interessieren sich wirklich auch für Ihre Themen und Befindlichkeiten? Heißt: Stellen Ihnen Fragen — und hören Ihnen zu?
Wir wissen es besser und machen es trotzdem falsch.
Klarheit gibt Power
In allen Fällen wird Ihnen helfen, wenn Sie für sich Klarheit finden. Sie brauchen Ihren Horizont: Was ist Ihnen wirklich wichtig? Was wollen Sie bewirken? Welche Menschen wollen Sie in Ihrer Nähe haben? Wollen Sie dem Zeitgeist folgen — oder lieber den Zeitgeist formen?
Ich habe mich entschieden, lieber zu formen als zu folgen. Dazu braucht es den Mut zur Haltung. Und der fordert seinen Preis: nämlich, dass Sie hier und da anecken. Passen Sie dabei auf, dass Sie nicht in eine Schlangengrube fallen. Denn die selbsternannten Moral-Aposteln warten bereits darauf, Sie zu ächten.
Also: Choose your Battles. Machen Sie den Mund dort auf, wo es Ihnen wichtig ist. Und in allen anderen Situationen denken Sie daran: Leben und leben lassen. Nehmen Sie sich Shakespeare zu Herzen: «Ich sage wenig, denke desto mehr.»
Statt Zeit und Energie zu verschwenden, sagen Sie einfach gar nichts — und genießen Sie die Stille.
WORUM ES GEHT
Lassen Sie uns das Stärkste unternehmen, was uns möglich ist: Gegenwart machen. Um beruflich wie privat wirkungsvoll zu sein und ein erfülltes Leben zu führen. Im Blog finden Sie dazu geistige Reibungsfläche. Viel Freude beim Lesen.
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